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"Bestmögliche Situation am Ölmarkt"

03.12.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten gestern um mehr als 1% steigen und im Falle von Brent bei 112 USD je Barrel sogar ein 2½-Monatshoch verzeichnen. Auftrieb gaben positive Konjunkturdaten aus China und den USA, womit sich die Nachfrageperspektiven in den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern aufzuhellen scheinen. Bemerkenswerterweise konnten sich die Ölpreise von der dadurch ausgelösten Debatte um einen frühzeitigeren Ausstieg der US-Notenbank aus der ultra-lockeren Geldpolitik abkoppeln, während Edelmetalle und Industriemetalle davon in Mitleidenschaft gezogen wurden (siehe Berichte unten und auf Seite 2).

Inzwischen kehren auch die Finanzanleger wieder in den Ölmarkt zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent stiegen in der Woche zum 26. November um 20,7 Tsd. auf 128 Tsd. Kontrakte. Damit wurden die Netto-Long-Positionen in den letzten beiden Wochen um 43% ausgeweitet. Ebenso profitiert Rohöl von der Verknappung des Angebots bei Ölprodukten und dem damit einhergehenden Anstieg der Crackspreads. Diese sprechen für eine zunehmende Rohölverarbeitung der Raffinerien in den kommenden Wochen und Monaten.

Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi sprach nach seiner Ankunft in Wien von der bestmöglichen Situation am Ölmarkt. Das derzeitige Preisniveau von 110 USD je Barrel wäre der "richtige Preis". Angesichts dieser Äußerungen ist eine Beibehaltung des Status Quo auf der morgigen OPEC-Sitzung ausgemachte Sache. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die derzeitige Stabilität am Ölmarkt zu großen Teilen unfreiwilligen Angebotsausfällen u.a. in Libyen zu verdanken ist. Sobald diese zurückgehen, dürfte der Handlungsdruck auf die OPEC zunehmen.


Edelmetalle

Gold fiel gestern um 2,7% bzw. 35 USD auf ein 5-Monatstief von 1.218 USD je Feinunze und kann sich heute Morgen davon nur unwesentlich erholen. In Euro gerechnet fiel das gelbe Edelmetall zeitweise unter die Marke von 900 EUR je Feinunze und markiert damit den tiefsten Stand seit August 2010. Grund hierfür war der deutlich besser als erwartet ausgefallene ISM-Index in den USA (siehe Industriemetalle auf Seite 2). Dieser hatte einen festeren US-Dollar zur Folge, nachdem sofort wieder die Debatte aufkam, dass die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe früher als erwartet zurückführen könnte. Sollte der US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag veröffentlicht wird, ebenfalls positiv überraschen, dürfte dies die Diskussion weiter anheizen und Gold belasten.

Im Sog von Gold wurde auch Silber mit nach unten gezogen und verlor überproportional 4,2%. Mit 19,12 USD je Feinunze wurde hier ebenfalls ein 5-Monatstief verzeichnet. Die spekulativen Finanzinvestoren haben sich auch in der Woche zum 26. November weiter bei Gold und Silber zurückgezogen. In beiden Fällen wurden die Netto-Long-Positionen die vierte Woche in Folge stark abgebaut. Auf 4-Wochensicht kam es bei Gold zu einem Abbau der Netto-Long-Positionen um 82%, bei Silber um 91%. Mit 16,0 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen bei Gold auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2006. Der Verkaufsdruck von dieser Seite sollte zwar allmählich nachlassen, einhergehend mit anhaltenden ETF-Abflüssen spricht das Momentum aber kurzfristig für weiter fallende Preise.

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Industriemetalle

In den USA ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im November auf 57,3 und damit den höchsten Stand seit April 2011 gestiegen. Dies lag deutlich über den Erwartungen und deutet auf eine Belebung des Geschäfts in der Industrie hin. Besonders stark fielen der Subindex für den Auftragseingang und die Beschäftigungskomponente aus. Wer jedoch gedacht hätte, dass die Metallpreise darauf positiv reagieren, sah sich getäuscht. Denn die guten Konjunkturdaten führten wieder zur Diskussion, ob die Fed doch früher als erwartet ihre Anleihekäufe zurückführt und ließen den US-Dollar aufwerten.

Angeführt von Kupfer gaben daher die Metalle merklich nach. Der LME-Industriemetallindex fiel auf ein 4-Monatstief von 3.007 Punkten. Kupfer selbst rutschte wieder unter die Marke von 7.000 USD je Tonne und kann sich heute Morgen davon bislang nicht erholen. Chile, mit einem Marktanteil von 32% weltweit größter Kupferminenproduzent, hat gemäß Daten des Nationalen Statistikinstituts INE im Oktober 507,7 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 6,5% mehr als im Vorjahr. Grund hierfür war in erster Linie eine deutlich höhere Produktion in der "Collahuasi"-Mine, eine der größten Kupferminen des Landes. Die chilenische Regierung erwartet, dass das Andenland 2013 insgesamt rund 5,7 Mio. Tonnen Kupfer produzieren wird. Dies spricht für eine hohe Verfügbarkeit von Kupferkonzentrat am Weltmarkt, was sich schon in deutlich steigenden Schmelz- und Verarbeitungsgebühren bemerkbar gemacht hat.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO geht davon aus, dass die Saison 2012/13, die im September zu Ende ging, am globalen Kakaomarkt mit einem Defizit von 160 Tsd. Tonnen geschlossen hat. Bisher hatte die ICCO lediglich ein Defizit von 52 Tsd. Tonnen prognostiziert. Dass das Defiizit nun sehr viel höher geschätzt wird, geht zu etwa gleichen Teilen auf ein niedrigeres Angebot und eine höhere Nachfrage zurück. Vor allem bei den beiden größten Produzentenländern Elfenbeinküste und Ghana wurden 35 Tsd. bzw. 15 Tsd. Tonnen an der Erntemenge abgeschnitten.

Auf der Nachfrageseite reagierte die ICCO mit einem Aufschlag sowohl bei den Kakao produzierenden Ländern als auch bei den Kakao importierenden Ländern auf die erfreulichen Verarbeitungszahlen der letzten Quartale. Mit ihrer jüngsten Schätzung liegt die ICCO nun sehr viel näher an den bereits am Markt kursierenden Erwartungen eines deutlich höheren Defizits. Entsprechend konnten die Kakaopreise zwar zulegen, doch hielt sich der Anstieg in Grenzen. In New York allerdings reichte dies aus, um das vor zwei Wochen erzielte 2-Jahreshoch nochmals leicht zu überflügeln. In New York schloss die Börse gestern bei einem Preis von 2.813 USD je Tonne, in London bei 1.759 GBP je Tonne und damit 1,3% unter dem ebenfalls vor zwei Wochen erreichten 2-Jahreshoch. Da auch in der nun laufenden Saison 2013/14 und möglicherweise darüber hinaus mit Defiziten zu rechnen ist, dürfte der Aufwärtstrend der Preise bis auf Weiteres intakt bleiben.




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