Hohe US-Rohölvorräte, niedrige US-Destillatebestände
28.11.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Divergenz der beiden Ölpreise setzt sich fort. Mittlerweile beträgt die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI 19 USD je Barrel, was dem höchsten Stand seit Anfang März entspricht. Die Ausweitung der Preisdifferenz ist in erster Linie auf einen Rückgang des WTI-Preises zurückzuführen. Dieser hat in den vergangenen vier Wochen etwa sechs USD nachgegeben. Der Brentölpreis ist im selben Zeitraum um drei USD gestiegen. Der Brentölpreis wird durch die anhaltenden Lieferausfälle in Libyen unterstützt, während der WTI-Preis durch die Lagerentwicklung in den USA belastet wird. Die Ausweitung der letzten Tage dürfte aber größtenteils auf Spekulation zurückzuführen sein.
Finanzanleger springen auf den fahrenden Zug auf und verstärken damit den Trend. Die gestrigen US-Lagerdaten dürften dazu weiteren Anlass gegeben haben. Laut US-Energieministerium sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3 Mio. Barrel gestiegen. Dies war der zehnte Lageraufbau in Folge. Dazu trug eine steigende US-Ölproduktion bei, welche erstmals seit Januar 1989 die Marke von 8 Mio. Barrel pro Tag übertraf. Durch den erneuten Lageraufbau liegen die US-Rohölvorräte mittlerweile auf dem höchsten Stand für einen November seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 80er Jahre.
Spiegelbildlich dazu ist die Situation bei den Destillaten. Hier kam es zum zehnten Lagerabbau in den vergangenen elf Wochen. Die Destillatebestände liegen damit auf dem niedrigsten Stand im November seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 30 Jahren, wofür eine robuste (Export-) Nachfrage nach US-Destillaten verantwortlich zeichnet. Angesichts dieser Entwicklung dürften die US-Raffinerien ihre Rohölverarbeitung weiter steigern, was den Anstieg der Rohöllagerbestände stoppen und eine Verringerung der Preisdifferenz einleiten sollte.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen bei rund 1.240 USD je Feinunze und damit weitgehend unverändert im Vergleich zu gestern. In Euro gerechnet nähert sich das gelbe Edelmetall mit 910 EUR je Feinunze wieder dem Ende Juni verzeichneten 3-Jahrestief. Die gestern veröffentlichten abermals sehr hohen Goldimporte Chinas haben den Goldpreis offenbar nur kurzfristig unterstützt. Denn dieser gab im Nachmittagshandel seine bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder vollständig ab, was unter anderem auf erneut hohe Abflüsse aus den Gold-ETFs zurückzuführen ist. Die ETF-Bestände wurden gestern um weitere 5,4 Tonnen abgebaut, womit sich die Dynamik hier zuletzt wieder beschleunigt hat. Im laufenden Quartal sind mittlerweile schon knapp 87 Tonnen Gold abgeflossen, im vergangenen Quartal waren es insgesamt 116 Tonnen.
Einem höheren Goldpreis stehen auch die steigenden Aktienmärkte entgegen, die weiter von Rekordhoch zu Rekordhoch eilen, wie zum Beispiel am DAX oder Dow Jones Industrial Average zu beobachten ist. Und auch der NIKKEI hat heute auf einem 6-Jahreshoch geschlossen. Darüber hinaus dürfte die aktuelle Euphorie um die sog. Bitcoins, eine im Internet geschaffene elektronische Währung, Gold Konkurrenz machen. Denn diese sind gestern erstmals über die Marke von 1.000 USD gestiegen. Unseren Währungsexperten zufolge handelt es sich hierbei um eine Blasenbildung. Sollte diese platzen und Ernüchterung einkehren, könnte Gold wiederum profitieren.
Industriemetalle
Der Verband der deutschen Stahlhersteller, WV Stahl, zeigt sich für das nächste Jahr vorsichtig optimistisch. Laut Aussagen des Verbandspräsidenten Kerkhoff gebe es vermehrte Anzeichen, dass ein Boden erreicht worden sei. Sowohl die Auftragseingänge als auch die Stahlproduktion hätten in den vergangenen Monaten angezogen. Nach dem ökonomisch und strukturell schwierigen Jahr 2013 erwartet die WV Stahl, dass die Stahlherstellung in Deutschland 2014 um knapp 2% auf 43 Mio. Tonnen steigen wird. Dies sei aber auch davon abhängig, dass sich die makroökonomische Situation verbessert und es zu einem Lageraufbau bei den Zwischenhändlern, den sog. Service Centre, kommt. Für die Nachfrage nach Stahl prognostiziert der Verband für 2014 einen Anstieg um rund 4% auf 39,3 Mio. Tonnen.
