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Ein neues Wunder: Die Entstehung von Saudamerika

22.03.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Der Virus euphorischer Hysterie hat die amerikanischen Medien als willige Sprachrohre von Washington und Wall Street wieder einmal gründlich erfasst und steckte inzwischen sogar ausländische Massenmedien an. Ganz Obamistan, die Wall Streeter sowie die Politiker in Washington jubeln, ja kreischen schon beinahe.

What gives? Ganz einfach:

Endlich gibt es supergute Nachrichten inmitten der allgemeinen Misere von konjunktureller Stagnation und gefährlich hohen Raten von Arbeitslosigkeit mitten im tiefsten Schuldensumpf.

Dieser wurde übrigens im Februar 2014 erneut vertieft, indem die Obergrenze der Verschuldung durch Kongress, Senat und Präsident klaglos und über Nacht gutgeheißen, ja de facto abgeschafft wurde. Nun kann der Wahnsinn ruhig bis ins übernächste Jahrtausend weitergehen - so jedenfalls beruhigt man die Massen.

Ein böses Ende kann das System also niemals nehmen, denn laut Ober-Kaiser Blankfein von Goldman Sachs tut man "das Werk Gottes" und ist und bleibt mit dem Segen des Höchsten im Rücken für immer unfehlbar. Von dieser Unfehlbarkeit profitierten bislang zwar nur die Eliten, aber schon sehr bald bricht die ganz große Volksbeglückung über die Massen lawinenartig herein. Das Gedonner dieser Glückslawine aus den Hängen des Wohlstands-Himalayas bleibt leider vorerst noch unhörbar.

Doch Rettung naht. Eine etwas kleinere "Vorlawine" formt sich gerade in Form des "fracking".

Endlich - oh Wunder über Wunder - kam also der für alle sichtbare massive erlösende "Durchbruch": Neben die alten Leitmotive der USA als da sind: ewiger Wohlstand und immer neuen Reichtum durch satten Konsum, feingetunte Deindustrialisierung und angenehme neue Schulden, tritt nun ein neues.

Die kleine Kunstpause der letzten Jahre auf dem Marsch zum ganz großen Glück des ewigen Superbooms ist jetzt und für immer vorüber, verheißt das neue große Credo. Jetzt endlich geht es (wieder mal) "ganz steil aufwärts". Wieso das denn fragt man sich naiv? Worin bestehen denn dieser "gewaltige Durchbruch" und das neue Leitmotiv?

Ganz einfach: Amerika wird in Kürze zum neuen Saudi Arabien, wird die gesamte OPEC einholen, überflügeln und wieder Öl und Gas in die Länder der Hungerleider und Schwachköpfe exportieren.

Ja so was aber auch, wieso kam denn niemand auf Harvard, Yale, Princeton oder in den Wandelgängen der superklugen Politiker schon längst auf eine derartig brillante Idee? Selbst die ultraintelligenten Präsidenten, wie beispielsweise der zweite Bush, der am 9.11. in Kindergärten Märchenbücher angeblich falsch herum, also um 180° gedreht, vorlas, hätte doch auf derlei Geniales kommen müssen.

Doch jetzt, endlich, kommt das ganz große Jahrhundertgeschenk:

Die mächtigen Götter der Öl- und Gasindustrie sowie der Wall Street schenken diese brandneuen, großartigen Entdeckungen im Bereich der ewigen, fast kostenlosen Energieversorgung ihren Kindern und Anhängern.

"Mit den besten Wünschen für Euch alle, und mögen Eure Öfen, Herde, Heizungsanlagen und Beleuchtungen für ewig und nahezu kostenfrei brennen - Eure EXXON" - steht auf der Glückwunschkarte.

Sogar die OPEC-Länder werden schon bald um amerikanisches Erdgas und aus Ölschiefer gewonnenes Fracking-Öl betteln, und dieses Jahrhunderte lang. Nur Schafsköpfe und Terroristen weigern sich noch, den aufziehenden goldenen oder besser: öligen/gasigen Zeiten in freudiger Erwartung entgegenzufiebern.

Unsere Nachfahren werden an den Gräbern ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern stehen und klagen: "Warum, ach warum, habt ihr denn nicht damals all die Super-Aktien der Wall Street gekauft, die diesen ungeheuren Energie-Boom nachbildeten? Die nachfolgende Verzehntausendfachung der Kurse hätte uns für immer finanzielle Unabhängigkeit und ein Leben frei von der Plage der Arbeit beschert."

Direkt neben Hawaii wären noch Massen künstlicher Inseln aufgeschüttet worden. Nur mit diesen "Inselneubauten" hätte man all die Millionenscharen der neuen Superreichen unter Palmen am Strand auf goldenen Luftmatratzen mit ganzen Eimern von Kaviar und Fässern mit frischem Frackingöl - äh, was rede ich da - mit frischem Krimsekt neben sich - unterbringen können.

Die dort umherwimmelnden devoten und grottenschlecht gelöhnten Dienerscharen ausländischen Ursprungs würden zustimmend unter künstlich erzwungenem Lächeln nicken.

Doch zurück aus der goldenen Zukunft in die - vorerst noch für kurze Zeit - blecherne Gegenwart, in der sich das "ganz ganz große Glück" (was aber schon im Anmarsch ist) für die große Masse der Bevölkerung hinter Bergen von Essensgutscheinen und Millionen superdünner Wohlfahrtsschecks noch scheu verbirgt.

Vorläufig sind nur etwa 46% der arbeitsfähigen amerikanischen Bevölkerung in einem Vollzeitjob beschäftigt. 48 Millionen leben von staatlichen Essensmarken, etwa 30 Millionen von der staatlichen Wohlfahrt und 10 Millionen sind als "arbeitsunfähig" registriert. Diese müssen mehr oder weniger voll durch Vater Staat, sprich durch Steuergeld, Gelddruck und immer neue Schulden alimentiert werden.

53% der Gesamtbevölkerung hängen also auf die eine oder andere Weise direkt vom Staat und seinen Wohltaten ab. Tendenz steigend. Millionen Menschen arbeiten als Teilzeit-Beschäftigte in zwei Jobs, nur um physisch mit ihren Familien am Leben zu bleiben.

Diese Zahlen mögen noch untertrieben und statistisch geschönt sein. So ganz genau weiß das niemand, außer den statistischen Ämtern, die salbungsvoll die wahre Situation ständig mit goldfarbenem, billigem Imitationslack übersprühen.

Dass diese am staatlichen Tropf hängende Masse von über 100 Millionen Bürgern vor Begeisterung überlaut jubelt, so wie die Öl- und Gaslobby und vor allem, wie die sich überschlagenden, fast schon hysterischen Medien, erscheint vorerst nicht sehr wahrscheinlich, zumal der Strahl der staatlichen Wohlfahrtsgießkanne von Jahr zu Jahr dünner wird.




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