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Schwacher Wochenauftakt trotz guter Vorgaben

16.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Morgen auf ein 3-Wochentief von 110,25 USD je Barrel gefallen. Damit handelt der nächstfällige Terminkontrakt ca. 2 USD niedriger als am Freitag. Der Preisrückgang erklärt sich etwa zur Hälfte mit dem Kontraktwechsel, da der am Freitag ausgelaufene Oktober-Kontrakt ca. 1 USD höher notierte als der November-Kontrakt, welcher ab heute neuer Referenzkontrakt ist.

Die andere Hälfte ist auf einen weiteren Rückgang der Risikoprämie zurückzuführen, nachdem sich die USA und Russland am Wochenende auf einen konkreten Zeitplan einigen konnten, in welchem die Chemiewaffen in Syrien offengelegt und zerstört werden sollen. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 10. September ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um 14,2 Tsd. Kontrakte reduziert und damit zum Preisrückgang beigetragen. Der Positionsabbau dürfte sich in den Tagen danach fortgesetzt haben, weil es nicht zum befürchteten US-Militärschlag gegen Syrien gekommen ist und die Ölpreise im Verlauf der letzten Woche deutlich nachgegeben haben.

Ohne die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und die Angebotsausfälle u.a. in Libyen, Nigeria, Irak und der Nordsee dürfte der Brentölpreis deutlich unter der Marke von 110 USD je Barrel notieren. Letztere halten den Ölpreis derzeit noch davon ab. So sollen die Ölexporte aus dem Süden des Irak in den ersten zwölf Tagen im September aufgrund von Wartungsarbeiten auf weniger als 2 Mio. Barrel pro Tag gefallen sein. Im August waren es noch 2,3 Mio. Barrel pro Tag. Bis Mitte Oktober wird mit einem weiteren Rückgang der Öllieferungen aus dem Südirak gerechnet, welcher ca. 90% der Ölexporte des zweitgrößten OPEC-Exportlandes ausmacht.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte am Freitagabend deutlich zulegen und in der Nacht bis auf 1.336 USD je Feinunze steigen. Der Preisanstieg dürfte zunächst durch spekulative Anleger ausgelöst worden sein, welche kurz vor dem Wochenende Short-Positionen geschlossen haben, nachdem die Marke von 1.300 USD je Feinunze gehalten hat. Zusätzliche Unterstützung gab die Meldung, dass der ehemalige US-Finanzminister Summers seine Kandidatur als Fed-Chairman am Wochenende zurückgezogen hat.

Neue Favoritin ist damit die als besonders taubenhaft geltende bisherige Bernanke-Stellvertreterin Yellen, unter welcher der Ausstieg der US-Notenbank aus der ultra-lockeren Geldpolitik langsamer erfolgen dürfte. In der Folge ist der US-Dollar unter Druck geraten und die Renditen für US-Staatsanleihen sind deutlich gefallen. Beides ist positiv für Gold. Der Blick der Marktteilnehmer richtet sich nun auf die Fed-Sitzung Mitte der Woche. Eine moderate Rückführung der Anleihekäufe dürfte inzwischen bereits eingepreist sein und damit den Goldpreis nicht mehr stark belasten.

Ein neuerlicher Test der Tiefs vom vergangenen Freitag ist dennoch wahrscheinlich, da sich Finanzanleger aktuell aus Gold zurückziehen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen fielen in der Woche zum 10. September um 10,6 Tsd. Kontrakte. Die Gold-ETFs verzeichneten am Freitag mit 7,5 Tonnen die stärksten Tagesabflüsse seit Anfang August. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, da die Aktienmärkte vor neuen Höchstständen stehen und Anleger daher von Gold in Aktien umschichten.


Industriemetalle

Bei den Metallen ist aktuell der Wurm drin. Auch positive Nachrichten aus China, dem wichtigsten Nachfrageland für Metalle, massiv steigende Notierungen für Frachtraten und freundliche asiatische Aktienmärkte, die allesamt häufig mit steigenden Metallpreisen einhergehen, konnten den Metallnotierungen bislang nicht auf die Beine helfen. Der LME-Industriemetall-Index ist am Freitag sogar auf ein 5-Wochentief gefallen. Nicht einmal heute können sich die Industriemetalle an der LME trotz massiver Schwäche des US-Dollar und eines steigenden Risikoappetits nennenswert erholen.

Wir sehen die Preisschwäche bei Metallen nur teilweise fundamental bedingt. Zum einen ging sie offensichtlich mit einem Rückzug der Anleger aus dem Metallmarkt einher: Die Ende August noch relativ hohen Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der COMEX wurden binnen nur zwei Wochen zum 10. September fast vollständig abgebaut. Wahrscheinlich sind die Anleger aktuell sogar per saldo negativ zu Kupfer positioniert, diese Daten werden wir aber erst am Freitag erhalten. Zum anderen warten die Märkte auf die Entscheidung der US-Fed am Mittwoch in Bezug auf die Rückführung der Anleihekäufe. Ein zaghafter Rückzug oder die Vertagung auf Dezember dürfte die Metalle unterstützen.

Fundamental gesehen ist allerdings die bevorstehende Lagerauffüllung in China von größerer Bedeutung. Wir rechnen damit, dass sich die Metallpreise in Folge des stärkeren Wachstums Chinas bald erholen.

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Agrarrohstoffe

Die Rapspreise in Paris mussten bereits die Hälfte ihrer Gewinne abgeben, die sie im Zuge steigender Sojabohnenpreise seit dem 7. August erzielt hatten. Aktuell notieren sie nur noch etwa 4,5% höher als vor dem Anstieg. Dass das USDA den erwarteten Überschuss am globalen Rapsmarkt marginal nach oben korrigiert hat, dürfte keinen großen Einfluss haben.

Die Stimmung dürfte vor allem durch die Entscheidung des EU-Parlaments gedämpft worden sein, dass der Einsatz konventioneller Biokraftstoffe, bei denen aus Raps gewonnener Biodiesel in der EU eine herausragende Rolle spielt, bei 6% des Energiebedarfs im Transportsektor gedeckelt werden soll. Die EU-Kommission hatte sogar einen maximalen Anteil von 5% und damit einen weitgehenden Ausbaustop gefordert, nachdem sich in den letzten Jahren die Kritik an konventionellen Biokraftstoffen gehäuft hatte. Ihnen wird vorgeworfen, unter Einberechnung der sogennanten "Indirekten Landnutzungsänderung" (ILUC) nicht annähernd die in sie gesetzten Hoffnungen auf Einsparungen von Treibhausgasen zu erfüllen. Vor Inkrafttreten muss noch eine Einigung unter den in dieser Frage uneinigen Mitgliedsstaaten erzielt werden.

Mit 714,5 Tsd. Tonnen hat die EU in der Berichtswoche zum 10. September so hohe Weichweizenexporte gemeldet wie seit September 2010 nicht mehr. Dennoch kann sich auch der europäische Weizenpreis derzeit nicht dem Druck von den allgemein gut versorgten Getreidemärkten, und hier vor allem den Vorgaben des Maismarktes, entziehen.





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