Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Erholung der Edelmetallpreise vorerst gescheitert

13.12.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis gab gestern noch etwas weiter nach und fiel unter 109 USD je Barrel. Vor allem die mögliche Öffnung von Exporthäfen in Libyen belastet. Aber auch der Blick auf die in der Wintersaison im Fokus stehenden Gasölbestände gibt leichte Entwarnung. Schließlich sind in der Vorwoche nicht nur die US-Destillatebestände um 4,5 Mio. Barrel aufgebaut worden. Auch in Westeuropa sind die ARA-Gasölvorräte zum ersten Mal seit sieben Wochen gestiegen, wenn auch nur leicht um 2,6% auf 1,716 Mio. Tonnen.

Allerdings bleibt vor allem diesseits des Atlantiks die Lage grundsätzlich angespannt. So liegen die Gasölvorräte weiterhin gut 25% unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt. Auch der breiter gefassten Lagerstatistik der IEA zufolge hatten die Destillatevorräte in den europäsichen OECD-Ländern Ende Oktober eine bezogen auf den Verbrauch um 1,4 Tage geringere Reichweite als monatsüblich. Der Crack-Spread für Diesel, der in den letzten Tagen etwas gesunken ist, könnte sich also bei kälterer Witterung schnell wieder ausweiten.

Bereits jetzt durch niedrige Temperaturen kräftig nach oben getrieben ist der US-Erdgaspreis. Er kletterte gestern auf den höchsten Stand seit Januar und war mit 4,4 USD je mmBtu 27% höher als Anfang November. Auch hier wurden in den letzten Wochen die Vorräte überdurchschnittlich stark abgebaut. Doch anders als bei Destillaten sind die US-Erdgasvorräte nur leicht niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich. Vor diesem Hintergrund könnte die stark durch spekulative Finanzleger mitgetragene Rallye schnell einen Rücksetzer erleiden. Neue CFTC-Daten zu deren Positionierung werden heute veröffentlicht.

Open in new window


Edelmetalle

Der Aufwärtstrend der Edelmetalle scheint (vorerst) beendet. Denn diese haben gestern allesamt einen Großteil ihrer in den vergangenen Tagen angehäuften Gewinne wieder abgegeben. Gold verlor zwischenzeitlich mehr als 30 USD, fiel auf ein Wochentief von 1.223 USD je Feinunze, und beendete den Handel mit einem Minus von 2,1%. In Euro gerechnet wurde mit knapp 890 EUR je Feinunze der tiefste Stand seit Juli 2010 erreicht. Mit einem Minus von fast 4% verzeichnete Silber noch größere Verluste und rutschte wieder deutlich unter die Marke von 20 USD je Feinunze. Platin und Palladium verbilligten sich um 1,5% bzw. 2,7%. Die Abwärtsbewegung begann am Morgen mit einer Rede von EZB-Präsident Draghi, obwohl dieser nichts Neues zu entnehmen war.

Am Nachmittag kamen abermals gute US-Konjunkturdaten (vor allem Einzelhandelsumsätze) hinzu. Dies sowie die gestrige Zustimmung des US-Repräsentantenhauses zum am Dienstag ausgehandelten Haushaltskompromiss erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bald mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt - möglicherweise schon nächste Woche. Begleitet wurde der Preisrückgang von hohen ETF-Abflüssen.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden um 7,6 Tonnen abgebaut. Dies war der höchste Tagesabfluss seit Oktober. Bei den Silber-ETFs kam es schon vorgestern zu Abflüssen von fast 100 Tonnen. Und auch die Palladium-ETFs meldeten gestern Abflüsse von gut 14 Tsd. Unzen. Einzig bei den Platin-ETFs werden die Bestände weiter aufgebaut.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben gestern in ihrem Aufwärtstrend eine Pause eingelegt und zeigen sich auch heute Morgen verhalten. Aluminium war mit einem Minus von 1,4% der größte Verlierer und rutschte wieder unter die Marke von 1.800 USD je Tonne. In Japan sind gemäß Daten des Handelshauses Marubeni die Aluminiumvorräte im November auf über 270 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit sechs Monaten gestiegen. Trotz der hohen Lagerbestände haben sich japanische Aluminiumkäufer mit ihren Lieferanten Industriekreisen zufolge auf höhere physische Prämien im ersten Quartal 2014 geeinigt.

Der Aufschlag auf den LME-Preis soll demnach von derzeit 246 USD je Tonne in den ersten drei Monaten des nächsten Jahres auf 255 USD je Tonne steigen. Dies entspricht dem Rekordwert aus dem vierten Quartal 2012. Japan ist der größte asiatische Importeur von Aluminium. Der Anstieg der Prämien wird zum einen auf China zurückgeführt. Denn das Reich der Mitte fragt aktuell aufgrund der niedrigen Preise verstärkt Aluminium am Weltmarkt nach.

Dies spiegelt sich auch in den Importen wider, die im November im Vergleich zum Vorjahr um 21% auf knapp 88 Tsd. Tonnen gestiegen sind. Zum anderen wurden im Mittleren Osten bei einer Aluminiumschmelze Produktionsprobleme gemeldet. Sollte sich der Markt anspannen, dürfte dies zu höheren Aluminiumpreisen führen.


Agrarrohstoffe

In der letzten Berichtswoche lagen die US-Sojabohnenexporte zur Lieferung in der laufenden Saison 2013/14 mit 1,1 Mio. Tonnen über den Erwartungen. Seit Saisonbeginn haben die USA Aufträge zur Lieferung von 38,7 Mio. Tonnen Sojabohnen angenommen. Das US-Landwirtschaftsministerium hat jüngst seine Prognose für die US-Exporte für die Gesamtsaison um 0,5 Mio. auf gut 40 Mio. Tonnen angehoben. Doch finden zunehmend Gerüchte Gehör, dass China einige bereits getätigte Bestellungen stornieren könnte. Durch die Meldungen über gute Aussaatbedingungen in Südamerika wird ein hohes Angebot an Sojabohnen aus Brasilien und Argentinien im nächsten Frühjahr immer realistischer. China könnte dann die Gelegenheit zu günstigen Käufen aus dieser Region nutzen. Dies belastet derzeit die Sojabohnenpreise in Chicago, die auch gestern wieder um 1,5% nachgaben.

Die Meldungen über hohe Anlieferungen von Kakaobohnen in die Häfen der Elfenbeinküste seit Saisonbeginn im Oktober reichen nicht aus, um für die Gesamtsaison ein gutes Ergebnis anzunehmen. Der kumulierte Anstieg laut inoffizieller Quellen von 38% gegenüber der Vorsaison ist durch einen schwachen Start der Anlieferungen in 2012 sowie durch die Anlieferung von Restbeständen aus der letzten Saison nach oben verzerrt. Beobachter vor Ort zeigen sich besorgt, dass bereits ab Januar die Zahlen regelrecht einbrechen könnten, da nicht mehr viele Früchte an den Bäumen hängen. Schwächere westafrikanische Produktionszahlen und eine inzwischen wieder robuste Nachfrage lassen nicht nur die Internationale Kakaoorganisation für 2013/14 ein zweites Defizit in Folge am Kakaomarkt erwarten.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"