Vorübergehende Entspannung an den Märkten
04.03.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise geben am Morgen ihre Gewinne größtenteils wieder ab, welche Brent und WTI gestern auf mehrmonatige Höchststände steigen ließen. Der Brentölpreis erreichte zwischenzeitlich 112,4 USD je Barrel, was dem höchsten Niveau seit Ende Dezember entsprach. WTI kostete erstmals seit September mehr als 105 USD je Barrel. Am Morgen hat Russlands Präsident Putin die Truppen in die Kasernen zurückbeordert, welche in den letzten Tagen an einem Manöver im Westen Russlands teilgenommen hatten. Dies wurde von den Märkten als Zeichen der Entspannung interpretiert, da das Manöver an der Grenze zur Ukraine den Beginn der Eskalation markierte.
Allerdings fordert die EU den Rückzug der russischen Truppen in der Krim und droht im anderen Fall ebenso wie Washington mit Sanktionen. Im Gespräch sind eine Einstellung der Gespräche über Visafreiheit und Sanktionen im Finanzsektor. Sanktionen im Öl- und Gasgeschäft sind angesichts der großen Abhängigkeit Europas von russischen Öl- und Gaslieferungen eher fraglich. Am ehesten ist so etwas noch im Gasbereich vorstellbar.
Denn die EU-Erdgaslager sind nach dem milden Winter reichlich gefüllt und sollen je nach Land den Bedarf von zwei bis sechs Monaten decken. Zudem sagen Meteorologen für Europa einen warmen Frühling voraus, was die Gasnachfrage dämpfen dürfte. Auf russisches Öl wird die EU aber kaum verzichten können, zumal noch immer das Ölembargo gegen den Iran in Kraft ist und die Ölproduktion in Libyen weiterhin stark beeinträchtigt ist. Russland war selbst zu Zeiten der Sowjetunion während des Kalten Krieges ein zuverlässiger Energielieferant, weil man auf die Einnahmen angewiesen war. Daran dürfte sich auch heute nichts geändert haben. Befürchtungen vor Lieferausfällen sind daher übertrieben.
Edelmetalle
Bei Gold kommt es heute Morgen zu einigen Gewinnmitnahmen, nachdem der Preis gestern vorübergehend auf ein 4-Monatshoch von 1.355 USD je Feinunze gestiegen war. Der Preisanstieg war auf die sich verschärfenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zurückzuführen, die zu einer erhöhten Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen führten. Da der Konflikt noch länger anzudauern scheint, sollte Gold sein aktuelles Preisniveau gut verteidigen und kurzfristig auch wieder zulegen können.
In Indien, dem weltweit zweitgrößten Goldkonsumenten, planen die Schmuckhändler und Juweliere nächsten Montag einen landesweiten eintägigen Streik, um eine Lockerung der Importrestriktionen von Gold zu erreichen. Das indische Handelsministerium erörtert gerade eigenen Angaben zufolge mit dem Finanzministerium und der Zentralbank, ob die Einfuhrbestimmungen geändert werden können. Sollte es dazu kommen, würde Indien wohl wieder deutlich mehr Gold am Weltmarkt nachfragen, was sich in höheren Preisen widerspiegeln dürfte.
Aussagen des australischen Minenberatungsunternehmens Surbiton Associates zufolge hat das Land seine Goldproduktion im letzten Jahr trotz der gefallenen Preise um 7% auf ein 10-Jahreshoch von 273 Tonnen ausgeweitet. Die Goldproduzenten haben demnach deutlich mehr Erze mit höherem Metallgehalt verarbeitet, wodurch die Produktionsmenge gesteigert und die Kosten gesenkt werden konnten. Australien ist nach China der weltweit zweitgrößte Goldproduzent.
Industriemetalle
Bei den Industriemetallen kommt es heute Morgen zu einer moderaten Erholungsbewegung, nachdem die Preise gestern im Einklang mit schwachen globalen Aktienmärkten über weite Teile des Handelsverlaufs deutlich unter Druck standen. Am Nachmittag sorgten gute Konjunkturdaten aus den USA für etwas Entspannung. Die US-Industrie hat im Februar wieder an Schwung gewonnen.
Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe verbesserte sich auf 53,2 und hat sich damit teilweise von seinem Absturz im Januar erholt. Sollte sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine entspannen und der Risikoappetit der Marktteilnehmer wieder zunehmen, dürften die Industriemetalle wieder steigen. Denn an vielen Metallmärkten ist die fundamentale Lage stark angespannt. Dies gilt jedoch nicht für Aluminium.
