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Öl und Gold fallen auf mehrwöchige Tiefstände

17.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Druck auf die Ölpreise hielt auch zum Auftakt in die neue Handelswoche an. Der Brentölpreis fiel gestern zeitweise auf ein 4-Wochentief von 108,7 USD je Barrel. Trotz einer leichten Erholung handelt Brent am Morgen weiterhin unterhalb von 110 USD je Barrel. Finanzanleger ziehen sich derzeit aus dem Ölmarkt zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent verringerten sich in der Woche zum 10. September um 11,7 Tsd. Kontrakte. Dies war der zweite Wochenrückgang in Folge.

Angesichts der nachlassenden geopolitischen Spannungen und der reichlichen Versorgung des Ölmarktes, welche von den drei Ölagenturen in der vergangenen Woche erneut bestätigt wurde, könnten sich weitere Anleger von Long-Positionen trennen. Die weiterhin zahlreichen Angebotsausfälle und das Restrisiko einer neuerlichen Eskalation der Syrien-Krise dürften einen stärkeren Preisrückgang verhindern, so dass wir nicht von einem fortgesetzten Preisrutsch ausgehen. Damit wäre zu rechnen, falls die Angebotsausfälle in Libyen vollständig behoben werden.

Derzeit gibt es allerdings keine Anzeichen dafür. Zwar wurde im westlichen Landesteil eine Einigung mit den Protestierenden erzielt. Der Großteil der Öleinrichtungen liegt allerdings im Osten des Landes und dort halten die Streiks weiterhin an. Die landesweiten Streiks in den Ölhäfen und Ölfeldern haben in den vergangenen Wochen zu einem Rückgang der libyschen Ölproduktion um 90% auf weniger als 200 Tsd. Barrel pro Tag geführt. Da das libysche Öl in seinen Eigenschaften mit Brentöl vergleichbar ist und insbesondere den europäischen Markt versorgt, erhält insbesondere der Brentpreis durch die Ausfälle Unterstützung. Wir rechnen daher zunächst mit einem moderaten Abwärtstrend. Für stärkere Bewegung könnte die Fed-Sitzung Mitte der Woche sorgen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist über Nacht auf ein 5-Wochentief von 1.303 USD je Feinunze gefallen. Angesichts der gestrigen Schwäche des US-Dollar ist die aktuelle Preisentwicklung bei Gold als enttäuschend zu bezeichnen, was kurzfristig für einen weiteren Preisrückgang spricht. Die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze dürfte daher möglicherweise noch heute unterschritten werden.

Die Aussicht auf eine bevorstehende Rückführung der Fed-Anleihekäufe überwiegt offensichtlich den Rückzug des ehemaligen US-Finanzministers Summers als Kandidat für den Posten des US-Notenbankchefs. Die damit wahrscheinlicher gewordene Ernennung der stellvertretenen Fed-Vorsitzenden Yellen zur neuen Chefin der US-Notenbank wurde insbesondere von den Aktienmärkten als Garant für eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik gesehen.

Mit den steigenden Aktienmärkten steigen auch die Opportunitätskosten der Goldhaltung, was sich in seit Tagen fallenden ETF-Beständen widerspiegelt. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten auch gestern Abflüsse von 1,1 Tonnen, was dem sechsten Tagesabfluss in Folge entsprach. Auch bei Silber trennten sich ETF-Anleger von ihren Beständen. Die zuletzt gemeldeten Abflüsse von 66 Tonnen waren die stärksten seit Ende Juni. Seit Monatsbeginn sind 146 Tonnen aus den Silber-ETFs abgezogen worden, was den Preisrückgang bei Silber um 10% seit Monatsbeginn erklären kann.

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Industriemetalle

Die Metallpreise neigen weiter zu relativer Schwäche: während die Aktienmärkte gestern deutlich zulegen konnten, ist der Index der Londoner Metallbörse nur geringfügig gestiegen. Gegen den allgemeinen Trend haben die Bleipreise gestern sogar weiter nachgegeben. Sie notieren aktuell mit knapp 2.050 USD je Tonne 3,6% niedriger als letzten Donnerstag. Ausschlaggebend ist ein massiver Aufbau der an der LME-registrierten Vorräte: Mit einer Einlieferung von knapp 50 Tsd. Tonnen wurde am vergangenen Freitag der stärkste Tageszuwachs seit 1970 gemeldet. Damit wurde ein Teil des nun seit Dezember andauernden Lagerabbaus wieder wettgemacht und mit 231,7 Tsd. Tonnen sind die Vorräte wieder so hoch wie zuletzt Ende Mai.

Die Einlieferung erfolgte allerdings konzentriert in das LME-Lagerhaus in Vlissingen. Wir denken deshalb, dass dieser "punktuelle" Anstieg weniger das Zusammenspiel von physischem Angebot und Nachfrage widerspiegelt, vielmehr könnte das Material zur Abdeckung einer Short-Position dienen oder aber dem Aufbau einer dominanter Marktstellung geschuldet sein, die eine Bedienung von Materialanfragen aus dem Markt erzwingt. Ob die physische Nachfrage dem Angebot zuletzt tatsächlich hintergehinkt hat, werden morgen die neuen Marktbilanzdaten zeigen. Für die ersten Jahreshälfte steht immerhin ein deutliches Defizit zu Buche.

Auch wenn die Batterienachfrage laut der chinesischen Forschungsgruppe SMM im September eher schwach war, sind wir der Meinung, dass die Bleipreise angesichts der positiven Automobilkonjunktur in den USA und China gut unterstützt sind.


Agrarrohstoffe

Dass die anhaltend zu geringen Niederschläge in Westafrika, der wichtigsten Anbauregion für Kakao, die Perspektiven für die nächste Ernte trüben, hat die Kakaopreise in London und New York auf Schlusskursbasis jeweils auf ein 12-Monatshoch von 1.695 GBP je Tonne bzw. 2.636 USD je Tonne getrieben. In den letzten zwei Jahren wurden sowohl in London als auch in New York nur an wenigen Tagen so hohe Preise wie derzeit erzielt. Immer mehr Beobachter erwarten für die Saison 2013/14 ein zweites Defizit in Folge am globalen Kakaomarkt.

Inzwischen kursieren Erwartungen eines Defizits in Höhe von bis zu 200 Tsd. Tonnen, nachdem bereits die zu Ende gehende Saison 2012/13 mit einem Defizit schließen soll, das deutlich höher als die zuletzt von der Internationalen Kakaoorganisation geschätzen 52 Tsd. Tonnen ausfallen dürfte. Einige gehen bereits so weit, auch für die Saison 2014/15 Skepsis über die Versorgungslage anzumelden. All dies lässt die spekulativen Anleger nicht unbeeindruckt. Sie haben inzwischen ihre Netto-Long-Positionen, mit denen sie auf steigende Preise setzen, in New York auf ein Rekordniveau ausgebaut.

In London, wo erst seit zwei Jahren entsprechende Positionierungsdaten veröffentlicht werden, liegen die Netto-Long-Positionen spekulativer Anleger in Reichweite des bisherigen Rekords von vor einem Jahr. Damit steigt auch das Korrekturpotenzial. Zunächst dürften die Kakaopreise aber gut unterstützt bleiben.




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