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Chinas Goldhunger bleibt ungesättigt

27.11.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann sich bei 111 USD je Barrel behaupten. Für Unterstützung sorgen die anhaltenden Produktionsausfälle in Libyen. Gestern sind die Ölarbeiter in der östlichen Hafenstadt Benghasi in einen Streik getreten, nachdem es am Vortag zu Kämpfen zwischen regulären Truppen und islamistischen Milizen gekommen war (siehe auch TagesInfo von gestern). Im Osten Libyens befindet sich der Großteil der Ölfelder und Exporthäfen des Landes. Dagegen ist der WTI-Preis auf 93,5 USD je Barrel gefallen, nachdem das API einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 6,9 Mio. Barrel berichtete.

Dies lässt auch für die heute vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten einen stärker als erwarteten Lageraufbau erwarten. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beträgt inzwischen mehr als 17 USD, was zuletzt im März der Fall war. Fundamental ist diese Preisdifferenz kaum zu rechtfertigen, da inzwischen hinreichende Transportkapazitäten zur Verfügung stehen, um das Öl aus dem Mittleren Westen der USA zu den Raffinerien an der US-Golfküste oder in andere Landesteile zu transportieren.

Den US-Raffinerien fließt aus dem Binnenland oder via Importen inzwischen mehr Rohöl zu als sie verarbeiten, was sich auch an deutlich gestiegenen Lagerbeständen im Golfküstendistrikt zeigt. Angesichts der deutlich ausgeweiteten Verarbeitungsmargen und der sehr niedrigen Destillatebestände dürften die Raffinerien ihre Rohölverarbeitung erhöhen. Wir rechnen daher mit einer Einengung der Preisdifferenz in den kommenden Wochen.


Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei rund 1.245 USD je Feinunze und profitiert damit kaum von abermals äußerst robusten chinesischen Importdaten. Gemäß Daten der Statistikbehörde in Hongkong hat China im Oktober netto 131,2 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie eingeführt. Dies waren mehr als fünfmal so viel wie vor einem Jahr und nur fünf Tonnen weniger als der Rekordwert im März. China hat somit aus Hongkong bereits den sechsten Monat in Folge mehr als 100 Tonnen Gold importiert.

Seit Jahresbeginn summieren sich die Netto-Importe auf 987 Tonnen. Das Reich der Mitte steht somit kurz davor, die Marke von 1.000 Tonnen zu knacken. Die sehr hohen Importe drücken in erster Linie den nach wie vor ungesättigten Goldhunger Chinas aus. Die Händler und Juweliere nutzen weiter jede Chance, Gold zu kaufen und reagieren damit auf die in Folge des Preisverfalls merklich gestiegene Nachfrage der Privatanleger nach Schmuck, Münzen und Barren.

Da nun die nachfragestärkste Zeit des Jahres bevorsteht, dürfte China auch in den kommenden Monaten große Mengen Gold importieren. Ein Teil der Goldeinfuhren könnte aber auch auf die Erfüllung der Importquoten einiger chinesischer Banken vor dem Jahresende zurückzuführen sein, da diese im Falle einer Nichterfüllung riskieren, im nächsten Jahr von der Zentralbank geringere Quoten zugeteilt zu bekommen. In jedem Falle saugt China das durch die ETF-Abflüsse verfügbare Gold auf, welches damit wohl dauerhaft dem Markt entzogen wird.

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Industriemetalle

Die Metallpreise beendeten den gestrigen Handel mehrheitlich leicht im Minus, nachdem sich positive und negative US-Konjunkturdaten die Waage hielten. Erst sind die Baugenehmigungen in den USA im Oktober auf den höchsten Stand seit Juni 2008 gestiegen, womit sich die Erholung des Häusermarktes fortsetzt. Der Bausektor zählt zu den größten Nachfragern nach Metallen. Dies gab den Preisen zunächst Unterstützung. Später fiel aber dann das Verbrauchervertrauen unter den Erwartungen aus, so dass die Metalle wieder unter Druck gerieten. Heute Nachmittag werden die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter veröffentlicht. Ob diese einen spürbaren Einfluss auf die Preise haben werden, bleibt abzuwarten. Denn aufgrund des Erntedankfestes sind die US-Märkte morgen geschlossen, was viele Marktteilnehmer zu einem langen Wochenende nutzen dürften, wodurch das Handelsvolumen stark ausgedünnt sein dürfte.

Aurubis, der größte europäische Kupferschmelzer, erwartet für 2014 einen geringeren Angebotsüberschuss als bislang von vielen Marktteilnehmern unterstellt. Unternehmensangaben zufolge sei die Verfügbarkeit von Kupferkonzentrat begrenzt, was unter anderem auf steigende Importe in China zurückzuführen sei. Sofern sich die Weltwirtschaft im nächsten Jahr erholt, dürfte dies Aurubis zufolge in einer stärkeren Nachfrage resultieren, was wiederum den Kupferpreis unterstützen sollte.


Agrarrohstoffe

Bei Robusta-Kaffee scheint sich die Zurückhaltung bei der Exporttätigkeit für die Verkäufer in Vietnam auszuzahlen. Gestern konnte der Preis um 2,4% zulegen und erstmals seit gut einem Monat auf Schlusskursbasis die Marke von 1.600 USD je Tonne nehmen. Bereits vor zwei Wochen zogen die Notierungen deutlich an, als aus Vietnam, dem wichtigsten Anbauland, heftige Regenfälle gemeldet wurden, die die rekordhoch erwartete Ernte beeinträchtigen. Sie soll mit etwa 1,7 Mio. Tonnen um 13% über dem Vorjahr liegen. Knapp die Hälfte der Ernte ist in den wichtigsten Anbaugebieten bereits eingebracht. Dennoch wiesen die Exporte im Oktober, dem ersten Monat des Kaffeejahres 2013/14, ein geringeres Niveau als im Vorjahr auf. Dies ließ die Preise für Robusta-Kaffee steigen. Dass nun das vietnamesische Statistikamt die Oktober-Zahl nach unten korrigierte und die Schätzungen für November ebenfalls weit unter dem Vorjahreswert liegen, verstärkt diese Bewegung.

Es ist zu erwarten, dass auch die am Markt aktiven kurzfristig orientierten Finanzanleger ihre Netto-Short-Positionen weiter einschränken. Dies hatten sie bereits in der Woche zum 19. November getan, was den Preisauftrieb ebenfalls unterstützt haben dürfte. Wir bleiben skeptisch, ob die Exportzurückhaltung Vietnams längere Zeit durchgehalten werden kann und rechnen in absehbarer Zeit mit einer Korrektur, vorausgesetzt es bleibt bei der Perspektive einer Rekordernte.




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