Ölpreise steigen deutlich
22.11.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern aus ihrer Lethargie erwacht. Sowohl Brent als auch WTI konnten jeweils um mehr als 2 USD je Barrel zulegen. Der Brentpreis erreichte mit 110,25 USD je Barrel das höchste Niveau seit einem Monat und verzeichnete zugleich den stärksten absoluten und prozentualen Tagesanstieg seit Ende Oktober. Bei WTI war es sogar der stärkste Tagesanstieg seit Ende August, welcher den Preis auf ein 3-Wochenhoch von 95,63 USD je Barrel steigen ließ. Auslöser für den Preissprung waren Sorgen vor einer Angebotsverknappung bei Ölprodukten.
Das US-Energieministerium hatte Mitte der Woche einen stärker als erwarteten Rückgang der US-Destillatebestände berichtet. Diese liegen aktuell 20% unter dem langjährigen Durchschnitt. Doch auch in Westeuropa werden Mitteldestillate zunehmend knapp. Laut PJK International sanken die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) in dieser Woche um 5,4% auf 1,733 Mio. Tonnen. Das ist das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Hier kommt die Schließung von Raffineriekapazitäten zum Tragen, welche sich in den nächsten Jahren fortsetzen dürfte und Europa zunehmend abhängig von Destillateimporten macht.
Ebenfalls bemerkenswert war der massive Rückgang der ARA-Benzinvorräte in dieser Woche um 28% auf 499 Tsd. Tonnen, den niedrigsten Stand seit September 2011. Die Preise für Ölprodukte und die Crackspreads für Benzin und Heizöl/Gasöl konnten daraufhin deutlich steigen. Die dadurch zu erwartende Ausweitung der Rohölverarbeitung durch die Raffinerien sollte den Ölpreisen Unterstützung geben.
Edelmetalle
Positive US-Konjunkturdaten und die anhaltende Debatte, wann die US-Notenbank mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt, haben sowohl Gold als auch Silber gestern vorübergehend auf neue mehrmonatige Tiefstände fallen lassen. Die Verluste konnten im späten Handel immerhin wieder aufgeholt werden. Einer nachhaltigen Erholung stehen allerdings die anhaltenden Abflüsse bei den Gold-ETFs entgegen. Deren Bestände wurden gestern um weitere fünf Tonnen reduziert, was dem größten Tagesabfluss seit Anfang des Monats entspricht.
Seit Quartalsbeginn sind im Durchschnitt täglich 1,9 Tonnen Gold aus den ETFs abgeflossen. Dies liegt sogar wieder leicht über den durchschnittlichen Tagesabflüssen des dritten Quartals, womit sich die Dynamik nicht weiter verlangsamt hat. Gemäß Daten des IWF haben sich die Notenbanken im Oktober mit Goldkäufen zurückgehalten. Ein größerer Aufbau der Bestände wird nur aus der Türkei gemeldet (13 Tonnen), wobei dies in erster Linie auf regulatorische Änderungen zurückzuführen sein dürfte.
Im dritten Quartal hatten die Zentralbanken der Schwellenländer Daten des World Gold Council zufolge 93,4 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft. Zu den Verkäufern von Gold zählte im Oktober auch Deutschland. Erstmals seit Juni hat die Deutsche Bundesbank wieder 3,4 Tonnen Gold an das Bundesfinanzministerium veräußert. Dieses Gold wird zur Prägung von Gedenkmünzen verwendet. Die Bundesbank verkauft zu diesem Zweck eigenen Angaben zufolge jährlich 6-7 Tonnen Gold.
Industriemetalle
Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt im August erstmals seit drei Monaten wieder einen Angebotsüberschuss auf. Saisonbereinigt ist dieser mit lediglich 3 Tsd. Tonnen allerdings vernachlässigbar. In den ersten acht Monaten des Jahres übertraf das Angebot die Nachfrage saisonbereinigt um 76 Tsd. Tonnen. Dies ist vor allem auf eine starke Ausweitung der Minenproduktion um 8,8% zurückzuführen, wozu fast alle wichtigen Produzentenländer beigetragen haben.
Im Zuge dessen wurde auch die Produktion von Kupferraffinade merklich ausgeweitet. Der von der ICSG erwartete Überschuss für 2013 von 387 Tsd. Tonnen erscheint uns nicht zuletzt nach diesen Daten als zu hoch gegriffen. Eine mögliche merkliche Revision könnte den Kupferpreis unterstützen.
