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Einigung in den USA lässt Märkte weitgehend kalt

17.10.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben gestern mit leichten Anstiegen auf die sich abzeichnende Einigung im US-Haushaltsstreit reagiert, diese Gewinne nach der Bekanntgabe der Einigung in der Nacht aber wieder abgegeben ("buy the rumor, sell the fact"). Der Brentölpreis handelt daher nahezu unverändert bei 110,5 USD je Barrel, WTI bei 102 USD je Barrel.

Als preisbelastend erwies sich auch der gestern nach Handelsschluss veröffentlichte Lagerbericht des American Petroleum Institute. Dieser zeigte einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 5,9 Mio. Barrel, was die Erwartungen des Marktes um mehr als das Doppelte übertraf. Ebenfalls bemerkenswert war der Umstand, dass die Rohölvorräte in Cushing um 291 Tsd. Barrel gestiegen sind. Dies war der erste Lageraufbau in Cushing nach 14 Wochen ununterbrochenem Lagerabbau.

Die US-Benzinvorräte gingen um 2,2 Mio. Barrel zurück, die US-Destillatebestände fielen um 1,3 Mio. Barrel. Sowohl der Anstieg der Rohölvorräte als auch der Rückgang der Bestände an Ölprodukten ist mit einer niedrigeren Rohölverarbeitung zu erklären. Die API-Lagerdaten sind in dieser Woche die einzigen Daten zum US-Ölmarkt. Das US-Energieministerium hatte am vergangenen Freitag seine Tätigkeit aufgrund der bis gestern andauernden Schließung von US-Regierungsbehörden einstellen müssen. Für eine Veröffentlichung der eigentlich für heute Nachmittag geplanten offiziellen Lagerdaten kommt die gestern erzielte Einigung in Washington und die damit einhergehende Wiederöffnung der Behörden zu spät.


Edelmetalle

In letzter Minute haben sich Republikaner und Demokraten in den USA auf einen Übergangshaushalt verständigt und die Schuldenobergrenze erhöht. Damit wurde die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA zumindest vorerst abgewendet. Denn der ausgehandelte Kompromiss ist keine Dauerlösung. Durch die Erhöhung der Schuldenobergrenze sind die USA bis zum 7. Februar finanziert. Der Übergangshaushalt ist bis zum 15. Januar gültig. Sollte es bis dahin keine langfristige Lösung geben, drohen abermals Behördenschließungen.

Ein solcher Kompromiss in letzter Minute war von den Märkten erwartet worden. Zudem verschiebt sich dadurch auch die Reduktion der Fed-Anleihekäufe weiter nach hinten. Ein neuerlicher Abverkauf bei den Edelmetallen blieb deshalb aus. Nach anfänglicher Zurückhaltung haben Gold und Silber sogar mit deutlichen Preisaufschlägen reagiert - Gold steigt über die Marke von 1.300 USD je Feinunze, Silber handelt bei knapp 22 USD je Feinunze.

Trotz der anhaltenden Verunsicherung der Marktteilnehmer gehen wir kurzfristig nicht von einer deutlichen Erholung der Gold- und Silberpreise aus. Einer solchen stehen anhaltende ETF-Abflüsse entgegen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten allein gestern wieder Abflüsse von 5,3 Tonnen. Bei den Silber-ETFs kam es in dieser Woche bislang sogar zu einem Abbau der Bestände von 174 Tonnen. Dies entspricht dem höchsten 3-Tages-Abfluss seit Ende Juni. Zu diesem Zeitpunkt standen die Edelmetalle stark unter Druck, da am Markt intensiv über eine Rückführung der Anleihekäufe der US-Notenbank Fed debattiert wurde.

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Industriemetalle

Während der vorläufige Kompromiss im US-Haushaltsstreit an den Aktienmärkten gefeiert wird, fällt die Reaktion an den Industriemetallmärkten sehr verhalten aus. Die Metallpreise hatten zwar gestern ihre zwischenzeitlichen Verluste wieder komplett aufgeholt, stehen heute Morgen aber bereits wieder unter Druck. Da aufgrund der Behördenschließungen in den USA zuletzt kaum Daten veröffentlicht wurden, kommt den China-Daten noch größere Bedeutung zu. Morgen früh werden im Reich der Mitte Zahlen zum BIP, zur Industrieproduktion und zu Investitionen in Sachanlagen veröffentlicht. Diese könnten den Metallpreisen Unterstützung geben.

Laut Angaben des staatlichen Research-Instituts Antaike dürften die chinesischen Kupferschmelzereien im vierten Quartal überdurchschnittlich viel Kupfer herstellen. Antaike geht von monatlich rund 560 Tsd. Tonnen aus und führt dies auf die hohen Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) zurück. Am Kassa-Markt in China belaufen sich die Gebühren aktuell auf rund 110 USD je Tonne bzw. 11 US-Cents je Pfund. Die hohe Verfügbarkeit von Kupferkonzentrat gibt den Schmelzereien eine gute Ausgangsposition in den laufenden Verhandlungen über die jährlichen Gebühren für das nächste Jahr.

Industriekreisen zufolge sind die Minenunternehmen aber nur bereit, den Schmelzereien 85-95 USD je Tonne bzw. 8,5-9,5 US-Cents je Pfund zum Schmelzen und Verarbeiten des Konzentrats zu bezahlen. Die diesjährigen Gebühren betragen 70 USD je Tonne bzw. 7 US-Cents je Pfund.


Agrarrohstoffe

Die Agrarmärkte werden möglicherweise noch einige Wochen länger auf neue USDA-Ernteschätzungen warten müssen. Das US-Landwirtschaftsministerium wird nämlich den seit 11. Oktober anhängigen WASDE-Bericht für Oktober unter Umständen gar nicht veröffentlichen und erst am 8. November mit dem turnusmäßigen November-Bericht aktuelle Ernteschätzungen bekanntgeben. Eine Entscheidung darüber will das USDA bis Ende der Woche treffen. Die Umfrageergebnisse von Ende September, welche noch vor der Schließung der US-Bundesbehörden am 1. Oktober eingeholt wurden und in den Oktober-Bericht einfließen sollten, sind mittlerweile veraltet. Von daher müssten neue Umfragen durchgeführt werden, welche für den November-Bericht ohnehin in Kürze begonnen werden.

Kanada wird in diesem Erntejahr laut Schätzung der kanadischen Regierungsbehörde Agriculture and Agri-Food Canada 33 Mio. Tonnen Weizen ernten und damit gut 2 Mio. Tonnen mehr als bei der letzten Schätzung im vergangenen Monat erwartet wurde. Grund für die Aufwärtsrevision sind höhere Erträge wegen extrem guter Wachstumsbedingungen. Die außerordentlich gute Weizenernte in Kanada dürfte helfen, die Verluste in anderen Ländern wie in China, der Schwarzmeerregion und Brasilien auszugleichen. Kurzfristig könnte das höhere Angebot aus Kanada aufgrund eines drohenden Streiks bei der kanadischen Eisenbahn aber nicht zur Verfügung stehen.




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