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US-Erdgaspreis fährt weiter Achterbahn

06.02.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt seit Wochenbeginn in einer Spanne zwischen 105,5 und 106,5 USD je Barrel. Die Lethargie bei Brent führt dazu, dass sich die Marktteilnehmer nach Alternativen umschauen wie zuletzt den Brent-WTI-Spread. Ein Anstieg der Volatilität bei Brent ist erst zu erwarten, falls die morgigen US-Arbeitsmarktdaten deutlich von den Markterwartungen abweichen. Die gestrigen US-Lagerdaten konnten dies nicht, da sie weitgehend den API-Daten vom Vortag entsprachen.

Eine wahre Achterbahnfahrt erlebte dagegen gestern der US-Erdgaspreis. Zunächst stieg der Preis um 7% auf ein 4-Jahreshoch von 5,74 USD je mmBtu. Danach brach der Preis ein und fiel am Abend im Tief bis auf 4,99 USD. Am Ende ging er mit einem Minus von 6,4% gegenüber dem Vortag bei 5,03 USD aus dem Handel. Die 10-Tages-Volatilität beim Erdgaspreis ist mittlerweile auf das höchste Niveau seit Oktober 2009 gestiegen (Grafik des Tages).


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Damals hatte sich der Erdgaspreis innerhalb eines Monats mehr als verdoppelt. Die gestrige Preisschwankung mit Wetterprognosen zu begründen, ist jedoch anzuzweifeln. Denn so schnell kann sich das Wetter nicht ändern. Vielmehr sehen wir den aktuellen Handelsverlauf als spekulativ und technisch getrieben. Für höhere Gaspreise spricht die Tatsache, dass die aktuellen US-Lagerbestände deutlich niedriger als im Vorjahr und im 5-Jahresdurchschnitt sind.

Gegen einen weiteren Preisanstieg sprechen die rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen an der NYMEX, die die Preise wie gestern geschehen auch anfällig für Gewinnmitnahmen machen. Heute dürfte das US-Energieministerium erneut einen überdurchschnittlichen Abbau der US-Erdgasvorräte berichten. Für Volatilität beim Erdgaspreis dürfte damit weiterhin gesorgt sein.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich gestern offenbar von der Entwicklung des US-Erdgaspreises anstecken lassen (siehe Energie) und ist ebenfalls Achterbahn gefahren. Nach enttäuschend aufgenommenen US-Konjunkturdaten - die ADP-Beschäftigungszahlen lagen unter den Erwartungen - sprang der Goldpreis binnen weniger Minuten um fast 20 USD auf 1.275 USD je Feinunze nach oben. In den darauf folgenden knapp zwei Stunden wurden sämtliche Gewinne jedoch wieder abgegeben. Im Vorfeld der heutigen EZB-Sitzung handelt das gelbe Edelmetall bei knapp 1.260 USD je Feinunze. Unsere Volkswirte erwarten, dass die EZB die Zinsen heute noch nicht weiter senken wird. Ein solcher Schritt dürfte nach den neuen Inflations-Projektionen aber im März erfolgen.

Der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie dauert mittlerweile seit zwei Wochen an. Eigenen Angaben zufolge haben die drei betroffenen Platinproduzenten seitdem zusammen 180 Mio. USD an Umsatz verloren. Nun wurden Gespräche zwischen den Unternehmen und der radikalen Gewerkschaft AMCU unterbrochen, da bislang keine Einigung erzielt werden konnte. Ob dies zu steigenden Platin- und auch Palladiumpreisen führen wird, bleibt aber abzuwarten. Denn die ETF-Investoren kehren diesen beiden Edelmetallen mittlerweile verstärkt den Rücken, wie gestern erneut deutliche Abflüsse aus den jeweiligen ETFs zeigten.


Industriemetalle

Der Zinkpreis hat seinen zweiwöchigen Abwärtstrend zumindest vorübergehend gestoppt und handelt heute Morgen bei rund 1.970 USD je Tonne. Wir sehen in den kommenden Monaten wieder einen höheren Preis und erwarten Zink am Jahresende bei gut 2.100 USD je Tonne. Denn der globale Zinkmarkt spannt sich offenbar merklich an, was nicht nur in den jüngst veröffentlichten Daten zu Angebot und Nachfrage der International Lead and Zinc Study Group ersichtlich war.

So hat Mitsui Mining & Smelting Co., der größte japanische Zinkproduzent, gerade die jährlichen Prämien für Zinklieferungen nach Übersee um bis zu 70% erhöht. Das Unternehmen begründet dies mit einer steigenden Nachfrage nach Zink vor allem in China. In Shanghai sind Daten von Metal Bulletin zufolge die Prämien für die unmittelbare Auslieferung von Zink auf 172,5 USD je Tonne gestiegen. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im letzten Jahr gut 624 Tsd. Tonnen Zinkraffinade importiert, 21% mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus sind laut Angaben von Mitsui im vergangenen Jahr die Zinkexporte aus Japan und Südkorea zurückgegangen, was auch für eine robuste lokale Nachfrage spricht.

In diesem Jahr sollen die Ausfuhren nochmals niedriger sein. Die LME-Zinkvorräte liegen aktuell mit rund 834 Tsd. Tonnen auf einem 2-Jahrestief. Davon sind fast 30% zur Auslieferung angefordert. Da die Zinkbestände in den asiatischen LME-Lagerhäusern schon seit Monaten sehr niedrig sind, wird mittlerweile verstärkt Material aus US-Lagerhäusern abgerufen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee Arabica hat seine Rallye fortgesetzt und ist gestern um weitere 5% auf ein 9-Monatshoch von 143 US-Cents je Pfund gestiegen. Der Kaffeemarkt steht weiterhin unter dem Eindruck der Hitze und Trockenheit in den wichtigen brasilianischen Anbaugebieten. Wettervorhersagen gehen von keiner Besserung in den kommenden zwei Wochen aus. Damit steigt das Risiko von irreversiblen Ernteschäden. Einer Reuters-Umfrage zufolge sollen in Brasilien im Erntejahr 2014/15 noch immer 55 Mio. Sack Kaffee geerntet werden und damit sogar 2 Mio. Sack mehr als 2013/14. Der globale Marktüberschuss soll sich begünstigt durch eine anziehende Nachfrage 2014/15 auf 2 Mio. Sack verringern, von 4,75 Mio. Sack 2013/14. Hitze- und dürrebedingte Schäden bei der brasilianischen Ernte dürften in den Zahlen allerdings noch nicht enthalten sein.

Bei aller Besorgnis über das Wetter in Brasilien darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Kaffeeernte in Kolumbien im letzten Jahr um 41% auf ein 6-Jahreshoch von 10,9 Mio. Sack gestiegen ist. In diesem Jahr dürfte das Angebot aus Kolumbien nochmals steigen, da weitere neu angepflanzte Kaffeesträucher erntereif werden. Im Januar lag die kolumbianische Kaffeeproduktion mit 1 Mio. Sack 15% über dem Vorjahresmonat und erreichte damit zugleich den höchsten Januarwert seit dem Jahr 2007. Die reichlichen ICE-Lagerbestände von 2,64 Mio. Sack und das steigende Angebot aus Kolumbien sollten begrenzte Ernteausfälle in Brasilien kompensieren helfen.




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