Wie Daten des International Aluminium Institutes (IAI) zeigen, wurde die globale Aluminiumproduktion im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 4,3% auf 4,241 Mio. Tonnen ausgeweitet. Dies stellt zugleich einen Rekordwert dar. Die Ausweitung der Produktion war wieder einmal auf China zurückzuführen, wo im Vorjahresvergleich 13,6% mehr Aluminium hergestellt wurde. Durch die Inbetriebnahme neuer Schmelzanlagen kam es dort im Oktober zu einem regelrechten Produktionsschub. Trotz der niedrigen Preise wird die Produktion offensichtlich stetig ausgeweitet, was eine nachhaltige Preiserholung verhindern sollte.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris ist gestern auf das höchste Niveau seit Anfang Juni gestiegen. In der Spitze kostete die Tonne Weizen mehr als 207 Euro. Auftrieb gibt eine weiterhin robuste Nachfrage nach europäischem Weizen. In der vergangenen Woche hat die EU 581 Tsd. Tonnen Weizen zum Export freigegeben. Seit Beginn des Erntejahres im Juli belaufen sich die EU-Weizenexporte auf 10,6 Mio. Tonnen, was deutlich über den im entsprechenden Vorjahreszeitraum exportierten 6,8 Mio. Tonnen liegt. Falls sich die Dynamik der Weizenexporte fortsetzt, dürfte am Ende des Erntejahres das bisherige Rekordniveau von 22 Mio. Tonnen übertroffen werden.
Das US-Landwirtschaftsministerium hat seine Schätzung für die weltweiten Zuckerlagerbestände am Ende des laufenden Erntejahres 2013/14 um 5 Mio. auf 43,4 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 50 Jahren. Auch 2013/14 soll der globale Zuckermarkt einen beträchtlichen Überschuss aufweisen. Die globale Zuckerproduktion wird vom USDA auf 174,8 Mio. Tonnen geschätzt, der weltweite Verbrauch auf 167,6 Mio. Tonnen. Auch wenn der Angebotsüberschuss damit nur etwa halb so hoch ausfallen soll wie im vergangenen Erntejahr, ist eine merkliche Erholung der Zuckerpreise angesichts der reichlichen Versorgung unwahrscheinlich.
Die Ölpreise sind gestern aus ihrer Lethargie erwacht. Sowohl Brent als auch WTI konnten jeweils um mehr als 2 USD je Barrel zulegen. Der Brentpreis erreichte mit 110,25 USD je Barrel das höchste Niveau seit einem Monat und verzeichnete zugleich den stärksten absoluten und prozentualen Tagesanstieg seit Ende Oktober. Bei WTI war es sogar der stärkste Tagesanstieg seit Ende August, welcher den Preis auf ein 3-Wochenhoch von 95,63 USD je Barrel steigen ließ. Auslöser für den Preissprung waren Sorgen vor einer Angebotsverknappung bei Ölprodukten.
Das US-Energieministerium hatte Mitte der Woche einen stärker als erwarteten Rückgang der US-Destillatebestände berichtet. Diese liegen aktuell 20% unter dem langjährigen Durchschnitt. Doch auch in Westeuropa werden Mitteldestillate zunehmend knapp. Laut PJK International sanken die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) in dieser Woche um 5,4% auf 1,733 Mio. Tonnen. Das ist das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Hier kommt die Schließung von Raffineriekapazitäten zum Tragen, welche sich in den nächsten Jahren fortsetzen dürfte und Europa zunehmend abhängig von Destillateimporten macht.
Ebenfalls bemerkenswert war der massive Rückgang der ARA-Benzinvorräte in dieser Woche um 28% auf 499 Tsd. Tonnen, den niedrigsten Stand seit September 2011. Die Preise für Ölprodukte und die Crackspreads für Benzin und Heizöl/Gasöl konnten daraufhin deutlich steigen. Die dadurch zu erwartende Ausweitung der Rohölverarbeitung durch die Raffinerien sollte den Ölpreisen Unterstützung geben.
Edelmetalle
Positive US-Konjunkturdaten und die anhaltende Debatte, wann die US-Notenbank mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt, haben sowohl Gold als auch Silber gestern vorübergehend auf neue mehrmonatige Tiefstände fallen lassen. Die Verluste konnten im späten Handel immerhin wieder aufgeholt werden. Einer nachhaltigen Erholung stehen allerdings die anhaltenden Abflüsse bei den Gold-ETFs entgegen. Deren Bestände wurden gestern um weitere fünf Tonnen reduziert, was dem größten Tagesabfluss seit Anfang des Monats entspricht.
