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Preisdifferenz am Ölmarkt schrumpft weiter

27.02.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt heute wegen steigender Risikoaversion und Nachfragesorgen unter 109 USD je Barrel. Der WTI-Preis kann sich besser behaupten und handelt weiterhin oberhalb von 102 USD je Barrel. Die gestrigen US-Lagerdaten zeigten einen deutlich geringer als erwarteten Aufbau der US-Rohölvorräte um 68 Tsd. Barrel und einen erneut kräftigen Abbau der Rohölvorräte in Cushing, dem Lager- und Auslieferungsort von WTI, um 1,1 Mio. Barrel.

Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich in der Folge auf knapp 7 USD verringert und ist damit so niedrig wie zuletzt im Oktober. Allerdings verlagert sich das Überangebot lediglich vom Mittleren Westen an die US-Golfküste, wie der kräftige Lageraufbau im Golfküstendistrikt (PADD3) um 1,6 Mio. Barrel zeigt. Dies dürfte einem weiteren Rückgang der Preisdifferenz Grenzen setzen.

Wir rechnen mit einem Rückgang der Ölpreise im Frühjahr, wenn das kalte Winterwetter in den USA vorüber ist und die Raffinerien aufgrund von Wartungsarbeiten weniger Rohöl verarbeiten. Zudem dürfte dann ein Teil des derzeit fehlenden Ölangebotes aus Libyen an den Markt zurückkehren. Der überraschende Anstieg der US-Destillatebestände um 338 Tsd. Barrel und der ebenfalls unerwartete Rückgang der US-Benzinvorräte um 2,8 Mio. Barrel war dem etwas milderen Wetter in der vergangenen Woche geschuldet und dürfte sich mit dem erneuten Kälteeinbruch in dieser Woche nicht wiederholen.

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Der US-Erdgaspreis setzt seinen Preisrückgang fort und fällt nach dem Kontraktwechsel auf ein 5-Wochentief von 4,5 USD je mmBtu. Das vorübergehend etwas mildere Wetter in den USA dürfte auch zu einem deutlich geringeren Abbau der US-Erdgasvorräte geführt haben. Das US-Energieministerium veröffentlicht die Daten heute Nachmittag.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern zwischenzeitlich um 1,7% bzw. mehr als 20 USD je Feinunze gefallen. Grund hierfür sind wohl Gewinnmitnahmen nach dem starken Preisanstieg in den Wochen zuvor. Der Preisrückgang gestern stellt unseres Erachtens noch nicht das Ende des aktuellen Aufwärtstrends dar. Denn zum einen verzeichneten die Gold-ETFs auch gestern wieder Zuflüsse von zwei Tonnen. Zum anderen hält sich der Preis nach wie vor über der 200-Tage-Linie, womit sich das charttechnische Bild weiter aufhellt.

Indischen Zeitungsberichten zufolge hat das Land im Januar angeblich 38 Tonnen Gold importiert, nach 25 Tonnen im Dezember. Dies erscheint uns wegen der Importrestriktionen etwas hoch. Der Verband der indischen Schmuckhändler schätzt die Goldeinfuhren im Januar auf 21 Tonnen - ein unseres Erachtens realistischerer Wert. Im noch laufenden Fiskaljahr dürften die Importe 550 Tonnen nicht übersteigen, im nächsten Fiskaljahr würden es nicht mehr als 600 Tonnen werden, sofern die Restriktionen beibehalten werden.

Der Verband hatte gestern wiederholt eine sofortige Abschaffung der Beschränkungen, insbesondere der 80:20-Regel, und eine Reduzierung der Importsteuern auf 2% gefordert. Sollten die Restriktionen gelockert oder gar aufgehoben werden, würde dies wohl zu einer deutlich höheren indischen Goldnachfrage führen, was sich in höheren Goldpreisen niederschlagen sollte.


Industriemetalle

Der Kupferpreis ist heute Morgen erstmals seit Anfang Dezember vorübergehend unter die Marke von 7.000 USD je Tonne gefallen. Schwache Konjunkturdaten und negative Nachrichten aus China sind wohl der Grund für den seit mittlerweile gut einer Woche andauernden Preisrückgang. Von Bloomberg befragte Analysten erwarten, dass auch der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) in China im Februar gefallen ist. Der Umfrage zufolge soll dieser auf den tiefsten Wert seit 17 Monaten gesunken sein.

Der PMI wird am Wochenende veröffentlicht. Schon der letzte Woche von HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex war deutlich gefallen, was eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft signalisiert. Überraschend positive US-Konjunkturdaten - die Neubauverkäufe sind im Januar deutlich gestiegen - spielten gestern bei Kupfer dagegen keine Rolle. Wir gehen davon aus, dass bei Kupferpreisen unter 7.000 USD je Tonne verstärktes Kaufinteresse in den Markt kommen sollte. Auch sehen wir diese Preise als attraktive Absicherungsmöglichkeiten für Konsumenten.

Als im letzten Jahr Kupfer unter 7.000 USD fiel, haben fast alle Kupferproduzenten ihre Projekte auf den Prüfstand gestellt und einige davon verschoben bzw. komplett auf Eis gelegt. Unseres Erachtens wird zur Inbetriebnahme neuer Minenprojekte ein Kupferpreis von 6.000-6.500 USD je Tonne benötigt. Da der Puffer nun zunehmend schmilzt, werden die Unternehmen wohl von neuen Projekten und damit einer Angebotsausweitung absehen. Dies spricht mittel- bis langfristig für höhere Kupferpreise.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT fiel gestern um 2,4% auf 6 USD je Scheffel. Auslöser für den Preisrückgang waren zwei Meldungen. Zum einen gab Argentinien bekannt, im laufenden Erntejahr 500 Tsd. Tonnen Weizen zusätzlich exportieren zu wollen. Dies könnte die Nachfrage nach US-Weizen durch Brasilien mindern. Zum anderen scheint der vorherige Preisanstieg auf ein 2-Monatshoch die Nachfrage nach US-Weizen zu bremsen. So hat der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten in dieser Woche Exportaufträge für 110 Tsd. Tonnen US-Winterweizen storniert. Weiteren Aufschluss über die Nachfrage nach US-Weizen werden die wöchentlichen Exportdaten des US-Landwirtschaftsministeriums heute Nachmittag geben.

Mittlerweile gibt es erste Schätzungen zu den Schäden für die brasilianische Kaffeeernte. Einer der größten Kaffeeexporteure Brasiliens, Terra Forte, rechnet wegen der Dürre nur noch mit einer Ernte von 46-48 Mio. Sack. Im Dezember ging man noch von 53 Mio. Sack aus. Laut einer Studie der Provinzregierung des wichtigsten Anbaustaates Minas Gerais wurden 45% der Arabica-Bohnen in den am schlimmsten betroffenen südlichen Anbaugebieten beschädigt. Dort wird etwa ein Viertel der landesweiten Kaffeeproduktion erzeugt. Andere Anbaugebiete sollen dagegen weniger von der Dürre betroffen sein. Die Dürre hatte Terra Forte zufolge bislang nur Auswirkungen auf die Arabica-Ernte. Diese soll sich auf 30 Mio. Sack belaufen.




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