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Rohstoffe trotzen steigender Unsicherheit

27.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten den fallenden Aktienmärkten und den Turbulenzen in den Schwellenländern in der vergangenen Woche erstaunlich gut trotzen. Während der S&P-500 im Wochenverlauf 3% einbüßte, legte Brent um 1,3% zu. Bei WTI waren es sogar 2,8%. Brentöl machte die zwischenzeitlichen Verluste am Freitag schnell wieder wett und handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel. WTI handelt weiterhin nur knapp unter dem vergangene Woche verzeichneten 3-Wochenhoch.

Die Widerstandsfähigkeit der Ölpreise ist bemerkenswert, da die Schwellenländer für den Anstieg der Ölnachfrage in den vergangenen Jahren verantwortlich zeichneten und auch in diesem Jahr zeichnen sollen. Es ist daher fraglich, ob sich die Ölpreise dem Gegenwind dauerhaft entziehen können, wenn sich die Schwäche in den Schwellenländern fortsetzt. Dass die Ölpreise zuletzt nicht unter Druck geraten sind, dürfte vor allem auf Sonderfaktoren wie die extreme Kälte im Nordosten der USA zurückzuführen sein, welche den gesamten Energiekomplex unterstützt.

Am deutlichsten zu sehen ist dies bei US-Erdgas, welches sich innerhalb der letzten fünf Handelstage um 25% auf 5,4 USD je mmBtu verteuerte, was dem höchsten Stand seit knapp vier Jahren entspricht. Seit Freitag legte der US-Erdgaspreis um 15% zu. Finanzanleger springen auf den fahrenden Zug auf und verstärken damit den Aufwärtstrend. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Erdgas erreichten in der Woche zum 21. Januar mit 219,4 Tsd. Kontrakten ein Rekordniveau. Da der Preis seither nochmals deutlich gestiegen ist, dürften auch die Netto-Long-Positionen weiter aufgebaut worden sein.

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Edelmetalle

Gold erreichte aufgrund der zunehmenden Unsicherheit an den Finanzmärkten und der Turbulenzen in den Schwellenländern am Morgen ein 2-Monatshoch von 1.280 USD je Feinunze. Die steigende Nachfrage nach Gold in Zeiten zunehmender Risikoaversion macht sich allerdings nicht in entsprechenden Zuflüssen in die Gold-ETFs bemerkbar. Die ETF-Bestände stagnierten am Freitag, nachdem sie am Tag zuvor sogar den größten Rückgang seit einem Monat verzeichnet hatten. Es dürften daher vor allem die spekulativen Finanzanleger gewesen sein, welche den Goldpreis zuletzt nach oben getrieben haben.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 21. Januar um 1,9 Tsd. auf 30,2 Tsd. Kontrakte, was zugleich dem vierten Wochenanstieg in Folge entsprach. Das absolute Niveau der spekulativen Netto-Long-Positionen ist aber noch immer sehr niedrig, so dass von einer spekulativen Übertreibung keine Rede sein kann.

Die robuste physische Goldnachfrage in China, welche den Goldpreis in den vergangenen Wochen unterstützt hat, scheint dagegen nachzulassen. Darauf deuten zumindest die fallenden physischen Prämien an der Shanghai Gold Exchange hin. Laut eines Vertreters des indischen Finanzministeriums werden die Beschränkungen für die Goldimporte Ende März überprüft. Dann endet in Indien das laufende Fiskaljahr. Die relative Stabilität der Indischen Rupie während der jüngsten Turbulenzen in den Schwellenländern kann ein Indiz dafür sein, dass sich das Leistungsbilanzdefizit in Indien zuletzt gebessert hat. Dies ist eine Voraussetzung für die Aufhebung der Importbeschränkungen.


Industriemetalle

Die Risikoaversion ist wieder zurück an den Märkten. Insbesondere die Aktienmärkte und Währungen der Schwellenländer stehen dabei unter starkem Abgabedruck. Die chinesischen Aktien werden zusätzlich von einem möglichen Zahlungsausfall eines Wealth Management Investment-Produkts (WMP) im Wert von rund 500 Mio. USD belastet, das am 31. Januar fällig wird. Die WMPs sind in China in den letzten Jahren wegen der niedrigen Verzinsung der Bankeinlagen populär geworden. Bislang wurden diese stets bedient und zurückgezahlt. Ein Zahlungsausfall könnte die Stimmung daher massiv belasten.

Angesichts der aktuellen Lage und der Stimmungsverschlechterung in den Schwellenländern ist es umso erstaunlicher, dass sich die Metallpreise zuletzt gut halten konnten. Denn diese waren in den Vorjahren für die Industriemetalle sowohl nachfrage- als auch preisbestimmend. Offensichtlich unterstützt die Nachfrage der Finanzanleger, die in der Vorwoche ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer auf über 30 Tsd. Kontrakte ausgeweitet haben. Gemessen daran sind die Finanzanleger fast so positiv gestimmt wie Ende 2013 oder zuvor zu Beginn des Jahres 2011, als der Kupferpreis bei rund 10.000 USD je Tonne notierte.

Wir werten dies als negatives Zeichen, denn damit scheint die gute Nachfrage, die sich in seit Monaten massiv fallenden weltweiten Lagerbeständen und hohen chinesischen Importen niederschlägt, in den aktuellen Preisen bereits berücksichtigt.


Agrarrohstoffe

Der Kautschukpreis in Singapur, welcher sich seit Oktober in einem recht engen Band von 228 bis 238 US-Cents je Kilogramm bewegt hatte, ist im Januar um 12% auf aktuell nur noch 200 US-Cents je Kilogramm eingebrochen. Damit ist Kautschuk in Singapur inzwischen so günstig wie zuletzt im Herbst 2009. An der Börse in Shanghai gaben die Notierungen zuletzt ebenso stark nach, in Tokio sogar noch stärker. Hauptgrund für die Verluste sind die letzten enttäuschenden Konjunkturdaten aus China.

Unter einer wirtschaftlichen Abschwächung in China würde die stark konjunkturabhängige Nachfrage nach Kautschuk leiden. Im Vergleich dazu werden die Angebotsrisiken geringer bewertet, die sich aus den politischen Unruhen im weltgrößten Kautschukexportland Thailand ergeben. Dort haben sich Plantagenarbeiter zuletzt den Protesten angeschlossen. Der zweitgrößte Kautschukproduzent des Landes befürchtet, im Januar und Februar könnte die thailändische Produktion um 10-20% sinken, während offizielle Stellen für 2014 zum vierten Mal in Folge mit einer Ausweitung der Produktion rechnen. Zudem sind die Lagerbestände in wichtigen Abnehmerländern hoch.

In China sind sie seit Jahresbeginn um 15% auf das höchste Niveau seit 2004 gestiegen. Damit dürfte die Versorgung auch für die Zeit sicher gestellt sein, in der ab Ende Januar jahreszeitlich bedingt die Gewinnung von Kautschuksaft für einige Wochen deutlich niedriger ist.




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