Silber: goldene Zeiten
18.12.2005 | Eugen Weinberg
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Prognoseder DZ BANKSilber ist ein Edelmetall mit vielen industriellen Anwendungen. Dabei erweist sich die Nachfrageseite aufgrund des geringen Anteils von Silber in den meisten Anwendungen als wenig preiselastisch. Der geringe Anteil von Silber am Verkaufspreis für Silberschmuck in den entwickelten Ländern und bei industriellen Anwendungen führt außerdem dazu, dass das Angebot aus Recycling bei moderaten Preisveränderungen preisunelastisch ist, weil die Wiedergewinnung von Silber aus diesen Anwendungen ökonomisch unattraktiv bleibt. Gleichzeitig hängt das Minenangebot in hohem Maße von der Preisentwicklung anderer Industrieund Edelmetalle ab, weil lediglich 30% der Produktion aus den Silberminen stammt und der Rest als Nebenprodukt beim Abbau anderer Metalle anfällt.
Wir glauben, dass die im Moment existierende Angebotslücke, die zurzeit noch durch staatliche Verkäufe und von Finanzinvestoren ausgeglichen wird, bei einem Silberpreis unter zehn US-Dollar pro Unze langfristig nicht mehr geschlossen werden kann. Die physische Nachfrage seitens privater Anleger sollte weiter stetig zunehmen, während die Bestände bei den Weltzentralbanken sollten nahezu erschöpft sind. Dies könnte durchaus zu einem starken Preisanstieg, ähnlich wie Ende der 70er Jahre, führen, weil weder das Angebot noch die Nachfrage auf einen Preisanstieg mittelfristig entsprechend reagieren werden.
Ein weiterer wichtiger preisbestimmender Faktor ist das Verhältnisses zwischen dem Goldund Silberpreis. Aus den historischen Entwicklungen dieses Verhältnisses kann man weitaus höhere Notierungen für Silber ableiten. Wir rechnen damit, dass sich diese Ratio im nächsten Jahr bei etwa 50 einstellen wird. Bei dem von uns erwarteten mittelfristigen Goldpreis von 500 US-Dollar pro Unze, sollte die zehn US-Dollar Marke bereits in der ersten Jahreshälfte 2006 erreichen werden. Da diese Grenze psychologisch wichtig ist, sollte Silber in den nächsten Jahren seinen Höhenflug fortsetzen und langfristig zumindest im Gleichklang mit Gold haussieren. Als langfristiges Kursziel können wir sogar einen Preis von mehr als 20 US-Dollar nicht ausschließen, der zwar aus heutiger Sicht nahezu einer Verdreifachung entspräche, jedoch im historischen Vergleich realistisch erscheint. Für steigende Kurse in der zweiten Jahreshälfte spricht außerdem auch die Saisonalität. Dies liegt unter anderem an der Hochzeitssaison in Indien und religiösen Festen im arabischen Raum. Auch in diesem Jahr wird u.E. der Preis seinem langfristigen Muster folgen, wonach sich Anfang Herbst als ein geeigneter Einstiegszeitpunkt herausstellt.
© Eugen Weinberg
(Quelle: Die Studie wurde im August 2005 von der DZ Bank AG Frankfurt/Main für ihre Kunden publiziert.)