Geringeres Ölangebot aus Libyen, reichliches in denUSA
30.10.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis kann sich knapp unterhalb von 109 USD je Barrel behaupten. Preisunterstützend wirken nach wie vor die Lieferausfälle in Libyen, welche sich auf mehr als 90% des normalen Exportniveaus belaufen. Die Protestierenden haben Gespräche abgelehnt. Berichte über eine baldige Wiedereröffnung eines Hafens wurden dementiert. Eine schnelle Normalisierung des libyschen Ölangebots, welches seit vier Monaten von Protesten in den Exporthäfen und auf den Ölfeldern beeinträchtigt wird, ist somit nicht in Sicht.
Durch die regionale Verknappung wird die eigentlich reichliche Versorgung des globalen Ölmarktes überdeckt, welche sich u.a. in steigenden US-Lagerbeständen widerspiegelt. Laut dem US-Produzentenverband API stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um weitere 5,9 Mio. Barrel, was die Markterwartungen deutlich übertraf und auch für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag einen stärkeren Lageraufbau erwarten lässt.
Bemerkenswert war auch der kräftige Anstieg der Rohölvorräte in Cushing, welche sich dem API zufolge letzte Woche um 2,2 Mio. Barrel erhöhten. Angesichts der Lagerentwicklung in den USA überrascht es nicht, dass die WTI-Terminkurve am vorderen Ende seit Mitte Oktober wieder im Contango ist, was reichliche Verfügbarkeit signalisiert. Der Ölmarkt ist somit derzeit zweigeteilt. Einem knappen Angebot in Europa steht ein reichliches Angebot in den USA gegenüber. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI sollte angesichts dessen zunächst hoch bleiben.
Edelmetalle
Im Vorfeld der heutigen FOMC-Sitzung zeigt sich Gold nahezu unverändert bei rund 1.345 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall bei 980 EUR je Feinunze. Der Einfluss des FOMC-Statements auf den Goldpreis dürfte aber nur gering sein. Denn kaum einer geht davon aus, dass die US-Notenbank heute Abend eine baldige Rückführung ihrer Anleihekäufe ankündigt. Vielmehr dürfte dies frühestens im März geschehen und ab April umgesetzt werden.
An der Shanghaier Goldbörse wurde der Goldpreis heute zum vierten Mal innerhalb der letzten sieben Tage unter dem internationalen Goldpreis in London gehandelt. Der Abschlag betrug Händlerkreisen zufolge zeitweise 2 USD je Feinunze. Im April und Mai wurden dagegen noch Aufschläge von bis zu 30 USD gezahlt. Dies dürfte Befürchtungen geschuldet sein, wonach es in China zu einer Verschärfung der Kreditvergabe kommen könnte, was sich bereits in steigenden Zinsen widerspiegelt.
Der 7-Tages-Ausleihesatz ist heute weiter deutlich auf 5,55% gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit fast vier Monaten erreicht. Vom Hoch im Juli sind die Zinsen aber noch weit entfernt. Dennoch wurden daraufhin vermutlich Goldbestände verkauft, um Liquidität zu generieren. Sollte dieser Trend länger anhalten, könnte sich dies auch in schwächeren chinesischen Goldimporten niederschlagen.
Industriemetalle
Kupfer steigt heute Morgen auf ein Wochenhoch von knapp 7.300 USD je Tonne. Das rote Metall wird derzeit offenbar durch eine robuste Nachfrage unterstützt. Denn so fallen die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME kontinuierlich weiter. Mit rund 476 Tsd. Tonnen befinden sie sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit fast acht Monaten. Von der Spitze im Juni wurden die Bestände mittlerweile um mehr als 200 Tsd. Tonnen bzw. 30% abgebaut.
Die frei verfügbaren Lagerbestände belaufen sich auf nur noch 181 Tsd. Tonnen, so wenig wie seit zwölf Monaten nicht mehr. Im LME-Lagerhaus in Johor in Malaysia sind sogar fast alle Bestände zur Auslieferung angefordert (143 Tsd. Tonnen), was auf eine starke chinesische Nachfrage hindeutet. Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike hatte gestern im Rahmen einer Konferenz im chinesischen Kunming die Einschätzung geäußert, dass Chinas Kupfermarkt nächstes Jahr ein Angebotsdefizit von 1,9 Mio. Tonnen aufweisen wird. Dies ist geringfügig mehr als das für dieses Jahr erwartete Defizit.