Gemäß Angaben des Datenanbieters Platts sind die physischen Prämien für Aluminium in den USA bereits seit ein paar Wochen rückläufig und haben gestern ein Niveau von 18,75 US-Cents je Pfund (entspricht gut 410 USD je Tonne) erreicht. Industriekreise führen dies auf eine Kaufzurückhaltung von Konsumenten zurück. Da zuletzt auch der LME-Aluminiumpreis deutlich gefallen ist, bedeutet dies höhere Verluste bei den Produzenten. Kontinuierliche Schätzungen hierzu gibt es allerdings nur für China. Dort beliefen sich die durchschnittlichen Produktionsverluste in der letzten Woche gemäß SMM auf 1.500 RMB je Tonne (entspricht rund 245 USD je Tonne).
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris stieg gestern auf ein 2½-Monatshoch von 210 Euro je Tonne. Weizen an der CBOT verteuerte sich auf 6,44 USD je Scheffel, dem höchsten Niveau seit fast drei Monaten. Es bestehen Befürchtungen, dass in der Ukraine aufgrund des Konflikts mit Russland die Aussaat von Sommergetreide gefährdet werden könnte. Hinzu kam aus Australien eine kritische Einschätzung des staatlichen Prognoseinstituts Abares für die Getreideernte der Saison 2014/15.
Abares erwartet, dass sich in der zweiten Jahreshälfte ein El-Nino-Phänomen bildet, das mit Dürre vor allem an der Ostküste des Landes einhergeht. Bereits jetzt ist es in der Osthälfte des Landes seit Monaten deutlich zu trocken und zu heiß gewesen, was die Feuchtigkeit im Boden stark reduziert hat. Dies hat die Aussaat von Sommergetreide beeinträchtigt. Die gesamte Weizenernte des Landes 2014/15 schätzt Abares auf 24,8 Mio. Tonnen. Dies wäre ein Minus von 8% gegenüber 2013/14. Dabei wird unterstellt, dass die Erträge deutlich unter denen des Vorjahres bleiben. Trockenheit und Kälte haben auch in den USA zu einer weiteren Verschlechterung der Pflanzenbewertungen geführt.
Im größten Anbaustaat für Weizen, Kansas, ging der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen im vergangenen Monat um einen weiteren Prozentpunkt auf 34% zurück. In Texas sank sogar alleine in der letzten Woche der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen um 4 Punkte auf 15%.
Die Ölpreise geben am Morgen ihre Gewinne größtenteils wieder ab, welche Brent und WTI gestern auf mehrmonatige Höchststände steigen ließen. Der Brentölpreis erreichte zwischenzeitlich 112,4 USD je Barrel, was dem höchsten Niveau seit Ende Dezember entsprach. WTI kostete erstmals seit September mehr als 105 USD je Barrel. Am Morgen hat Russlands Präsident Putin die Truppen in die Kasernen zurückbeordert, welche in den letzten Tagen an einem Manöver im Westen Russlands teilgenommen hatten. Dies wurde von den Märkten als Zeichen der Entspannung interpretiert, da das Manöver an der Grenze zur Ukraine den Beginn der Eskalation markierte.
Allerdings fordert die EU den Rückzug der russischen Truppen in der Krim und droht im anderen Fall ebenso wie Washington mit Sanktionen. Im Gespräch sind eine Einstellung der Gespräche über Visafreiheit und Sanktionen im Finanzsektor. Sanktionen im Öl- und Gasgeschäft sind angesichts der großen Abhängigkeit Europas von russischen Öl- und Gaslieferungen eher fraglich. Am ehesten ist so etwas noch im Gasbereich vorstellbar.
Denn die EU-Erdgaslager sind nach dem milden Winter reichlich gefüllt und sollen je nach Land den Bedarf von zwei bis sechs Monaten decken. Zudem sagen Meteorologen für Europa einen warmen Frühling voraus, was die Gasnachfrage dämpfen dürfte. Auf russisches Öl wird die EU aber kaum verzichten können, zumal noch immer das Ölembargo gegen den Iran in Kraft ist und die Ölproduktion in Libyen weiterhin stark beeinträchtigt ist. Russland war selbst zu Zeiten der Sowjetunion während des Kalten Krieges ein zuverlässiger Energielieferant, weil man auf die Einnahmen angewiesen war. Daran dürfte sich auch heute nichts geändert haben. Befürchtungen vor Lieferausfällen sind daher übertrieben.
