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Chinesische Reformvorhaben bleiben vage

13.11.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern deutlich unter Druck geraten und hat am Abend bei weniger als 93 USD je Barrel den niedrigsten Stand seit fast fünf Monaten markiert. Der Brentölpreis gab seine zuvor erzielten Gewinne wieder ab und ging mit 106 USD je Barrel letztlich kaum verändert aus dem Handel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich damit wieder auf 13 USD je Barrel ausgeweitet, was zuletzt Ende Oktober der Fall war.

Die Preisschwäche bei WTI dürfte mit dem nach wie vor beträchtlichen Überhang an spekulativen Long-Positionen zu erklären sein. Sie lagen Anfang November laut CFTC nur 20% unter dem Niveau von Ende August und noch immer bei mehr als 200 Tsd. Kontrakten. Bei Brent wurden sie im selben Zeitraum nahezu halbiert. Auch vom Niveau her lagen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI zuletzt fast doppelt so hoch wie jene bei Brent.

Während die Marktbereinigung bei Brent also schon weit vorangeschritten ist, konnte davon bei WTI noch keine Rede sein. Aufschluss darüber, inwieweit dies inzwischen auch bei WTI geschehen ist, können die CFTC-Daten am Freitagabend geben. Auslöser für den gestrigen Preisrückgang bei WTI könnte die Schätzung der Internationalen Energieagentur gewesen sein, wonach die USA schon im Jahr 2015 zum weltgrößten Ölproduzenten aufsteigen werden und damit zwei Jahre früher als bislang erwartet. Grund hierfür ist der Boom bei Schieferöl, welcher laut IEA bis zum Jahr 2020 anhalten soll. Erst danach soll der Nahe Osten wieder eine dominierende Rolle bei der Ölversorgung einnehmen.

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Edelmetalle

Gold fiel gestern trotz eines etwas schwächeren US-Dollar zwischenzeitlich auf ein 4-Wochentief von 1.261 USD je Feinunze. In Euro gerechnet gab das gelbe Edelmetall auf 940 EUR je Feinunze nach. Heute Morgen handelt Gold nur leicht fester. Auch Silber stand deutlich unter Druck und verlor bis Handelsende 3%. Mit 20,6 USD je Feinunze wurde hier ebenfalls der tiefste Stand seit vier Wochen erreicht. Aus charttechnischer Sicht sehen sowohl Gold als auch Silber angeschlagen aus, so dass sich der Abwärtstrend bei beiden Edelmetallen zunächst fortsetzen könnte.

Das auf die Analyse der Edelmetallmärkte spezialisierte Research-Institut Thomson Reuters GMFS erwartet, dass die Fabrikationsnachfrage bei Silber in diesem Jahr um 4% auf 877 Mio. Unzen steigen wird. Diese würde vor allem durch die Nachfrage nach Schmuck und Silberwaren getragen. Hierzu trägt wiederum eine höhere Silbernachfrage aus Indien bei, wo im Zuge der höheren Steuern auf Goldimporte verstärkt auf Silber zurückgegriffen wird.

Darüber hinaus gibt gemäß Thomson Reuters GFMS auch die starke Investmentnachfrage (vor allem Münzen und ETFs) dem Preis Unterstützung. So haben Daten der US-Münzanstalt zufolge die Verkäufe von US-Silbermünzen mit bislang 40,175 Mio. Unzen in diesem Jahr gestern ein Rekordhoch erreicht. Im nächsten Jahr sieht Thomson Reuters GFMS Silber in einem Spannungsfeld zwischen einer weiter anziehenden physischen Nachfrage auf der einen Seite sowie der Reduzierung der Fed-Anleihekäufe und einem festeren US-Dollar auf der anderen Seite.


Industriemetalle

Im Zuge der anhaltenden Diskussion, wann die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe reduziert, und schwacher chinesischer Aktienmärkte geben die Metallpreise in der Breite nach. So fällt zum Beispiel Kupfer heute Morgen auf ein 2-Monatstief von gut 7.000 USD je Tonne und droht damit zugleich aus seiner mehr als dreimonatigen Handelsspanne nach unten herauszufallen.

Aluminium handelt erstmals seit sieben Wochen wieder unter der Marke von 1.800 USD je Tonne. Im Markt halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die chinesische Regierung ihr Wachstumsziel für 2014 auf 7% nach unten revidieren könnte. Für dieses Jahr erwarten unsere Volkswirte noch einen Anstieg des chinesischen BIP um 7,7%.

Wie auf der gestern zu Ende gegangenen dritten Plenarsitzung des 18. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas beschlossen wurde, soll die Wirtschaft des Landes zukünftig stärker an marktwirtschaftlichen Prinzipien ausgerichtet werden. Zudem soll unter anderem eine Land- und Steuerreform umgesetzt werden. Die Regierung erwartet dabei signifikante Fortschritte bis zum Jahr 2020. Tiefgehende Details sind dem veröffentlichten Kommuniqué allerdings nicht zu entnehmen. Ein umfassenderer Reformplan soll in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Ob dieser jedoch zu steigenden Metallpreisen beiträgt, bleibt fraglich. Denn die Mehrzahl der Reformen dürfte eher auf Nachhaltigkeit und weniger auf schnelles Wachstum abzielen.


Agrarrohstoffe

Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World hat seine Erwartung an die weltweite Sojabohnenernte in 2013/14 noch über die vom US-Landwirtschaftsministerium USDA letzte Woche prognostizierte rekordhohe Menge von 283,5 Mio. Tonnen hinaus angehoben. Die jüngsten Regenfälle in Argentinien haben die dortige Bodenbeschaffenheit verbessert und dürften so die angelaufene Aussaat erleichtern. Damit wird es wahrscheinlicher, dass die Sojabohnenfläche tatsächlich auf ein Rekordniveau steigt.

Das USDA hatte zuletzt die Prognose für die argentinische Ernte nicht angehoben. Bleibt es bei den guten Bedingungen, könnte dies im nächsten Monat nachgeholt werden. Für Brasilien hatte das USDA dagegen bereits im September die Ernteerwartungen angehoben: Es soll mit 88 Mio. Tonnen quasi ebensoviel geerntet werden wie in den USA. In Brasilien ist die Sojabohnenaussaat deutlich weiter fortgeschritten als in Argentinien. Neben der geografischen Lage spielt dabei auch eine Rolle, dass viele Landwirte nach der Ernte der Sojabohnen einen Teil der frei werdenden Felder nochmals mit Mais bebauen, um eine zweite Maisernte im Jahr zu erzielen.

In den USA neigt sich die Sojabohnenernte nun ihrem Ende zu. Am 10. November waren nach Angaben des USDA bereits 91% der Flächen abgeerntet. Bei Mais stehen nur noch bei weniger als 20% der Fläche die Erntearbeiten aus, und bei Baumwolle ist gut die Hälfte der Arbeit getan.




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