In anderen, wesentlich größeren, Dimensionen wird in China gerechnet. Dort erwartet der Verband der Eisen- und Stahlhersteller im nächsten Jahr eine Stahlproduktion von rund 800 Mio. Tonnen. Dies dürfte wohl eher eine konservative Schätzung sein, da in China schon dieses Jahr hochgerechnet über 780 Mio. Tonnen Stahl produziert werden dürften. Die sichtbare Nachfrage soll sich auf ungefähr 760 Mio. Tonnen belaufen, womit der Überschuss nicht nur am chinesischen Markt bestehen bleibt. Dies dürfte merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen. In China kostet warmgewalzter Stahl aktuell umgerechnet knapp 570 USD je Tonne, in Europa gut 610 USD je Tonne.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise zeigen weiterhin relative Stärke innerhalb der Agrarrohstoffe. Weizen an der Liffe in Paris kostet 208 EUR je Tonne und ist damit so teuer wie zuletzt vor fast sechs Monaten. Der nächstfällige Terminkontrakt an der CBOT hat sich zuletzt ebenfalls verteuert. In der Nacht stieg der Preis auf ein 2-Wochenhoch von 6,56 USD je Scheffel. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass US-Weizen verglichen mit EU-Weizen inzwischen deutlich preiswerter ist. Derzeit liegt der Preis für Weizen in Paris 40 USD je Tonne höher als der Preis für Weizen in Chicago.
Dies dürfte zu einer verstärkten Nachfrage nach US-Weizen führen. Insbesondere die Ernteprobleme in Argentinien und Australien dürften den USA als Anbieter zugute kommen. Hinzu kommt, dass Indonesien aufgrund von Spionagevorwürfen Australien damit gedroht hat, seine Nahrungsmittelimporte anderweitig zu decken. Indonesien importiert gut 7 Mio. Tonnen Weizen pro Jahr. Der wichtigste Lieferant ist Australien. Allerdings könnte anstelle der USA auch Indien als Anbieter in die Bresche springen, welches in den letzten beiden Jahren als Weizenexporteur auftrat. In den USA könnte ein Kälteeinbruch in der kommenden Woche zu Frostschäden an den Winterweizenpflanzen führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn bis dahin keine schützende Schneedecke existiert. Betroffen hiervon sind laut Agrarwetterdienst MDA Earthsat die nördlichen Rocky Mountains und die nördlichen Plains, nicht jedoch der Mittlere Westen.
Die Divergenz der beiden Ölpreise setzt sich fort. Mittlerweile beträgt die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI 19 USD je Barrel, was dem höchsten Stand seit Anfang März entspricht. Die Ausweitung der Preisdifferenz ist in erster Linie auf einen Rückgang des WTI-Preises zurückzuführen. Dieser hat in den vergangenen vier Wochen etwa sechs USD nachgegeben. Der Brentölpreis ist im selben Zeitraum um drei USD gestiegen. Der Brentölpreis wird durch die anhaltenden Lieferausfälle in Libyen unterstützt, während der WTI-Preis durch die Lagerentwicklung in den USA belastet wird. Die Ausweitung der letzten Tage dürfte aber größtenteils auf Spekulation zurückzuführen sein.
Finanzanleger springen auf den fahrenden Zug auf und verstärken damit den Trend. Die gestrigen US-Lagerdaten dürften dazu weiteren Anlass gegeben haben. Laut US-Energieministerium sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3 Mio. Barrel gestiegen. Dies war der zehnte Lageraufbau in Folge. Dazu trug eine steigende US-Ölproduktion bei, welche erstmals seit Januar 1989 die Marke von 8 Mio. Barrel pro Tag übertraf. Durch den erneuten Lageraufbau liegen die US-Rohölvorräte mittlerweile auf dem höchsten Stand für einen November seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 80er Jahre.
Spiegelbildlich dazu ist die Situation bei den Destillaten. Hier kam es zum zehnten Lagerabbau in den vergangenen elf Wochen. Die Destillatebestände liegen damit auf dem niedrigsten Stand im November seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 30 Jahren, wofür eine robuste (Export-) Nachfrage nach US-Destillaten verantwortlich zeichnet. Angesichts dieser Entwicklung dürften die US-Raffinerien ihre Rohölverarbeitung weiter steigern, was den Anstieg der Rohöllagerbestände stoppen und eine Verringerung der Preisdifferenz einleiten sollte.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen bei rund 1.240 USD je Feinunze und damit weitgehend unverändert im Vergleich zu gestern. In Euro gerechnet nähert sich das gelbe Edelmetall mit 910 EUR je Feinunze wieder dem Ende Juni verzeichneten 3-Jahrestief. Die gestern veröffentlichten abermals sehr hohen Goldimporte Chinas haben den Goldpreis offenbar nur kurzfristig unterstützt. Denn dieser gab im Nachmittagshandel seine bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder vollständig ab, was unter anderem auf erneut hohe Abflüsse aus den Gold-ETFs zurückzuführen ist. Die ETF-Bestände wurden gestern um weitere 5,4 Tonnen abgebaut, womit sich die Dynamik hier zuletzt wieder beschleunigt hat. Im laufenden Quartal sind mittlerweile schon knapp 87 Tonnen Gold abgeflossen, im vergangenen Quartal waren es insgesamt 116 Tonnen.
