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WTI-Preis nach US-Lagerdaten unter Druck

09.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen leicht auf 107,6 USD je Barrel zulegen. Der WTI-Preis erholt sich nur geringfügig von seinem gestrigen Preisrutsch und handelt bei 92,7 USD je Barrel. Brent profitiert von der weiterhin schwierigen Lage in Libyen. Laut offiziellen Angaben produziert das Land derzeit 650 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag, wovon 510 Tsd. Barrel pro Tag exportiert werden. Gestern hat die Zentralregierung in Tripolis ausländische Firmen davor gewarnt, Ölgeschäfte mit den Rebellen abzuschließen.

Einen Tag zuvor hatte eine bewaffnete Autonomiegruppierung im Osten Libyens ausländische Firmen dazu ermutigt, Öl aus von ihr kontrollierten Häfen zu kaufen. Anfang der Woche hatte die libysche Marine mit Waffengewalt einen Öltanker daran gehindert, einen von den Rebellen kontrollierten Hafen anzulaufen. Der WTI-Preis geriet nach den offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums unter Druck.

Die US-Rohöllagerbestände fielen in der vergangenen Woche zwar um 2,7 Mio. Barrel. Dies war aber deutlich weniger als der am Vortag vom API berichtete Lagerabbau. Zudem stiegen die Lagerbestände außerhalb des Golfküstendistrikts deutlich, allein in Cushing um 1,1 Mio. Barrel. Der Lagerabbau war auf eine weiterhin ungewöhnlich hohe Rohölverarbeitung der Raffinerien von mehr als 16 Mio. Barrel pro Tag zurückzuführen, während die Ölimporte deutlich stiegen und damit einen stärkeren Lagerabbau verhinderten.

Die US-Ölproduktion stieg auf das höchste Niveau seit September 1988. Die hohe Rohölverarbeitung machte sich in deutlich steigenden Lagerbeständen bemerkbar, was die Ölpreise ebenfalls belastete. Zudem ist nicht davon auszugehen, dass die Raffinerien ihre hohe Auslastung beibehalten werden.


Edelmetalle

Gold und Silber weiteten gestern im Handelsverlauf nach positiven US-Konjunkturdaten (ADP-Arbeitsmarktbericht) und eines daraufhin festeren US-Dollar ihre anfänglichen Verluste aus. Gold fiel im Tief unter 1.220 USD je Feinunze, Silber auf 19,3 USD je Feinunze.

Preisbelastend dürften auch neuerliche ETF-Abflüsse von 4,5 Tonnen gewirkt haben. Seit Jahresanfang wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs bereits wieder um 13 Tonnen reduziert, die der Silber-ETFs um 68 Tonnen. Wie wir bereits Anfang der Woche berichteten, zeigte sich die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren aufgrund der fallenden Preise im letzten Jahr sehr stark. Dieser Trend scheint sich zu Jahresbeginn fortzusetzen. So gab die britische Münzanstalt bekannt, bei ihren für 2014 staatlich geprägten Goldmünzen ausverkauft zu sein. Erst Ende des Monats sollen wieder neue Münzen verfügbar sein. Die Münzanstalt sieht sich eigenen Angaben zufolge derzeit aufgrund des niedrigen Preisniveaus einer hohen Nachfrage gegenüber.

Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung gestern Abend führte dagegen nicht zu größeren Preisausschlägen. Denn diese brachte keine neuen Erkenntnisse über den Fahrplan der Rückführung der Fed-Anleihekäufe. Der Markt geht bislang von einer monatlichen Reduzierung um 10 Mrd. USD aus. Heute findet die erste EZB-Sitzung im neuen Jahr statt. Unsere Volkswirte erwarten hier keine Überraschungen, die aktuelle EZB-Politik dürfte zunächst unverändert beibehalten werden.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum heutigen Handelsstart von ihrer schwächeren Seite und geben in der Breite nach. Als größter Verlierer entpuppt sich Zinn. Hier dürfte zum einen die anhaltende Unsicherheit über das Exportverbot von Erzen in Indonesien (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) eine Rolle spielen. Zum anderen wirken sich hohe indonesische Ausfuhren negativ aus. Diese sind im Dezember gemäß Daten des Handelsministeriums überraschend stark auf ein 2-Jahreshoch von 13.562 Tonnen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von 56%, gegenüber dem Vormonat sogar von 161%. Damit haben sich die Zinnexporte von den neuen Handelsregularien, die in Indonesien zum 1. September eingeführt wurden, schneller als erwartet wieder erholt.

Im September waren die Ausfuhren noch auf weniger als 1.000 Tonnen eingebrochen. Im letzten Jahr hat das südostasiatische Land insgesamt 91.613 Tonnen Zinn exportiert, 7,3% weniger als im Vorjahr. Indonesien ist der weltweit größte Zinnexporteur. Aufgrund der geringeren indonesischen Exporte geht das International Tin Research Institute (ITRI) davon aus, dass der globale Zinnmarkt im letzten Jahr ein Angebotsdefizit aufgewiesen hat. Auch für das neue Jahr erwartet das ITRI, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. Seit Anfang September wurden die LME-Zinnvorräte um 38% auf 9.610 Tonnen abgebaut, den tiefsten Stand seit Februar 2012. Dies spricht auch für eine robuste Nachfrage.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT hat mit 5,86 USD je Scheffel ein 2-Jahrestief markiert. Der Maispreis steht ebenfalls unter Druck und handelt mit 4,15 USD je Scheffel nur noch knapp über dem Mitte November verzeichneten 3-Jahrestief. Im Zuge dessen ist auch der Preis von Weizen in Paris erstmals seit Ende Oktober unter die Marke von 200 EUR je Tonne gerutscht, obwohl die EU robuste Weizenexporte von knapp 1 Mio. Tonnen in den letzten beiden Wochen des vergangenen Jahres berichtete.

Offensichtlich stellen sich die Marktteilnehmer auf preisbelastende Angebots- und Nachfrageschätzungen im Rahmen des WASDE-Berichts ein, welcher morgen vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlicht wird. Zudem scheint mit dem Abebben der Kältewelle im Mittleren Westen der USA auch die Sorge vor Frostschäden bei den dortigen Winterweizenpflanzen nachzulassen. Für weiteren Abgabedruck könnten Meldungen aus Indien und China sorgen.

Das indische Landwirtschaftsministerium rechnet in diesem Jahr mit einer rekordhohen Weizenernte von 100 Mio. Tonnen, was stärkere Weizenexporte aus Indien zur Folge haben könnte. China dürfte dem Beratungsunternehmen Shanghai JC Intelligence zufolge im laufenden Erntejahr 30% weniger Mais aus den USA importieren als bislang erwartet, nachdem es in den vergangenen Wochen aufgrund von nicht zugelassenen genmodifizierten Sorten wiederholt zu Auftragsstornierungen kam. Bislang erwartet das USDA für 2013/14 rekordhohe chinesische Maisimporte von 7 Mio. Tonnen.

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