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Ukraine und Libyen im Fokus

08.04.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen wieder über 106 USD je Barrel. Die Preiserholung wurde gestern nur kurzzeitig durch schwache Aktienmärkte unterbrochen. In Libyen bereiten sich die beiden wieder geöffneten Ölhäfen auf die ersten Beladungen von Öltankern vor. Im Hafen von Zueitina soll damit Anfang kommender Woche begonnen werden. Im Hafen von Hariga soll es dagegen bis zu zwei Wochen dauern, bis erste Beladungen stattfinden können. Die beiden Häfen haben eine Exportkapazität von insgesamt 200 Tsd. Barrel pro Tag. Das ist weniger als das Angebot, welches durch die anhaltenden Proteste auf dem El Sharara-Ölfeld im Westen des Landes derzeit fehlt.

Die beiden größeren Ölhäfen mit einer täglichen Exportkapazität von insgesamt 500 Tsd. Barrel werden frühestens Ende des Monats öffnen, so dass erst im Mai mit einem nennenswerten Anstieg der Öllieferungen aus Libyen zu rechnen ist. Auch angesichts dessen sieht Kuwait keine Veranlassung, dass die OPEC bei ihrer Sitzung im Juni eine Änderung ihrer Förderpolitik beschließen muss.

Beunruhigende Nachrichten kommen weiterhin aus der Ostukraine. Dort fordern pro-russische Separatisten immer unverblümter eine Abspaltung von der Ukraine und einen Anschluss an Russland. Die Ukraine beschuldigt Russland, diese Spannungen zu schüren. Eine weitere Eskalation der Lage würde die Spannungen zwischen Russland und dem Westen verstärken und könnte eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland zur Folge haben. Noch scheint der Markt dem nur eine geringe Wahrscheinlichkeit beizumessen. Umso stärker wäre die Preisreaktion, sollte es tatsächlich zu Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor kommen.


Edelmetalle

Schwache Aktienmärkte und die geopolitischen Spannungen in der Ukraine haben dem Goldpreis Auftrieb gegeben, sodass dieser heute früh wieder über 1.300 USD je Feinunze notiert, nachdem Gold gestern noch unter dieser Marke geschlossen hatte. Der jüngste Preisanstieg scheint jedoch stark durch spekulativ orientierte Anleger getrieben zu sein: Dafür sprechen zum Indizien einer schwachen physischen Nachfrage aus China. Diese Entwicklung lässt sich zumindest teilweise auf die Wertverluste des Chinesischen Yuan zurückführen, der im Februar und März den stärksten Monatsverlust seit der Flexibilisierung im Jahr 2005 verzeichnete und damit den Goldpreis in lokaler Währung merklich steigen ließ.

Darüber hinaus fuhren die chinesischen Banken ihre Nachfrage angesichts negativer physischer Prämien zurück. Aufschluss hierüber werden die Goldimporte via Hongkong geben, welche in ca. zwei Wochen veröffentlicht werden. Zum anderen gab es gestern bei den Gold-ETFs keinerlei Zuflüsse, sodass auch hiervon der Preis nicht unterstützt wurde. Gering ausfallende Inflationsraten sollten sich in nächster Zeit ebenfalls bremsend auf den Goldpreis auswirken. Im Schlepptau von Gold zog auch der Silberpreis gestern an und sprang am Morgen über die 20 USD-Marke.

Währenddessen verzeichnete der weltgrößte Platin-ETF NewPlat aus Südafrika am Freitag den stärksten Tageszufluss seit einem Monat. In der Folge stiegen dessen Gesamtbestände erstmals über die Marke von 1 Mio. Unzen. Der Platinpreis dürfte zudem durch den andauernden Streik in der südafrikanischen Platinindustrie unterstützt bleiben.

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Industriemetalle

Die chinesischen Aktienmärkte stemmen sich heute gegen den (schwachen) allgemeinen Trend und steigen um bis zu 2% an. Wir sehen den Hauptgrund in der Hoffnung auf Stützungsmaßnahmen der Regierung, falls sich die Wirtschaft weiter abkühlt. Davon dürften die Industriemetalle und hier vor allem Kupfer profitieren. Übermorgen wird die Handelsstatistik vorgelegt, die im Februar überraschend das höchste Handelsbilanzdefizit seit zwei Jahren gezeigt hat. Die März-Zahlen werden nicht mehr durch das Neujahresfest verzerrt und dürften bei den Industriemetallen eine eher schwache Importdynamik zeigen.

Die Situation bei Aluminium nimmt immer mehr aberwitzige Züge an, nachdem das Hohe Gericht in London Ende März die von der LME geplante Änderung der Lagerhausregeln gekippt hat. Die Anzahl gekündigter Lagerscheine, sog. cancelled warrants, ist in nur eineinhalb Wochen nach der Gerichtsentscheidung um über 350 Tsd. Tonnen bzw. 14% nach oben geschnellt. Mittlerweile sind knapp 2,9 Mio. Tonnen bzw. 54% von den insgesamt 5,35 Mio. Tonnen dadurch "gebunden" und nicht verfügbar. Für die meisten Aluminiumkunden ist die aktuelle Situation wenig erfreulich, weil die LME-Preise nicht mehr repräsentativ für physische Geschäfte sind und dadurch die Absicherung über LME kaum möglich ist. Die LME will daher in Kürze auch Kontrakte für die physischen Prämien anbieten. Wir sehen das auch als Reaktion auf die baldige Einführung der physisch lieferbaren Aluminium-Kontrakte an der COMEX durch die CME.


Agrarrohstoffe

Der eigentlich für gestern angekündigte erste nationale Bericht des Jahres 2014 über die Entwicklung der US-Ackerfrüchte und den Aussaatfortschritt (Crop Progress Report) wurde auf heute verschoben. Im letzten Bericht des Jahres 2013 Ende November fielen nur 8% der Winterweizenpflanzen in die schlechtesten beiden Kategorien, dagegen 62% in die beiden besten Kategorien. Für den mit Abstand wichtigsten US-Anbaustaat Kansas lauteten die jeweiligen Bewertungen 4% bzw. 63%. Dort haben sich über den Winter bis heute die Bewertungen zu 27% bzw. 29% verschlechtert.

Andere Staaten meldeten ebenfalls starke Verschlechterungen. Eine starke Eintrübung auch auf nationaler Ebene würde daher nicht überraschen. Vor einem Jahr war die Bewertung in Kansas ähnlich mäßig. Damals lagen jeweils 31% der Winterweizenpflanzen in den beiden besten und den beiden schlechtesten Kategorien. Damit war die Qualität der Pflanzen merklich schlechter als in der Saison 2012/13 und die Winterweizenernte 2013/14 trotz einer etwas größeren Fläche folglich geringer ausgefallen. Denn die Erträge bei der Winterweizenart Hard Red Winter Wheat, die über die Hälfte der gesamten Weizenfläche der USA ausmacht, waren 10% unter dem Vorjahr geblieben.

Zudem war ein höherer Anteil der ursprünglich bestellten Fläche nicht zur Ernte gekommen. Der vom USDA für alle Weizenarten zusammen im Erntejahr 2014/15 erwartete marginale Produktionsanstieg könnte sich daher als zu optimistisch erweisen.




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