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Krim-Referendum sorgt für hohe Risikoaversion

14.03.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die schwachen Konjunkturdaten aus China in dieser Woche und das am Sonntag anstehende Referendum auf der Krim sorgen für eine anhaltend hohe Risikoaversion an den Märkten. Im Zuge dessen stehen neben den Aktienmärkten auch die Preise zyklischer Rohstoffe unter Druck. Der Brentölpreis ist daraufhin unter 108 USD je Barrel gefallen. Damit droht der dritte Wochenverlust in Folge.

WTI hat in den letzten fünf Handelstagen mehr als 4% verloren, was dem stärksten Wochenrückgang seit Anfang Januar entsprechen würde. Der Markt rechnet offensichtlich nicht damit, dass der Westen nach dem Krim-Referendum Sanktionen gegen Russland verhängen wird, die auch den Öl- und Gassektor betreffen. Nur so ist zu erklären, dass die Ölpreise mittlerweile sogar niedriger notieren als vor der Zuspitzung der Krise vor zwei Wochen. Die Wahrscheinlichkeit für Sanktionen im Energiebereich ist zwar gering.

Entsprechend deutlich wäre aber die Preisreaktion, falls es doch dazu kommen sollte. Noch stärker als Brentöl ist zuletzt Gasöl unter Druck geraten. Gestern fiel der Gasölpreis auf ein 4-Monatstief von 888 USD je Tonne. Die Preisdifferenz zwischen Gasöl und Brent verringerte sich zwischenzeitlich auf weniger als 12 USD je Barrel, das niedrigste Niveau seit neun Monaten. Zwar befinden sich die Gasölvorräte in Westeuropa weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau, wie die Daten von PJK International gestern zeigten. Robuste US-Destillateexporte und das milde Wetter lassen aber keine Sorgen vor Angebotsengpässen aufkommen. Mögliche Sanktionen gegen Russland würden dieses Bild allerdings ändern, da die EU auch Diesel aus Russland importiert.

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Edelmetalle

Der Goldpreis stieg in der Nacht auf ein neues 6-Monatshoch von 1.376 USD je Feinunze, obwohl der US-Dollar gegenüber dem Euro merklich aufwertete. EZB-Präsident Draghi hatte gestern verbal gegen den Euro interveniert, nachdem dieser zuvor Richtung 1,40 EUR-USD gestiegen war. Draghi sprach explizit über die Probleme für die Preisstabilität, die ein starker Euro mit sich bringen kann. Die EZB stünde daher bereit und könnte Maßnahmen ergreifen, sofern dies notwendig wird. In Euro gerechnet verteuert sich Gold daher auf ein 5½-Monatshoch von über 990 EUR je Feinunze.

Mittlerweile hat sich hier auch das charttechnische Bild deutlich aufgehellt. Sollte es heute nicht zu einem starken Preisrückgang kommen - wonach es nicht aussieht –, wird Gold in US-Dollar ausgedrückt die sechste Woche in Folge steigen. Zuletzt war dies im Juli/August 2011 der Fall. Zu Beginn des zweiten Halbjahrs 2011 startete Gold seine Rallye, die den Preis schließlich im September auf das Rekordhoch von 1.921 USD je Feinunze trieb. Gestern flossen erneut 2,2 Tonnen Gold in die ETFs, womit seit Jahresbeginn erstmals marginale Netto-Zuflüsse zu Buche stehen. Die heute nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehenden CFTC-Daten dürften zeigen, dass der jüngste Preisanstieg auch spekulativ getrieben war.

Mit Spannung dürfte am Wochenende das Referendum auf der Krim beobachtet werden. Sollte sich die Krim für einen Anschluss an Russland entscheiden, würde dies wohl die Lage in der Region weiter anspannen. Gold wäre dann wohl weiter als sicherer Hafen stark gefragt.


Industriemetalle

Schwache europäische und US-Aktienmärkte sowie ein starker US-Dollar haben gestern erneut die Metallpreise unter Druck gesetzt. Über Nacht gaben auch die asiatischen Aktienmärkte und dort allen voran die japanischen deutlich nach, was die negative Stimmung der Marktteilnehmer unterstreicht. Kupfer fällt daraufhin heute Morgen kurzzeitig erneut unter die Marke von 6.400 USD je Tonne. Sollte es zu einer Eskalation der Lage in der Ukraine kommen, wird die Risikoaversion der Marktteilnehmer wohl weiter zunehmen und Kupfer seinen Abwärtstrend zunächst fortsetzen.

Wie wir schon Mitte der Woche geschrieben haben, erachten wir den Preisrutsch aber als übertrieben und die niedrigen Niveaus sind fundamental nicht mehr zu rechtfertigen. Die hohen Importe der letzten Monate und wohl auch die Auflösung einiger Finanztransaktionen haben jedoch dazu geführt, dass in China die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE mittlerweile die neunte Woche in Folge gestiegen sind. Sie haben mit gut 213 Tsd. Tonnen das höchste Niveau seit zehn Monaten erreicht.

Die hohen Lagerbestände sprechen für verhaltene Kupferimporte Chinas in den kommenden Monaten. Allerdings haben chinesische Händler in der Vergangenheit oftmals opportunistisch gehandelt. Im Falle von Aluminium sind die SHFE-Vorräte nunmehr die elfte Woche in Folge auf 327 Tsd. Tonnen gestiegen, was einem 7-Monatshoch entspricht.


Agrarrohstoffe

Die International Rubber Study Group (IRSG) rechnet für das Jahr 2014 mit einem noch höheren globalen Angebotsüberschuss als bei der letzten Schätzung im Dezember erwartet. Damals ging die IRSG noch davon aus, dass das globale Angebot die weltweite Nachfrage um 147-241 Tsd. Tonnen übersteigt. Grund für die in Aussicht gestellte Aufwärtsrevision ist eine höhere Produktion in Thailand. Laut IRSG wurde die Anbaufläche für Gummibäume in den letzten Jahren zu niedrig eingeschätzt. Durch das höhere Angebot aus Thailand soll die weltweite Kautschukproduktion in diesem Jahr auf mehr als 12,1 Mio. Tonnen steigen.

Da laut IRSG das Kautschukangebot in Thailand auch in den drei Jahren bis 2013 unterschätzt worden ist, sind Aufwärtsrevisionen der Angebotsüberschüsse in den vorherigen Jahren nicht auszuschließen. Diese summieren sich zwischen 2011 und 2013 bereits auf knapp 800 Tsd. Tonnen. Zwar konnte sich der Kautschukpreis in Singapur vom Ende Februar bei 1,75 USD je kg verzeichneten 4½-Jahrestief zuletzt leicht erholen und wieder auf ein 6-Wochenhoch von 2 USD je kg steigen. Die Erholung war aber maßgeblich darauf zurückzuführen, dass mit einer Reduktion des Angebots gerechnet wurde. Die neuen Daten der IRSG dürften dieser Erwartung zuwiderlaufen und könnten der Preiserholung daher ein Ende setzen.




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