Starker Preisanstieg bei Gold nach US-Ratingabstufung
18.10.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern unter Druck geraten. Brentöl verbilligte sich um knapp 2 USD auf 108,7 USD je Barrel. Der WTI-Preis fiel sogar auf das tiefste Niveau seit 3½ Monaten und konnte sich gerade so oberhalb der Marke von 100 USD je Barrel behaupten. Am Morgen handeln die Ölpreise weiterhin in der Nähe ihrer gestern verzeichneten Tiefstände. Das Umfeld für die Ölpreise bleibt negativ. Zwar ist die chinesische Wirtschaft im dritten Quartal wieder etwas stärker gewachsen, dafür verzeichnete aber die implizite Ölnachfrage im Reich der Mitte im September den ersten Rückgang seit 17 Monaten. Diese lag Reuters zufolge bei 9,61 Mio. Barrel pro Tag und damit 1,8% niedriger als im Vorjahresmonat.
Hauptverantwortlich hierfür war ein Rückgang der Rohölverarbeitung durch die Raffinerien um 1,2% auf 9,4 Mio. Barrel pro Tag aufgrund von Wartungsarbeiten. Die im vergangenen Monat auf ein Rekordhoch gestiegenen Rohölimporte deuten an, dass die Ölnachfrage Chinas im September stärker war als die Zahlen suggerieren. Diese dürften zu Teilen in den Lageraufbau gegangen sein, was in diesem Monat für niedrigere Importe spricht. Aktuelle Daten von Oil Movements legen dies ebenfalls nahe. Denn die Öllieferungen der OPEC sollen in den vier Wochen zum 2. November um 690 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber der vorherigen 4-Wochen-Periode fallen, was dem stärksten Rückgang seit sechs Monaten entspricht. Die US-Energiebehörde will die gestern nicht veröffentlichten US-Lagerdaten für die vergangene Woche am kommenden Montag nachreichen.
Edelmetalle
Das Gute an der Effizienzmarkthypothese des diesjährigen Nobelpreisträgers Eugene Fama ist, dass man alle Bewegungen am Markt im Nachhinein mit unterschiedlichen Erwartungen erklären kann. Steigen die Aktienkurse nach der Einigung im US-Kongress, haben die Aktienmärkte wohl nicht mit einer frühen Einigung gerechnet. Bleiben dagegen die Goldpreise unverändert, wurde hier offensichtlich der Kompromiss bereits letzte Woche "eingepreist", als die Gerüchte über eine mögliche Einigung den Goldmarkt in Panik versetzt haben und den Preis von über 1.300 USD auf rund 1.260 USD je Unze fallen ließen.
Und so kann man dann auch den starken Preisanstieg - der Goldpreis stieg gestern binnen weniger Minuten um rund 40 USD auf 1.320 USD je Unze an - erklären, denn in der Tat war die gestrige Abstufung des US-Kreditratings durch die chinesische Kreidtagentur Dagong überraschend. Dagong, die ihren Namen aus dem chinesischen Idiom "dagong wusi" bzw. "gerecht und unvoreingenommen" ableitet, hat mit ihrer Entscheidung ein Kursfeuerwerk bei Edelmetallen ausgelöst, die sich vom restlichen Rohstoffsektor abkoppeln und allesamt um 2-3% zulegen konnten. A
llerdings führen wir den gestrigen Preisanstieg aufgrund seiner Dynamik und des Ausmaßes weniger auf die traditionellen Anleger zurück - die Gold-ETFs haben gestern erneut massive Abflüsse von 4,6 Tonnen Gold gemeldet -, sondern vielmehr auf die verstärkte Rückführung der Leerverkäufe. Die negative Dynamik bei Gold-ETFs, die im Oktober bereits 33 Tonnen Gold „verloren“, hält an und wirkt weiterhin belastend. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend erst dreht, wenn sich der Goldpreis stabilisiert.
Industriemetalle
Die chinesischen BIP-Zahlen für das 3. Quartal sind mit 7,8% Wachstum ggü. dem Vorjahr wie erwartet gut ausgefallen. Auch wenn diesmal vor allem der Dienstleistungssektor für den Anstieg verantwortlich war, gehen wir davon aus, dass sich die robuste chinesische Nachfrage sowie die Pause im US-Fiskalstreit in höheren Industriemetallpreisen widerspiegeln sollte. Dafür spricht auch der jüngste Anstieg der chinesischen Aktienmärkte, die in der Vergangenheit stark mit den Metallpreisen korrelierten.
Ein weitaus wichtigerer Grund für die Preisschwäche bei Metallen waren jedoch die hohen Produktionsausweitungen, die sich aber auch zu verlangsamen scheinen. So will der weltgrößte Aluminiumproduzent Rusal die Produktion in mehreren Stätten stilllegen. Damit dürfte sich die Rusal-Aluminiumproduktion in diesem Jahr um 325 Tsd. Tonnen und im nächsten Jahr sogar um fast 650 Tsd. Tonnen Aluminium bzw. 15% im Vergleich zum Jahr 2012 verringern.
