Starke Preisanstiege bei Gold und Industriemetallen
23.10.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die unterschiedlichen Tendenzen am Ölmarkt setzen sich fort. Der Brentölpreis kann sich weiterhin knapp unterhalb von 110 USD je Barrel behaupten. Dagegen rutscht der WTI-Preis auch nach der Kontraktumstellung immer weiter ab und handelt am Morgen bei weniger als 98 USD je Barrel auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Juli. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf fast 12 USD je Barrel ausgeweitet, was zuletzt vor mehr als sechs Monaten der Fall war. Eine fundamentale Erklärung für die deutliche Ausweitung der Preisdifferenz gibt es nicht.
Zwar verzeichneten die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche laut API einen erneuten Anstieg um 3 Mio. Barrel. Auch die Cushing-Vorräte stiegen zum zweiten Mal in Folge. Das Niveau der Cushing-Bestände liegt aktuell aber gut 10 Mio. Barrel niedriger als Mitte Juli, als sich die Preisdifferenz vollständig geschlossen hatte. Es dürften daher vor allem Finanzanleger am Werk sein, welche von der Entwicklung überrascht wurden und nun ihre Long-Positionen bei WTI schließen müssen. Andere wiederum dürften auf den fahrenden Zug aufspringen und Short-Positionen eingehen.
Das Spiel könnte sich daher noch eine Weile fortsetzen, zumal auch bei den offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag mit steigenden Vorräten zu rechnen ist. Ebenfalls seltsam ist die derzeitige Preisschwäche bei Erdgas. Trotz der Vorhersage unterdurchschnittlicher Temperaturen und eines geringer als erwarteten Lageraufbaus fiel der US-Erdgaspreis in der Nacht auf ein 2-Wochentief von 3,57 USD je mmBtu.
Edelmetalle
Gold und Silber zogen gestern Nachmittag merklich an, nachdem der nachgereichte Arbeitsmarktbericht in den USA für September hinter den Erwartungen zurückblieb. Dies macht eine baldige Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank Fed unwahrscheinlicher. Als wahrscheinlichster Termin hierfür wird mittlerweile die März-Sitzung angesehen. Im Zuge dessen gab auch der US-Dollar merklich nach - dieser wertete gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren ab -, was die Preise zusätzlich unterstützte.
Gold stieg daraufhin vorübergehend auf ein 3-Wochenhoch von knapp 1.345 USD je Feinunze, Silber erreichte mit 22,8 USD je Feinunze den höchsten Stand seit 4½ Wochen. Der starke Preisanstieg von Gold ging erstmals seit langem mit hohen ETF-Zuflüssen einher. Mit 6,5 Tonnen verzeichneten alle von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zusammengenommen den höchsten Tageszufluss seit über einem Jahr. Der SPDR Gold Trust meldete einen Aufbau seiner Bestände um 6,6 Tonnen.
Für eine nachhaltige Trendumkehr bedarf es allerdings mehr als nur einen starken Tageszufluss. Sollte es in den kommenden Tagen zu weiteren Zuflüssen kommen, könnte der jüngste Preisanstieg diesmal jedoch nachhaltiger sein. Platin und vor allem Palladium konnten dagegen vom starken Preisanstieg von Gold kaum profitieren. Palladium legte gestern auf Schlusskursbasis „nur“ um 0,5% zu und gibt heute Morgen diese Gewinne schon wieder ab. Offenbar schwächelt derzeit die Investmentnachfrage. Denn die Palladium-ETFs verzeichneten gestern den zweiten relativ hohen Tagesabfluss in Folge.
Industriemetalle
Unterstützt von einem schwachen US-Dollar und festen globalen Aktienmärkten befanden sich gestern auch die Industriemetalle im Aufwind. Gemessen am LME-Industriemetallindex stiegen sie um 1,5% auf ein 2-Monatshoch. Mit einem Plus von 3,4% bzw. 1,9% legten Nickel und Zinn besonders stark zu. Industriekreisen zufolge kam es gerade bei Nickel aus Sorge vor Angebotsengpässen zur Eindeckung von Short-Positionen. Denn ab Januar 2014 tritt in Indonesien das Exportverbot von Erzen in Kraft. Dabei gibt es aber für einige Unternehmen Ausnahmeregelungen. Zudem könnte Medienberichten zufolge das Gesetz nochmals überarbeitet werden.
Wir halten die Angebotssorgen daher für nicht gerechtfertigt. Zwar war Indonesien Daten von WBMS zufolge im letzten Jahr mit einer Nickelminenproduktion von 255 Tsd. Tonnen der weltweit drittgrößte Produzent, allerdings dürfte ein mögliches geringeres Angebot von anderen Produzentenländern aufgefangen werden. So haben zum Beispiel die Philippinen ihre Nickelminenproduktion in den letzten zwei Jahren stark ausgeweitet und mit 318 Tsd. Tonnen den Spitzenplatz übernommen.
