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Streikbeginn in südafrikanischer Platinminenindustrie

23.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte gestern den zweiten Tag in Folge steigen und handelt am Morgen bei knapp 108 USD je Barrel. Brent profitierte zuletzt von der Aufhellung der Nachfrageperspektiven. Der WTI-Preis erreichte mit 97 USD je Barrel das höchste Niveau seit Jahresbeginn, wofür neben den niedrigen Temperaturen in den USA die inzwischen erfolgte Inbetriebnahme des Südabschnitts der Keystone-XL-Pipeline verantwortlich gemacht wird. Durch diesen können täglich bis zu 700 Tsd. Barrel Rohöl von Cushing an die US-Golfküste transportiert werden.

Für heute ist sowohl bei Brent als auch bei WTI mit einem Preisrückgang zu rechnen. Die schwachen China-Daten in der Nacht (siehe Industriemetalle, Seite 2) dürften den Nachfragehoffnungen einen Dämpfer versetzen. Zudem dürfte das US-Energieministerium heute Nachmittag erstmals seit acht Wochen einen Anstieg der US-Rohölvorräte melden. Das American Petroleum Institute berichtete bereits gestern Abend für die vergangene Woche einen Lageraufbau bei Rohöl um 4,9 Mio. Barrel. Die Markterwartung eines Anstiegs der Rohölvorräte um knapp 1 Mio. Barrel dürfte sich daher als zu niedrig erweisen.

Noch stärker als Rohöl verteuerte sich in den letzten Tagen US-Erdgas. Der Preis stieg seit Wochenbeginn um fast 10% und erreichte in der Nacht mit 4,75 USD je mmBtu ein 2½-Jahreshoch. Denn die kalte Witterung im Nordosten der USA sollte zu einem höheren Heizbedarf und einem überdurchschnittlichen Abbau der US-Erdgasvorräte führen. Die letzte Kältewelle im Mittleren Westen der USA hatte bereits zu einem kräftigen Rückgang der US-Erdgasvorräte geführt, welche sich aktuell 15% unter dem 5-Jahresdurchschnitt befinden. Erdgas dürfte sich daher kurzfristig weiter verteuern.

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Edelmetalle

Der Platinpreis gibt heute Morgen seine gestrigen Gewinne wieder ab, obwohl in der südafrikanischen Platinminenindustrie gestreikt wird. Mit Beginn der heutigen Frühschicht sind rund 70 Tsd. Arbeiter in den Ausstand getreten. Betroffen sind die drei weltgrößten Platinminenproduzenten, Anglo American Platinum, Impala Platinum und Lonmin. Je nach Angaben und Einbeziehung von Joint Ventures beeinflussen die Streiks bis zu zwei Drittel des globalen Platinminenangebots.

Die radikale Gewerkschaft AMCU, die die Mehrheit der Arbeiter in der Platinminenindustrie vertritt, fordert mehr als eine Verdopplung der Löhne. Die Arbeitsniederlegungen sollen solange beibehalten werden, bis die Forderungen erfüllt sind. Dadurch könnte sich die Marktlage am globalen Platinmarkt merklich anspannen. Beobachtern vor Ort zufolge wurden einige Bergbauarbeiter von Streikenden davon abgehalten, ihre Arbeit aufzunehmen. Auch seien Zufahrtswege zu den Minen blockiert worden.

Im August 2012 kam es beim letzten großen Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit 44 Todesopfern. Der südafrikanische Finanzminister hatte kürzlich vor lang anhaltenden Streiks gewarnt und auf die Risiken für die Konjunktur hingewiesen. Der von AMCU geplante Streik in der Goldminenindustrie wurde verschoben, da eine Gerichtsentscheidung darüber auf Ende Januar vertagt wurde.


Industriemetalle

Die Metallpreise reagieren heute Morgen in der Breite mit Abschlägen auf schwache China-Daten. Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Januar deutlich auf 49,6 und damit unter die Marke von 50 gefallen, die Expansion anzeigt. Dadurch sind Sorgen über das chinesische Wirtschaftswachstum aufgekommen, zumal es zuletzt offenbar zu einer Verknappung der Liquidität im chinesischen Finanzsystem und zu vorübergehend deutlichen Zinsanstiegen gekommen ist.

Kupfer hält sich von allen Metallen noch am besten. Die International Copper Study Group (ICSG) wartete gestern mit überraschenden Daten zur Lage am globalen Kupfermarkt auf. Anstatt der prognostizierten Überschüsse wird ein immer höheres Defizit berichtet. In den ersten zehn Monaten des letzten Jahres bestand demnach ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 169 Tsd. Tonnen. Dies ist in erster Linie auf eine robuste Nachfrage zurückzuführen, vor allem in China.

Laut ICSG ist die sichtbare Nachfrage in China im Beobachtungszeitraum um 8,2% gestiegen. Die reale Nachfrage könnte Einschätzungen der ICSG zufolge sogar noch höher gewesen sein, da es zu einem Abbau der nicht-börsenerfassten Lagerbestände im Reich der Mitte gekommen ist. Die angespannte Marktsituation zieht sich offensichtlich in das neue Jahr hinein, was an der Terminkurve von Kupfer zu erkennen ist. Diese befindet sich seit Wochen in Backwardation.


Agrarrohstoffe

Erstmals seit Juni 2010 sind gestern die Notierungen für Rohzucker an der ICE in New York unter die Marke von 15 US-Cents je Pfund gerutscht. Dies spiegelt die Erwartung eines weiterhin üppigen Angebots wider. Die nächste Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South des mit Abstand größten Produzentenlandes Brasilien soll in diesem Jahr ein Plus von 3% bringen und damit einen neuen Rekord von 618 Mio. Tonnen erreichen. Diese Erwartung äußerte gestern das brasilianische Analysehaus Safras&Mercado. Die Zuckerproduktion soll dabei ebenfalls um knapp 3% auf 35 Mio. Tonnen steigen.

Zuvor hatte bereits das Analysehaus Cepea einen Anstieg der brasilianischen Zuckerrohrernte um etwa 20 Mio. Tonnen prognostiziert. Anders als Safras&Mercado geht es aber davon aus, dass die zusätzliche Menge fast vollständig in die Ethanolproduktion gehen und die Zuckerproduktion damit weitgehend unverändert bleiben wird. Angesichts der seit Wochen zu trockenen Witterung im Hauptanbaugebiet Center-South bleibt allerdings abzuwarten, ob sich die hohen Zuwächse bei der Zuckerrohrernte realisieren lassen. Zudem sinkt mit fallenden Preisen für die Zuckermühlen der Anreiz zur Zuckerproduktion, so dass mehr Zuckerrohr in die Ethanolherstellung gehen könnte.

Ein Abwärtsrisiko für den Zuckerpreis stellt die anhaltende Schwäche des Brasilianischen Real dar, weil dadurch die Erlöse aus den Zuckerexporten steigen und die Produzenten in Brasilien mit niedrigeren Weltmarktpreisen leben können.




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