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Haushaltsstreit und Tropensturm im Fokus

04.10.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich in den vergangenen Tagen angesichts des anhaltenden Haushaltsstreits in den USA, nachlassender geopolitischer Risiken und eines kräftigen Anstiegs der US-Rohöllagerbestände relativ gut behaupten. Brent handelt bei knapp 109 USD je Barrel und WTI bei gut 103,5 USD je Barrel. Damit notieren beide Ölpreise sogar etwas höher als zu Wochenbeginn. Für Unterstützung sorgt ein heraufziehender Sturm im Golf von Mexiko, welcher heute Hurrikanstärke erreichen und für Ausfälle bei der Öl- und Gasproduktion sorgen könnte. Im Golf von Mexiko werden etwa 20% der US-Ölproduktion gefördert.

Die Ölpreise sollten wieder nachgeben, sobald diese temporäre Unterstützung wegfällt. Denn die Lagersituation ist komfortabel, wie die Daten des US-Energieministeriums am Mittwoch zeigten. Demnach verzeicheten die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche einen unerwartet kräftigen Anstieg um 5,5 Mio. Barrel und liegen aktuell 7% über dem langjährigen Durchschnitt. Maßgeblich für den zweiten Lageraufbau in Folge waren eine erneut gesunkene Raffinerieauslastung und höhere Importe. Zwar sanken die Cushing-Bestände die dreizehnte Woche in Folge, allerdings betrug der Rückgang nur noch 59 Tsd. Barrel und war damit der geringste seit Beginn des Lagerabbaus Ende Juni.

Laut dem Pipelinebetreiber TransCanada soll der südliche Abschnitt der Keystone-XL-Pipeline Ende des Monats fertiggestellt werden und Ende des Jahres in Betrieb gehen. Dann können weitere 700 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag von Cushing an die US-Golfküste transportiert werden. Wie der Rückgang der Cushing-Vorräte um knapp 17 Mio. Barrel seit Ende Juni zeigt, besteht an Transport- und Verarbeitungskapazitäten aber schon jetzt kein Mangel. Ob die neue Pipeline zu einem weiteren Rückgang der Cushing-Vorräte führen wird, bleibt daher abzuwarten.


Edelmetalle

Gold hat die Verluste von Mitte der Woche weitgehend wettmachen können und handelt am Morgen bei 1.320 USD je Feinunze. Für Unterstützung sorgt ein schwächerer US-Dollar, der zum einen dem Haushaltsstreits geschuldet, zum anderem schwächeren US-Konjunkturdaten anzulasten ist. Beides macht eine schnelle Rückführung der Fed-Anleihekäufe unwahrscheinlicher. Die dafür besonders relevanten US-Arbeitsmarktdaten werden wegen der Schließung der US-Regierungsbehörden frühestens nächste Woche veröffentlicht. Kaufinteresse dürften in den letzten beiden Tagen primär die spekulativen Anleger gezeigt haben, die sich vermutlich - wie Daten der CFTC wohl heute abend wohl zeigen werden - zuvor noch aus dem Markt zurückgezogen hatten.

Die Gold-ETFs verbuchten dagegen weiter Abflüsse: in den letzten zwei Tagen flossen 5,7 Tonnen ab. Auch die physische Nachfrage in China fehlt wegen der Goldenen Woche bis zum 7. Oktober, könnte aber in der kommenden Woche neue Impulse geben, zumal die Importzahlen aus Hongkong das anhaltende chinesische Kaufinteresse bestätigen sollten. Die Platinmetalle können von der Erholung am Goldmarkt kaum profitieren. Palladium notiert mit gut 700 USD je Feinunze 30 USD niedriger als zu Wochenbeginn. Vor allem die enttäuschenden US-Autoverkäufe belasten. Mit annualisiert 15,2 Mio Autos verzeichneten die Verkaufszahlen im September ein 5-Monatstief.


Industriemetalle

Im Vorfeld des wichtigsten alljährlichen Branchen-Treffs, der LME Week in London, liegt die Stimmung buchstäblich am Boden: Zum einen ist dies bedingt durch die zuletzt schlechte Preisentwicklung, denn der LME-Industriemetallindex hat seit Jahresbeginn über 10% verloren. Zum anderen sorgen dafür die pessimistischen Einschätzungen der Metall-Analyseagenturen.

So rechnet die International Nickel Study Group für dieses Jahr mit einem rekordhohen Überschuss am Nickelmarkt von rund 137 Tsd. Tonnen, der sich im nächsten Jahr zudem nur geringfügig auf 120 Tsd. Tonnen verringern soll. Das Ausmaß der Überschüsse wird erst im Vergleich zu der relativ kleinen Größe des Nickelmarktes mit einer Jahresproduktion von knapp 2 Mio. Tonnen deutlich. Das größte Problem bleibt die massive Erhöhung der "unkonventionellen" Nickelgußeisen-Produktion (NPI) in China, die in diesem Jahr Schätzungen zufolge auf 450 Tsd. Tonnen steigen könnte.

Das Überangebot hat die LME-Lagerbestände in den letzten zwei Jahren nach oben katapultiert: Seit Ende 2011 sind sie um 170% gestiegen und liegen mit 227 Tsd. Tonnen so hoch wie nie zuvor. Doch trotz des anhaltenden Überschusses sehen wir bei Nickel kaum Preispotenzial nach unten. Denn auch nach den Effizienzsteigerungen bleibt die NPI-Produktion kostspielig. Zudem spüren die konventionellen Minen den Druck: Wegen der niedrigen Preise will Xstrata die Falcondo Nickelmine in der Dominikanischen Republik vorerst wieder schließen. Die Mine war aus ähnlichen Überlegungen im August 2008 geschlossen und erst im März 2011 wieder geöffnet worden.

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Agrarrohstoffe

Weizen und Mais gehen weiterhin getrennte Wege. Während der Weizenpreis an der CBOT gestern auf knapp 7 USD je Scheffel und damit den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten gestiegen ist, notiert der Maispreis bei 4,4 USD je Scheffel in der Nähe eines 3-Jahrestiefs. Niedrigere US-Lagerbestände und eine starke Nachfrage aus China und Brasilien geben den Weizenpreisen Auftrieb.

Dagegen belastet bei Mais die stärker als erwartet ausgefallene Aufwärtsrevision der US-Lagerbestände und die Aussicht auf eine rekordhohe US-Ernte, welche gerade eingebracht wird. Es ist allerdings fraglich, ob sich die Preisdifferenz zwischen Weizen und Mais viel weiter öffnet. Denn angesichts des bereits beträchtlichen Preisunterschieds dürfte Weizen bei der Futtermittelnachfrage durch Mais substituiert werden. Zudem steigt für die Landwirte der Anreiz, bei der nächsten Aussaat Weizen anstelle von Mais anzubauen. Im drittgrößten Exportland Argentinien soll die Maisfläche laut der Getreidebörse von Buenos Aires bereits 3% niedriger ausfallen als bislang erwartet.

Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 6-Wochenhoch von knapp 88 US-Cents je Pfund gestiegen. Für zusätzliche Unterstützung sorgt Tropensturm Karen, welcher in den südöstlichen US-Anbaugebieten für starken Regen und kräftige Windböen sorgen dürfte. Verzögerungen bei der Ernte haben Baumwolle seit Ende September bereits um 3% verteuert.




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