Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Meldungen aus den USA drücken Gold auf 3-Monatstief

15.10.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen bei 111 USD je Barrel und hat damit die zwischenzeitlichen Verluste von gestern wieder wettmachen können, was auf Hoffnungen auf eine Einigung im US-Haushaltsstreit zurückzuführen ist. Heute beginnen in Genf neue Atomgespräche zwischen den fünf ständigen Vertretern des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland und dem Iran. Der neue iranische Präsident Rohani hatte bei der UN-Vollversammlung Ende September in New York Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Atomstreits geschürt. Erstmals seit der iranischen Revolution vor 34 Jahren gab es am Rande der Versammlung auch ein Treffen zwischen den Außenministern der USA und Irans.

Die USA haben im Vorfeld der Gespräche Bereitschaft signalisiert, die Sanktionen zu lockern, falls der Iran die Sorgen über sein Atomprogramm zerstreut, abhängig davon, was der Iran als Gegenleistung anbietet. Aufgrund der Sanktionen sind die iranischen Ölexporte in den letzten zwei Jahren um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag zurückgegangen. Hauptnutznießer ist Saudi-Arabien, welches als einziges Land über hinreichend freie Förderkapazitäten verfügte, um den Wegfall des iranischen Öls auszugleichen, und seine Ölausfuhren entsprechend anheben konnte.

IEA-Schätzungen zufolge produziert die OPEC aktuell ca. 1 Mio. Barrel pro Tag mehr Rohöl als im kommenden Jahr im Durchschnitt benötigt wird. Eine Rückkehr des iranischen Öls an den Weltmarkt würde den Druck auf Saudi-Arabien somit erhöhen, sein Angebot wieder zurückzuführen. Ohne eine derartige Reduktion würde der Ölpreis ansonsten merklich unter Druck geraten und könnte sogar unter die kritische Marke von 100 USD je Barrel fallen, welche von vielen OPEC-Mitgliedern zur Finanzierung ihrer Staatsausgaben benötigt wird.


Edelmetalle

Erneute Meldungen, dass Bewegung in den US-Haushaltsstreit gekommen sei, haben dazu geführt, dass der Goldpreis seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder komplett abgegeben hat und am Morgen auf ein neues 3-Monatstief von weniger als 1.260 USD je Feinunze fällt.

Auch Nachrichten, wonach die physische Goldnachfrage in Asien wieder anzieht, verpuffen weitgehend wirkungslos. So berichtet der Verband der indischen Schmuckhändler, dass die physische Prämie in Indien zum Ende der letzten Woche auf 30-40 USD je Feinunze gestiegen ist, nach 5-7 USD eine Woche zuvor. Dies ist der kürzlich gestarteten Feiertagssaison geschuldet, die zu einer höheren Nachfrage führt. Gleichzeitig bleibt das Angebot knapp, da die Goldimporte nach den staatlich auferlegten Beschränkungen erst langsam wieder anziehen.

Von Gold nach unten gezogen werden auch die anderen Edelmetalle. Im Falle von Platin und Palladium verhindern immerhin stete ETF-Zuflüsse größere Preisrückgänge. Auch sehr starke Autoabsatzzahlen in China geben Unterstützung. Daten des chinesischen Verbands der Automobilhersteller zufolge wurden im September im Reich der Mitte 1,59 Mio. Autos verkauft. Dies waren 21% mehr als im Vorjahr und der zweithöchste Monatswert überhaupt. Die annualisierte Verkaufsrate seit Jahresbeginn liegt damit bei mehr als 17 Mio. Einheiten. Sollte es in absehbarer Zeit keinen Einbruch bei den Autoabsätzen in China geben, dürfte vor allem der Palladiumpreis davon profitieren.


Industriemetalle

Der Eisenerzpreis ist gestern auf ein 2½-Wochenhoch von 133,6 USD je Tonne gestiegen. Dies dürfte Nachrichten aus China vom Wochenende geschuldet sein, wonach das Reich der Mitte gemäß Daten der Zollbehörde im September 74,6 Mio. Tonnen Eisenerz importiert hat, soviel wie nie zuvor in einem Monat. Nach neun Monaten belaufen sich die Einfuhren insgesamt auf 601 Mio. Tonnen, 9% mehr als im Vorjahr. Dies ist wiederum auf die anhaltend hohe Stahlproduktion in China zurückzuführen.

Open in new window


Im August hatte das Reich der Mitte Daten des Weltstahlverbands zufolge erstmals einen globalen Produktionsanteil von über 50%. Die hohen Überkapazitäten im Land lassen darauf schließen, dass China auch weiterhin große Mengen Stahl produzieren wird, auch wenn einige veraltete Produktionsanlagen stillgelegt werden dürften.

Zum Ende der Woche erhält die Börse SGX AsiaClear in Singapur Konkurrenz im Eisenerzhandel. Denn am Freitag startet die Dalian Commodity Exchange im Nordosten Chinas den ersten Eisenerz-Futures-Kontrakt des Landes mit physischer Lieferung. Hierzu sollen Lagerbestände in verschiedenen Hafenstädten des Landes sowie Vorräte bei Stahlherstellern herangezogen werden. China ist der weltweit größte Nachfrager nach Eisenerz und die chinesischen Käufe machen rund zwei Drittel des Seehandels von Eisenerz aus. Die derzeit handelbaren Futures-Kontrakte an der SGX und anderen Börsen sehen bislang keine physische Abwicklung vor.


Agrarrohstoffe

China hat im September 4,7 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das waren 26% weniger als im Vormonat und der niedrigste Wert seit April. Der Einbruch der Importe ist auf die außergewöhnlich hohen Einfuhren in den Sommermonaten zurückzuführen, welche zwischen Juni und August bei monatsdurchschnittlich 6,8 Mio. Tonnen lagen.

Für die kommenden Monate erwarten Marktteilnehmer aufgrund besserer Verarbeitungsmargen und einer anziehenden Nachfrage wieder deutlich höhere Einfuhren. Für das gerade begonnene Erntejahr 2013/14 rechnet das USDA mit einem Anstieg der chinesischen Sojabohnenimporte um knapp 10 Mio. auf eine Rekordmenge von 69 Mio. Tonnen. So erklärt sich auch, dass der Sojabohnenpreis unmittelbar nach der Veröffentlichung der Importdaten zunächst auf ein 20-Monatstief von 12,6 USD je Scheffel gefallen ist, sich seither aber wieder etwas erholen konnte.

Der Rohzuckerpreis hat bei 19 US-Cents je Pfund ein 7-Monatshoch erreicht. Preistreibend sind nach wie vor Meldungen über regenbedingte Verzögerungen bei der Zuckerrohrernte in Brasilien. Deshalb wurden in der Hauptanbauregion Center-South laut Zuckerindustrieverband Unica in der zweiten Septemberhälfte bereits 23% weniger Zucker produziert als in der ersten Monatshälfte. Aufgrund der Regenfälle verbessern sich allerdings die Wachstumsbedingungen für die Ernte ab dem kommenden Frühjahr, was für mittelfristig niedrigere Zuckernotierungen und eine stärkere Backwardation der Terminkurve spricht.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"