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Krim-Konflikt treibt Preise für Öl, Gold und Getreide

03.03.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Wochenende hat sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel Krim spürbar verschärft. Dies hat die Ölpreise zum Wochenauftakt deutlich steigen lassen. Der Brentölpreis steigt um mehr als 2 USD und erreicht mit 111,4 USD je Barrel den höchsten Stand in diesem Jahr. Der WTI-Preis legt ebenfalls merklich zu. Mit 104,6 USD je Barrel ist WTI inzwischen so teuer wie zuletzt vor 5½ Monaten. Russland ist der weltgrößte Ölproduzent.

Im Februar lag die russische Ölproduktion nach Angaben des russischen Energieministeriums bei 10,58 Mio. Barrel pro Tag und lag damit nur knapp unter dem im Januar verzeichneten Höchststand seit dem Ende der Sowjetunion. Der Großteil der Ölexporte von 5 Mio. Barrel pro Tag geht nach Europa. Von daher verwundert es nicht, dass der Brentölpreis mit einem Anstieg reagiert, auch wenn das Risiko tatsächlicher Lieferausfälle gering ist. Zusätzlich unterstützt werden dürfte der Preisanstieg durch die spekulativen Finanzanleger. Diese hatten ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 25. Februar um 5,4 Tsd. Kontrakte auf ein Rekordniveau von 329,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Damit sind die Netto-Long-Positionen bei WTI zuletzt sechs Wochen in Folge gestiegen.

Die ICE gibt die Daten für Brent am Mittag bekannt. Dort kam es in den letzten Wochen zwar ebenfalls zu einem Positionsaufbau. Das Niveau der Netto-Long-Positionen ist aber deutlich niedriger als bei WTI. Mindestens genauso wichtig ist Russland bei der Versorgung Europas mit Erdgas, zumal der Großteil der Pipelines über ukrainisches Territorium führt. Allerdings sind die Erdgasbestände nach dem milden Winter in Europa gut gefüllt, so dass Sorgen vor einer Angebotsknappheit übertrieben sind.


Edelmetalle

Gold bleibt im Aufwärtstrend und steigt zu Wochenbeginn auf ein 4-Monatshoch von 1.350 USD je Feinunze. Mit rund 980 EUR je Feinunze wird in Euro gerechnet der höchste Wert seit 3½ Monaten erreicht. Zum Goldpreisanstieg tragen wohl die geopolitischen Risiken in Osteuropa bei, wo sich die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine verschärfen.

Ein Blick auf die CFTC-Statistik zeigt, dass in den letzten Wochen nicht nur die ETF-Anleger Gold wieder für sich entdeckt haben. Auch die spekulativen Finanzinvestoren setzen wieder verstärkt auf steigende Goldpreise. In der Woche zum 25. Februar wurden die Netto-Long-Positionen um 40% auf 96,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies war der dritte Wochenanstieg in Folge und die Netto-Long-Positionen liegen aktuell auf einem 13-Monatshoch. Auch bei Silber kam es zu einem starken Aufbau der Netto-Long-Positionen. Damit wird deutlich, dass der jüngste Preisanstieg beider Edelmetalle stark spekulativ getrieben war.

Auch wenn wir davon ausgehen, dass sich der Preisanstieg von Gold und Silber zunächst fortsetzt, baut sich Korrekturpotenzial auf. In den USA haben sich die Käufer von Goldmünzen zuletzt merklich zurückgehalten. Im Februar wurden von der US-Münzanstalt nur 31 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, 61% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn sind die US-Münzabsätze nur gut halb so hoch wie im Vorjahr. Die Absätze von US-Silbermünzen liegen dagegen "nur" knapp 22% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau.

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Industriemetalle

Die Metallpreise stehen zum Wochenauftakt ausnahmslos unter Druck. Kupfer fällt dabei merklich unter die Marke von 7.000 USD je Tonne und verzeichnet ein 3-Monatstief. Neben der gestiegenen Risikoaversion dürften die Wirtschaftsdaten aus China Grund hierfür sein. Dort ist auch der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im Februar den dritten Monat in Folge gefallen. Mit 50,2 liegt der Index auf dem tiefsten Stand seit acht Monaten und hält sich nur noch knapp über der Marke von 50, die Expansion anzeigt.

Die chinesische Wirtschaft kühlt sich also ab. Heute Nachmittag wird das US-Pendant zum PMI, der ISM-Index, veröffentlicht. Sollte dieser entgegen den Erwartungen rückläufig sein, was wohl in erster Linie dem eisigen Wetter in den USA geschuldet wäre, dürfte dies die Metallpreise zusätzlich unter Druck setzen. Mit großem Interesse wird wohl auch die Zusammenkunft des Nationalen Volkskongresses in China verfolgt werden, der am Mittwoch beginnt. Im Rahmen dessen wird der chinesische Premierminister Li Keqiang wahrscheinlich das Wachstumsziel für die Konjunktur in diesem Jahr bekannt geben. Anstatt einer Punktprognose soll Medienberichten zufolge eine Bandbreite veröffentlicht werden - diese wird bei 7-7,5% gesehen.

Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 25. Februar zwar wieder verstärkt auf steigende Kupferpreise gesetzt, dies hatte jedoch keine Auswirkungen auf den Preis. Der Kupferpreis ist in der Beobachtungsperiode sogar merklich gefallen.


Agrarrohstoffe

Die politische Krise in der Ukraine kommt nun auch an den Getreidemärkten an. Die Ukraine gehört zu den wichtigsten Anbietern von Weizen und Mais. Bei Weizen ist das Land die Nummer 6 unter den Exporteuren, bei Mais hat es sich in den letzten Jahren auf Position 3 hinter den USA und Brasilien vorgearbeitet. Nun bestimmt Angst vor Lieferverzögerungen das Geschehen, denn mehrere Millionen Tonnen an bereits verkauftem Mais und Weizen harren noch ihrer Verschiffung.

Viele Produzenten sollen nun Ware zurückhalten, um sich damit gegen einen Verfall der Landeswährung Hrywnja abzusichern. Innerhalb der Ukraine steigen die Preise für Getreide bereits deutlich. Sorgen macht am Weizenmarkt auch die übermäßige Kälte in den USA. Da es in vielen Gebieten zudem zu trocken ist, wächst die Furcht vor Schäden an den jungen Pflanzen, wenn sie aus der Winterruhe kommen und auf ausreichende Feuchtigkeitszufuhr angewiesen sind. Zudem wird in diesem Jahr die Gefahr späten Frosts als erhöht eingestuft.

Heute sollen einige wichtige US-Anbaustaaten aktuelle Bewertungen ihrer Weizenpflanzen veröffentlichen. Bereits in den letzten Monaten hatte sich der Zustand der Weizenpflanzen in vielen Regionen spürbar verschlechtert. Diese Gemengelage aus internationalen und nationalen Sorgen trieb den US-Weizenpreis im Mai-Kontrakt auf 625 US-Cents je Scheffel und damit den höchsten Stand seit Mitte Dezember. Mais notiert bei 477 US-Cents je Scheffel auf dem höchsten Niveau seit Ende August.




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