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Ölpreise zeigen bemerkenswerte relative Stärke

08.10.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Angesichts des weiterhin ungelösten Haushaltsstreits in den USA, dem Näherrücken der US-Schuldenobergrenze und eines steigenden Angebots können sich die Ölpreise weiterhin erstaunlich gut behaupten. Der Brentölpreis steigt am Morgen auf knapp 110 USD je Barrel, nachdem gestern im Tief 108 USD erreicht wurden. Ähnliches gilt auch für WTI, welches am Morgen auf knapp 103,5 USD je Barrel steigen kann.

Gestern notierte der WTI-Preis zeitweise bei weniger als 102 USD. Als Grund für den Preisanstieg bei WTI wird die Wiederinbetriebnahme der Seaway-Pipeline genannt, welche aufgrund technischer Probleme kurzzeitig unterbrochen war. Durch diese Pipeline wird Rohöl vom Mittleren Westen der USA and die US-Golfküste transportiert. Der Preisanstieg bei Brent erklärt sich dadurch aber ebensowenig wie der Umstand, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 6 USD je Barrel ausgeweitet hat. Die sich abzeichnende Angebotsausweitung bei Brent hätte eher für das Gegenteil gesprochen. So sollen die Lieferungen der Nordseesorten Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk (BFOE) im November Verladedaten von Reuters und Bloomberg zufolge auf 980 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Höher waren die BFOE-Lieferungen zuletzt im Februar 2012.

Eine Erklärung für die relative Stärke der Ölpreise könnte sein, dass der Großteil der verkaufswilligen Finanzanleger mittlerweile ausgeschieden ist. Laut aktueller Daten der ICE sanken die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 1. Oktober um weitere 7,2 Tsd. Kontrakte. Innerhalb der letzten fünf Berichtswochen wurden die Netto-Long-Positionen bei Brent damit um knapp 30% reduziert. Mit 160,7 Tsd. Kontrakten liegen sie mitterweile auf einem 3-Monatstief. Wir erachten die jüngste Stärke der Ölpreise dennoch nur als vorübergehend und sehen angesichts der oben genannten Faktoren weiterhin Abwärtsrisiken.

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Edelmetalle

Nach langem Zögern hat Gold gestern Nachmittag doch auf den US-Haushaltsstreit und das Näherrücken der Schuldenobergrenze reagiert und ist um 1% auf 1.325 USD je Feinunze gestiegen. Auf diesem Niveau handelt Gold auch zum heutigen Handelsauftakt. In Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall bei knapp 980 EUR je Feinunze. Da sich keine Einigung im Haushaltsstreit abzeichnet, dürfte zum einen die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern anhalten und das Interesse an Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung zunehmen.

Zum anderen dürfte auch die US-Notenbank Fed mit der geplanten Rückführung ihrer Anleihekäufe warten, was ebenfalls zu höheren Preisen beitragen könnte. Im Fahrwasser von Gold legte Silber überproportional um 2,9% auf ein 2-Wochenhoch von 22,5 USD je Feinunze zu. Unterstützung erhielt das weiße Edelmetall dabei von der Investmentseite. So sind den von Bloomberg erfassten Silber-ETFs gestern 56 Tonnen zugeflossen, womit deren Bestände wieder auf einem Allzeithoch von 20.119 Tonnen liegen. Unterdessen könnte sich der Streik in der südafrikanischen Platinindustrie auf das Nachbarland Simbabwe ausweiten. Denn auch im weltweit drittgrößten Produzentenland für Platin fordern die Gewerkschaften Lohnerhöhungen von mindestens 50%. Die Gespräche beginnen Anfang November.


Industriemetalle

Als letzter der Branchenverbände hat gestern die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) die Ergebnisse ihrer Herbsttagung veröffentlicht. Demnach wird am globalen Bleimarkt der Überschuss der vergangenen Jahre weiter reduziert. 2013 soll er "nur" noch 22 Tsd. Tonnen betragen. Im nächsten Jahr erwartet die ILZSG erstmals seit 2009 sogar wieder ein Angebotsdefizit (23 Tsd. Tonnen). Dieses kommt durch eine steigende Nachfrage ausgehend von China zustande, die das Angebotswachstum übertrifft. In China tragen dabei die Ausweitung der Automobil- und E-Bike-Produktion sowie die Expansion des Mobilfunksystems zur höheren Bleinachfrage bei.

Ähnlich wie bei Blei kommt es auch am globalen Zinkmarkt in diesem Jahr zu einem Abbau des Angebotsüberschusses auf 120 Tsd. Tonnen. Auch hier ist die chinesische Nachfrage maßgeblich verantwortlich. Im nächsten Jahr erwartet die ILZSG, dass Angebot und Nachfrage ähnlich stark zulegen, so dass der Überschuss mit 115 Tsd. Tonnen nahezu unverändert bleiben soll. Die höhere Nachfrage hat sich in diesem Jahr bislang an beiden Märkten in fallenden LME-Lagerbeständen widergespiegelt. So sind die LME-Vorräte von Blei seit Jahresbeginn um 26% gesunken, die von Zink um 17%. Damit spannt sich die Situation vor allem am globalen Bleimarkt merklich an. Dies steht im Gegensatz zur Lage an den globalen Kupfer- und Nickelmärkten, die sich zusehends entspannt.


Agrarrohstoffe

Dass der Tropensturm Karen die Baumwollgebiete im Südosten der USA unbeschädigt gelassen hat, schickte gestern die Baumwollnotierungen auf Talfahrt. Über die Hälfte des Anstiegs um 6%, den die Baumwollpreise angesichts von Wetterrisiken und in der Entwicklung verzögerter Baumwollpflanzen vor einem Monat gestartet hatten, ist damit bereits wieder rückgängig gemacht worden.

Die Kakaonotierungen in New York liegen nach dem gestrigen Anstieg um 3,4% mit 2.699 USD je Tonne auf einem 23-Monatshoch. In London stieg der Preis auf 1.750 GBP je Tonne und erreichte damit das höchste Niveau seit gut zwei Jahren. Begleitet wird der Preisanstieg von einem Aufbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Diese haben an der Liffe inzwischen fast wieder das vor einem Jahr verzeichnete Rekordniveau erreicht. Stellen sich die vorhergesagten übermäßigen Regenfälle in der Elfenbeinküste und Ghana tatsächlich ein, könnte dies den Angebotsstrom in die Häfen und damit die weltweite Versorgung mit Kakao zumindest zeitweise behindern. Diese kurz- und mittelfristigen Befürchtungen ließen die nächstfälligen Kontrakte vor allem in New York deutlich stärker im Preis zulegen als solche mit späterer Fälligkeit.

Der gestrige Bericht EU-Kommission zu wichtigen Agrarmärkten in der Saison 2013/14 hat bei Weizen und Mais keine Änderungen gegenüber der Einschätzung von Ende September gebracht. Abweichungen gehen lediglich auf die Unterscheidung zwischen Bruttoproduktion und verwendbarer Produktion zurück.




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