Ferner hatte die International Nickel Study Group jüngst für den globalen Nickelmarkt für die ersten acht Monate des Jahres einen Angebotsüberschuss von 108,2 Tsd. Tonnen berichtet. Und die Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME steigen nach wie vor unaufhörlich weiter. In den vergangenen zwei Jahren wurden sie um 178% aufgebaut und liegen mit 231,6 Tsd. Tonnen auf einem Rekordhoch. Wir sehen daher für den Nickelpreis nur begrenztes Aufwärtspotenzial (siehe auch den heute veröffentlichten Rohstoffe kompakt Industriemetalle).
Agrarrohstoffe
Auch an den Getreidemärkten setzen sich die gegenläufigen Preistendenzen fort. Während sich der Maispreis wieder seinem Mitte Oktober verzeichneten 3-Jahrestief nähert, handelt der Weizenpreis in der Nähe eines 4½-Monatshochs. Auf Mais lastet die Verbesserung des Pflanzenzustands in den USA (siehe auch TagesInfo von gestern), welche auf höhere Erträge der ohnehin zu erwartenden Rekordernte hoffen lässt. Bei Weizen hingegen unterstützt weiterhin die hohe Nachfrage aus China und Brasilien die Preise. Hinzu kommen Sorgen vor einer niedrigeren Ernte in Argentinien.
Die argentinische Regierung hatte Ende vergangener Woche mit einer Ernteschätzung von lediglich 8,8 Mio. Tonnen überrascht, was deutlich unter den Markterwartungen lag. Argentinien ist der wichtigste Weizenlieferant für Brasilien, welches aufgrund von Ernteausfällen noch stärker auf Importe angewiesen ist. Brasilien könnte daher nach anderen Lieferanten Ausschau halten, wobei hierfür insbesondere die USA in Frage kämen. Es gibt allerdings Meldungen, wonach die Ernteschätzung in Argentinien fehlerhaft war und demnächst nach oben korrigiert wird. Dagegen kommt die Winterweizenaussaat auch in Westeuropa gut voran. Zudem soll die Anbaufläche in Frankreich und Großbritannien steigen. Dies sollte dem Preisanstieg bei Weizen an der Liffe in Paris Grenzen setzen.
Die unterschiedlichen Tendenzen am Ölmarkt setzen sich fort. Der Brentölpreis kann sich weiterhin knapp unterhalb von 110 USD je Barrel behaupten. Dagegen rutscht der WTI-Preis auch nach der Kontraktumstellung immer weiter ab und handelt am Morgen bei weniger als 98 USD je Barrel auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Juli. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf fast 12 USD je Barrel ausgeweitet, was zuletzt vor mehr als sechs Monaten der Fall war. Eine fundamentale Erklärung für die deutliche Ausweitung der Preisdifferenz gibt es nicht.
Zwar verzeichneten die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche laut API einen erneuten Anstieg um 3 Mio. Barrel. Auch die Cushing-Vorräte stiegen zum zweiten Mal in Folge. Das Niveau der Cushing-Bestände liegt aktuell aber gut 10 Mio. Barrel niedriger als Mitte Juli, als sich die Preisdifferenz vollständig geschlossen hatte. Es dürften daher vor allem Finanzanleger am Werk sein, welche von der Entwicklung überrascht wurden und nun ihre Long-Positionen bei WTI schließen müssen. Andere wiederum dürften auf den fahrenden Zug aufspringen und Short-Positionen eingehen.
Das Spiel könnte sich daher noch eine Weile fortsetzen, zumal auch bei den offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag mit steigenden Vorräten zu rechnen ist. Ebenfalls seltsam ist die derzeitige Preisschwäche bei Erdgas. Trotz der Vorhersage unterdurchschnittlicher Temperaturen und eines geringer als erwarteten Lageraufbaus fiel der US-Erdgaspreis in der Nacht auf ein 2-Wochentief von 3,57 USD je mmBtu.
Edelmetalle
Gold und Silber zogen gestern Nachmittag merklich an, nachdem der nachgereichte Arbeitsmarktbericht in den USA für September hinter den Erwartungen zurückblieb. Dies macht eine baldige Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank Fed unwahrscheinlicher. Als wahrscheinlichster Termin hierfür wird mittlerweile die März-Sitzung angesehen. Im Zuge dessen gab auch der US-Dollar merklich nach - dieser wertete gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren ab -, was die Preise zusätzlich unterstützte.