Einem höheren Goldpreis stehen auch die steigenden Aktienmärkte entgegen, die weiter von Rekordhoch zu Rekordhoch eilen, wie zum Beispiel am DAX oder Dow Jones Industrial Average zu beobachten ist. Und auch der NIKKEI hat heute auf einem 6-Jahreshoch geschlossen. Darüber hinaus dürfte die aktuelle Euphorie um die sog. Bitcoins, eine im Internet geschaffene elektronische Währung, Gold Konkurrenz machen. Denn diese sind gestern erstmals über die Marke von 1.000 USD gestiegen. Unseren Währungsexperten zufolge handelt es sich hierbei um eine Blasenbildung. Sollte diese platzen und Ernüchterung einkehren, könnte Gold wiederum profitieren.
Industriemetalle
Der Verband der deutschen Stahlhersteller, WV Stahl, zeigt sich für das nächste Jahr vorsichtig optimistisch. Laut Aussagen des Verbandspräsidenten Kerkhoff gebe es vermehrte Anzeichen, dass ein Boden erreicht worden sei. Sowohl die Auftragseingänge als auch die Stahlproduktion hätten in den vergangenen Monaten angezogen. Nach dem ökonomisch und strukturell schwierigen Jahr 2013 erwartet die WV Stahl, dass die Stahlherstellung in Deutschland 2014 um knapp 2% auf 43 Mio. Tonnen steigen wird. Dies sei aber auch davon abhängig, dass sich die makroökonomische Situation verbessert und es zu einem Lageraufbau bei den Zwischenhändlern, den sog. Service Centre, kommt. Für die Nachfrage nach Stahl prognostiziert der Verband für 2014 einen Anstieg um rund 4% auf 39,3 Mio. Tonnen.
In anderen, wesentlich größeren, Dimensionen wird in China gerechnet. Dort erwartet der Verband der Eisen- und Stahlhersteller im nächsten Jahr eine Stahlproduktion von rund 800 Mio. Tonnen. Dies dürfte wohl eher eine konservative Schätzung sein, da in China schon dieses Jahr hochgerechnet über 780 Mio. Tonnen Stahl produziert werden dürften. Die sichtbare Nachfrage soll sich auf ungefähr 760 Mio. Tonnen belaufen, womit der Überschuss nicht nur am chinesischen Markt bestehen bleibt. Dies dürfte merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen. In China kostet warmgewalzter Stahl aktuell umgerechnet knapp 570 USD je Tonne, in Europa gut 610 USD je Tonne.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise zeigen weiterhin relative Stärke innerhalb der Agrarrohstoffe. Weizen an der Liffe in Paris kostet 208 EUR je Tonne und ist damit so teuer wie zuletzt vor fast sechs Monaten. Der nächstfällige Terminkontrakt an der CBOT hat sich zuletzt ebenfalls verteuert. In der Nacht stieg der Preis auf ein 2-Wochenhoch von 6,56 USD je Scheffel. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass US-Weizen verglichen mit EU-Weizen inzwischen deutlich preiswerter ist. Derzeit liegt der Preis für Weizen in Paris 40 USD je Tonne höher als der Preis für Weizen in Chicago.
Dies dürfte zu einer verstärkten Nachfrage nach US-Weizen führen. Insbesondere die Ernteprobleme in Argentinien und Australien dürften den USA als Anbieter zugute kommen. Hinzu kommt, dass Indonesien aufgrund von Spionagevorwürfen Australien damit gedroht hat, seine Nahrungsmittelimporte anderweitig zu decken. Indonesien importiert gut 7 Mio. Tonnen Weizen pro Jahr. Der wichtigste Lieferant ist Australien. Allerdings könnte anstelle der USA auch Indien als Anbieter in die Bresche springen, welches in den letzten beiden Jahren als Weizenexporteur auftrat. In den USA könnte ein Kälteeinbruch in der kommenden Woche zu Frostschäden an den Winterweizenpflanzen führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn bis dahin keine schützende Schneedecke existiert. Betroffen hiervon sind laut Agrarwetterdienst MDA Earthsat die nördlichen Rocky Mountains und die nördlichen Plains, nicht jedoch der Mittlere Westen.