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Edelmetalle geben jüngste Gewinne wieder ab

15.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis setzt seine Abwärtsbewegung fort. Aktuell kostet das Barrel nur noch etwas mehr als 106 USD und nähert sich damit dem Ende vergangener Woche verzeichneten 2-Monatstief. Ein weiteres Abrutschen des Brentpreises ist wahrscheinlich, da der Markt mit einer weiteren Zunahme des Ölangebots rechnet. So will die Regierung in Libyen mit Hilfe von Vermittlern eine Wiederaufnahme der Öllieferungen aus den Ölhäfen im Osten des Landes erreichen. Diese sind aufgrund von Protesten seit Sommer letzten Jahres unterbrochen. Dadurch fehlen dem Land die Einnahmen aus den Ölexporten von ca. 600 Tsd. Barrel pro Tag.

Auch wenn der Erfolg des Vorhabens ungewiss ist, scheint der Markt von einer weiteren Zunahme des Ölangebots aus Libyen auszugehen. Ähnliches gilt für den Iran. Die in der kommenden Woche in Kraft tretenden Lockerungen der Sanktionen haben zwar noch keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Ölangebot aus dem Iran, da die Ölsanktionen mit Ausnahme der Versicherungen von Öllieferungen weiterhin bestehen bleiben.

Im kommenden Monat beginnen aber Verhandlungen über eine umfassende Lösung des Atomstreits, an deren Ende eine Aufhebung der Ölsanktionen gegen den Iran stehen könnte. Der Markt scheint dies zumindest teilweise bereits vorwegzunehmen. Sofern das derzeit fehlende Ölangebot aus Libyen und dem Iran an den Markt zurückkommt, würde sich das globale Ölangebot um etwa 2 Mio. Barrel pro Tag erhöhen (Grafik des Tages).

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Edelmetalle

Nach einem anfangs freundlichen Handelstag kamen die Edelmetallpreise gestern gegen Abend merklich unter Druck. Die Abwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort. Gold rutscht unter die Marke von 1.240 USD je Feinunze und gibt damit sämtliche Gewinne vom Wochenbeginn wieder ab. Im Fahrwasser von Gold verzeichnet auch Silber merkliche Verluste, kann sich aber noch über der Marke von 20 USD je Feinunze halten.

Preisbelastend wirkt heute Morgen der US-Dollar, der gegenüber dem Euro aufwertet. Derzeit äußern sich viele hochrangige Fed-Mitglieder, wie es mit den Anleihekäufen der US-Notenbank weitergehen soll. Sowohl der Präsident der Philadelphia-Fed, Plosser, als auch der Präsident der Dallas-Fed, Fisher, haben sich für eine schnellstmögliche Rückführung der Anleihekäufe ausgesprochen. Heute legen zwei weitere Fed-Präsidenten ihre Sicht der Dinge dar. Darüber hinaus wurden in den USA gestern Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Diese fielen im Dezember zwar verhalten aus, im vierten Quartal dürfte aber wohl ein kräftiges Konsumplus verzeichnet worden sein.

Die US-Verbraucher haben sich somit vom Gezerre in der Finanzpolitik nicht verunsichern lassen, was für hohe Zuversicht in die wirtschaftliche Erholung spricht. Der gestrige Preisrückgang bei Gold und Silber ging zudem mit nennenswerten ETF-Abflüssen einher. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs meldeten Abflüsse von 3,5 Tonnen, bei den Silber-ETFs waren es sogar fast 60 Tonnen. Der Abbau der Bestände nimmt damit wieder Fahrt auf. Dies dürfte deutlich steigenden Gold- und Silberpreisen entgegenstehen.


Industriemetalle

Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller dürfte sich das Produktionswachstum in der chinesischen Stahlindustrie im neuen Jahr abschwächen. 2014 sollen demnach 810 Mio. Tonnen Stahl produziert werden, etwa 3% mehr als im letzten Jahr. Von Januar bis November 2013 wurden gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros rund 713 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, ein Plus von 7,8% im Vergleich zum Vorjahr. Die sichtbare Nachfrage dürfte 2014 lauft Verbandsschätzungen ebenfalls um rund 3% auf 750 Mio. Tonnen zulegen.

Hierzu trägt in erster Linie die fortschreitende Urbanisierung bei. Der chinesische Stahlmarkt bleibt damit allerdings überversorgt - auch wenn die Regierung in Peking die Überkapazitäten drastisch kürzen möchte. Letztere werden auf rund 200 Mio. Tonnen geschätzt. Im Dezember schon wurden Stahlhersteller von der Regierung aufgefordert, ihre Produktion zu drosseln bzw. einzustellen. Damals ging es allerdings eher darum, die Luftverschmutzung in großen Städten des Landes einzudämmen.

Sollte es zu dauerhaften Produktionsstilllegungen und im Endeffekt zu einem Abbau der Überschüsse kommen, dürfte sich dies in höheren Stahlpreisen in China bemerkbar machen. Da die chinesischen Stahlpreise in der Vergangenheit oftmals ein guter Indikator für die europäischen Stahlpreise waren, würde sich dies wohl auch hierzulande bemerkbar machen. Noch befinden sich aber sowohl der Preis für warmgewalzten Stahl in China als auch der in Europa im Seitwärtstrend.


Agrarrohstoffe

In den beiden letzten Tagen konnte sich der Baumwollpreis auf 84 US-Cents je Pfund erholen. Nach der Veröffentlichung der jüngsten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA hatte er am Freitag noch auf ein 2-Wochentief von 82,5 US-Cents nachgegeben. Darin hatte das USDA zum fünften Mal die erwarteten globalen Endbestände an Baumwolle für 2013/14 auf einen Rekordwert angehoben. Überraschend wurde die US-Ernte 2013 etwas höher angesetzt, vor allem aber die chinesische Produktion um gut 200 Tsd. Tonnen auf 7,19 Mio. Tonnen nach oben korrigiert.

Zu der jüngsten Preiserholung hat vor allem beigetragen, dass Beobachter diese Schätzung als zu hoch erachten, da der verringerten Anbaufläche nicht ausreichend Rechnung getragen werde. China ist der größte Baumwollproduzent und -importeur. In den letzten Jahren kaufte das Land enorme Mengen an Baumwolle von den heimischen Produzenten zu deutlich höheren Preisen als auf dem Weltmarkt auf.

Inländische Verarbeiter fragten daher vermehrt günstigere Importware nach, was die Einfuhren stark steigen ließ. Diese Praxis stößt mittlerweile an ihre Grenzen. Inzwischen sind die chinesischen Lagerbestände auf das 1½-fache des Jahresverbrauchs angeschwollen und das Land plant eine Änderung hin zu direkter finanzieller Unterstützung für die heimischen Baumwollanbauer. Die Baumwollimporte Chinas sind bereits rückläufig, was sich fortsetzen und damit die Weltmarktpreise drücken dürfte.




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