Gold stieg daraufhin vorübergehend auf ein 3-Wochenhoch von knapp 1.345 USD je Feinunze, Silber erreichte mit 22,8 USD je Feinunze den höchsten Stand seit 4½ Wochen. Der starke Preisanstieg von Gold ging erstmals seit langem mit hohen ETF-Zuflüssen einher. Mit 6,5 Tonnen verzeichneten alle von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zusammengenommen den höchsten Tageszufluss seit über einem Jahr. Der SPDR Gold Trust meldete einen Aufbau seiner Bestände um 6,6 Tonnen.
Für eine nachhaltige Trendumkehr bedarf es allerdings mehr als nur einen starken Tageszufluss. Sollte es in den kommenden Tagen zu weiteren Zuflüssen kommen, könnte der jüngste Preisanstieg diesmal jedoch nachhaltiger sein. Platin und vor allem Palladium konnten dagegen vom starken Preisanstieg von Gold kaum profitieren. Palladium legte gestern auf Schlusskursbasis „nur“ um 0,5% zu und gibt heute Morgen diese Gewinne schon wieder ab. Offenbar schwächelt derzeit die Investmentnachfrage. Denn die Palladium-ETFs verzeichneten gestern den zweiten relativ hohen Tagesabfluss in Folge.
Industriemetalle
Unterstützt von einem schwachen US-Dollar und festen globalen Aktienmärkten befanden sich gestern auch die Industriemetalle im Aufwind. Gemessen am LME-Industriemetallindex stiegen sie um 1,5% auf ein 2-Monatshoch. Mit einem Plus von 3,4% bzw. 1,9% legten Nickel und Zinn besonders stark zu. Industriekreisen zufolge kam es gerade bei Nickel aus Sorge vor Angebotsengpässen zur Eindeckung von Short-Positionen. Denn ab Januar 2014 tritt in Indonesien das Exportverbot von Erzen in Kraft. Dabei gibt es aber für einige Unternehmen Ausnahmeregelungen. Zudem könnte Medienberichten zufolge das Gesetz nochmals überarbeitet werden.
Wir halten die Angebotssorgen daher für nicht gerechtfertigt. Zwar war Indonesien Daten von WBMS zufolge im letzten Jahr mit einer Nickelminenproduktion von 255 Tsd. Tonnen der weltweit drittgrößte Produzent, allerdings dürfte ein mögliches geringeres Angebot von anderen Produzentenländern aufgefangen werden. So haben zum Beispiel die Philippinen ihre Nickelminenproduktion in den letzten zwei Jahren stark ausgeweitet und mit 318 Tsd. Tonnen den Spitzenplatz übernommen.
Ferner hatte die International Nickel Study Group jüngst für den globalen Nickelmarkt für die ersten acht Monate des Jahres einen Angebotsüberschuss von 108,2 Tsd. Tonnen berichtet. Und die Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME steigen nach wie vor unaufhörlich weiter. In den vergangenen zwei Jahren wurden sie um 178% aufgebaut und liegen mit 231,6 Tsd. Tonnen auf einem Rekordhoch. Wir sehen daher für den Nickelpreis nur begrenztes Aufwärtspotenzial (siehe auch den heute veröffentlichten Rohstoffe kompakt Industriemetalle).
Agrarrohstoffe
Auch an den Getreidemärkten setzen sich die gegenläufigen Preistendenzen fort. Während sich der Maispreis wieder seinem Mitte Oktober verzeichneten 3-Jahrestief nähert, handelt der Weizenpreis in der Nähe eines 4½-Monatshochs. Auf Mais lastet die Verbesserung des Pflanzenzustands in den USA (siehe auch TagesInfo von gestern), welche auf höhere Erträge der ohnehin zu erwartenden Rekordernte hoffen lässt. Bei Weizen hingegen unterstützt weiterhin die hohe Nachfrage aus China und Brasilien die Preise. Hinzu kommen Sorgen vor einer niedrigeren Ernte in Argentinien.
Die argentinische Regierung hatte Ende vergangener Woche mit einer Ernteschätzung von lediglich 8,8 Mio. Tonnen überrascht, was deutlich unter den Markterwartungen lag. Argentinien ist der wichtigste Weizenlieferant für Brasilien, welches aufgrund von Ernteausfällen noch stärker auf Importe angewiesen ist. Brasilien könnte daher nach anderen Lieferanten Ausschau halten, wobei hierfür insbesondere die USA in Frage kämen. Es gibt allerdings Meldungen, wonach die Ernteschätzung in Argentinien fehlerhaft war und demnächst nach oben korrigiert wird. Dagegen kommt die Winterweizenaussaat auch in Westeuropa gut voran. Zudem soll die Anbaufläche in Frankreich und Großbritannien steigen. Dies sollte dem Preisanstieg bei Weizen an der Liffe in Paris Grenzen setzen.