Der chinesische Staatsrat hat gleichzeitig präzisiert, dass bis Ende 2015 eine Vielzahl kleinere Schmelzen geschlossen wird und die anderen ineffizienten Aluminiumbetriebe höhere Stromkosten zu zahlen haben werden. Dies reduziert aus unserer Sicht die Gefahr der hohen Produktionskapazitäten in China für den Weltmarkt. Im September hat China sogar soviel Aluminium importiert wie seit August 2012 nicht mehr, wobei die SHFE-Bestände nahe dem niedrigsten Stand seit Ende 2011 liegen. Auch stieg die Anzahl gekündigter Lagerscheine bei Aluminium an der LME erstmals seit September über 2 Mio. Tonnen. Diese Faktoren sollten die Aluminiumpreise weiter unterstützen.
Agrarrohstoffe
Die Kakaoverarbeitung in Nordamerika verzeichnete im dritten Quartal laut dem Nationalen Verband der Süßwarenhersteller einen Anstieg um 8,25% gegenüber dem Vorjahr auf 132 Tsd. Tonnen. Damit wurden in den USA, Kanada und Mexiko im vergangenen Quartal soviel Kakaobohnen verarbeitet wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2009. Ebenfalls gestern hatte die Kakaovereinigung Asiens einen Anstieg der Kakaovermahlung um 12% gegenüber dem Vorjahr auf 161,1 Tsd. Tonnen bekanntgegeben.
Bereits in der vergangenen Woche meldete die Europäische Kakaovereinigung einen Zuwachs der Kakaoverarbeitung um knapp 5% gegenüber dem Vorjahr auf 331,5 Tsd. Tonnen. Damit verzeichnete die Kakaoverarbeitung im vergangenen Quartal in allen wichtigen Nachfrageregionen Anstiege. Die Internationale Kakaoorganisation unterstellte in ihrer aktuellen Schätzung einen Anstieg der globalen Kakaoverarbeitung im zu Ende gegangenen Erntejahr 2012/13 um 1,1% gegenüber dem Vorjahr.
Diese Schätzung könnte sich nach den jüngsten Verarbeitungszahlen als zu niedrig erweisen, was in einem höheren Angebotsdefizit resultieren dürfte. Für das seit Oktober laufende Erntejahr 2013/14 ist mit einem noch höheren Defizit zu rechnen, da die Produktion aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen in der Hauptanbauregion Westafrika niedriger ausfallen dürfte. Die Kakaopreise, welche diese Woche mit 1.790 GBP je Tonne bzw. 2.770 USD je Tonne 2-Jahreshochs erreichten, bleiben daher gut unterstützt.
Die Ölpreise sind gestern unter Druck geraten. Brentöl verbilligte sich um knapp 2 USD auf 108,7 USD je Barrel. Der WTI-Preis fiel sogar auf das tiefste Niveau seit 3½ Monaten und konnte sich gerade so oberhalb der Marke von 100 USD je Barrel behaupten. Am Morgen handeln die Ölpreise weiterhin in der Nähe ihrer gestern verzeichneten Tiefstände. Das Umfeld für die Ölpreise bleibt negativ. Zwar ist die chinesische Wirtschaft im dritten Quartal wieder etwas stärker gewachsen, dafür verzeichnete aber die implizite Ölnachfrage im Reich der Mitte im September den ersten Rückgang seit 17 Monaten. Diese lag Reuters zufolge bei 9,61 Mio. Barrel pro Tag und damit 1,8% niedriger als im Vorjahresmonat.
Hauptverantwortlich hierfür war ein Rückgang der Rohölverarbeitung durch die Raffinerien um 1,2% auf 9,4 Mio. Barrel pro Tag aufgrund von Wartungsarbeiten. Die im vergangenen Monat auf ein Rekordhoch gestiegenen Rohölimporte deuten an, dass die Ölnachfrage Chinas im September stärker war als die Zahlen suggerieren. Diese dürften zu Teilen in den Lageraufbau gegangen sein, was in diesem Monat für niedrigere Importe spricht. Aktuelle Daten von Oil Movements legen dies ebenfalls nahe. Denn die Öllieferungen der OPEC sollen in den vier Wochen zum 2. November um 690 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber der vorherigen 4-Wochen-Periode fallen, was dem stärksten Rückgang seit sechs Monaten entspricht. Die US-Energiebehörde will die gestern nicht veröffentlichten US-Lagerdaten für die vergangene Woche am kommenden Montag nachreichen.
Edelmetalle
Das Gute an der Effizienzmarkthypothese des diesjährigen Nobelpreisträgers Eugene Fama ist, dass man alle Bewegungen am Markt im Nachhinein mit unterschiedlichen Erwartungen erklären kann. Steigen die Aktienkurse nach der Einigung im US-Kongress, haben die Aktienmärkte wohl nicht mit einer frühen Einigung gerechnet. Bleiben dagegen die Goldpreise unverändert, wurde hier offensichtlich der Kompromiss bereits letzte Woche "eingepreist", als die Gerüchte über eine mögliche Einigung den Goldmarkt in Panik versetzt haben und den Preis von über 1.300 USD auf rund 1.260 USD je Unze fallen ließen.
