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Südafrikanische Platinindustrie steht vor neuerlichen Streiks

25.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich leicht von ihren gestern verzeichneten Tiefständen erholen. Dass das Tief von letzter Woche bei 107,4 USD je Barrel bei Brent und das Tief von Anfang August bei 102,2 USD je Barrel bei WTI gehalten hat, führte zu technischen Käufen. Ein neuerlicher Test dieser Marken ist wahrscheinlich. Der iranische Präsident Rohani hat bei seiner gestrigen Rede vor der UN-Vollversammlung Entspannungssignale gesendet.

Auch wenn eine schnelle Lockerung der Ölsanktionen des Westens gegen den Iran nicht zu erwarten ist, spricht das diplomatische Tauwetter für eine sinkende Risikoprämie. Denn ein Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen ist deutlich weniger wahrscheinlich geworden als unter dem vorherigen Präsidenten Ahmadinedschad. Zudem könnten Länder wie China, Indien, Japan und Südkorea wieder mehr Rohöl aus dem Iran importieren. Sehr treffend hat der saudi-arabische Ölminister al-Naimi die Situation am Ölmarkt beschrieben. Seiner Ansicht nach ist der Ölmarkt derzeit reichlich versorgt. Sein Land werde auch weiterhin jeglichen zusätzlichen Bedarf decken können.

Das Ölpreisniveau bezeichnete er als vorteilhaft. Die jüngsten Preisbewegungen sind al-Naimi zufolge auf geopolitische Faktoren zurückzuführen gewesen und nicht auf Angebot und Nachfrage. Saudi-Arabien hatte die Ölproduktion im August auf mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet und damit die Angebotsausfälle u.a. in Libyen kompensiert. Falls die Überproduktion bei einer Angebotsnormalisierung nicht zurückgenommen wird, droht ein Preisrückgang unter 100 USD je Barrel, welcher von Saudi-Arabien als angemessen erachtet wird.


Edelmetalle

Nach den Streiks in der südafrikanischen Goldminenindustrie im August kommt es nun zu Arbeitsniederlegungen in der Platinindustrie. Die radikale Gewerkschaft AMCU möchte ab Freitag den weltgrößten Platinproduzenten, Anglo American Platinum, lahmlegen, bis dieser seine Pläne für die Entlassung von 3.300 Arbeitern in ausgewählten Minen nochmals überdenkt. Das Unternehmen wollte aufgrund der schwierigen Marktsituation ursprünglich sogar 14.000 Arbeiter entlassen, hatte dieses Vorhaben aber auf Druck der Regierung und Gewerkschaften in zwei Schritten bereits auf 3.300 Stellenstreichungen reduziert.

Unternehmensangaben zufolge machen die betroffenen Minen pro Halbjahr einen Verlust von umgerechnet mehr als 100 Mio. USD. Gleichzeitig fordert AMCU in den derzeit laufenden Tarifverhandlungen mit den Platinproduzenten Lohnsteigerungen von über 100%. Auch dies könnte zu Streiks und damit weiteren Angebotsausfällen am globalen Platinmarkt führen, was den Preis unterstützen dürfte. Schon im Vorfeld der bevorstehenden Streiks sind die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs auf ein Rekordhoch von 2,25 Mio. Unzen gestiegen.

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Gemäß Daten des IWF haben die Zentralbanken der Schwellenländer auch im August ihre Goldreserven aufgestockt, darunter die Türkei (23,3 Tonnen) und Russland (12,7 Tonnen). Daneben haben die Ukraine, Aserbaidschan und Kasachstan jeweils mehr als zwei Tonnen Gold gekauft. Die Goldkäufe der Zentralbanken sollten mittel- bis langfristig betrachtet eine Stütze für den Goldpreis darstellen.


Industriemetalle

Die International Copper Study Group (ICSG) hat für den globalen Kupfermarkt im Juni das zweite monatliche Angebotsdefizit in Folge berichtet. Dieses fiel mit 132 Tsd. Tonnen zudem sehr hoch aus, was in erster Linie auf den (teilweisen) Ausfall der "Bingham Canyon"-Mine in den USA und der "Grasberg"-Mine in Indonesien zurückzuführen sein dürfte. Aber auch die sichtbare Nachfrage Chinas hat laut Angaben der ICSG im Juni merklich angezogen und den höchsten Stand seit Dezember 2011 erreicht. Im ersten Halbjahr 2013 bestand Daten der ICSG zufolge in Summe ein marginaler Angebotsüberschuss von 18 Tsd. Tonnen. Im Vorjahr wurde zur selben Zeit noch ein Defizit von 529 Tsd. Tonnen verzeichnet.

Der Abbau des Defizits im Jahresvergleich ist auf eine deutliche Ausweitung der Minenproduktion zurückzuführen, während die globale Nachfrage nahezu unverändert blieb. Durch die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte - allen voran "Oyu Tolgoi" in der Mongolei - dürfte der Überschuss im zweiten Halbjahr merklich ausgeweitet werden. Die Produktion dort wurde Anfang Juli gestartet. Bei voller Kapazitätsauslastung soll die Mine jährlich 430 Tsd. Tonnen Kupfer produzieren. Die ICSG zeigt sich mit den veröffentlichten Daten übrigens klar pessimistischer als das World Bureau of Metal Statistics (WBMS). Denn gemäß den Daten des WBMS bestand am globalen Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2013 ein Angebotsüberschuss von 338 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe

Da die letzte Bewertung durch das USDA keine Verbesserung des Zustands der Sojabohnenpflanzen anzeigte, rechnet der Markt immer weniger damit, dass die jüngsten Regenfälle sich noch positiv auswirken können. Zudem hatten auch die Anmeldungen bei den Ausfallversicherungen gezeigt, dass eine größer als erwartete zum Anbau von Sojabohnen vorgesehene Fläche aufgrund starken Regens im April und Mai nicht bestellt worden war.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich diese gemeldete Ausfallfläche verzehnfacht. Damit wird eine weitere Abwärtsrevision der US-Ernteerwartungen immer wahrscheinlicher, die derzeit bei knapp 86 Mio. Tonnen liegt. Dies dürfte zur Folge haben, dass Brasilien die USA in der Saison 2013/14 als größter Produzent voraussichtlich überholen wird. In Brasilien sind die Aussaatarbeiten gerade angelaufen.

Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt, dass Brasilien bei der nächsten Ernte 88 Mio. Tonnen Sojabohnen erzielen kann. Die jeweils letzten Ernten der beiden Länder hatten mit rund 82 Mio. Tonnen gleichauf gelegen, nachdem sich die US-Ernte doch als besser als zwischenzeitlich befürchtet herausgestellt hatte. Bei den Exporten nahm allerdings Brasilien bereits im zu Ende gehenden Jahr erstmals die Spitzenstellung ein. Dies galt im letzten Jahr auch bei Mais. Mit der erwarteten Rekordernte in den USA nach dem dürrebedingten Einbruch im Vorjahr und einem prognostizierten Ernterückgang in Brasilien dürfte dies zumindest vorerst ein „Ausrutscher“ bleiben.




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