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Höhere Risikoaversion lastet auf Industriemetallpreisen

30.01.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können der negativen Marktstimmung weiterhin trotzen. Während die Aktienmärkte und Industriemetalle aufgrund der Währungsturbulenzen in den Schwellenländern weiter unter Druck stehen, stieg der Brentölpreis gestern sogar bis auf knapp 108 USD je Barrel. Der WTI-Preis konnte sich bei 97,5 USD je Barrel behaupten. Für Unterstützung sorgt die extreme Kälte in den USA.

Im Zuge dessen fielen die US-Destillatelagerbestände in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 4,6 Mio. Barrel. Sie liegen aktuell mehr als 20% unter dem jahreszeitüblichen Niveau und dürften in den kommenden Wochen aufgrund der hohen Destillatenachfrage weiter zurückgehen. Diese stieg in der vergangenen Woche um 14% gegenüber der Vorwoche auf 5,8 Mio. Barrel pro Tag, wofür neben einem höheren Heizbedarf auch anhaltend hohe Exporte verantwortlich zeichneten. Der US-Heizölpreis erreicht daraufhin mit 3,19 USD je Gallone das höchste Niveau seit fünf Monaten. Die US-Rohölvorräte stiegen um 6,4 Mio. Barrel, was angesichts der knappen Destillatebestände in den Hintergrund trat.

Der US-Erdgaspreis konnte gestern um mehr als 10% steigen. Der Februar-Kontrakt stieg kurz vor dem Auslaufen gestern Abend auf 5,7 USD je mmBtu, was für den nächstfälligen Terminkontrakt ein 4-Jahreshoch bedeutet. Laut einer Reuters-Umfrage werden die US-Erdgasvorräte am Ende der Wintersaison auf ein 6-Jahrestief von 1,23 Bio. Kubikfuß abgesunken sein. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lagen die Erdgaslagerbestände zu Beginn der Auffüllphase bei 1,78 Bio. Kubikfuß. Der in dieser Wintersaison erwartete Abbau der US-Erdgasvorräte um insgesamt 2,6 Bio. Kubikfuß wäre der stärkste aller Zeiten. Der durchschnittliche Lagerabbau während der vergangenen fünf Jahre lag bei 2 Bio. Kubikfuß.


Edelmetalle

Der Goldpreis stieg heute Morgen kurzzeitig über die Marke von 1.270 USD je Feinunze, nachdem er sich schon gestern um knapp 1% verteuerte. Grund hierfür war die merklich gestiegene Risikoaversion der Marktteilnehmer, nachdem die massive Zinserhöhung der türkischen Zentralbank vom Vorabend verpufft war und die Türkische Lira wieder deutlich abwertete. Dies führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Gold, was sich unter anderem in Zuflüssen von drei Tonnen in die Gold-ETFs widerspiegelte.

Solange die Turbulenzen in den Schwellenländern andauern, dürfte Gold als sicherer Hafen gefragt sein. Die Ankündigung der US-Notenbank Fed, ihre Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. USD auf noch 65 Mrd. USD pro Monat zu reduzieren, hatte dagegen kaum Einfluss auf die Märkte. Denn dieser Schritt war erwartet worden. Die Fed wird zudem ihre Niedrigzinsen auch dann noch für längere Zeit beibehalten, wenn die US-Arbeitslosenrate unter 6,5% sinkt, insbesondere wenn die Inflation unter dem Ziel von 2% bleibt. Unsere Volkswirte gehen weiter davon aus, dass die Fed die Anleihekäufe schrittweise zurückführt.

In Südafrika haben die Platinminenproduzenten der radikalen Gewerkschaft AMCU gestern ein neues Angebot unterbreitet. Demnach sollen die Löhne innerhalb von drei Jahren um bis zu 9% p.a. erhöht werden. Südafrikanischen Zeitungsberichten zufolge lehnt AMCU dieses Angebot jedoch ab und beharrt weiterhin auf einer Verdopplung der Gehälter.


Industriemetalle

Die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer spiegelt sich nicht nur in schwachen Aktienmärkten wider. Auch die Metallpreise stehen unter Druck. Gemessen am LME-Industriemetallindex sind sie auf den tiefsten Stand seit Anfang Dezember gefallen. Der größte Verlierer war Nickel, das wieder unter die Marke von 14.000 USD je Tonne gerutscht ist.

Aluminium sackte ebenfalls ab und handelt mit gut 1.700 USD je Tonne auf einem 4½-Jahrestief. Gegenwind für die Metallpreise kommt aber nicht nur von den Währungsturbulenzen in den Schwellenländern. Auch der von HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China für Januar lag leicht unter der vor einer Woche veröffentlichten vorläufigen Zahl. Der Rückgang könnte allerdings im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest stehen, das morgen gefeiert wird. Die chinesischen Märkte bleiben daher bis einschließlich 6. Februar geschlossen, was wohl zu einer geringeren Liquidität an den Metallmärkten führen wird. Dies macht die Metalle zugleich anfällig für erratische Preisschwankungen.

Laut Einschätzung des indonesischen Energie- und Rohstoffministeriums wird aufgrund des Exportverbots von Erzen auch die Förderung von Nickelerzen und Bauxit einbrechen. Für 2014 erwartet das Ministerium, dass nur 3,5 Mio. Tonnen Nickelerze gefördert werden, nach 60 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die Bauxit-Produktion soll demnach noch 1 Mio. Tonnen betragen, nach 56 Mio. Tonnen 2013. Indonesien droht damit ein gesamter Wirtschaftszweig wegzubrechen.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist gestern um 2,6% auf 5,51 USD je Scheffel gefallen. Damit ist US-Weizen so billig wie zuletzt vor 3½ Jahren. Der US-Weizenpreis konnte zuvor kaum von der extremen Kälte im Mittleren Westen der USA profitieren, obwohl dadurch ein erhöhtes Risiko von Frostschäden bei den Winterweizenpflanzen besteht. Nun sollen in den kommenden Tagen die Temperaturen im Mittleren Westen leicht steigen und zudem Schneefälle für einen besseren Frostschutz sorgen, was für Abgabedruck sorgte.

Durch die Preisschwäche gewinnt US-Weizen gegenüber europäischem Weizen auch für Käufer in Übersee an Wettbewerbsfähigkeit. In dieser Woche hat der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten neben 180 Tsd. Tonnen Weizen aus Russland auch 60 Tsd. Tonnen Weizen aus den USA gekauft. Weiteren Aufschluss hierüber können die wöchentlichen Exportzahlen geben, welche vom US-Landwirtschaftsministerium heute Nachmittag veröffentlicht werden.

Die Anhebung der Qualitätsstandards für Weizen durch die zuständige ägyptische Behörde von Anfang der Woche könnte zudem zur Folge haben, dass Ägypten in Zukunft weniger Weizen aus Frankreich kaufen wird. In der Folge gab auch der Weizenpreis an der LIFFE in Paris zuletzt kräftig nach. Dieser erreichte mit 190 EUR je Tonne gestern ein 4-Monatstief und ist damit 9% billiger als zu Jahresbeginn.

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