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Zinserhöhungen in Schwellenländern beruhigen die Märkte

29.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte gestern leicht auf 107,5 USD je Barrel steigen. Er profitierte dabei von einer Erholung an den Aktienmärkten und einem Rückgang der Risikoaversion. Der WTI-Preis legte sogar um knapp 2% auf 97,5 USD je Barrel zu und notiert damit nur noch knapp unter dem Hoch von Ende letzter Woche. Neben der anhaltenden Kälte in den USA wird der Preisanstieg bei WTI auch mit der Erwartung begründet, dass der neu eröffnete Südabschnitt der Keystone-XL-Pipeline zu einem Abbau der Rohölvorräte in Cushing führen wird.

Die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten zeigten dies allerdings noch nicht. Im Gegenteil, die gesamten US-Rohöllagerbestände stiegen um weitere 4,7 Mio. Barrel, die Vorräte in Cushing um 221 Tsd. Barrel. Dass der Brentölpreis dagegen nur unterproportional steigen konnte, dürfte auch mit Nachrichten aus Libyen zusammenhängen. Laut des Ministerpräsidenten der selbsternannten Provinzregierung im Osten des Landes könnte mit der Zentralregierung innerhalb der kommenden zwei Wochen eine Lösung im Streit um die Ölhäfen erzielt werden. Rebellen halten drei wichtige Ölhäfen im Osten Libyens seit Sommer 2013 besetzt und verhindern damit die Ausfuhr von Öl.

Eine Wiederaufnahme der Ölexporte aus diesen Häfen würde das Ölangebot aus Libyen um 600 Tsd. Barrel pro Tag erhöhen. Zwar ist in Libyen schon des Öfteren eine Öffnung der Ölhäfen angekündigt worden. Neu ist allerdings, dass diese Äußerung seitens der Rebellen kommt, was deren Bedeutung erhöht.

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Edelmetalle

Der Goldpreis gibt weiter nach und handelt heute Morgen bei rund 1.250 USD je Feinunze. Silber rutscht auf ein 3-Wochentief von 19,5 USD je Feinunze. Die türkische Zentralbank hat gestern Abend massiv die Zinsen angehoben und so zunächst den Verfall der Türkischen Lira gestoppt. Zuvor hatte schon die indische Notenbank die Zinsen erhöht und damit ebenfalls für etwas Beruhigung in den zuletzt stark gebeutelten Schwellenländern gesorgt.

Diese Maßnahmen führten zu einem höheren Risikoappetit, was in steigenden asiatischen Aktienmärkten zum Ausdruck kommt. Der Goldpreis dürfte dadurch belastet werden. Heute richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer auf die Sitzung der US-Notenbank Fed. Diese wird zum letzten Mal von Ben Bernanke geleitet. Unsere Volkswirte erwarten, dass die Fed ankündigt, ihre Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. USD zu reduzieren. Auch dies könnte den Goldpreis kurzzeitig nochmals unter Druck setzen.

Laut Angaben von Société Générale und Thomson Reuters GFMS haben die Goldminenproduzenten im dritten Quartal weiter Gold zurückgekauft (sog. de-hedging). Das globale Hedge-Buch ging demnach im Verlauf des Quartals um über sechs Tonnen auf 92 Tonnen (2,94 Mio. Unzen) zurück. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2002. Zudem gebe es nach wie vor keine Hinweise darauf, dass die Goldminenproduzenten wieder im größeren Stil Gold auf Termin verkauft hätten. Die Auswirkungen auf das Angebot und auf den Preis sind damit zu vernachlässigen.


Industriemetalle

Die gestrigen Maßnahmen der Notenbanken, vor allem in der Türkei, dürften heute zu mehr Risikoappetit bei den Marktteilnehmern führen und sich entsprechend auch in höheren Metallpreisen niederschlagen. Allerdings erwarten wir keine großen Preissprünge, da sich die Metalle zuletzt gegenüber den Turbulenzen in den Schwellenländern relativ robust gezeigt haben. Die Aufschläge halten sich daher bislang in Grenzen.

Aluminium notiert mit rund 1.760 USD je Tonne nur leicht über seinem gestern verzeichneten 3-Wochentief. Die hohen und teilweise weiter steigenden Prämien in den wichtigsten Konsumentenregionen und -ländern halten viele Produzenten von dringend erforderlichen Produktionskürzungen ab. Denn dadurch werden die Aluminiumhersteller indirekt subventioniert.

Während die Prämien in den USA zu Beginn der Woche stabil bei 20,75 US-Cents je Pfund (knapp 460 USD je Tonne) lagen, sind sie gemäß Platts in Europa auf 280-300 USD je Tonne (exklusive Zöllen) gestiegen. In Japan liegen die Prämien im Kassa-Handel 20 USD über dem europäischen Niveau. Aufgrund der zuletzt wieder gefallenen Aluminiumpreise haben die Produzenten in China gemäß Angaben des Datenanbieters Shanghai Metals Market letzte Woche ihre durchschnittlichen Produktionsverluste deutlich auf rund 900 RMB je Tonne (entspricht knapp 150 USD je Tonne) ausgeweitet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass trotz der hohen Verluste die Produktion im Reich der Mitte nicht gedrosselt wurde.


Agrarrohstoffe

Gestern eroberte der Rohzuckerpreis die Marke von 15 US-Cents je Pfund zurück, unter die er am Vortag abgesackt war. Das kleine Plus war Überlegungen geschuldet, wonach eine Exportsubvention in Indien, mit deren Hilfe der heimische Überschuss auf den Weltmarkt gebracht werden soll, möglicherweise niedriger als erwartet ausfallen könnte. Dies spräche für eine geringere Ausfuhrmenge. Zucker ist nach wie vor so billig wie zuletzt im Juni 2010. Wenig spricht für eine fundamentale Wende, da für 2013/14 ein vierter Überschuss in Folge erwartet wird. Die aktuelle Schwäche der Währungen einiger wichtiger Zuckeranbieterländer, vor allem des Brasilianischen Real, dämpfen das Preisniveau zusätzlich.

Die extreme Kälte in den USA dürfte den Weizenmarkt weiter beschäftigen. Laut dem US-Wetterdienst World Weather dürfte die kalte und trockene Witterung in zentralen Gebieten der USA bis April anhalten. Danach soll feuchteres und wärmeres Wetter vor allem den Sommerfrüchten in ihrer frühen Entwicklungsphase helfen. Ab April könnte sich dann ein sogenanntes El-Niño-Phänomen aufbauen. Auch das australische Amt für Meteorologie warnt vor dieser Gefahr. Das El-Niño-Wetterphänomen bedeutet für Australien vor allem in östlichen Gebieten meist Dürre. So könnte es dafür verantwortlich sein, wenn die Getreideernten in Australien später im Jahr enttäuschen. In Südamerika geht El-Niño dagegen in der Regel mit zu nasser Witterung einher.




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