Divergierende Preisentwicklungen am Ölmarkt
15.11.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise bewegen sich weiter in unterschiedliche Richtungen: Brent verteuerte sich im gestrigen Handel um 1,5 USD je Barrel und notiert heute morgen - nach Kontraktwechsel - bei knapp 108,5 USD je Barrel. Auftrieb gab die sich andeutende kurzfristig Anspannung am Markt außerhalb der USA. Die IEA wies gestern in ihrem Monatsbericht daraufhin, dass sich die Produktionsprobleme nicht auf Libyen konzentrierten, sondern warnte vor weiteren möglichen Exportproblemen im Irak. Die Sicherheitslage im Süden des Landes hat sich zuletzt stark angespannt, auch wenn sich laut Reuters die dort ansässigen Firmen bereits wieder um eine Normalisierung bemühen. Die Angst vor einem geringem Angebot bei einer gleichzeitig saisonbedingt anziehenden Nachfrage der Raffinerien ließ die Preise am kurzen Ende der Brent-Terminkurve in die Höhe schnellen.
Der WTI-Preis dagegen fiel gestern auf ein 5-Monatstief von 92,5 USD je Barrel. Denn die Versorgungslage am US-Markt ist mehr als reichlich. Laut US-Energieministerium sind die Rohölvorräte die achte Woche in Folge gestiegen, und zudem mit 2,6 Mio. Barrel deutlich mehr als der Markt erwartet hatte. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI erreichte gestern in der Spitze knapp 16 USD je Barrel, was wir allerdings als nicht dauerhaft erachten. Denn die Aussichten für den Ölmarkt bleiben entspannt. Die IEA revidierte ihre ohnehin schon optimistische Prognose für das Angebotswachstum außerhalb der OPEC gestern nochmals leicht nach oben: Mit 1,8 Mio. Barrel pro Tag soll es im kommenden Jahr den erwarteten Nachfragezuwachs von 1,1 Mio. Barrel pro Tag deutlich übertreffen.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt bei 1.282 USD je Feinunze und kann seine seit Mitte der Woche verzeichneten Gewinne größtenteils verteidigen. Die designierte Fed-Vorsitzende Yellen hat bei ihrer Anhörung vor dem US-Senat bekräftigt, dass eine Rückführung der Fed-Anleihekäufe erst bei einer deutlichen Erholung der US-Wirtschaft auf der Agenda steht. Marktteilnehmer, welche nach den robusten US-Arbeitsmarktdaten vergangenen Freitag in Erwartung eines vorzeitigen Ausstiegs aus der ultra-lockeren US-Geldpolitik auf einen fallenden Goldpreis gesetzt hatten, müssen diese Positionen schließen. Dies gibt dem Goldpreis vorübergehend Auftrieb. Eine nachhaltige Aufwärtsbewegung kann hieraus aber nur entstehen, wenn auch die ETF-Investoren wieder in den Goldmarkt zurückkehren.
Dies scheint derzeit noch nicht der Fall zu sein. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern erneut Abflüsse von 2,3 Tonnen. Seit Wochenbeginn belaufen sich die Abflüsse auf 5,5 Tonnen, nachdem in der Vorwoche leichte Zuflüsse zu beobachten waren. Laut der gestern von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Pflichtmitteilungen haben die berichtspflichtigen institutionellen Großanleger im dritten Quartal Anteile von umgerechnet 1,376 Mio. Unzen (42,8 Tonnen) am weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verkauft. Dies entsprach 67% der Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust im dritten Quartal. Größte Verkäufer waren die Großbanken Goldman Sachs, JP Morgan und Deutsche Bank. Der größte Einzeleigner, der Hedgefonds von John Paulson, hat dagegen keine weiteren Anteile verkauft. Größter Käufer war der Hedgefonds CTC LLC, der seine Bestände in den beiden vorhergehenden Quartalen deutlich reduziert hatte.
Industriemetalle
Mit Ausnahme von Zinn sind die LME-Industriemetalle zuletzt wieder unter Druck gekommen. Zinn hat derzeit eine Sonderkonjunktur, weil die Exporte Indonesiens, des weltgrößten Zinnexporteurs, künstlich verknappt sind. Die Zinnbarren müssen vor dem Export an der Börse in Jakarta gehandelt werden. Das kürzlich abgesagte Treffen zwischen dem Handelsminister und den Zinnschmelzern lässt vermuten, dass die Regierung an dem Handelsformat festhalten wird. Gleichzeitig wurde an der LME knapp die Hälfte der Bestände zur Auslieferung angemeldet, wobei die gekündigten Lagerscheine mit rund 5,4 Tsd. Tonnen auf den höchsten Stand seit Oktober 2012 stiegen.
