China überrascht mit Wachstumsziel von 7,5 Prozent
05.03.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Entspannung der Krise zwischen Russland und der Ukraine hat sich in einem deutlichen Rückgang der Ölpreise niedergeschlagen. Brentöl handelt mit 109 USD je Barrel inzwischen wieder auf dem Niveau vom vergangenen Freitag. Hinzu kommen Meldungen aus Libyen, welche auf eine Normalisierung des seit Monaten beeinträchtigten Angebots hoffen lassen.
Laut libyscher Regierung wurde mit den Protestierenden auf dem El Sharara-Ölfeld eine Einigung erzielt. Die staatliche Ölgesellschaft NOC will aber noch keine Angaben darüber machen, wann die Ölproduktion auf dem zweitgrößten Ölfeld des Landes wieder aufgenommen werden kann. Im El Sharara-Ölfeld werden normalerweise 340 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert.
Auch in die Frage der vier geschlossenen Ölhäfen im Osten Libyens scheint Bewegung zu kommen. Diese werden seit Monaten von Rebellen besetzt gehalten, was den Export verhindert und die Ölproduktion in den östlichen Landesteilen lahmgelegt hat. Der Bruder des Anführers der Rebellen spricht nun davon, dass man mit der Zentralregierung kurz vor einer Einigung stehen würde und eine Wiedereröffnung der Häfen schon "sehr bald" geschehen könnte. In diesem Falle würden 600 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag wieder verfügbar.
Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist erstmals seit fünf Monaten auf weniger als 6 USD je Barrel geschrumpft. Dazu trug auch der erneut kräftige Rückgang der Lagerbestände in Cushing um 2,6 Mio. Barrel bei, welcher gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurde. Die Preisdifferenz dürfte sich zwar kurzfristig noch etwas weiter verringern. Eine deutliche Einengung sehen wir vom aktuellen Niveau allerdings nicht mehr.
Edelmetalle
Platin und Palladium wurden gestern vom höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer mit nach oben gezogen und setzen ihre Aufwärtsbewegung heute Morgen fort. Platin steigt auf ein 6-Wochenhoch von knapp 1.470 USD je Feinunze, Palladium erklimmt mit fast 780 USD je Feinunze sogar den höchsten Stand seit elf Monaten. Unterstützt wurden sie von Zuflüssen in die ETFs – bei Platin waren es gestern 39 Tsd. Unzen, bei Palladium immerhin 4,5 Tsd. Der seit jetzt sechs Wochen andauernde Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie wird wohl noch eine Zeit lang weitergehen.
Zwar ist die radikale Gewerkschaft AMCU gestern von ihren unrealistischen Forderungen etwas abgerückt. Sie verlangt nun, dass die Löhne innerhalb von drei Jahren verdoppelt werden und nicht wie bisher sofort. Dies hatte die staatliche Vermittlungsstelle aber schon Anfang Februar vorgeschlagen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 11.02.), was die Unternehmen damals umgehend ablehnten. Das Angebot dürfte sich also perspektivisch verknappen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage robust.
In den USA wurden im Februar 1,19 Mio. Fahrzeuge verkauft, genauso viele wie ein Jahr zuvor. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate liegt damit bei 15,27 Mio. Fahrzeugen. Nach den heute Morgen veröffentlichten Wachstumszielen in China dürften auch dort in diesem Jahr mehr Autos verkauft werden, was ebenfalls für eine hohe Nachfrage nach Platin und Palladium spricht.
Industriemetalle
Wie sich gestern Morgen schon andeutete, haben Anzeichen einer vorübergehenden Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt gestern im Tagesverlauf zu einem merklichen Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer geführt. Dadurch sind vor allem die Metallpreise stark gestiegen - der LME-Industriemetallindex legte um 1,7% zu. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort, was auch auf Nachrichten aus China zurückzuführen ist. Dort hat am Morgen der Nationale Volkskongress begonnen, von dem sich die Marktteilnehmer mehr Klarheit über die Wachstumsziele und Reformen der Regierung erhoffen.
Schon die ersten Stunden des Kongresses verliefen vielversprechend. So wurde das angestrebte BIP-Wachstum für 2014 mit 7,5% im Vergleich zum letzten Jahr etwas überraschend unverändert beibehalten. Unsere Volkswirte interpretieren das Wachstumsziel als Barometer für Chinas Reformappetit. Demnach signalisiert das Ziel von 7,5%, dass China keine einschneidenden Reformen durchführen dürfte, die das Wachstum gefährden würden. Zudem würde die Regierung wohl auch - sofern notwendig - Investitionen unterstützen.
