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Wesentliche Einkaufsmanagerindices überraschen per Dezember

04.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.3035, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2958 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 99.95, während EUR-CHF bei 1.2180 oszilliert.

Der Jahresbeginn wurde überwiegend von positiven konjunkturellen Daten bestimmt. Der zuletzt anhängige Konjunkturblues wird leiser, ohne jedoch zu verstummen. Wir verweisen auf den Jahresausblick 2012 bezüglich unserer Einlassungen zur Qualität der globalen Zyklik. Nicht Sättigung der Zyklik, sondern spekulativ begründete politische Risiken aus der Eurozone/Europa sind Katalysator der Konjunkturschwäche.

Der globale Einkaufsmanagerindex für den verarbeitenden Sektor legte per Berichtsmonat Dezember von zuvor 49,7 auf 50,8 Punkte zu.

Der Einkaufsmanagerindex der Schweiz schoss förmlich von 44,8 auf 50,7 Punkte nach oben. Der britische PMI legte von 47,7 auf 59,6 Zähler zu. Der chinesische PMI (Dienstleistung) legte massiv von 49,7 auf 56,0 Punkte zu (Verarbeitende Gewerbe von 49,0 auf 50,3). Der US-Index verbesserte sich von 52,7 auf 53,9 Punkte.

Es wäre vermessen, diese Daten voreilig als Trendwende zu interpretieren. Es ist aber angemessen, sie als Indiz unserer Analyse zu interpretieren.

Reuters: Die Europäische Zentralbank ist einem deutsch-französischen Konflikt aus dem Weg gegangen. Der Belgier Peter Praet wird überraschend neuer EZB-Chefvolkswirt. Das teilte die EZB am Dienstag in Frankfurt mit und bestätigte damit Informationen von Reuters. Eigentlich war erwartet worden, dass entweder der Franzose Benoit Coeure oder der Deutsche Jörg Asmussen neuer Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Notenbank wird. Bislang besetzte Deutschland diesen Posten seit dem Start der Währungsunion.

Die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone wird damit entschädigt, dass Ex-Finanzstaatssekretär Asmussen künftig unter anderem einen Großteil der Außenbeziehungen der EZB steuern wird - etwa die Beziehungen zum EcoFin, zur Euro-Gruppe und zu den G20. Bei den wichtigen internationalen Institutionen wird also künftig ein Deutscher EZB-Präsident Mario Draghi vertreten. Bislang war dies dem Vizepräsidenten, dem Portugiesen Vitor Constancio, vorbehalten. Der Bild-Zeitung (Mittwochausgabe) sagte Asmussen, er sei zufrieden. "Gemeinsam mit EZB-Präsident Draghi werde ich mich um das kurzfristige Krisenmanagement und die langfristige Ausgestaltung der Euro-Stabilitätsunion kümmern."

Die EZB hat eine diplomatischen Kurs eingeschlagen, um dieses Problem auszuräumen. Die Marktreaktion fällt neutral aus. Das erscheint angemessen zu sein. Hintergründig ist diese Entscheidung aber auch Ausdruck einer isolierteren deutschen Position. Wenn man Jobs in der EZB einfach hinschmeißt, darf man sich nicht wundern, dass damit auch Einfluss verloren geht. Wenn man in Berlin den Kommandoton gegenüber Europa wählt, dann ist unterschwellige Opposition eine recht verständliche Reaktion, oder?

Seit unserem letzten Report haben sich wesentliche Veränderungen an den europäischen Kapitalmärkten ergeben. Die Refinanzierung der Reformländer ist insbesondere im kurz- bis mittelfristigen Bereich unproblematisch verlaufen. Deutlich sinkende Renditen bei sportlicher Überzeichnung der Emissionen sind eindrucksvolle Charaktermerkmale. Diese Entwicklung ist fraglos korreliert mit den 36 Monatstendern der EZB. Diese Liquiditätsvergabe der EZB ermöglicht es den Banken, ihre durch die Krise gestörte Position der öffentlichen Finanzierung in Teilen wieder einzunehmen.

Diese Maßnahme der EZB wirkt damit einer unangemessenen Spekulation gegen die Eurozone entgegen. Das begrüßen wir ausdrücklich. Es ist höchste Zeit, dass die Reformen diverser europäischer Länder und die latenten weiteren Reformanstrengungen nicht durch überbordende Spekulation unterminiert werden.

Es ist unter rationalen Gesichtspunkten (nicht unter politischen Gesichtspunkten) nahezu unfassbar, dass die Eurozone, die ihre Geschäftsmodelle rigoros restrukturiert und eine Neuverschuldung laut IWF und OECD zwischen 2,9% - 3,2% des BIP per 2012 ausweisen wird, Verlierer an den Märkten gegenüber USA und Japan ohne Reformagenda bei einer Neuverschuldung von 8% - 11% des BIP ist.


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der deutsche Arbeitsmarktbericht setzte einmal mehr positive Akzente. 41,188 Millionen Menschen, eine neue historische Höchstmarke, waren per Dezember beschäftigt. Auf saisonal bereinigter Basis sank die Arbeitslosenzahl um 22.000. Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 10.000 erwartet. Die Anzahl der Arbeitslosen stellte sich per Dezember in der saisonal bereinigten Version auf 2.888.000 nach zuvor 2.910.000 (revidiert von 2.913.000) Die Arbeitslosenrate sank von 6,9% auf 6,8% in der saisonal bereinigten Fassung.

Der nachfolgende Chart zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenquote über die letztem 10 Jahre.

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Der US-ISM-Index für den produzierenden Sektor lieferte per Berichtsmonat Dezember einen Anstieg von 52,7 auf 53,9 Punkte. Damit bewegt sich dieser Index im Bereich solider Expansion. Die Subindices spiegelten diese positive Tendenz umfänglich. Der Produktionsindex legte von 56,6 auf 59,9 Zähler zu. Der Auftragsindex nahm von 56,7 auf 57,6 Punkte zu, während der Beschäftigungsindex einen Anstieg von 51,8 auf 55,1 Punkte verzeichnete.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3230-60 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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