Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Rätselhafter Preisrutsch bei Gold und Silber

02.10.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Abwärtstrend bei den Ölpreisen setzt sich fort. Der Brentpreis fiel auf 106,8 USD je Barrel und damit auf das niedrigste Niveau seit knapp zwei Monaten. WTI war mit 101 USD je Barrel zwischenzeitlich so billig wie zuletzt vor drei Monaten. Die gestrigen Verluste fielen allerdings geringer aus als bei den meisten anderen Rohstoffen. In Abwesenheit preisunterstützender Nachrichten belasten weiterhin die nachlassenden geopolitischen Risiken und das reichliche Angebot. Hinzu kommt die Unsicherheit über die Auswirkungen der Haushaltskrise auf die Ölnachfrage in den USA. Diese sollten überschaubar sein, sofern sich die Schließung der öffentlichen Einrichtungen nicht über mehrere Wochen hinzieht.

Davon geht derzeit offensichtlich kaum jemand aus, wie die gelassene Reaktion der Aktienmärkte zeigt. Das reichlich verfügbare Angebot scheint sich inzwischen auch in steigenden US-Rohölvorräten widerzuspiegeln. Wie das API gestern nach Handelsschluss berichtete, verzeichneten die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche einen Anstieg um 4,6 Mio. Barrel.

Hauptverantwortlich dafür waren eine geringere Rohölverarbeitung der Raffinerien und höhere Importe. Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag dürften ein ähnliches Bild zeichnen und damit auch das bereits in der vorherigen Woche gezeigte Bild bestätigen. Die Ölpreise sollten vor diesem Hintergrund weiter nachgeben.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern Nachmittag um 3% eingebrochen und hat in der Nacht bei 1.277 USD je Feinunze ein 8-Wochentief markiert. Silber gab sogar zeitweise um 5% auf 20,6 USD je Feinunze nach, konnte sich im Gegensatz zu Gold über Nacht aber etwas erholen. Der Preissturz ist insofern erstaunlich, da das vorläufige Scheitern der Haushaltsverhandlungen in den USA eigentlich für steigende Edelmetallpreise gesprochen hätte und der US-Dollar auf handelsgewichteter Basis auf ein 8-Monatstief gefallen ist.

Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer, die aufgrund des Haushaltsstreits auf einen steigenden Goldpreis gesetzt hatten, wurden durch die ausbleibende Preisreaktion auf dem falschen Fuß erwischt und mussten ihre Long-Positionen glattstellen. Der dadurch ausgelöste Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze dürfte technische Anschlussverkäufe ausgelöst haben. Aufschluss hierüber könnten die CFTC-Daten zur Marktpositionierung am Freitag geben.

Offensichtlich herrscht unter den Marktteilnehmern Zuversicht, dass es aufgrund des steigenden öffentlichen Drucks zu einer schnellen Einigung im Haushaltsstreit kommt und auch die Schuldengrenze rechtzeitig angehoben wird, so dass eine Zahlungsunfähigkeit der USA vermieden wird. Zudem mangelt es derzeit an physischem Kaufinteresse, da China aufgrund der "Golden Week" nicht auf dem Markt aktiv ist und in Indien weiterhin versucht wird, die Goldimporte zu dämpfen. Zu diesem Zweck gibt es nun sogar Pläne, auf nicht genutztes Gold von privaten Haushalten und Tempeln zurückzugreifen. Der Verband der indischen Schmuckhändler will auf diese Weise innerhalb von drei Jahren 1.500 Tonnen Gold mobilisieren.

Open in new window


Industriemetalle

Im Einklang mit dem gesamten Rohstoffmarkt stehen auch die Metallpreise unter Druck. Sie weisen dabei gerade im Vergleich zu Aktien weiter eine schwache Entwicklung auf. Auch ein schwächerer US-Dollar hatte keine positiven Auswirkungen auf die Preise. Da seit gestern die chinesischen Märkte aufgrund der "Golden Week" geschlossen sind, erhalten die Metalle auch von dieser Seite derzeit keine Unterstützung. Chinas Metallnachfrage war zuletzt sehr robust, was sich unter anderem in hohen Importen bemerkbar gemacht hatte.

Weitgehend unbeeindruckt von der Entwicklung bei den Metallen zeigt sich der Eisenerzpreis, der bei 131,4 USD je Tonne notiert. Das staatliche australische Rohstoffprognoseinstitut BREE hat seine Prognose für die chinesischen Eisenerzimporte deutlich angehoben. Demnach soll China im nächsten Jahr 872 Mio. Tonnen Eisenerz einführen, 8,3% mehr als noch Mitte des Jahres unterstellt. 2018 sollen die Importe sogar die Marke von 1 Mrd. Tonne erreichen.

Die verstärkte Nachfrage wird durch eine hohe Stahlproduktion aufgrund des andauernden Wachstums im Bausektor getrieben. Da das Angebot allerdings mit der Nachfrage Schritt halten kann, dürfte es nicht zu Preissprüngen kommen. Einschätzungen des Prognoseinstituts zufolge wird Australien im nächsten Jahr 669 Mio. Tonnen exportieren, gut 17% mehr als 2013. Dies ist der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Minenprojekte geschuldet.


Agrarrohstoffe

Die Sojabohnenpreise in Chicago haben gestern weiter nachgegeben. Höher als erwartete US-Lagerbestände, die Verbesserung des Pflanzenzustandes in der vergangenen Woche, der Fortschritt bei der US-Sojabohnenernte bei guter Witterung und die mit der Haushaltskrise in den USA einhergehende Unsicherheit haben alle ihr Schärflein dazu beigetragen. Vor allem die beiden erstgenannten Aspekte dürften den Markt noch längerfristig im Griff haben, da sie das Gesamtangebot an Sojabohnen erhöhen.

Aufgrund von Substitutionsmöglichkeiten im Verbrauch haben zwar auch andere Ölsaatenmärkte Auswirkungen auf den Markt für Sojabohnen, auch wenn diese aufgrund eines Produktionsanteils von 60% als marktbestimmende Ölsaat gelten. Von anderer Seite kommt aber ebenfalls wenig Unterstützung für die Preise: Bei Raps ist in der laufenden Saison auch mit einer globalen Rekordernte und einem Ende der Serie von Angebotsdefiziten zu rechnen. Die Erwartungen an Kanadas Rapsernte wurden angesichts sehr guter Witterung wiederholt angehoben und es dürfte eine Rekordmenge von knapp 17 Mio. Tonnen eingefahren werden.

Die Produktion der EU konnte sich nach zwei enttäuschenden Jahren ebenfalls erholen und dürfte 20,5 Mio. Tonnen erbracht haben. Diese beiden Erzeuger stellen über die Hälfte der weltweiten Rapsproduktion. Auch bei Sonnenblumen rechnen Beobachter wie das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World mit einer Rekordproduktion in der laufenden Saison.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"