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Gelassenheit nach dem Krim-Referendum

17.03.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt zeigt sich auch nach dem Referendum auf der Krim sehr entspannt. Brent fällt nach dem Kontraktwechsel am Morgen unter 108 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich seit Freitag auf neun USD je Barrel verringert, was auch eher auf eine Entspannung hindeutet. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung auf der Krim sprach sich gestern für einen Anschluss der Halbinsel an Russland aus. Der Westen will das Ergebnis aber nicht anerkennen und in den kommenden Tagen über weitere Sanktionen gegen Russland beraten.

Es geht offensichtlich niemand davon aus, dass auch das Öl- und Gasgeschäft getroffen wird. Zu groß wären die negativen wirtschaftlichen Folgen für beide Seiten. Denn etwa ein Drittel der Öl- und Gasimporte der EU kommen aus Russland. In Deutschland liegt der Anteil sogar noch etwas höher. Russland wiederum bezieht etwa 70% seiner Exporterlöse aus dem Energiebereich. Dass der Markt so entspannt reagiert, hat auch mit der reichlichen Versorgung zu tun.

Die Internationale Energieagentur hat zwar ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage leicht nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 1,4 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr. Allerdings steigt gleichzeitig auch das Angebot deutlich. So stieg die Ölproduktion im Irak im Februar um 530 Tsd. auf 3,62 Mio. Barrel pro Tag, das höchste Niveau seit 35 Jahren. Dadurch begünstigt kletterte die OPEC-Produktion trotz der Ausfälle in Libyen auf 30,5 Mio. Barrel pro Tag, während der Bedarf an OPEC-Öl von der IEA auf 29,7 Mio. Barrel pro Tag geschätzt wird. Die IEA rechnet zudem mit einem Ende des Abbaus der OECD-Ölvorräte, welcher vor allem dem strengen Winter in den USA geschuldet war.


Edelmetalle

Gold steigt zu Wochenbeginn vorübergehend auf ein neues 6-Monatshoch von über 1.390 USD je Feinunze. In Euro gerechnet übersteigt Gold erstmals seit Ende September kurzzeitig wieder die Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Von Panik ist bei den Marktteilnehmern nach dem Krim-Referendum am Wochenende aber keine Spur. Diese warten offenbar ab, wie die EU und USA reagieren.

Heute treffen sich die EU-Außenminister in Brüssel, um über weitere Sanktionen gegen Russland zu beraten. Sollten tiefergreifende Sanktionen verhängt werden, würde dies Gold wohl als sicherer Hafen weiter attraktiv erscheinen lassen.

Wie die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik zeigt, bleibt der Preisanstieg von Gold stark spekulativ getrieben, zumal sich die physische Nachfrage in den letzten Wochen eher verhalten zeigte - mit Ausnahme der ETF-Zuflüsse. So wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 11. März die fünfte Woche in Folge auf nunmehr 106 Tsd. Kontrakte aufgebaut. Auch wenn die geopolitischen Risiken und Sorgen vor einer Wirtschaftsabschwächung in China kurzfristig für weiter steigende Preise sprechen, baut sich für den Fall einer Entspannung der Krim-Krise Korrekturpotenzial auf.

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Im Falle von Platin wurden die Netto-Long-Positionen um weitere 14% auf 32,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies war der vierte Wochenanstieg in Folge und entspricht dem höchsten Stand seit Februar 2013. Offensichtlich gehen die spekulativen Finanzinvestoren davon aus, dass der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie noch länger andauert.


Industriemetalle

Die Teilnehmer an den Metallmärkten reagieren zurückhaltend auf das Ergebnis des Krim-Referendums vom Wochenende. Es herrscht zwar Vorsicht vor, die Preisrückgänge halten sich aber noch in Grenzen. Dies könnte sich im Falle tiefergehender Sanktionen gegen Russland allerdings ändern. In China hat die Zentralbank am Wochenende angekündigt, das Wechselkursband von USD-CNY von +/-1% auf +/-2% zu verdoppeln. Der Schritt zeigt, dass China gewillt ist, Reformen zur Liberalisierung des Finanzmarktes durchzuführen.

Mittel- bis langfristig ist dies ein positiver Schritt, kurzfristig könnte er jedoch zu Druck auf die Metallpreise führen. Denn die höhere Volatilität des Wechselkurses erlaubt es der chinesischen Zentralbank, die Zinsen zu erhöhen, um das Kreditwachstum einzudämmen. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 11. März ihre Netto-Short-Positionen deutlich auf 10,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit den Preisrückgang von Kupfer noch verstärkt.

Die Beobachtungsperiode berücksichtigt aber nur den ersten Tag des Preisverfalls, so dass die Netto-Short-Positionen mittlerweile wohl noch höher sind. In Anbetracht der nach wie vor negativen Stimmung ist es fraglich, ob Daten zur Marktbilanz bei Kupfer, die im Wochenverlauf veröffentlicht werden, zu steigenden Preisen führen. Fundamental betrachtet war der globale Kupfermarkt im letzten Jahr stark angespannt.


Agrarrohstoffe

Seit Wochen ist die Preisentwicklung bei Arabica-Kaffee durch die Dürre in Brasilien steil nach oben gerichtet. Der Markt stellt sich inzwischen auf eine brasilianische Ernte von weniger als 50 Mio. Sack ein. Noch vor einigen Wochen waren bis zu 60 Mio. Sack prognostiziert worden.

Am Freitag gab der Preis allerdings um 3,7% nach und schloss wieder knapp unterhalb der Marke von 200 US-Cents je Pfund. Zum einen hat das hohe Preisniveau zu hohen Verkäufen - auch aus Brasilien - geführt. Zum anderen haben sich seit Anfang März die Regenfälle in wichtigen Gebieten intensiviert, und für die nächsten zwei Wochen werden weitere Regenfälle vorhergesagt. Erweisen sich diese als ausreichend, um weitere Ernteverluste zu verhindern, dürfte die Rally ihr Ende finden. Die jüngsten CFTC-Daten zeigen, dass die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer in der Woche zum 11. März ihre Netto-Long-Positionen bei Arabica auf das höchste Niveau seit 3½ Jahren ausgebaut haben.

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland und die Sorgen vor möglichen Auswirkungen auf das Angebot haben die globalen Weizenpreise zuletzt deutlich steigen lassen. Erstmals seit November 2013 setzen daher auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer wieder mehrheitlich auf Preissteigerungen. Dass in Deutschland, dem zweitgrößten Weizenproduzenten der EU, die Ernte 2014 laut Deutschem Raiffeisenverband um 1,8% fallen soll, dürfte zur jüngsten Verteuerung von Weizen nur ein kleines Quentchen beigetragen haben.




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