Möglicher Kompromiss im US-Schuldenstreit gibt Auftrieb
11.10.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Hoffnungen auf eine Anhebung der US-Schuldengrenze haben die Ölpreise gestern deutlich steigen lassen. Der Brentölpreis verzeichnete sogar den stärksten Tagesanstieg seit Ende August und erreichte bei 112 USD je Barrel ein 4-Wochenhoch. Der WTI-Preis konnte ebenfalls zulegen, allerdings nicht ganz so stark wie der Brentpreis. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weitete sich im Zuge dessen auf knapp 9 USD je Barrel aus. So groß war der Preisabstand zuletzt vor vier Monaten. Mit der kurzzeitigen Entführung des libyschen Ministerpräsidenten gestern sind die Angebotsrisiken wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt.
Dies zeigt auch die Marktreaktion auf eine gestrige Kurzmitteilung der israelischen Armee auf dem Nachrichtendienst Twitter. Diese erinnerte an die Bombardierung syrischer Flughäfen durch die israelische Luftwaffe im Yom-Kippur-Krieg vor 40 Jahren, wurde von einigen Marktteilnehmern aber irrtümlich auf die Gegenwart gemünzt und trug somit zum Ölpreisanstieg bei. Ohne die Angebotsrisiken lässt sich das derzeitige Ölpreisniveau kaum rechtfertigen.
Die OPEC hat ihre Prognosen für den Anstieg der globalen Ölnachfrage und für das Nicht-OPEC-Angebot unverändert belassen. Sowohl 2013 als auch 2014 soll das Ölangebot außerhalb der OPEC stärker steigen als die globale Ölnachfrage. Der Bedarf an OPEC-Öl sinkt daraufhin von 29,9 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr auf 29,6 Mio. Barrel pro Tag im nächsten Jahr. Angesichts einer OPEC-Produktion von etwas mehr als 30 Mio. Barrel pro Tag bleibt der Ölmarkt somit reichlich versorgt. Die Internationale Energieagentur veröffentlicht ihre aktuellen Prognosen heute.
Edelmetalle
Meldungen, wonach sich ein Kompromiss im US-Haushaltsstreit in den USA abzeichnet, haben den Goldpreis gestern bis auf 1.280 USD je Feinunze fallen lassen. Heute Morgen handelt er weiter unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD. Die Republikaner sind demnach offenbar bereit, die Schuldenobergrenze ohne Bedingungen für sechs Wochen anzuheben, wodurch eine baldige Zahlungsunfähigkeit der USA verhindert werden würde. Die Haushaltskrise ist damit allerdings noch nicht gelöst und die neue Schuldenobergrenze würde wohl in der zweiten Novemberhälfte wieder erreicht werden.
Im Zuge dieser andauernden Unsicherheit wird es laut Einschätzung unserer Volkswirte immer unwahrscheinlicher, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt. Sollte sich die Lage in den USA wieder zuspitzen, könnte die Fed sogar weitere expansive geldpolitische Maßnahmen ergreifen. Dies sollte dem Goldpreis Unterstützung geben. Kurzfristig überwiegt aber offenbar noch das Verkaufsinteresse, was sich unter anderem in Abflüssen von 1,8 Tonnen aus dem SPDR Gold Trust widerspiegelt.
In Südafrika hat sich gestern der weltgrößte Platinproduzent Anglo American Platinum mit der radikalen Gewerkschaft AMCU auf einen Kompromiss bei den geplanten Stellenstreichungen geeinigt und so den Streik beendet. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen aufgrund der Arbeitsniederlegungen 44 Tsd. Unzen Platin "verloren".
Industriemetalle
Meldungen über einen möglichen Kompromiss im US-Haushaltsstreit führen seit gestern zu mehr Risikoappetit bei den Marktteilnehmern, was sich auch in sehr festen Aktienmärkten widerspiegelt. Dies gibt den Metallpreisen Auftrieb und fast alle Industriemetalle legen zu. Eine negative Ausnahme stellt Zinn dar, das bei rund 23.400 USD je Tonne nahezu unverändert handelt. Zinn stieg allerdings in den Wochen zuvor schon stark an und verzeichnete Anfang des Monats bei 24.000 USD je Tonne den höchsten Stand seit 6½ Monaten. Dies war dem Einbruch der indonesischen Zinnexporte im September auf nur noch 786 Tonnen geschuldet, was den niedrigsten Ausfuhren seit Dezember 2008 entspricht.