Und so kann man dann auch den starken Preisanstieg - der Goldpreis stieg gestern binnen weniger Minuten um rund 40 USD auf 1.320 USD je Unze an - erklären, denn in der Tat war die gestrige Abstufung des US-Kreditratings durch die chinesische Kreidtagentur Dagong überraschend. Dagong, die ihren Namen aus dem chinesischen Idiom "dagong wusi" bzw. "gerecht und unvoreingenommen" ableitet, hat mit ihrer Entscheidung ein Kursfeuerwerk bei Edelmetallen ausgelöst, die sich vom restlichen Rohstoffsektor abkoppeln und allesamt um 2-3% zulegen konnten. A
llerdings führen wir den gestrigen Preisanstieg aufgrund seiner Dynamik und des Ausmaßes weniger auf die traditionellen Anleger zurück - die Gold-ETFs haben gestern erneut massive Abflüsse von 4,6 Tonnen Gold gemeldet -, sondern vielmehr auf die verstärkte Rückführung der Leerverkäufe. Die negative Dynamik bei Gold-ETFs, die im Oktober bereits 33 Tonnen Gold „verloren“, hält an und wirkt weiterhin belastend. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend erst dreht, wenn sich der Goldpreis stabilisiert.
Industriemetalle
Die chinesischen BIP-Zahlen für das 3. Quartal sind mit 7,8% Wachstum ggü. dem Vorjahr wie erwartet gut ausgefallen. Auch wenn diesmal vor allem der Dienstleistungssektor für den Anstieg verantwortlich war, gehen wir davon aus, dass sich die robuste chinesische Nachfrage sowie die Pause im US-Fiskalstreit in höheren Industriemetallpreisen widerspiegeln sollte. Dafür spricht auch der jüngste Anstieg der chinesischen Aktienmärkte, die in der Vergangenheit stark mit den Metallpreisen korrelierten.
Ein weitaus wichtigerer Grund für die Preisschwäche bei Metallen waren jedoch die hohen Produktionsausweitungen, die sich aber auch zu verlangsamen scheinen. So will der weltgrößte Aluminiumproduzent Rusal die Produktion in mehreren Stätten stilllegen. Damit dürfte sich die Rusal-Aluminiumproduktion in diesem Jahr um 325 Tsd. Tonnen und im nächsten Jahr sogar um fast 650 Tsd. Tonnen Aluminium bzw. 15% im Vergleich zum Jahr 2012 verringern.
Der chinesische Staatsrat hat gleichzeitig präzisiert, dass bis Ende 2015 eine Vielzahl kleinere Schmelzen geschlossen wird und die anderen ineffizienten Aluminiumbetriebe höhere Stromkosten zu zahlen haben werden. Dies reduziert aus unserer Sicht die Gefahr der hohen Produktionskapazitäten in China für den Weltmarkt. Im September hat China sogar soviel Aluminium importiert wie seit August 2012 nicht mehr, wobei die SHFE-Bestände nahe dem niedrigsten Stand seit Ende 2011 liegen. Auch stieg die Anzahl gekündigter Lagerscheine bei Aluminium an der LME erstmals seit September über 2 Mio. Tonnen. Diese Faktoren sollten die Aluminiumpreise weiter unterstützen.
Agrarrohstoffe
Die Kakaoverarbeitung in Nordamerika verzeichnete im dritten Quartal laut dem Nationalen Verband der Süßwarenhersteller einen Anstieg um 8,25% gegenüber dem Vorjahr auf 132 Tsd. Tonnen. Damit wurden in den USA, Kanada und Mexiko im vergangenen Quartal soviel Kakaobohnen verarbeitet wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2009. Ebenfalls gestern hatte die Kakaovereinigung Asiens einen Anstieg der Kakaovermahlung um 12% gegenüber dem Vorjahr auf 161,1 Tsd. Tonnen bekanntgegeben.
Bereits in der vergangenen Woche meldete die Europäische Kakaovereinigung einen Zuwachs der Kakaoverarbeitung um knapp 5% gegenüber dem Vorjahr auf 331,5 Tsd. Tonnen. Damit verzeichnete die Kakaoverarbeitung im vergangenen Quartal in allen wichtigen Nachfrageregionen Anstiege. Die Internationale Kakaoorganisation unterstellte in ihrer aktuellen Schätzung einen Anstieg der globalen Kakaoverarbeitung im zu Ende gegangenen Erntejahr 2012/13 um 1,1% gegenüber dem Vorjahr.
Diese Schätzung könnte sich nach den jüngsten Verarbeitungszahlen als zu niedrig erweisen, was in einem höheren Angebotsdefizit resultieren dürfte. Für das seit Oktober laufende Erntejahr 2013/14 ist mit einem noch höheren Defizit zu rechnen, da die Produktion aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen in der Hauptanbauregion Westafrika niedriger ausfallen dürfte. Die Kakaopreise, welche diese Woche mit 1.790 GBP je Tonne bzw. 2.770 USD je Tonne 2-Jahreshochs erreichten, bleiben daher gut unterstützt.