Auch die LME-Lagerbestände für Kupfer, Zink und Aluminium sind zuletzt zurückgekommen. Einige Marktteilnehmer vermuten darin die Umschichtung der Bestände in die Läger außerhalb des offiziellen LME-Lagersystems wegen der neuen LME-Lagerregeln, die Warteschlangen bekämpfen und ab nächsten April greifen sollen. Wir sehen hingegen eine robuste Nachfrage aus dem asiatischen Wirtschaftsraum für den Rückgang der Bestände als mitverantwortlich. Zum einen deuten die hohen chinesischen Metallimporte darauf hin. Zum anderen fallen die LME-Lagerbestände in Asien bereits seit Sommer, was gut mit der Belebung der Wirtschaftsdynamik übereinstimmt. So sind bei Kupfer aktuell nicht einmal 10 Tsd. Tonnen von den insgesamt über 155 Tsd. Tonnen verfügbar, die in LME-Lägern in Asien gelagert werden. Auch halten wir die hohen Überschuss-Schätzungen bei Kupfer für zu optimistisch und rechnen mit einer baldigen Revision.
Agrarrohstoffe
Nachdem sich die Ernten auf der Nordhalbkugel ihrem Ende nähern, richtet sich der Fokus auf die südliche Hemisphäre. Wie wir bereits vor zwei Tagen berichteten, haben die Regenfälle in Argentinien zu einer Verbesserung der Aussaatbedingungen bei Sojabohnen geführt. Dies bestätigen aktuelle Zahlen der Getreidebörse von Buenos Aires. Demnach wurden bis gestern 21,8% der geplanten Sojabohnenfläche bestellt. In der letzten Woche stieg die Sojabohnenaussaat um 11 Prozentpunkte. Der aufgrund der Trockenheit verzögerte Start der Aussaat wurde damit aufgeholt. Bei Mais wurden bislang 42% der geplanten Flächen bestellt, womit die Aussaat allerdings noch immer hinter dem Vorjahr zurückliegt.
Die Getreidebörse schließt nicht aus, dass ein Teil der geplanten Maisfläche mit Sojabohnen bestellt wird, wodurch die Sojabohnenfläche höher ausfallen könnte als die bislang erwarteten 20,2 Mio. Hektar. Die verbesserten Ernteaussichten im drittgrößten Sojabohnenexportland dürften einem weiteren Anstieg des Sojabohnenpreises entgegenstehen, welcher in dieser Woche mit 13,2 USD je Scheffel das höchste Niveau seit Ende September erreichte. Bei Weizen ist die Ernte in Argentinien inzwischen angelaufen. Bis gestern wurden 6,9% der Flächen abgeernet. Die Getreidebörse von Buenos Aires erwartet eine Weizenernte von 10,35 Mio. Tonnen. Die argentinische Regierung veröffentlicht ihre Schätzung in der kommenden Woche.
Die Ölpreise bewegen sich weiter in unterschiedliche Richtungen: Brent verteuerte sich im gestrigen Handel um 1,5 USD je Barrel und notiert heute morgen - nach Kontraktwechsel - bei knapp 108,5 USD je Barrel. Auftrieb gab die sich andeutende kurzfristig Anspannung am Markt außerhalb der USA. Die IEA wies gestern in ihrem Monatsbericht daraufhin, dass sich die Produktionsprobleme nicht auf Libyen konzentrierten, sondern warnte vor weiteren möglichen Exportproblemen im Irak. Die Sicherheitslage im Süden des Landes hat sich zuletzt stark angespannt, auch wenn sich laut Reuters die dort ansässigen Firmen bereits wieder um eine Normalisierung bemühen. Die Angst vor einem geringem Angebot bei einer gleichzeitig saisonbedingt anziehenden Nachfrage der Raffinerien ließ die Preise am kurzen Ende der Brent-Terminkurve in die Höhe schnellen.
Der WTI-Preis dagegen fiel gestern auf ein 5-Monatstief von 92,5 USD je Barrel. Denn die Versorgungslage am US-Markt ist mehr als reichlich. Laut US-Energieministerium sind die Rohölvorräte die achte Woche in Folge gestiegen, und zudem mit 2,6 Mio. Barrel deutlich mehr als der Markt erwartet hatte. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI erreichte gestern in der Spitze knapp 16 USD je Barrel, was wir allerdings als nicht dauerhaft erachten. Denn die Aussichten für den Ölmarkt bleiben entspannt. Die IEA revidierte ihre ohnehin schon optimistische Prognose für das Angebotswachstum außerhalb der OPEC gestern nochmals leicht nach oben: Mit 1,8 Mio. Barrel pro Tag soll es im kommenden Jahr den erwarteten Nachfragezuwachs von 1,1 Mio. Barrel pro Tag deutlich übertreffen.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt bei 1.282 USD je Feinunze und kann seine seit Mitte der Woche verzeichneten Gewinne größtenteils verteidigen. Die designierte Fed-Vorsitzende Yellen hat bei ihrer Anhörung vor dem US-Senat bekräftigt, dass eine Rückführung der Fed-Anleihekäufe erst bei einer deutlichen Erholung der US-Wirtschaft auf der Agenda steht. Marktteilnehmer, welche nach den robusten US-Arbeitsmarktdaten vergangenen Freitag in Erwartung eines vorzeitigen Ausstiegs aus der ultra-lockeren US-Geldpolitik auf einen fallenden Goldpreis gesetzt hatten, müssen diese Positionen schließen. Dies gibt dem Goldpreis vorübergehend Auftrieb. Eine nachhaltige Aufwärtsbewegung kann hieraus aber nur entstehen, wenn auch die ETF-Investoren wieder in den Goldmarkt zurückkehren.