Seit Anfang September muss in Indonesien Zinn über die Indonesia Commodity and Derivatives Exchange (ICDX) in Jakarta gehandelt werden, bevor es exportiert werden darf. Angaben des Börsenbetreibers zufolge sind dort bislang aber nur 24 Mitglieder für den Zinnhandel registriert. Im September wurden demnach nur 820 Tonnen Zinn über die ICDX abgewickelt. In den ersten zehn Oktobertagen waren es 695 Tonnen, womit eine klare Verbesserung erkennbar ist. Auch wenn das Handelsvolumen in den kommenden Wochen weiter zunimmt, dürfte es aber noch einige Monate dauern, bis die Exporte wieder ihre vorherigen Niveaus erreichen. Im Durchschnitt hatte Indonesien in diesem Jahr zwischen Januar und August 8.500 Tonnen Zinnen pro Monat ausgeführt. Der Zinnpreis dürfte daher vorerst noch gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Das International Cotton Advisory Committee ICAC hat seine Schätzung für die globalen Baumwolllagerbestände am Ende des laufenden Erntejahres 2013/14 auf 20,3 Mio. Tonnen angehoben, was einer Aufwärtsrevision um gut 1 Mio. Tonnen gegenüber der bisherigen Schätzung entspricht. Grund hierfür sind höhere Anfangsbestände und ein größer als bislang erwarteter Angebotsüberschuss. Dieser soll sich nun auf 2 Mio. Tonnen belaufen.
Bislang ging das ICAC von 1,8 Mio. Tonnen aus. Der weltweite Verbrauch soll 23,5 Mio. Tonnen betragen und damit 210 Tsd. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Die Schätzung für die globale Produktion wurde dagegen nur um 10 Tsd. auf 25,5 Mio. Tonnen gesenkt. Ein stärkerer Rückgang wird durch die Erwartung besserer Ernten in der südlichen Hemisphäre verhindert, wo gerade die Aussaat anläuft. Die Anbaufläche soll dort auf einem ähnlichen Niveau liegen wie im vergangenen Jahr. Allerdings rechnet das ICAC mit besseren Erträgen in Südamerika.
Der internationale Baumwollhandel soll in dieser Saison um 1 Mio. auf 8,5 Mio. Tonnen fallen. Das ICAC macht dafür niedrigere chinesische Importe verantwortlich. Dennoch sollen die Baumwollvorräte in China in diesem Erntejahr um knapp 2 Mio. auf 11,4 Mio. Tonnen steigen. China ist damit für den Großteil des vom ICAC erwarteten Anstiegs der globalen Baumwollbestände verantwortlich. China dürfte dann knapp 60% der weltweiten Lagerbestände halten.
Hoffnungen auf eine Anhebung der US-Schuldengrenze haben die Ölpreise gestern deutlich steigen lassen. Der Brentölpreis verzeichnete sogar den stärksten Tagesanstieg seit Ende August und erreichte bei 112 USD je Barrel ein 4-Wochenhoch. Der WTI-Preis konnte ebenfalls zulegen, allerdings nicht ganz so stark wie der Brentpreis. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weitete sich im Zuge dessen auf knapp 9 USD je Barrel aus. So groß war der Preisabstand zuletzt vor vier Monaten. Mit der kurzzeitigen Entführung des libyschen Ministerpräsidenten gestern sind die Angebotsrisiken wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt.
Dies zeigt auch die Marktreaktion auf eine gestrige Kurzmitteilung der israelischen Armee auf dem Nachrichtendienst Twitter. Diese erinnerte an die Bombardierung syrischer Flughäfen durch die israelische Luftwaffe im Yom-Kippur-Krieg vor 40 Jahren, wurde von einigen Marktteilnehmern aber irrtümlich auf die Gegenwart gemünzt und trug somit zum Ölpreisanstieg bei. Ohne die Angebotsrisiken lässt sich das derzeitige Ölpreisniveau kaum rechtfertigen.
Die OPEC hat ihre Prognosen für den Anstieg der globalen Ölnachfrage und für das Nicht-OPEC-Angebot unverändert belassen. Sowohl 2013 als auch 2014 soll das Ölangebot außerhalb der OPEC stärker steigen als die globale Ölnachfrage. Der Bedarf an OPEC-Öl sinkt daraufhin von 29,9 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr auf 29,6 Mio. Barrel pro Tag im nächsten Jahr. Angesichts einer OPEC-Produktion von etwas mehr als 30 Mio. Barrel pro Tag bleibt der Ölmarkt somit reichlich versorgt. Die Internationale Energieagentur veröffentlicht ihre aktuellen Prognosen heute.
Edelmetalle
Meldungen, wonach sich ein Kompromiss im US-Haushaltsstreit in den USA abzeichnet, haben den Goldpreis gestern bis auf 1.280 USD je Feinunze fallen lassen. Heute Morgen handelt er weiter unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD. Die Republikaner sind demnach offenbar bereit, die Schuldenobergrenze ohne Bedingungen für sechs Wochen anzuheben, wodurch eine baldige Zahlungsunfähigkeit der USA verhindert werden würde. Die Haushaltskrise ist damit allerdings noch nicht gelöst und die neue Schuldenobergrenze würde wohl in der zweiten Novemberhälfte wieder erreicht werden.