Als weiteres Ziel wurde die Steigerung der Investitionen in Sachanlagen um 17,5% ausgegeben. All dies spricht für eine anhaltend robuste Nachfrage Chinas nach Rohstoffen im Allgemeinen und Metallen im Speziellen. Dies sollte sich in kräftigen Importen widerspiegeln und zu höheren Preisen im Jahresverlauf beitragen.
Agrarrohstoffe
Der Kakaopreis in London schloss gestern bei 1.844 GBP je Tonne. Kakao handelt damit nur 2% unter dem Mitte Februar verzeichneten 2½-Jahreshoch. Das von der Internationalen Kakaoorganisation ICCO im jüngsten Quartalsbericht für 2013/14 prognostizierte Marktdefizit von 115 Tsd. Tonnen liegt im erwarteten Bereich. Entsprechend blieben starke Preisausschläge aus. Die globale Kakaoproduktion soll auf Bruttobasis um 4% auf 4,1 Mio. Tonnen zulegen. Für die Elfenbeinküste als größten Produzenten erwartet die ICCO einen Anstieg um 7% auf 1,55 Mio. Tonnen.
Die überraschend hohen Anlieferungen aus der Haupternte sollen dabei mögliche Schwächen bei der noch bevorstehenden Zwischenernte mehr als kompensieren. Diese könnten sich aus zu trockenen Bedingungen in einigen Landesteilen ergeben. In Ghana soll die Produktion um 4,2% auf 870 Tsd. Tonnen steigen. Indonesien dagegen leidet unter zu nassen Bedingungen, die die Produktion mit 410 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand in den letzten 10 Jahren drücken sollen.
Die weltweite Kakaoverarbeitung soll um 2,5% steigen und mit 4,18 Mio. Tonnen ein Rekordniveau erreichen. Die ICCO zeigt sich optimistisch, dass die Nachfrage sowohl in den traditionellen Verbrauchsländern (+2,2%) als auch in den Produzentenländern (+2,9%) steigen wird. Im vierten Quartal 2013 war das Verarbeitungsplus gegenüber dem Vorjahr sowohl in Europa als auch in Nordamerika mit 6,2% bzw. 4,4% bereits hoch.
Die Entspannung der Krise zwischen Russland und der Ukraine hat sich in einem deutlichen Rückgang der Ölpreise niedergeschlagen. Brentöl handelt mit 109 USD je Barrel inzwischen wieder auf dem Niveau vom vergangenen Freitag. Hinzu kommen Meldungen aus Libyen, welche auf eine Normalisierung des seit Monaten beeinträchtigten Angebots hoffen lassen.
Laut libyscher Regierung wurde mit den Protestierenden auf dem El Sharara-Ölfeld eine Einigung erzielt. Die staatliche Ölgesellschaft NOC will aber noch keine Angaben darüber machen, wann die Ölproduktion auf dem zweitgrößten Ölfeld des Landes wieder aufgenommen werden kann. Im El Sharara-Ölfeld werden normalerweise 340 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert.
Auch in die Frage der vier geschlossenen Ölhäfen im Osten Libyens scheint Bewegung zu kommen. Diese werden seit Monaten von Rebellen besetzt gehalten, was den Export verhindert und die Ölproduktion in den östlichen Landesteilen lahmgelegt hat. Der Bruder des Anführers der Rebellen spricht nun davon, dass man mit der Zentralregierung kurz vor einer Einigung stehen würde und eine Wiedereröffnung der Häfen schon "sehr bald" geschehen könnte. In diesem Falle würden 600 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag wieder verfügbar.
Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist erstmals seit fünf Monaten auf weniger als 6 USD je Barrel geschrumpft. Dazu trug auch der erneut kräftige Rückgang der Lagerbestände in Cushing um 2,6 Mio. Barrel bei, welcher gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurde. Die Preisdifferenz dürfte sich zwar kurzfristig noch etwas weiter verringern. Eine deutliche Einengung sehen wir vom aktuellen Niveau allerdings nicht mehr.
Edelmetalle
Platin und Palladium wurden gestern vom höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer mit nach oben gezogen und setzen ihre Aufwärtsbewegung heute Morgen fort. Platin steigt auf ein 6-Wochenhoch von knapp 1.470 USD je Feinunze, Palladium erklimmt mit fast 780 USD je Feinunze sogar den höchsten Stand seit elf Monaten. Unterstützt wurden sie von Zuflüssen in die ETFs – bei Platin waren es gestern 39 Tsd. Unzen, bei Palladium immerhin 4,5 Tsd. Der seit jetzt sechs Wochen andauernde Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie wird wohl noch eine Zeit lang weitergehen.
