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Fed sorgt für Feierlaune

19.09.2013  |  Eugen Weinberg
Die US-Notenbank Fed hat die Märkte gestern Abend geschockt und das monatliche Anleihekaufvolumen vollkommen unerwartet bei 85 Mrd. USD belassen. Zusätzlich wurden die Vorbedingungen für eine Straffung der Geldpolitik verschärft. Der US-Dollar hat sich in der Folge massiv abgeschwächt und die US-Renditen sind kräftig gesunken. Gleichzeitig verzeichneten die Aktienmärkte in den USA und in Asien deutliche Zuwächse. Die Aussicht auf eine ungebremste Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik der Fed verleiht auch den Rohstoffpreisen heute Flügel. Wie lange dies anhalten wird, hängt von der weiteren Konjunkturentwicklung und der Erwartung der Marktteilnehmer für die zukünftige US-Geldpolitik ab. Auch rohstoffspezifische Faktoren wie die Angebots- und Lagerentwicklung dürften eine Rolle spielen. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Liquidität allein den Rohstoffpreisen auf Dauer nicht zu Anstiegen verhelfen kann.

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Energie

Die Ölpreise konnten nach der Fed-Entscheidung deutlich zulegen. Brentöl stieg um knapp 3% und handelt am Morgen bei 111 USD je Barrel. WTI verteuerte sich ebenfalls um 3% auf 108,5 USD je Barrel. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Ölpreise von einem unerwartet deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche. Diese fielen um 4,4 Mio. Barrel auf das niedrigste Niveau seit März 2012. Gründe hierfür waren niedrigere Importe und eine höhere Rohölverarbeitung.

Trotz der weiterhin kräftigen Raffinerietätigkeit gingen auch die Vorräte von Ölprodukten zurück, was auf eine robuste Kraftstoffnachfrage zurückzuführen war. Die Benzinnachfrage wird sich mit dem Ende der Sommerfahrsaison deutlich abschwächen. Zudem sind die Verarbeitungsmargen auf ein Niveau abgestürzt, welches die Benzinproduktion für viele Raffinerien kaum mehr profitabel macht. Die Rohölverabeitung dürfte daher nicht mehr lange auf dem derzeitigen Niveau bleiben.

Eine niedrigere Rohölverabeitung müsste durch entsprechend niedrigere Importe abgefedert werden, damit es nicht zu einem Lageraufbau kommt, zumal die US-Ölproduktion weiterhin steigt. Letztere erreichte mit 7,8 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit Mai 1989. Damit wurden vergangene Woche die Importe um 250 Tsd. Barrel pro Tag übertroffen.


Edelmetalle

Am stärksten profitierten die Edelmetalle von der gestrigen Fed-Entscheidung. Gold stieg im Anschluss um mehr als 4% und verzeichnete damit den größten prozentualen Tagesanstieg seit mehr als 15 Monaten. Die Aufwärtsbewegung setzt sich am Morgen fort. Gold notiert inzwischen oberhalb von 1.370 USD je Feinunze, nachdem der Preis gestern zwischenzeitlich unter die Marke von 1.300 USD gefallen war. Silber hat sich seit gestern Abend um mehr als 6% auf gut 23 USD je Feinunze verteuert und handelt damit knapp 2 USD höher als im gestrigen Tagestief.

Der schwächere US-Dollar und die gesunkenen Realzinsen sollten Gold und Silber weiterhin Unterstützung geben. Die steigenden Aktienmärkte könnten allerdings dazu führen, dass Anleger bevorzugt in Aktien investieren anstatt in Gold. Aufschluss hierüber wird die Entwicklung der ETF-Bestände in den kommenden Tagen geben. Gestern kam es hier nochmals zu leichten Abflüssen.


Industriemetalle

Die Metallpreise machen nach der Fed-Sitzung ebenfalls einen ordentlichen Satz nach oben, auch wenn die chinesischen Märkte aufgrund des Mondfestes heute und morgen geschlossen sind und damit die Tendenz nicht verstärken können. Kupfer notiert heute Morgen bei 7.300 USD je Tonne und damit 250 USD höher als gestern in der Früh. Impulse gab aber nicht nur die Fed, denn eine Preiserholung setzte bereits im Verlauf des gestrigen Handels ein. Zusätzlichen Aufwind gaben zum einen die neuen Zahlen des World Bureau of Metal Statistics. Denn der Angebotsüberschuss in den ersten sieben Monaten dieses Jahres fiel mit 200 Tsd. Tonnen deutlich niedriger aus als im Vormonat für die erste Jahreshälfte ausgewiesen worden waren (338 Tsd. Tonnen).

Zum anderen halfen positive Zahlen für den amerikanischen Wohnungsbau. Auch wenn die Baubeginne leicht unter den Erwartungen lagen, ist der aussagekräftigere Trend bei den Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser weiter klar aufwärtsgerichtet.

Fundamentalen Rückenwind geben die neuen Marktbilanzdaten auch für Blei: nach WBMS ist das Defizit von Januar bis Juli auf knapp 220 Tsd. Tonnen gestiegen (bislang Jan-Jun: 185 Tsd. Tonnen). Auch nach den Zahlen der Study Group steht aufgrund eines globalen Nachfragewachstums von 7% in den ersten sieben Monaten ein wenn auch spürbar geringeres Defizit zu Buche. Die Voraussetzungen sind also gut, dass neben Kupfer auch Blei nachhaltiger von den Impulsen der Fed profitieren kann, auch wenn die an der LME registrierten Bleivorräte zuletzt überraschend stark anstiegen.


Agrarrohstoffe

Auch die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen an der CBOT können nach der Fed-Entscheidung zulegen. Denn aufgrund des schwächeren US-Dollar steigt die Wettbewerbsfähigkeit für US-Getreide und Ölsaaten, was sich in einer höheren Exportnachfrage widerspiegeln dürfte. Hinzu kommt, dass der US-Maispreis zuvor bei 4,52 USD je Scheffel auf ein 3-Jahrestief gefallen war, was sich ebenfalls positiv auf die Nachfrage auswirken sollte. Unsicherheit herrscht weiterhin hinsichtlich der Einschätzung für die derzeit laufende Ernte.

Das Agraranalysehaus Lanworth hat die Prognose für die US-Maisernte zwar leicht auf 13,483 Mrd. Scheffel (342,5 Mio. Tonnen) erhöht, liegt damit aber noch immer deutlich unter der jüngsten Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums von 13,843 Mrd. Scheffel (351,6 Mio. Tonnen). Insbesondere bei den unterstellten Flächenerträgen ist Lanworth mit 152,9 Scheffel je Morgen deutlich skeptischer als das USDA, welches seine Schätzung trotz einer kontinuierlichen Verschlechterung des Pflanzenzustands in den wöchentlichen Erntefortschrittsberichten zuletzt auf 155,3 Scheffel je Morgen erhöhte.

Wir sind der Ansicht, dass das USDA die US-Maisernte zu optimistisch einschätzt und seine Schätzung im kommenden Monat nach unten revidieren dürfte, zumal auch bei der Anbaufläche eine Abwärtsrevision wahrscheinlich ist. Wir sehen daher bei Mais weiteres Erholungspotenzial, wovon auch Weizen profitieren sollte.




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