Im Zuge dieser andauernden Unsicherheit wird es laut Einschätzung unserer Volkswirte immer unwahrscheinlicher, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt. Sollte sich die Lage in den USA wieder zuspitzen, könnte die Fed sogar weitere expansive geldpolitische Maßnahmen ergreifen. Dies sollte dem Goldpreis Unterstützung geben. Kurzfristig überwiegt aber offenbar noch das Verkaufsinteresse, was sich unter anderem in Abflüssen von 1,8 Tonnen aus dem SPDR Gold Trust widerspiegelt.
In Südafrika hat sich gestern der weltgrößte Platinproduzent Anglo American Platinum mit der radikalen Gewerkschaft AMCU auf einen Kompromiss bei den geplanten Stellenstreichungen geeinigt und so den Streik beendet. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen aufgrund der Arbeitsniederlegungen 44 Tsd. Unzen Platin "verloren".
Industriemetalle
Meldungen über einen möglichen Kompromiss im US-Haushaltsstreit führen seit gestern zu mehr Risikoappetit bei den Marktteilnehmern, was sich auch in sehr festen Aktienmärkten widerspiegelt. Dies gibt den Metallpreisen Auftrieb und fast alle Industriemetalle legen zu. Eine negative Ausnahme stellt Zinn dar, das bei rund 23.400 USD je Tonne nahezu unverändert handelt. Zinn stieg allerdings in den Wochen zuvor schon stark an und verzeichnete Anfang des Monats bei 24.000 USD je Tonne den höchsten Stand seit 6½ Monaten. Dies war dem Einbruch der indonesischen Zinnexporte im September auf nur noch 786 Tonnen geschuldet, was den niedrigsten Ausfuhren seit Dezember 2008 entspricht.
Seit Anfang September muss in Indonesien Zinn über die Indonesia Commodity and Derivatives Exchange (ICDX) in Jakarta gehandelt werden, bevor es exportiert werden darf. Angaben des Börsenbetreibers zufolge sind dort bislang aber nur 24 Mitglieder für den Zinnhandel registriert. Im September wurden demnach nur 820 Tonnen Zinn über die ICDX abgewickelt. In den ersten zehn Oktobertagen waren es 695 Tonnen, womit eine klare Verbesserung erkennbar ist. Auch wenn das Handelsvolumen in den kommenden Wochen weiter zunimmt, dürfte es aber noch einige Monate dauern, bis die Exporte wieder ihre vorherigen Niveaus erreichen. Im Durchschnitt hatte Indonesien in diesem Jahr zwischen Januar und August 8.500 Tonnen Zinnen pro Monat ausgeführt. Der Zinnpreis dürfte daher vorerst noch gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Das International Cotton Advisory Committee ICAC hat seine Schätzung für die globalen Baumwolllagerbestände am Ende des laufenden Erntejahres 2013/14 auf 20,3 Mio. Tonnen angehoben, was einer Aufwärtsrevision um gut 1 Mio. Tonnen gegenüber der bisherigen Schätzung entspricht. Grund hierfür sind höhere Anfangsbestände und ein größer als bislang erwarteter Angebotsüberschuss. Dieser soll sich nun auf 2 Mio. Tonnen belaufen.
Bislang ging das ICAC von 1,8 Mio. Tonnen aus. Der weltweite Verbrauch soll 23,5 Mio. Tonnen betragen und damit 210 Tsd. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Die Schätzung für die globale Produktion wurde dagegen nur um 10 Tsd. auf 25,5 Mio. Tonnen gesenkt. Ein stärkerer Rückgang wird durch die Erwartung besserer Ernten in der südlichen Hemisphäre verhindert, wo gerade die Aussaat anläuft. Die Anbaufläche soll dort auf einem ähnlichen Niveau liegen wie im vergangenen Jahr. Allerdings rechnet das ICAC mit besseren Erträgen in Südamerika.
Der internationale Baumwollhandel soll in dieser Saison um 1 Mio. auf 8,5 Mio. Tonnen fallen. Das ICAC macht dafür niedrigere chinesische Importe verantwortlich. Dennoch sollen die Baumwollvorräte in China in diesem Erntejahr um knapp 2 Mio. auf 11,4 Mio. Tonnen steigen. China ist damit für den Großteil des vom ICAC erwarteten Anstiegs der globalen Baumwollbestände verantwortlich. China dürfte dann knapp 60% der weltweiten Lagerbestände halten.