Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Novembertristesse am Goldmarkt

29.11.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt wenig verändert knapp unterhalb von 111 USD je Barrel. Neben den Angebotsausfällen in Libyen wird Brent durch eine Knappheit bei Mitteldestillaten unterstützt. Die Gasöl-Lagerbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in dieser Woche laut dem Beratungsunternehmen PJK International um weitere 2,6% auf weniger als 1,7 Mio. Tonnen gefallen. Das ist der sechste Wochenrückgang infolge. Niedriger waren die Gasölvorräte zuletzt vor fünf Jahren. Gleichzeitig liegen sie 23% unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die Preisdifferenz zwischen Gasöl und Brent hat sich zuletzt auf knapp 16 USD je Barrel ausgeweitet und befindet sich damit am oberen Ende des Handelskorridors der letzten Monate. Eine Ausweitung in Richtung des Niveaus zu Beginn des Jahres bei 18 USD je Barrel ist angesichts der Angebotsknappheit wahrscheinlich. Nur so dürften die Raffinerien ihre Produktion hinreichend steigern, um die niedrigen Bestände wieder aufzufüllen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Raffineriekapazitäten in Europa aus Profitabilitätsgründen in den letzten Jahren deutlich reduziert wurden, weshalb Europa verstärkt auf Destillateimporte angewiesen ist. Ein strenger Winter könnte daher zu einem deutlichen Anstieg der Diesel- und Heizölpreise führen.

Der US-Erdgaspreis ist am Morgen auf ein 5-Monatshoch von 3,94 USD je mmBtu gestiegen. Seit Anfang November hat sich Erdgas um 15% verteuert. Preistreibend sind niedrige Temperaturen im Osten der USA, welche einen stärkeren Lagerabbau erwarten lassen. Spekulative Marktteilnehmer schließen angesichts dessen ihre Short-Positionen und treiben den Preis nach oben. Die reichlichen Lagerbestände und eine rekordhohe Produktion sollten einem weiteren Preisanstieg Grenzen setzen.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte sich zwar leicht erholen, schafft es bislang aber nicht, sich wieder über der Marke von 1.250 USD je Feinunze zu etablieren. Im heute zu Ende gehenden Handelsmonat droht sogar der stärkste prozentuale Monatsverlust seit Juni. Ein Grund hierfür ist neben den bis zuletzt anhaltenden ETF-Abflüssen die Importschwäche Indiens. Diese Schwäche könnte durchaus noch etwas länger anhalten. Denn aufgrund der deutlich gestiegenen physischen Prämien greifen indische Haushalte verstärkt auf Altgold zurück, um an Gold für die derzeit laufende Hochzeitssaison zu kommen. Laut World Gold Council stieg das Angebot an Altgold in Indien bereits im dritten Quartal auf 61 Tonnen und lag damit doppelt so hoch wie in den beiden vorangegangenen Quartalen zusammengenommen.

Die Importe fielen dagegen auf nur noch 85 Tonnen, verglichen mit 553 Tonnen im ersten Halbjahr. Diese Entwicklung dürfte der indischen Regierung zupasskommen, schließlich war es deren Ziel, die Goldimporte einzudämmen und damit das Leistungsbilanzdefizit zu entlasten. Dauerhaft wird sich die indische Goldnachfrage von knapp 1.000 Tonnen pro Jahr auf diese Weise jedoch nicht befriedigen lassen, so dass im nächsten Jahr wieder mit höheren Goldimporten zu rechnen ist.


Industriemetalle

Die Tendenzen an den Industriemetallmärkten war gestern uneinheitlich: Aluminium bleibt unter Druck, rutschte zwischenzeitlich unter 1.750 USD je Tonne und notierte damit so niedrig wie zuletzt im Sommer 2009. Kupfer dagegen kann im Tagesverlauf leicht zulegen und sich immerhin knapp 50 USD je Tonne über der psyschologisch wichtigen Marke von 7.000 USD etablieren. Stützend sind die Nachrichten von einem anhaltenden Abbau der Vorräte: Die frei verfügbaren Kupfervorräte an der LME liegen nur noch bei 158 Tsd. Tonnen und damit 70% niedriger als noch im März. Knapp sind vor allem die verfügbaren Vorräte in Asien, die auf weniger als 9 Tsd. Tonnen geschrumpft sind, nachdem gut 130 Tsd. Tonnen bereits zur Auslieferung abgerufen sind.

Die an der Shanghaier Börse registierten Vorräte zeigen das gleiche Bild: Heute morgen wird ein weiterer Abfluss von 3.131 Tonnen gemeldet, so dass die Vorräte gut 100 Tsd. Tonnen geringer sind als im März. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, dass der Abbau der Vorräte nicht zu den von der StudyGroup gemeldeten Überschüssen passt. Laut Analysten könnte ein Teil der Lösung in Vietnams Importsstatistik zu finden sein. Tatsächlich importierte Vietnam laut Bloomberg von Januar bis August über 250 Tsd. Tonnen Kupferraffinade, während 2012 der Landesverbrauch nur bei 90 Tsd. Tonnen lag. Dass sich damit aber Vorräte außerhalb der sichtbaren Lagerstatistik aufgebaut haben, die demnächst wieder in den Markt gegeben werden, ist keineswegs sicher. Die Lage am Kupfermarkt ist u.E. angespannter als viele Schätzungen mutmaßen lassen.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council hat seine Schätzung für die weltweite Weizenernte 2013/14 um zwei Mio. auf 698 Mio. Tonnen angehoben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 43 Mio. Tonnen. Der weltweite Verbrauch soll dagegen "nur" um 19 Mio. Tonnen auf 692 Mio. Tonnen steigen. In der Folge erwartet der IGC einen Anstieg der weltweiten Weizenlagerendbestände um 6 Mio. auf 181 Mio. Tonnen. Gegenüber dem Vormonat stellt dies eine leichte Abwärtsrevision um 1 Mio. Tonnen dar. Wesentlich deutlich fällt der erwartete Lageraufbau bei Mais aus. Die globalen Maisvorräte sollen laut IGC 2013/14 um 28 Mio. auf 157 Mio. Tonnen steigen. Grund hierfür ist eine um 10% im Vorjahresvergleich steigende weltweite Produktion. Diese soll mit 950 Mio. Tonnen ein Rekordniveau erreichen und den weltweiten Verbrauch um 28 Mio. Tonnen übertreffen. Auch bei Sojabohnen prognostiziert der IGC einen Angebotsüberschuss.

Dieser soll infolge sehr guter Ernten in den wichtigen Exportländern 3 Mio. Tonnen betragen und zu einem Anstieg der weltweiten Lagerendbestände auf 29 Mio. Tonnen beitragen. Ein stärkerer Lageraufbau wird durch die robuste Nachfrage aus China verhindert. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis ist bei Sojabohnen mit 10% weiterhin sehr niedrig. Mit Sicht auf das Erntejahr 2014/15 erwartet der IGC nach der nahezu vollständigen Winterweizenaussaat einen Anstieg der weltweiten Weizenfläche um 1,4% auf 223 Mio. Hektar.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"