Aus der Angebotslücke generiert sich aber nicht zwangsläufig ein höherer Importbedarf. Denn China hat in den ersten neun Monaten des Jahres gemäß Daten der Zollbehörde netto schon fast 2,7 Mio. Tonnen Kupfer eingeführt, im Gesamtjahr 2012 waren es 3,9 Mio. Tonnen. Neben dem realen Verbrauch fragen chinesische Händler große Mengen Kupfer für Handelsfinanzierungen nach.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis, der von Ende August bis Mitte Oktober um fast 20% stieg, befindet sich seither auf dem Rückzug. Mit 18,45 US-Cents je Pfund hat er auf Schlusskursbasis im nächstfälligen Kontrakt mit Fälligkeit März 2014 vom am 18. Oktober erreichten 9½-Monatshoch einen ganzen Cent verloren. Grund für den wochenlangen Preisanstieg war die Sorge, dass Nässe die Zuckerrohrernte in Brasilien beeinträchtigen könnte.
Daten der Zuckerindustrievereinigung Unica bestätigen nun, dass in der Hauptanbauregion Center-South in der ersten Oktoberhälfte tatsächlich 18% weniger Zuckerrohr verarbeitet wurde als im Vorjahr und sich der Zuckergehalt reduzierte. Inzwischen neigt sich die Ernte ihrem Ende zu. Die Zuckerproduktion soll laut Unica das Vorjahresniveau von gut 34 Mio. Tonnen erreichen. Ein Lagerhausbrand im brasilianischen Hafen Santos erwies sich für die Zuckerpreise nur als "Strohfeuer". Denn trotz des daraus resultierenden Ausfalls an Exporten bleibt das internationale Angebot hoch.
So dürften die thailändischen und indischen Exporte steigen: Der zweitgrößte Exporteur Thailand will 2013/14 die Rekordmenge von 8,5 Mio. Tonnen ausführen und Indien könnte Schätzungen zufolge seine Exporte auf 3 Mio. Tonnen verzehnfachen. Gleichzeitig dämpfen hohe chinesische Lagerbestände die Erwartungen an die Nachfrage. Das Zuckerhandelshaus Kingsman rechnet damit, dass China in der laufenden Saison seine Importe um über 40% auf 2,5 Mio. Tonnen zurückfahren wird. Wir rechnen alles in allem damit, dass sich die Zuckerpreise auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren werden.
Der Brentölpreis kann sich knapp unterhalb von 109 USD je Barrel behaupten. Preisunterstützend wirken nach wie vor die Lieferausfälle in Libyen, welche sich auf mehr als 90% des normalen Exportniveaus belaufen. Die Protestierenden haben Gespräche abgelehnt. Berichte über eine baldige Wiedereröffnung eines Hafens wurden dementiert. Eine schnelle Normalisierung des libyschen Ölangebots, welches seit vier Monaten von Protesten in den Exporthäfen und auf den Ölfeldern beeinträchtigt wird, ist somit nicht in Sicht.
Durch die regionale Verknappung wird die eigentlich reichliche Versorgung des globalen Ölmarktes überdeckt, welche sich u.a. in steigenden US-Lagerbeständen widerspiegelt. Laut dem US-Produzentenverband API stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um weitere 5,9 Mio. Barrel, was die Markterwartungen deutlich übertraf und auch für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag einen stärkeren Lageraufbau erwarten lässt.
Bemerkenswert war auch der kräftige Anstieg der Rohölvorräte in Cushing, welche sich dem API zufolge letzte Woche um 2,2 Mio. Barrel erhöhten. Angesichts der Lagerentwicklung in den USA überrascht es nicht, dass die WTI-Terminkurve am vorderen Ende seit Mitte Oktober wieder im Contango ist, was reichliche Verfügbarkeit signalisiert. Der Ölmarkt ist somit derzeit zweigeteilt. Einem knappen Angebot in Europa steht ein reichliches Angebot in den USA gegenüber. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI sollte angesichts dessen zunächst hoch bleiben.
Edelmetalle
Im Vorfeld der heutigen FOMC-Sitzung zeigt sich Gold nahezu unverändert bei rund 1.345 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall bei 980 EUR je Feinunze. Der Einfluss des FOMC-Statements auf den Goldpreis dürfte aber nur gering sein. Denn kaum einer geht davon aus, dass die US-Notenbank heute Abend eine baldige Rückführung ihrer Anleihekäufe ankündigt. Vielmehr dürfte dies frühestens im März geschehen und ab April umgesetzt werden.
