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Öffnung von libyschen Ölhäfen setzt Ölpreise unter Druck

07.04.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise geben zum Wochenauftakt ihre Gewinne vom Freitag größtenteils wieder ab. Brent fällt unter 106 USD je Barrel, WTI unter 101 USD je Barrel. Preisbelastend wirken Nachrichten aus Libyen. Dort haben sich Regierung und Rebellen am Wochenende auf die schrittweise Öffnung der vier seit acht Monaten von den Rebellen besetzten Ölhäfen im Osten des Landes geeinigt. Ab sofort werden zwei kleinere Häfen mit einer Exportkapazität von zusammen 200 Tsd. Barrel pro Tag geöffnet.

Die zwei größeren Häfen mit einer Kapazität von 500 Tsd. Barrel pro Tag sollen nach weiteren Gesprächen in spätestens vier Wochen folgen. Diese Lösung bleibt somit hinter der in der letzten Woche in Aussicht gestellten Öffnung aller Ölhäfen innerhalb weniger Tage zurück. Das Ölangebot aus Libyen bleibt deshalb bis auf weiteres stark eingeschränkt, zumal im Westen des Landes die Ölförderung aufgrund von Protesten ebenfalls beeinträchtigt ist.

Wir rechnen daher mit einer Erholung der Ölpreise im Wochenverlauf. Dafür sprechen auch Nachrichten aus der Ost-Ukraine, wo es am Wochenende zu pro-russischen Kundgebungen und analog zur Krim zu Forderungen eines Referendums für einen Beitritt zu Russland gekommen ist. Eine in diesem Falle mögliche Verschärfung der Sanktionen des Westens, welche auch die russischen Öl- und Gaslieferungen betreffen, würden die Öl- und Gaspreise deutlich steigen lassen. Aktuell misst der Markt diesem Szenario eine geringe Wahrscheinlichkeit bei. Das Aufwärtspotenzial für die Preise dürfte durch die weiterhin reichliche Versorgung des Ölmarktes begrenzt werden, welche durch die drei Ölagenturen in dieser Woche erneut bestätigt werden dürfte.


Edelmetalle

Gold verteuerte sich am Freitag um 1,3% und handelt wieder knapp über der Marke von 1.300 USD je Feinunze. Der Preisanstieg erfolgte trotz solider US-Konjunkturdaten - im März wurden in den USA 192 Tsd. neue Stellen geschaffen - und entgegen des daraus folgenden Anstiegs des US-Dollars. Die US-Währung wertete gegenüber dem Euro auf ein 5-Wochenhoch auf. Offenbar hatten einige Marktteilnehmer am Goldmarkt noch bessere Daten erwartet. Ob sich der Preis allerdings über 1.300 USD halten kann, scheint fraglich. Denn die Gold-ETFs sehen sich weiteren Abflüssen gegenüber und haben allein in der letzten Woche 15,3 Tonnen verloren. Dies waren die bislang höchsten Wochenabflüsse in diesem Jahr.

Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben sich bei Gold weiter zurückgezogen. In der Woche zum 1. April haben sie ihre Netto-Long-Positionen die zweite Woche in Folge auf jetzt 91,5 Tsd. Kontrakte abgebaut - den niedrigsten Stand seit sechs Wochen.

Die physische Goldnachfrage scheint derzeit ebenfalls eher verhalten zu sein. Dies wird nicht nur an den US-Münzabsätzen deutlich. So hat beispielsweise die Türkei im März nur zwei Tonnen Gold importiert. Im ersten Quartal waren es nicht einmal zehn Tonnen. Dies dürfte auf die massive Abwertung der Türkischen Lira zurückzuführen sein, wodurch der Goldpreis in lokaler Währung gerechnet auf ein 15-Monatshoch gestiegen war. Im Dezember hatte die Türkei noch über 31 Tonnen Gold eingeführt.

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Industriemetalle

In Abwesenheit der chinesischen Händler - die chinesischen Märkte sind heute wegen eines Feiertages geschlossen - starten die Metallpreise verhalten in die neue Handelswoche. Die anderen asiatischen Aktienmärkte zeigen sich großteils schwach, was wohl auf die Stimmung der Marktteilnehmer drückt. Die Metalle konnten schon am Freitag von soliden US-Arbeitsmarktdaten nicht profitieren und wurden in ihrer Erholungsbewegung ausgebremst. Dies war wohl dem aufwertenden US-Dollar geschuldet.

Kupfer handelt daher am Morgen wieder knapp unter der Marke von 6.600 USD je Tonne. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 1. April ihre Netto-Short-Positionen bei Kupfer erstmals seit fünf Wochen leicht auf 19,7 Tsd. Kontrakte zurückgefahren und damit wohl zum Preisanstieg von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen.

Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihre bislang für 2014 optimistische Prognose zur Lage am globalen Nickelmarkt merklich nach unten revidiert. Sie erwartet nun einen Angebotsüberschuss von 50 Tsd. Tonnen (vormals 120 Tsd. Tonnen). Die Revision wird mit dem Exportverbot von Erzen in Indonesien und der damit verbundenen möglichen niedrigeren Produktion von Nickelroheisen in China begründet. Die globale Nickelproduktion dürfte daher 2014 im Vergleich zum Vorjahr nicht weiter zulegen. Die weltweite Nachfrage soll dagegen ausgehend von China um 6,8% wachsen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee legte am Freitag um fast 6% auf 185 US-Cents je Pfund zu. Infolge der Dürre in Brasilien im ersten Quartal hatte er Mitte März ein 2-Jahreshoch von über 2 USD je Pfund erreicht. Seither ließen leichte Regenfälle in Brasilien den Preis auf zwischenzeitlich nur noch gut 170 US-Cents je Pfund sinken. Für April werden weitere Regenfälle vorhergesagt. Allerdings kommen diese nun wohl zu spät, um für die diesjährige Ernte von Nutzen zu sein. Vielmehr besteht die Gefahr, dass sie die Ende April beginnende Ernte behindern und es durch erschwerte Trocknung der Bohnen zu Qualitätseinbußen kommt.

Die Schätzungen für die Erntemenge liegen weiterhin weit auseinander: Ein großer brasilianscher Exporteur prognostizierte jüngst 47-49 Mio. Sack. Das wäre eine recht moderate Einbuße gegenüber den 49,15 Mio. Sack, die die Prognosebehörde Conab für die letzte Ernte angibt. Die brasilianische Anbauervereinigung CNC schätzt dagegen nur 40,1-43,3 Mio. Sack. Im letzten Herbst machten noch Schätzungen von bis zu 60 Mio. Sack die Runde.

Auch die Robusta-Preise zogen um 3,4% auf 2.085 USD je Tonne an. Asiens drittgrößter Kaffeeproduzent Indien mit einem Produktionsanteil von 70% Robusta meldet wegen saisonunüblicher Regenfälle den ersten Ernterückgang seit 6 Jahren. Die Exporte sollen um 10% sinken. Dass die Robusta-Lagerbestände an der Börse in London in den vergangenen zwei Wochen um 23% gesunken sind, wirkte in die gleiche Richtung.




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