Seit Quartalsbeginn sind im Durchschnitt täglich 1,9 Tonnen Gold aus den ETFs abgeflossen. Dies liegt sogar wieder leicht über den durchschnittlichen Tagesabflüssen des dritten Quartals, womit sich die Dynamik nicht weiter verlangsamt hat. Gemäß Daten des IWF haben sich die Notenbanken im Oktober mit Goldkäufen zurückgehalten. Ein größerer Aufbau der Bestände wird nur aus der Türkei gemeldet (13 Tonnen), wobei dies in erster Linie auf regulatorische Änderungen zurückzuführen sein dürfte.
Im dritten Quartal hatten die Zentralbanken der Schwellenländer Daten des World Gold Council zufolge 93,4 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft. Zu den Verkäufern von Gold zählte im Oktober auch Deutschland. Erstmals seit Juni hat die Deutsche Bundesbank wieder 3,4 Tonnen Gold an das Bundesfinanzministerium veräußert. Dieses Gold wird zur Prägung von Gedenkmünzen verwendet. Die Bundesbank verkauft zu diesem Zweck eigenen Angaben zufolge jährlich 6-7 Tonnen Gold.
Industriemetalle
Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt im August erstmals seit drei Monaten wieder einen Angebotsüberschuss auf. Saisonbereinigt ist dieser mit lediglich 3 Tsd. Tonnen allerdings vernachlässigbar. In den ersten acht Monaten des Jahres übertraf das Angebot die Nachfrage saisonbereinigt um 76 Tsd. Tonnen. Dies ist vor allem auf eine starke Ausweitung der Minenproduktion um 8,8% zurückzuführen, wozu fast alle wichtigen Produzentenländer beigetragen haben.
Im Zuge dessen wurde auch die Produktion von Kupferraffinade merklich ausgeweitet. Der von der ICSG erwartete Überschuss für 2013 von 387 Tsd. Tonnen erscheint uns nicht zuletzt nach diesen Daten als zu hoch gegriffen. Eine mögliche merkliche Revision könnte den Kupferpreis unterstützen.
Wie Daten des International Aluminium Institutes (IAI) zeigen, wurde die globale Aluminiumproduktion im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 4,3% auf 4,241 Mio. Tonnen ausgeweitet. Dies stellt zugleich einen Rekordwert dar. Die Ausweitung der Produktion war wieder einmal auf China zurückzuführen, wo im Vorjahresvergleich 13,6% mehr Aluminium hergestellt wurde. Durch die Inbetriebnahme neuer Schmelzanlagen kam es dort im Oktober zu einem regelrechten Produktionsschub. Trotz der niedrigen Preise wird die Produktion offensichtlich stetig ausgeweitet, was eine nachhaltige Preiserholung verhindern sollte.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris ist gestern auf das höchste Niveau seit Anfang Juni gestiegen. In der Spitze kostete die Tonne Weizen mehr als 207 Euro. Auftrieb gibt eine weiterhin robuste Nachfrage nach europäischem Weizen. In der vergangenen Woche hat die EU 581 Tsd. Tonnen Weizen zum Export freigegeben. Seit Beginn des Erntejahres im Juli belaufen sich die EU-Weizenexporte auf 10,6 Mio. Tonnen, was deutlich über den im entsprechenden Vorjahreszeitraum exportierten 6,8 Mio. Tonnen liegt. Falls sich die Dynamik der Weizenexporte fortsetzt, dürfte am Ende des Erntejahres das bisherige Rekordniveau von 22 Mio. Tonnen übertroffen werden.
Das US-Landwirtschaftsministerium hat seine Schätzung für die weltweiten Zuckerlagerbestände am Ende des laufenden Erntejahres 2013/14 um 5 Mio. auf 43,4 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 50 Jahren. Auch 2013/14 soll der globale Zuckermarkt einen beträchtlichen Überschuss aufweisen. Die globale Zuckerproduktion wird vom USDA auf 174,8 Mio. Tonnen geschätzt, der weltweite Verbrauch auf 167,6 Mio. Tonnen. Auch wenn der Angebotsüberschuss damit nur etwa halb so hoch ausfallen soll wie im vergangenen Erntejahr, ist eine merkliche Erholung der Zuckerpreise angesichts der reichlichen Versorgung unwahrscheinlich.