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Alle warten auf die Fed

18.12.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Angesichts der saisonal bedingt niedrigen Volumina hat sich der Ölpreis im Vorfeld der heutigen Fed-Sitzung wenig volatil gezeigt. Deutlich dynamischer als die Ölpreise selbst hat sich zuletzt die Preisdifferenz zwischen den wichtigsten Benchmarks WTI und Brent gezeigt, die sich wieder angenähert hat. Die gestrige Meldung des API, wonach die US-Rohöllagerbestände erneut um 2,5 Mio. Barrel gesunken sind, dürfte dazu beigetragen haben.

Zu einer weiteren Verringerung der Preisdifferenz könnte die baldige Inbetriebnahme (22. Januar) des südlichen Strangs der Keystone XL-Pipeline führen, die Rohöl aus Cushing zu den Raffinerien an der US-Golfküste bringen soll. Schon im Vorfeld der Inbetriebnahme wird die Pipeline aufgefüllt, was zu täglichen Abfuhren von umgerechnet rund 70 Tsd. Barrel führt. Die volle Kapazität der Pipeline liegt bei 700 Tsd. Barrel pro Tag.

Nach der Zustimmung des EU-Parlaments in der Vorwoche haben am Montag nun auch die Mitgliedsländer grünes Licht für das temporäre Zurückhalten von Emissonsrechten (sog. Backloading) gegeben. Dass der CO2-Preis einen deutlichen Satz auf knapp 5 Euro je Tonne nach oben gemacht hat, ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass der bislang aktuelle Dezember 2013-Referenzkontrakt am Montag ausgelaufen ist und die nächstfälligen Kontrakte im Vorfeld höher notierte hatten. Für den weiteren Preisverlauf werden der genaue Zeitplan des Backloadings sowie die strukturellen Reformen wichtig sein. Angesichts der ehrgeizigen Ziele der Energiewende dürfte Deutschland in diesem Prozess künftig mehr als Treiber auftreten. Sie können bis Freitag an unser Umfrage "EU Emissionshandel: Ausblick 2014" (www.surveymonkey.com) teilnehmen.


Edelmetalle

Das Auf und Ab bei den Edelmetallen geht weiter. Nachdem sich die Preise zu Wochenbeginn noch erholen konnten, standen sie gestern bereits wieder merklich unter Druck. Gold zum Beispiel gab um ein knappes Prozent auf rund 1.230 USD je Feinunze nach. Zum Preisrückgang hier trugen weitere umfangreiche Abflüsse aus den ETFs bei. Deren Bestände wurden gestern wieder um 6,4 Tonnen reduziert und fielen erstmals seit November 2009 unter die Marke von 1.800 Tonnen. Darüber hinaus wird Indien die Einfuhrbeschränkungen von Gold trotz einer Verbesserung des Leistungsbilanzdefizits und einer etwas stärkeren Rupie beibehalten. Laut Aussagen eines hohen Beamten aus dem Finanzministerium gibt es derzeit keine Überlegungen, die Restriktionen zu lockern.

Die Abschaffung der 80/20-Regel und eine Reduzierung der Importsteuern auf 2% (von derzeit 10%) werden jedoch vom Verband der indischen Schmuckhändler vehement gefordert. Die Marktteilnehmer werden ihren Fokus heute auf die Sitzung der US-Notenbank Fed richten und vor allem die anschließende Pressekonferenz mit Spannung verfolgen. Sollte die Fed die Rückführung ihrer Anleihekäufe ankündigen, dürfte dies die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern merklich verringern und könnte den Weg für höhere Preise ebnen. Sollte sich die Fed - wie von unseren Volkswirten erwartet - gegen das sog. Tapering entscheiden, dürfte die Hängepartie an den Rohstoffmärkten im Allgemeinen und bei den Edelmetallen im Speziellen vorerst weitergehen.


Industriemetalle

Der Aufwärtstrend von Nickel scheint vorerst gestoppt und der Preis verharrt knapp oberhalb der Marke von 14.000 USD je Tonne. Gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) wies der globale Nickelmarkt in den ersten zehn Monaten des Jahres einen Angebotsüberschuss von 147,6 Tsd. Tonnen auf. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Der berichtete Überschuss im Oktober von 21,3 Tsd. Tonnen war zudem der höchste Überschuss auf Monatsbasis seit Dezember 2012. Das hohe Angebot spiegelt sich in weiter steigenden Lagerbeständen wider, die mit über 255 Tsd. Tonnen an der LME ein neues Rekordhoch erreicht haben.

Die weitere Entwicklung des Nickelpreises dürfte maßgeblich durch die politischen Entscheidungen in Indonesien bestimmt werden. Dort ist das Kabinett zusammengekommen, um Details auszuarbeiten, wie das Exportverbot von Erzen ab dem 12. Januar umgesetzt werden soll. Bislang hält das Land an der Einführung des Exportverbots ohne Ausnahmen fest. Dagegen regt sich aber nicht nur bei den betroffenen Minenproduzenten Widerstand. Mittlerweile hat auch die indonesische Industrie- und Handelskammer gewarnt, dass durch das Verbot bis zu 800 Tsd. Arbeitsplätze gefährdet sein könnten. Sollte es doch noch Ausnahmen in der Gesetzesvorlage geben, dürfte dies den Nickelpreis belasten. Im Falle einer vollständigen Umsetzung wird dies aber wohl zunächst zu höheren Nickelpreisen beitragen.

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Agrarrohstoffe

Auf den Mais- und Sojabohnenmärkten dreht sich in den letzten Tagen (fast) alles um China. Inzwischen sollen 600 Tsd. Tonnen an US-Mais aus zehn Lieferungen beim Import nach China von den dortigen Behörden abgewiesen worden sein, weil in ihnen eine in China nicht zugelassene genveränderte Maissorte nachgewiesen wurde. Die Genehmigung dieser Maissorte ist in China seit Jahren anhängig, und die USA drängen nun noch stärker auf eine rasche Anerkennung. Hierzu finden nun auch direkte Gespräche hochrangiger Beamter beider Länder statt.

Bei Sojabohnen brummen die US-Exporte dagegen, und China ist der größte Kunde. Die Sojabohnenexporte haben bereits fast das Niveau erreicht, das das US-Landwirtschaftsministerium für die Gesamtsaison veranschlagt hatte. Viele Marktteilnehmer erwarten nun, dass möglicherweise schon recht früh im neuen Jahr verstärkt Importverträge zwischen China und den USA von chinesischer Seite storniert werden. Denn je besser absehbar ist, dass die erwarteten großen - in Brasilien wohl rekordhohen - südamerikanischen Ernten tatsächlich das weltweite Angebot an Sojabohnen aufblähen, desto stärker wird China versuchen, auf günstige Ware aus dieser Region umzuschwenken. Diese Befürchtungen trüben zwar die Stimmung am US-Sojabohnenmarkt, gute Fakten wie die Meldung, dass die US-Sojaverarbeiter im November so viele Sojabohnen verarbeitet haben wie seit Januar 2010 nicht mehr, verhinderten allerdings größere Verluste.




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