Zwar ist die radikale Gewerkschaft AMCU gestern von ihren unrealistischen Forderungen etwas abgerückt. Sie verlangt nun, dass die Löhne innerhalb von drei Jahren verdoppelt werden und nicht wie bisher sofort. Dies hatte die staatliche Vermittlungsstelle aber schon Anfang Februar vorgeschlagen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 11.02.), was die Unternehmen damals umgehend ablehnten. Das Angebot dürfte sich also perspektivisch verknappen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage robust.
In den USA wurden im Februar 1,19 Mio. Fahrzeuge verkauft, genauso viele wie ein Jahr zuvor. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate liegt damit bei 15,27 Mio. Fahrzeugen. Nach den heute Morgen veröffentlichten Wachstumszielen in China dürften auch dort in diesem Jahr mehr Autos verkauft werden, was ebenfalls für eine hohe Nachfrage nach Platin und Palladium spricht.
Industriemetalle
Wie sich gestern Morgen schon andeutete, haben Anzeichen einer vorübergehenden Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt gestern im Tagesverlauf zu einem merklichen Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer geführt. Dadurch sind vor allem die Metallpreise stark gestiegen - der LME-Industriemetallindex legte um 1,7% zu. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort, was auch auf Nachrichten aus China zurückzuführen ist. Dort hat am Morgen der Nationale Volkskongress begonnen, von dem sich die Marktteilnehmer mehr Klarheit über die Wachstumsziele und Reformen der Regierung erhoffen.
Schon die ersten Stunden des Kongresses verliefen vielversprechend. So wurde das angestrebte BIP-Wachstum für 2014 mit 7,5% im Vergleich zum letzten Jahr etwas überraschend unverändert beibehalten. Unsere Volkswirte interpretieren das Wachstumsziel als Barometer für Chinas Reformappetit. Demnach signalisiert das Ziel von 7,5%, dass China keine einschneidenden Reformen durchführen dürfte, die das Wachstum gefährden würden. Zudem würde die Regierung wohl auch - sofern notwendig - Investitionen unterstützen.
Als weiteres Ziel wurde die Steigerung der Investitionen in Sachanlagen um 17,5% ausgegeben. All dies spricht für eine anhaltend robuste Nachfrage Chinas nach Rohstoffen im Allgemeinen und Metallen im Speziellen. Dies sollte sich in kräftigen Importen widerspiegeln und zu höheren Preisen im Jahresverlauf beitragen.
Agrarrohstoffe
Der Kakaopreis in London schloss gestern bei 1.844 GBP je Tonne. Kakao handelt damit nur 2% unter dem Mitte Februar verzeichneten 2½-Jahreshoch. Das von der Internationalen Kakaoorganisation ICCO im jüngsten Quartalsbericht für 2013/14 prognostizierte Marktdefizit von 115 Tsd. Tonnen liegt im erwarteten Bereich. Entsprechend blieben starke Preisausschläge aus. Die globale Kakaoproduktion soll auf Bruttobasis um 4% auf 4,1 Mio. Tonnen zulegen. Für die Elfenbeinküste als größten Produzenten erwartet die ICCO einen Anstieg um 7% auf 1,55 Mio. Tonnen.
Die überraschend hohen Anlieferungen aus der Haupternte sollen dabei mögliche Schwächen bei der noch bevorstehenden Zwischenernte mehr als kompensieren. Diese könnten sich aus zu trockenen Bedingungen in einigen Landesteilen ergeben. In Ghana soll die Produktion um 4,2% auf 870 Tsd. Tonnen steigen. Indonesien dagegen leidet unter zu nassen Bedingungen, die die Produktion mit 410 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand in den letzten 10 Jahren drücken sollen.
Die weltweite Kakaoverarbeitung soll um 2,5% steigen und mit 4,18 Mio. Tonnen ein Rekordniveau erreichen. Die ICCO zeigt sich optimistisch, dass die Nachfrage sowohl in den traditionellen Verbrauchsländern (+2,2%) als auch in den Produzentenländern (+2,9%) steigen wird. Im vierten Quartal 2013 war das Verarbeitungsplus gegenüber dem Vorjahr sowohl in Europa als auch in Nordamerika mit 6,2% bzw. 4,4% bereits hoch.