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Rohölpreise fallen auf mehrmonatige Tiefstände

05.11.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich leicht von den gestern verzeichneten mehrmonatigen Tiefständen erholen. Gestern hatte Brent zwischenzeitlich bei 105 USD je Barrel ein 4-Monatstief erreicht. WTI war mit 94 USD je Barrel zeitweilig so preiswert wie zuletzt vor 4½ Monaten. Die anhaltenden Lieferausfälle in Libyen stehen einem Preisrückgang entgegen. Zudem dürfte auch die Lage in Ägypten wieder stärker in den Fokus rücken, wo gestern der Prozess gegen den abgesetzten Ex-Präsidenten Mursi begonnen hat und deshalb mit neuen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern von Mursi zu rechnen ist.

Gestern ist die Brent-Terminkurve am vorderen Ende erstmals seit Mitte Juni kurzzeitig in Contango gewesen, d.h. der nächstfällige Terminkontrakt war billiger als der darauffolgende Terminkontrakt. Dies ist normalerweise ein Anzeichen für ein reichliches Angebot. Angesichts der Lieferausfälle in Libyen erachten wir diese Entwicklung nicht als nachhaltig, selbst wenn das Angebot der vier Nordseesorten Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk im November erstmals seit 21 Monaten auf 1 Mio. Barrel pro Tag steigen soll. Druck auf die Preise ging bis zuletzt von Verkäufen der Finanzanleger aus.

Wie die letzten Daten der ICE zeigten, sanken die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 29. Oktober um 28,6 Tsd. auf 124,6 Tsd. Kontrakte. Dies war der stärkste Wochenrückgang seit Ende Juni und der achte Rückgang in den letzten neun Wochen. Während dieser Zeit wurden die Netto-Long-Positionen vom Ende August verzeichneten Rekordhoch um 42% abgebaut und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Mai. Der Druck auf den Brentpreis sollte von dieser Seite allmählich nachlassen.

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Edelmetalle

Gold kann sich leicht von seinen Verlusten der Vortage erholen und handelt heute Morgen bei rund 1.315 USD je Feinunze. Trotz zuletzt eher schwacher Münzabsätze in den USA haben die Verkäufe in diesem Jahr - inklusive der beiden ersten Handelstage im November - mit 761 Tsd. Unzen mittlerweile das Niveau des gesamten Vorjahres übertroffen. Grund hierfür ist der extrem starke Münzabsatz im Frühjahr. Die 1 Mio.-Marke aus den Jahren 2009-2011 dürfte aber wohl nicht mehr erreicht werden.

Auf Rekordkurs befinden sich hingegen die Absätze von Silbermünzen. So wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres in den USA 39,2 Mio. Unzen (rund 1.218 Tonnen) verkauft. Das Rekordhoch von vor zwei Jahren liegt bei 39,9 Mio. Unzen (rund 1.240 Tonnen).

In China könnte der Goldhunger im nächsten Jahr wieder etwas nachlassen. Laut Einschätzung des größten chinesischen Goldproduzenten, China Gold Group Corp., dürfte die Goldnachfrage im Reich der Mitte in diesem Jahr zwar die Marke von 1.000 Tonnen überschreiten, dies sei demnach aber nicht nachhaltig. Das Unternehmen bezeichnet die diesjährige Nachfrage als "außergewöhnlich" und sieht eine allmähliche Abkühlung. Im letzten Jahr hatte China Daten des World Gold Council zufolge knapp 820 Tonnen Gold nachgefragt und lag damit hinter Indien auf Platz 2. In diesem Jahr sollte China den Spitzenplatz erobert haben.


Industriemetalle

Gestern standen zyklische Rohstoffe und hier vor allem die Industriemetalle über weite Phasen des Handelsverlaufs unter Druck. Trotz fester Aktienmärkte verlor der LME-Industriemetallindex 1,3% auf 3.100 Punkte und markierte damit den tiefsten Stand seit fast vier Wochen. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen, wenn auch mit geringerer Dynamik, fort. Aluminium zum Beispiel fällt auf ein Monatstief von unter 1.820 USD je Tonne und nähert sich damit wieder der Marke von 1.800 USD. Einmal mehr wird das Überangebot am globalen Aluminiummarkt sichtbar.

Laut Angaben des größten chinesischen Aluminiumproduzenten, Aluminum Corp of China (Chalco), wird allein China in diesem Jahr rekordhohe 24 Mio. Tonnen Aluminium herstellen. Damit sind die Produktionskapazitäten im Reich der Mitte allerdings bei weitem nicht ausgelastet. Diese sieht Chalco bei 32 Mio. Tonnen. Von den neuen Kapazitäten seien 84% in den westlichen Regionen des Landes geschaffen worden. Diese ködern die Aluminiumproduzenten schon seit einiger Zeit mit zum Beispiel günstigen Grundstückspreisen und Stromsubventionierungen. Dennoch haben die chinesischen Aluminiumhersteller gemäß Angaben des Datenanbieters SMM in der letzten Woche Verluste von durchschnittlich umgerechnet rund 115 USD je Tonne eingefahren.

Solange es in China aber nicht zu umfangreichen Produktionskürzungen kommt, wird auch der Weltmarkt überversorgt bleiben. Mit gut 20 Mio. Tonnen stand China im letzten Jahr für 44% der weltweiten Aluminiumproduktion.


Agrarrohstoffe

Mit knapp 76 US-Cents je Pfund notieren die Baumwollpreise in New York auf dem niedrigsten Niveau seit Januar. Die verbesserten Aussichten für die an Fahrt gewinnende US-Baumwollernte, eine rekordhoch erwartete indische Ernte und niedrigere Importe Chinas sind Bausteine eines Bildes, das in der laufenden Saison 2013/14 wohl den vierten globalen Überschuss in Folge am Baumwollmarkt zeigen wird. China meldet nun für die letzte Berichtswoche gegenüber der Vorwoche eine Verdopplung der Stützungskäufe heimischer Ware zu Mindestpreisen, die weit über den internationalen Preisen liegen.

Setzt sich die Beschleunigung der Ankäufe in staatliche Lager fort, könnten Verarbeiter wie in den Vorjahren verstärkt auf ausländische Ware zurückgreifen, um die hohen heimischen Preise zu umgehen. Denn im Gegensatz zu den internationalen Preisen ziehen die chinesischen Preise zuletzt wieder an. Noch allerdings liegen die staatlichen Aufkäufe kumuliert seit Wiederaufnahme des Stützungsprogramms im September um 28% unter denen der Vorsaison, auch wegen schärferer Qualitätsanforderungen.

Angesichts der guten internationalen Versorgungslage und der hohen chinesischen Lagerbestände halten wir auch mittelfristig allenfalls eine Erholung der Baumwollpreise auf knapp über 80 US-Cents für wahrscheinlich. Sollte, wie angedacht, China seine Baumwollpolitik in der nächsten Saison auf direkte Zahlungen an die Bauern umstellen, könnte dies einen Preisrutsch auch in New York auslösen.




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