Dies scheint derzeit noch nicht der Fall zu sein. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern erneut Abflüsse von 2,3 Tonnen. Seit Wochenbeginn belaufen sich die Abflüsse auf 5,5 Tonnen, nachdem in der Vorwoche leichte Zuflüsse zu beobachten waren. Laut der gestern von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Pflichtmitteilungen haben die berichtspflichtigen institutionellen Großanleger im dritten Quartal Anteile von umgerechnet 1,376 Mio. Unzen (42,8 Tonnen) am weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verkauft. Dies entsprach 67% der Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust im dritten Quartal. Größte Verkäufer waren die Großbanken Goldman Sachs, JP Morgan und Deutsche Bank. Der größte Einzeleigner, der Hedgefonds von John Paulson, hat dagegen keine weiteren Anteile verkauft. Größter Käufer war der Hedgefonds CTC LLC, der seine Bestände in den beiden vorhergehenden Quartalen deutlich reduziert hatte.
Industriemetalle
Mit Ausnahme von Zinn sind die LME-Industriemetalle zuletzt wieder unter Druck gekommen. Zinn hat derzeit eine Sonderkonjunktur, weil die Exporte Indonesiens, des weltgrößten Zinnexporteurs, künstlich verknappt sind. Die Zinnbarren müssen vor dem Export an der Börse in Jakarta gehandelt werden. Das kürzlich abgesagte Treffen zwischen dem Handelsminister und den Zinnschmelzern lässt vermuten, dass die Regierung an dem Handelsformat festhalten wird. Gleichzeitig wurde an der LME knapp die Hälfte der Bestände zur Auslieferung angemeldet, wobei die gekündigten Lagerscheine mit rund 5,4 Tsd. Tonnen auf den höchsten Stand seit Oktober 2012 stiegen.
Auch die LME-Lagerbestände für Kupfer, Zink und Aluminium sind zuletzt zurückgekommen. Einige Marktteilnehmer vermuten darin die Umschichtung der Bestände in die Läger außerhalb des offiziellen LME-Lagersystems wegen der neuen LME-Lagerregeln, die Warteschlangen bekämpfen und ab nächsten April greifen sollen. Wir sehen hingegen eine robuste Nachfrage aus dem asiatischen Wirtschaftsraum für den Rückgang der Bestände als mitverantwortlich. Zum einen deuten die hohen chinesischen Metallimporte darauf hin. Zum anderen fallen die LME-Lagerbestände in Asien bereits seit Sommer, was gut mit der Belebung der Wirtschaftsdynamik übereinstimmt. So sind bei Kupfer aktuell nicht einmal 10 Tsd. Tonnen von den insgesamt über 155 Tsd. Tonnen verfügbar, die in LME-Lägern in Asien gelagert werden. Auch halten wir die hohen Überschuss-Schätzungen bei Kupfer für zu optimistisch und rechnen mit einer baldigen Revision.
Agrarrohstoffe
Nachdem sich die Ernten auf der Nordhalbkugel ihrem Ende nähern, richtet sich der Fokus auf die südliche Hemisphäre. Wie wir bereits vor zwei Tagen berichteten, haben die Regenfälle in Argentinien zu einer Verbesserung der Aussaatbedingungen bei Sojabohnen geführt. Dies bestätigen aktuelle Zahlen der Getreidebörse von Buenos Aires. Demnach wurden bis gestern 21,8% der geplanten Sojabohnenfläche bestellt. In der letzten Woche stieg die Sojabohnenaussaat um 11 Prozentpunkte. Der aufgrund der Trockenheit verzögerte Start der Aussaat wurde damit aufgeholt. Bei Mais wurden bislang 42% der geplanten Flächen bestellt, womit die Aussaat allerdings noch immer hinter dem Vorjahr zurückliegt.
Die Getreidebörse schließt nicht aus, dass ein Teil der geplanten Maisfläche mit Sojabohnen bestellt wird, wodurch die Sojabohnenfläche höher ausfallen könnte als die bislang erwarteten 20,2 Mio. Hektar. Die verbesserten Ernteaussichten im drittgrößten Sojabohnenexportland dürften einem weiteren Anstieg des Sojabohnenpreises entgegenstehen, welcher in dieser Woche mit 13,2 USD je Scheffel das höchste Niveau seit Ende September erreichte. Bei Weizen ist die Ernte in Argentinien inzwischen angelaufen. Bis gestern wurden 6,9% der Flächen abgeernet. Die Getreidebörse von Buenos Aires erwartet eine Weizenernte von 10,35 Mio. Tonnen. Die argentinische Regierung veröffentlicht ihre Schätzung in der kommenden Woche.