An der Shanghaier Goldbörse wurde der Goldpreis heute zum vierten Mal innerhalb der letzten sieben Tage unter dem internationalen Goldpreis in London gehandelt. Der Abschlag betrug Händlerkreisen zufolge zeitweise 2 USD je Feinunze. Im April und Mai wurden dagegen noch Aufschläge von bis zu 30 USD gezahlt. Dies dürfte Befürchtungen geschuldet sein, wonach es in China zu einer Verschärfung der Kreditvergabe kommen könnte, was sich bereits in steigenden Zinsen widerspiegelt.
Der 7-Tages-Ausleihesatz ist heute weiter deutlich auf 5,55% gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit fast vier Monaten erreicht. Vom Hoch im Juli sind die Zinsen aber noch weit entfernt. Dennoch wurden daraufhin vermutlich Goldbestände verkauft, um Liquidität zu generieren. Sollte dieser Trend länger anhalten, könnte sich dies auch in schwächeren chinesischen Goldimporten niederschlagen.
Industriemetalle
Kupfer steigt heute Morgen auf ein Wochenhoch von knapp 7.300 USD je Tonne. Das rote Metall wird derzeit offenbar durch eine robuste Nachfrage unterstützt. Denn so fallen die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME kontinuierlich weiter. Mit rund 476 Tsd. Tonnen befinden sie sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit fast acht Monaten. Von der Spitze im Juni wurden die Bestände mittlerweile um mehr als 200 Tsd. Tonnen bzw. 30% abgebaut.
Die frei verfügbaren Lagerbestände belaufen sich auf nur noch 181 Tsd. Tonnen, so wenig wie seit zwölf Monaten nicht mehr. Im LME-Lagerhaus in Johor in Malaysia sind sogar fast alle Bestände zur Auslieferung angefordert (143 Tsd. Tonnen), was auf eine starke chinesische Nachfrage hindeutet. Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike hatte gestern im Rahmen einer Konferenz im chinesischen Kunming die Einschätzung geäußert, dass Chinas Kupfermarkt nächstes Jahr ein Angebotsdefizit von 1,9 Mio. Tonnen aufweisen wird. Dies ist geringfügig mehr als das für dieses Jahr erwartete Defizit.
Aus der Angebotslücke generiert sich aber nicht zwangsläufig ein höherer Importbedarf. Denn China hat in den ersten neun Monaten des Jahres gemäß Daten der Zollbehörde netto schon fast 2,7 Mio. Tonnen Kupfer eingeführt, im Gesamtjahr 2012 waren es 3,9 Mio. Tonnen. Neben dem realen Verbrauch fragen chinesische Händler große Mengen Kupfer für Handelsfinanzierungen nach.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis, der von Ende August bis Mitte Oktober um fast 20% stieg, befindet sich seither auf dem Rückzug. Mit 18,45 US-Cents je Pfund hat er auf Schlusskursbasis im nächstfälligen Kontrakt mit Fälligkeit März 2014 vom am 18. Oktober erreichten 9½-Monatshoch einen ganzen Cent verloren. Grund für den wochenlangen Preisanstieg war die Sorge, dass Nässe die Zuckerrohrernte in Brasilien beeinträchtigen könnte.
Daten der Zuckerindustrievereinigung Unica bestätigen nun, dass in der Hauptanbauregion Center-South in der ersten Oktoberhälfte tatsächlich 18% weniger Zuckerrohr verarbeitet wurde als im Vorjahr und sich der Zuckergehalt reduzierte. Inzwischen neigt sich die Ernte ihrem Ende zu. Die Zuckerproduktion soll laut Unica das Vorjahresniveau von gut 34 Mio. Tonnen erreichen. Ein Lagerhausbrand im brasilianischen Hafen Santos erwies sich für die Zuckerpreise nur als "Strohfeuer". Denn trotz des daraus resultierenden Ausfalls an Exporten bleibt das internationale Angebot hoch.
So dürften die thailändischen und indischen Exporte steigen: Der zweitgrößte Exporteur Thailand will 2013/14 die Rekordmenge von 8,5 Mio. Tonnen ausführen und Indien könnte Schätzungen zufolge seine Exporte auf 3 Mio. Tonnen verzehnfachen. Gleichzeitig dämpfen hohe chinesische Lagerbestände die Erwartungen an die Nachfrage. Das Zuckerhandelshaus Kingsman rechnet damit, dass China in der laufenden Saison seine Importe um über 40% auf 2,5 Mio. Tonnen zurückfahren wird. Wir rechnen alles in allem damit, dass sich die Zuckerpreise auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren werden.