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Totgesagte leben länger!

05.12.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis reagierte auf die Entscheidung der OPEC, das Produktionsziel bei 30 Mio. Barrel pro Tag zu belassen, mit einem Rückgang auf 111,5 USD je Barrel. Zwar war diese Entscheidung im Vorfeld der Sitzung erwartet worden. Allerdings zeichnet sich Uneinigkeit innerhalb der OPEC ab, wie man reagieren soll, wenn Libyen und der Iran an den Ölmarkt zurückkehren. Dann droht ohne eine Rücknahme der Ölproduktion in den anderen OPEC-Ländern ein Überangebot und ein Preisrückgang. Die Bereitschaft, das Angebot zu kürzen, ist in vielen Mitgliedsländern derzeit nicht vorhanden. Die nächste OPEC-Sitzung am 11. Juni dürfte daher wesentlich spannender und konfliktreicher werden als die gestrige. Zudem überraschte der libysche Ölminister gestern mit der Aussage, sein Land werde am 10. Dezember alle Exporthäfen wieder öffnen und eine Woche später die Ölproduktion vollständig wieder aufnehmen.

Bei einer Rückkehr des libyschen Ölangebots würde eine wesentliche Stütze für den Brentpreis entfallen. Wir messen diesem Szenario angesichts der weiterhin undurchsichtigen Lage in Libyen allerdings nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit bei. Der WTI-Preis konnte dagegen seinen Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortsetzen und den Preisabstand zu Brent auf 14 USD je Barrel verkürzen. Maßgeblich dazu beigetragen hat ein unerwartet starker Rückgang der US-Rohölvorräte um 5,6 Mio. Barrel, welchen das US-Energieministerium meldete. Im Gegensatz zum API-Bericht am Vortag war der Lagerabbau nicht auf niedrigere Importe, sondern auf eine deutlich gestiegene Rohölverarbeitung zurückzuführen. Letzteres ist angesichts hoher Verarbeitungsmargen und niedriger Destillatebestände nicht überraschend. Im Zuge dessen kam es zu einem deutlichen Anstieg der Lagerbestände von Ölprodukten.


Edelmetalle

Totgesagte leben länger! - Dieser Spruch traf gestern auf Gold und Silber zu. Während das gelbe Edelmetall zwischenzeitlich um 3,3% bzw. 40 USD auf über 1.250 USD je Feinunze zulegte, verteuerte sich Silber in der Spitze um 5,3% auf 19,9 USD je Feinunze. Beide Edelmetalle sprangen gestern überraschend auf den Zug der Industriemetalle auf, die nach besser als erwarteten US-Konjunkturdaten merklich anzogen (siehe Industriemetalle auf Seite 2). Dabei kam es offensichtlich zu Short-Eindeckungen, nachdem die Preise auf die Daten hin nicht weiter gefallen waren. Im Gegensatz zu den letzten Wochen spielte auch die Debatte, wann die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe reduzieren könnte, überhaupt keine Rolle.

Dies könnte sich allerdings wieder ändern, sofern morgen ein positiver Arbeitsmarktbericht in den USA veröffentlicht wird. Der Goldpreis zeigte sich auch unbeeindruckt von weiteren ETF-Abflüssen. Die Preisentwicklung gestern erachten wir jedoch nicht als nachhaltig. Die Preise geben bereits heute Morgen wieder nach. Heute steht die EZB-Sitzung im Fokus der Marktteilnehmer. Auf ihrer letzten Sitzung im November hatte die EZB überraschend die Zinsen gesenkt und dies mit den niedrigen Inflationsraten begründet. Da sich an dieser Front die Lage mittlerweile etwas gemäßigt hat, erwarten unsere Volkswirte heute keine Maßnahmen der EZB.


Industriemetalle

Angeführt von Kupfer und Aluminium, die sich auf Schlusskursbasis jeweils um knapp 2% verteuerten, legten die Metallpreise gestern in der Breite zu. Kupfer überstieg dabei kurzzeitig die Marke von 7.100 USD je Tonne und erreichte damit den höchsten Stand seit anderthalb Wochen. Die Metallpreise erhielten gestern Auftrieb von positiven US-Konjunkturdaten. So fielen insbesondere die ADP-Arbeitsmarktdaten deutlich besser aus als erwartet, die zugleich auf einen positiven offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag hindeuten. Der Preisanstieg erfolgte allerdings doch etwas überraschend, denn die Metalle hatten zu Beginn der Woche auf die sehr guten ISM-Daten noch mit hohen Verlusten reagiert. Die Großwetterlage hat sich seitdem nicht verändert, aber offensichtlich die Wahrnehmung.

Aus Indonesien kommen heute Morgen widersprüchliche Angaben über die Umsetzung des geplanten Exportverbots für Erze ab Januar. Zeitungsberichten zufolge könnte die Einführung des Exportverbots auf Bestreben der Zentralregierung hin sogar um mehrere Jahre verschoben werden. Dem verwehren sich die rohstoffreichen Provinzen des Landes, die auf die planmäßige Umsetzung drängen. Auch das indonesische Parlament hat sich für das Exportverbot ausgesprochen. Es dürfte aber wohl Ausnahmeregelungen geben, denn bislang befinden sich nur 28 Schmelzanlagen im Bau, so dass sich das Land eine wichtige Einnahmequelle abschneiden würde. Damit würde aber auch das Angebot insbesondere von Nickel und Bauxit am Weltmarkt hoch bleiben und die Preise belasten.


Agrarrohstoffe

Kanada hat in diesem Jahr rekordhohe Ernten von Weizen und Raps eingefahren. Laut der kanadischen Statistikbehörde stieg die Weizenproduktion um 38% gegenüber dem Vorjahr auf 37,5 Mio. Tonnen. Damit wurden sowohl das bisherige Rekordniveau aus dem Jahr 1990 als auch die bisherige Schätzung deutlich übertroffen. Die Rapsernte wurde auf 18 Mio. Tonnen beziffert und liegt damit ebenfalls deutlich höher als bislang von der Statistikbehörde erwartet. Kanada ist der drittgrößte Weizenexporteur und der weltgrößte Rapsexporteur. Angesichts dieser Nachrichten überrascht es nicht, dass der Weizenpreis an der CBOT unter Druck geriet und auf 6,6 USD je Scheffel zurückfiel.

Erstaunlich ist, dass der Weizenpreis an der Liffe in Paris weiterhin bei knapp 210 EUR je Tonne handelt und sich damit weiterhin nahe seines gestern verzeichneten 7-Monatshochs behaupten kann. Auch der Rapspreis in Paris reagierte nicht auf die Nachrichten aus Kanada und handelt wenig verändert bei 387 Euro je Tonne. Die Preisdifferenz zwischen EU-Weizen und US-Weizen beträgt mittlerweile mehr als 40 USD je Tonne. Dies spricht für verstärkte Käufe von US-Weizen, zumal das hohe Angebot von kanadischem Weizen kurzfristig nicht verfügbar sein wird. Denn aufgrund eines Wintereinbruchs in Westkanada ist der Transport via Schiene von den Prärieprovinzen, in denen Weizen hauptsächlich angebaut wird, an die Exporthäfen erschwert.

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