Edelmetalle
Bei Gold kommt es heute Morgen zu einigen Gewinnmitnahmen, nachdem der Preis gestern vorübergehend auf ein 4-Monatshoch von 1.355 USD je Feinunze gestiegen war. Der Preisanstieg war auf die sich verschärfenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zurückzuführen, die zu einer erhöhten Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen führten. Da der Konflikt noch länger anzudauern scheint, sollte Gold sein aktuelles Preisniveau gut verteidigen und kurzfristig auch wieder zulegen können.
In Indien, dem weltweit zweitgrößten Goldkonsumenten, planen die Schmuckhändler und Juweliere nächsten Montag einen landesweiten eintägigen Streik, um eine Lockerung der Importrestriktionen von Gold zu erreichen. Das indische Handelsministerium erörtert gerade eigenen Angaben zufolge mit dem Finanzministerium und der Zentralbank, ob die Einfuhrbestimmungen geändert werden können. Sollte es dazu kommen, würde Indien wohl wieder deutlich mehr Gold am Weltmarkt nachfragen, was sich in höheren Preisen widerspiegeln dürfte.
Aussagen des australischen Minenberatungsunternehmens Surbiton Associates zufolge hat das Land seine Goldproduktion im letzten Jahr trotz der gefallenen Preise um 7% auf ein 10-Jahreshoch von 273 Tonnen ausgeweitet. Die Goldproduzenten haben demnach deutlich mehr Erze mit höherem Metallgehalt verarbeitet, wodurch die Produktionsmenge gesteigert und die Kosten gesenkt werden konnten. Australien ist nach China der weltweit zweitgrößte Goldproduzent.
Industriemetalle
Bei den Industriemetallen kommt es heute Morgen zu einer moderaten Erholungsbewegung, nachdem die Preise gestern im Einklang mit schwachen globalen Aktienmärkten über weite Teile des Handelsverlaufs deutlich unter Druck standen. Am Nachmittag sorgten gute Konjunkturdaten aus den USA für etwas Entspannung. Die US-Industrie hat im Februar wieder an Schwung gewonnen.
Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe verbesserte sich auf 53,2 und hat sich damit teilweise von seinem Absturz im Januar erholt. Sollte sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine entspannen und der Risikoappetit der Marktteilnehmer wieder zunehmen, dürften die Industriemetalle wieder steigen. Denn an vielen Metallmärkten ist die fundamentale Lage stark angespannt. Dies gilt jedoch nicht für Aluminium.
Gemäß Angaben des Datenanbieters Platts sind die physischen Prämien für Aluminium in den USA bereits seit ein paar Wochen rückläufig und haben gestern ein Niveau von 18,75 US-Cents je Pfund (entspricht gut 410 USD je Tonne) erreicht. Industriekreise führen dies auf eine Kaufzurückhaltung von Konsumenten zurück. Da zuletzt auch der LME-Aluminiumpreis deutlich gefallen ist, bedeutet dies höhere Verluste bei den Produzenten. Kontinuierliche Schätzungen hierzu gibt es allerdings nur für China. Dort beliefen sich die durchschnittlichen Produktionsverluste in der letzten Woche gemäß SMM auf 1.500 RMB je Tonne (entspricht rund 245 USD je Tonne).
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris stieg gestern auf ein 2½-Monatshoch von 210 Euro je Tonne. Weizen an der CBOT verteuerte sich auf 6,44 USD je Scheffel, dem höchsten Niveau seit fast drei Monaten. Es bestehen Befürchtungen, dass in der Ukraine aufgrund des Konflikts mit Russland die Aussaat von Sommergetreide gefährdet werden könnte. Hinzu kam aus Australien eine kritische Einschätzung des staatlichen Prognoseinstituts Abares für die Getreideernte der Saison 2014/15.
Abares erwartet, dass sich in der zweiten Jahreshälfte ein El-Nino-Phänomen bildet, das mit Dürre vor allem an der Ostküste des Landes einhergeht. Bereits jetzt ist es in der Osthälfte des Landes seit Monaten deutlich zu trocken und zu heiß gewesen, was die Feuchtigkeit im Boden stark reduziert hat. Dies hat die Aussaat von Sommergetreide beeinträchtigt. Die gesamte Weizenernte des Landes 2014/15 schätzt Abares auf 24,8 Mio. Tonnen. Dies wäre ein Minus von 8% gegenüber 2013/14. Dabei wird unterstellt, dass die Erträge deutlich unter denen des Vorjahres bleiben. Trockenheit und Kälte haben auch in den USA zu einer weiteren Verschlechterung der Pflanzenbewertungen geführt.
Im größten Anbaustaat für Weizen, Kansas, ging der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen im vergangenen Monat um einen weiteren Prozentpunkt auf 34% zurück. In Texas sank sogar alleine in der letzten Woche der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen um 4 Punkte auf 15%.