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Fed-Protokoll setzt Edelmetallpreise unter Druck

21.11.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen bei 108 USD je Barrel. Damit steht der Preis nach einem kurzzeitigen Rückgang auf 106,5 USD je Barrel wieder dort, wo er schon zu Wochenbeginn notierte. Preisunterstützende und preisbelastende Nachrichten gleichen sich derzeit weitgehend aus und sorgen damit für einen richtungslosen Seitwärtshandel. Auf der preisunterstützenden Seite sind die fortgesetzten Angebotsausfälle in Libyen zu nennen. Dem steht die Hoffnung auf eine Lösung im Atomstreit mit dem Iran gegenüber, wodurch das sanktionsbedingt beeinträchtigte Ölangebot aus dem Iran wieder verfügbar würde.

Der deutliche Rückgang der chinesischen Ölimporte aus dem Iran um mehr als 40% im Oktober macht deutlich, dass der Markt auf Rohöl aus dem Iran derzeit nicht wirklich angewiesen ist. Eine Lockerung der Sanktionen würde daher zu einem merklichen Preisrückgang führen. Auch aus den USA gab es gestern sich gegenseitig nivellierende Nachrichten. Auf der einen Seite wurde vom US-Energieministerium ein deutlicher Rückgang der US-Destillatebestände vermeldet, welcher den Ölpreisen Auftrieb gab. Auf der anderen Seite stand ein als falkenhaft interpretiertes Fed-Sitzungsprotokoll, welches den Preisanstieg in der Nacht ebenso ausbremste wie schwächere Konjunkturdaten aus China. Angesichts der stabilen Preise sieht Saudi-Arabien keinen Anlass, seine Produktion zurückzufahren. Überraschend unbesorgt zeigt sich der weltgrößte Ölproduzent vom steigenden Schieferölangebot. Angesichts des deutlich fallenden Bedarfs an OPEC-Öl im kommenden Jahr dürfte dies nicht für alle OPEC-Produzenten gelten.


Edelmetalle

Gold ist gestern um 2,5% auf ein 4½-Monatstief von 1.241 USD je Feinunze gefallen. Silber verlor ebenfalls 2,5% und markierte bei 19,8 USD je Feinunze den tiefsten Stand seit Anfang August. Heute Morgen notieren beide Edelmetalle nur unwesentlich höher. Zum Preisrückgang trug unter anderem die sehr niedrige Inflationsrate in den USA im Oktober bei, da dadurch die Realzinsen steigen. Auch wurde die Veröffentlichung des Protokolls der letzen Fed-Sitzung als Anlass genommen, Gold und Silber im großen Stil zu verkaufen. Viel Neues war dem Protokoll allerdings nicht zu entnehmen. Die US-Notenbank setzt weiterhin auf eine Erholung der Wirtschaft, womit eine Reduzierung der Anleihekäufe in den nächsten Monaten möglich ist, will aber einen damit einhergehenden Zinsanstieg unterbinden.

Das auf die Analyse der Edelmetallmärkte spezialisierte Research-Institut Thomson Reuters GFMS schätzt, dass die globale Goldminenproduktion in diesem Jahr ein Rekordhoch von 2.920 Tonnen erreichen könnte. Hierzu trägt China maßgeblich bei, wo gemäß Daten des Verbands der chinesischen Goldproduzenten die Minenproduktion in den ersten neun Monaten des Jahres um 4,9% auf gut 253 Tonnen gestiegen ist. Venezolanischen Zeitungsberichten zufolge hat das hochverschuldete südamerikanische Land mit der US-Investmentbank Goldman Sachs ein Swap-Geschäft abgeschlossen, wonach die Zentralbank Venezuelas bis Oktober 2020 der Bank 1,45 Mio. Unzen (rund 45 Tonnen) Gold liefert und im Gegenzug Finanzmittel erhält. Diese Menge könnte relativ schnell auf dem Markt verkauft werden.

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Industriemetalle

Chinas Wirtschaftsaufschwung scheint zuletzt etwas ins Stocken geraten zu sein. Darauf deutet zumindest der von HSBC veröffentlichte vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hin, der im November überraschend stark auf 50,4 gefallen ist. Die Metallpreise geben dennoch nur moderat nach. Nickel kostet rund 13.500 USD je Tonne, was dem niedrigsten Niveau seit Ende Juli entspricht. Wie die International Nickel Study Group berichtete, hat sich in den ersten neun Monaten des Jahres am globalen Nickelmarkt ein Angebotsüberschuss von 127,1 Tsd. Tonnen aufgetürmt. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren es noch 57 Tsd. Tonnen. Der für September berichtete Überschuss von 18,1 Tsd. Tonnen war der höchste seit Januar. Zugleich übertraf das Angebot die Nachfrage ununterbrochen in den letzten 24 Monaten.

Die LME-Nickelvorräte haben sich daher in den letzten zwei Jahren auf knapp 249 Tsd. Tonnen verdreifacht. Führende Nickelproduzenten erwarten für 2013 einen Überschuss von 130-150 Tsd. Tonnen. Dabei kommt Indonesien eine große Rolle zu. Im Vorfeld des geplanten Verbotes von Erzexporten, das zum 1. Januar in Kraft treten soll, hat das südostasiatische Land gemäß Daten von WBMS schon von Januar bis Juli fast 32 Mio. Tonnen Nickelerze exportiert, 27% mehr als im Vorjahr. Seitdem dürften weitere große Mengen Nickel ausgeführt worden sein. Sollte das Exportverbot, wie von vielen Marktteilnehmern erwartet, aufgeweicht werden, dürfte Indonesien auch im nächsten Jahr viel Nickel ausführen. Dies würde einem merklichen Abbau der Überschüsse am Weltmarkt entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis in New York konnte gestern den siebten Tag in Folge steigen und bei 2.820 USD je Tonne den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren markieren. Ähnliches gilt für den Kakaopreis in London, welcher bis auf 1.789 GBP je Tonne stieg. Kakao bildet damit eine seltene Ausnahme im gesamten Rohstoffsektor, wo die Preise angesichts teilweise beträchtlicher Angebotsüberschüsse in der Breite unter Druck stehen. Im Gegensatz dazu weist der Kakaomarkt ein Angebotsdefizit auf. Die Internationale Kakaoorganisation ICCO bezifferte dieses für das letzte Erntejahr auf 52 Tsd. Tonnen, wobei eine Aufwärtsrevision im nächsten Quartalsbericht in der kommenden Woche wahrscheinlich ist.

Auch für das laufende Erntejahr 2013/14 geht die ICCO davon aus, dass die weltweite Nachfrage das globale Angebot übertreffen wird. Diese Perspektive lässt auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf steigende Kakaopreise setzen. Deren Netto-Long-Positionen erreichten Anfang November an der ICE in New York mit 85 Tsd. Kontrakten ein Rekordniveau. Gleiches gilt für die Liffe in London mit 57 Tsd. Kontrakten. Seit Anfang Juli haben sich die Netto-Long-Positionen an beiden Börsen mehr als verdoppelt. Solange der Aufwärtstrend bei den Preisen anhält, dürften weitere kurzfristig orientierte Marktteilnehmer auf den fahrenden Zug aufspringen. Eine Korrektur dürfte damit noch auf sich warten lassen.




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