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Goldpreis steigt nach EZB-Sitzung deutlich

07.03.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl verteuerte sich im gestrigen Handel um knapp 1 USD auf 108,5 USD je Barrel. Damit fällt die Reaktion am Ölmarkt auf die erneut zunehmenden Spannungen in der Krim-Krise (siehe Edelmetalle) aber relativ gelassen aus. Preise anderer Rohstoffe wie die Platinmetalle und Getreide zogen in den letzten Tagen deutlich stärker an. Das lässt sich zum Teil mit den unmittelbareren Konsequenzen erklären (siehe Agrarrohstoffe auf Seite 2); die geringe Nervosität am Ölmarkt ist aber auch das Resultat des nun schon über Monate hinweg seitwärts tendierenden Preises.

Offensichtlich befindet sich der Markt in einem komfortablen Gleichgewicht. Entsprechend können auch die neuen Meldungen aus Libyen den Markt nicht aus seiner Wohlfühlzone stoßen. Denen zufolge scheint sich die Produktionsaufnahme im El Sharara-Ölfeld anders als zur Wochenmitte gedacht weiter zu verzögern, und Hinweise für eine Öffnung der Ölhäfen im Osten Libyens gibt es auch nicht.

Ebenso wenig beunruhigen die geringen OPEC-Lieferungen, die dem Beratungsunternehmen Oil Movements zufolge in den vier Wochen bis zum 22. März um 400 Tsd. Barrel pro Tag geringer ausfallen werden als in den vier Wochen zuvor. Denn der Rückgang ist auf eine saisonbedingt geringere Nachfrage in Asien zurückzuführen. Mit Blick auf das nahende Frühjahr geben auch die niedrigen ARA-Gasölbestände keinen Anlass zur Sorge, auch wenn diese zu dieser Jahreszeit so gering sind wie zuletzt im jahr 2008. Die Lage muss sich schon ernstlich verschärfen, um den Ölmarkt aus der Fassung zu bringen.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen starken Euro, der gegenüber dem US-Dollar auf ein 10-Wochenhoch aufwertete, legte Gold spürbar zu. Das Edelmetall verteuerte sich auf mehr als 1.350 USD je Feinunze. Auslöser war, dass die EZB hat auf ihrer gestrigen Sitzung die Leitzinsen unverändert beibehalten und auch keine sonstigen expansiven Maßnahmen ergriffen hat. Sollte der US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag positiv ausfallen, könnte Gold einen Teil der jüngsten Gewinne wieder abgegeben. Denn der weitgehend stabile Goldpreis in Euro zeigt, dass der Goldpreisanstieg gestern vor allem auf den schwächeren US-Dollar zurückzuführen war.

Auch die neuerlichen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine dürften zum Preisanstieg beigetragen haben. Gestern hat sich die Krise auf der Krim wieder verschärft, nachdem das dortige Regionalparlament für einen Anschluss der Krim an Russland gestimmt hat und für den 16. März ein Referendum angesetzt wurde. Wie die indische Zentralbank in dieser Woche mitteilte, ist in Indien das Leistungsbilanzdefizit im vierten Quartal 2013 auf ein 4-Jahrestief gefallen. Das Defizit entsprach 0,9% des BIP. Dies ist Wasser auf die Mühlen derer, die eine Lockerung der Importrestriktionen auf Gold verlangen.

Laut Aussagen des indischen Finanzministers werden die Restriktionen jedoch erst überprüft, wenn Daten für das gesamte Fiskaljahr vorliegen, welches am 31. März endet. Der Druck auf die indische Regierung und Zentralbank, die Restriktionen zu lockern, nimmt aber stetig zu, wie der für Montag angesetzte landesweite Streik der indischen Schmuckhändler und Juweliere zeigt.


Industriemetalle

Ein im Zuge der EZB-Pressekonferenz schwacher US-Dollar verhalf den Metallen gestern Nachmittag zu Preiszugewinnen. Mit Ausnahme von Zink legten dabei alle Metalle moderat zu. Stärkere Anstiege dürften durch die neuerlichen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine verhindert worden sein (siehe Edelmetalle). Ein Metall stach allerdings aus der Menge hervor - Nickel. Dessen Preis ist gestern auf ein 9-Monatshoch von fast 15.600 USD je Tonne gestiegen. Allein in dieser Woche beträgt das Plus knapp 6% und mit einem Zuwachs von 12% hat sich Nickel seit Jahresbeginn von allen Industriemetallen am stärksten verteuert.

Fundamental betrachtet sind es nach wie vor die anhaltenden Sorgen über die Auswirkungen des Exportverbots von Erzen in Indonesien, die den Preis treiben. Die indonesische Regierung wendet das Exportverbot bislang wie geplant an, obwohl das Land bereits im Januar ein Handelsbilanzdefizit verzeichnete, als das Exportverbot erst einen halben Monat in Kraft war.

Mittlerweile sind aber wohl auch viele spekulative Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen und haben den Preisanstieg damit noch verstärkt. Dies wird unter anderem an der Anzahl der ausstehenden Kontrakte an der Londoner Metallbörse, dem sogenannten open interest, deutlich. Dieses ist seit Jahresbeginn um fast 20% auf ein Rekordhoch von 174,1 Tsd. Kontrakten gestiegen. Der Preisanstieg von Nickel erscheint uns zunehmend übertrieben und es baut sich Korrekturpotenzial auf.

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Agrarrohstoffe

Der Maispreis an der CBOT steigt am Morgen auf ein 6-Monatshoch von knapp 500 US-Cents je Scheffel. Seit Ende letzter Woche hat sich Mais damit um 8,5% verteuert. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel Krim wirkt sich weiterhin preissteigernd aus. Dem ukrainischen Landwirtschaftsminister zufolge würden ausländische Handelshäuser aufgrund der Spannungen derzeit keine neuen Exportverträge für Getreide abschließen. Gemäß aktueller Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums soll die Ukraine im laufenden Erntejahr 2013/14 insgesamt 18,5 Mio. Tonnen Mais exportieren. Damit ist die Ukraine hinter den USA und Brasilien der drittgrößte Maislieferant weltweit.

Laut US Grains Council, einer Interessensvereinigung der US-Getreideexporteure, hat die Ukraine bislang 15 Mio. Tonnen Mais exportiert. Entsprechend würden noch 3,5 Mio. Tonnen Mais für den Export zur Verfügung stehen würden. Die Ukraine spricht davon, bislang in diesem Erntejahr 25 Mio. Tonnen Getreide exportiert zu haben und in den verbleibenden vier Monaten weitere 8,7 Mio. Tonnen Getreide exportieren zu wollen. Einer ukrainischen Interessensvereinigung zufolge wird weiterhin Getreide über die Exportterminals auf der Krim ausgeführt. Sie geht aber in naher Zukunft von abnehmenden Lieferungen aus. Die Probleme in der Ukraine dürften zu einer höheren Nachfrage nach US-Mais führen. Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete gestern robuste US-Maisexporte von 1,7 Mio. Tonnen in der vergangenen Woche.




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