Neue Palladium-ETFs mit fulminantem Start
09.04.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise legten gestern um bis zu 1,5 USD zu. Brent handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel, WTI bei gut 102 USD je Barrel. Die Übergabe der beiden zu Wochenbeginn von den Rebellen freigegebenen ostlibyschen Ölhäfen an reguläres Sicherheitspersonal scheint sich zu verzögern. Hinzu kommt, dass sich die Belegschaft eines der beiden Ölhäfen einem Generalstreik in Bengasi angeschlossen hat. Die staatliche Ölgesellschaft NOC hat bislang "Force Majeure" für die beiden Ölhäfen noch nicht aufgehoben. Dies unterstützt die Ölpreise ebenso wie die weitere Zuspitzung der Lage in der Ostukraine.
Die USA machen Russland für die Unruhen und die Besetzung von Regierungsgebäuden in ostukrainischen Städten durch pro-russische Separatisten verantwortlich, um eine Abspaltung der Region von der Ukraine und einen Anschluss an Russland nach dem Vorbild der Krim zu erreichen. Sollte der Westen darauf mit Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor reagieren, hätte dies schwerwiegende Auswirkungen auf das Angebot und damit auch auf die Preise.
In dem Maße wie der Markt dem eine steigende Wahrscheinlichkeit beimisst, steigen auch die Preise. Der laut API deutliche Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,1 Mio. Barrel hatte dagegen keine Auswirkungen auf die Preise. Denn der Lageraufbau war auf einen Sonderfaktor zurückzuführen. Durch die Wiederöffnung eines vorübergehend geschlossenen Schifffahrtsweges an der US-Golfküste kam es zu einem deutlichen Anstieg der Importe. Aus diesem Grund dürften auch die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums einen kräftigen Anstieg der US-Rohölvorräte zeigen.
Edelmetalle
Gold hat gestern die Marke von 1.300 USD je Feinunze zurückerobert. Die jüngste Abschwächung der Aktienmärkte und des US-Dollar, die Unruhen in der Ukraine sowie der Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke selbst unterstützen den Anstieg. Auch scheint sich die physische Nachfrage in China zu beleben: Gold in Shanghai handelt nach langer Zeit erstmals wieder mit einem Aufschlag zum Kassakurs.
Bei Palladium dürfte der Erfolg der physisch besicherten ETFs in Südafrika deutlich zu einer Angebotseinengung beitragen. Per letzten Freitag haben die zwei neuen ETFs 113 Tsd. Unzen Palladium eingesammelt. Angesichts der hohen Handelsvolumina in den letzten Tagen sollte man davon ausgehen, dass die südafrikanischen Anleger Ende dieser Woche dem Markt bereits 200 Tsd. Unzen "entzogen" haben werden. Zusätzlich erschwert die Situation, dass das Palladium für diese ETFs laut der Regeln der Zentralbank in Südafrika produziert werden muss.
Im Vorjahr stellte Südafrika mit 2,35 Mio. Unzen 37% der weltweiten Minenproduktion von Palladium. Der Angebotssituation bei Platin und Palladium dürfte sich zuletzt wegen der seit fast 11 Wochen anhaltenden Streiks in Südafrika einerseits und der starken Autonachfrage weltweit andererseits ohnehin auch ohne die neuen ETFs ziemlich angespannt haben. Sanktionen gegen Russland, den weltgrößten Palladiumproduzenten, würden in einer solchen Situation die Preise explodieren lassen.
Industriemetalle
Die Preise für Molybdän an der LME haben in den letzten Tagen stark angezogen. In nur zwei Wochen stiegen sie von 22.000 USD auf mittlerweile 26.000 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Juli 2012. Wir sehen einige Faktoren, die den Preisanstieg unterstützen. Denn die Grenz-produktionskosten in China, das rund 40% der Produktion und über 30% der Nachfrage stellt, liegen bei 26.000 USD (Roskill) bzw. sogar 29.000 USD je Tonne (CPM, Antaike).
Insofern zerrten die Preise, die im Vorjahr sogar unter 20.000 USD je Tonne gefallen waren, massiv an der Profitabilität der Primärmolybdänminen. Aber auch die Entwicklung des Pebble-Vorkommens in Alaska, bei dem Molybdän als Nebenprodukt bei der Produktion von Gold und Kupfer "abfallen" sollte, wird sich nach dem jüngst gemeldeten Rückzug von Rio Tinto verzögern. Das Projekt enthält Molybdän-Reserven von schätzungsweise über 1,5 Mio. Tonnen, während die weltweite Jahresproduktion bei ca. 270 Tsd. Tonnen liegt. Die Entscheidung von Rio Tinto sorgt also für Rückenwind bei Molybdän.
Auf der anderen Seite soll die Weltnachfrage in den nächsten Jahren um über 4-4,5% jährlich steigen und in China sogar über 7% p.a. Den Zeitpunkt des Preisanstiegs bei Molybdän kann man jedoch eher durch die Eigendynamik an der LME erklären. Hier stieg die Anzahl ausstehender Anteile von 2 vor einem Monat auf nun 25 Kontrakte a 6 Tonnen, was gepaart mit der Hoffnung auf konjunkturstützende Maßnahmen in China, dem schwächeren US-Dollar und dem zuletzt starken Rückgang der LME-Lagerbestände zum Preisanstieg beiträgt. Trotz der kleinen Größe des LME-Molybdänmarktes nutzen ihn bereits einige wichtige Marktteilnehmer als Benchmark.
Agrarrohstoffe
Das US-Landwirtschaftsministerium meldete auf nationaler Ebene eine deutliche Verschlechterung des Zustands der Winterweizenpflanzen über den Winter hinweg. Der Weizenpreis reagierte allerdings kaum, da dies nicht mehr überraschend kam. Im letzten Bericht des Jahres 2013 Ende November waren 8% der Pflanzen in die schlechtesten beiden Kategorien eingeordnet worden, dagegen 62% in die beiden besten Kategorien. Nun haben sich die Verhältnisse zu 29% und 35% verschoben. Damit liegen sie quasi gleichauf mit den ebenfalls unbefriedigenden Vorjahresbewertungen.
Unterdurchschnittliche Niederschläge erhöhen die Gefahr, dass bei den Ernteerwartungen für Weizen im Erntejahr 2014/15 Abstriche gemacht werden müssen. Neben den USA ist es in Teilen Osteuropas - wie Rumänien, aber auch in der Ukraine - zu trocken. Auch in Deutschland sind laut einem Wetterdienst in den letzten 60 Tagen nur 36% des normalen Niederschlages gefallen. An 57 Tagen war es für die Jahreszeit zu warm. Noch gehen die Meinungen zur EU-Weizenernte 2014 auseinander. Mit anhaltender Trockenheit wird eine eher kritische Sicht wahrscheinlicher, wie sie der Getreideverband Coceral vertritt, der mit einem leichten Rückgang bei der EU-Weichweizenernte rechnet. Optimistischer ist derzeit noch die EU-Kommission, die ein Plus von 0,9% erwartet, allerdings bei einer um 2,8% höheren Fläche als 2013/14.
Die Ölpreise legten gestern um bis zu 1,5 USD zu. Brent handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel, WTI bei gut 102 USD je Barrel. Die Übergabe der beiden zu Wochenbeginn von den Rebellen freigegebenen ostlibyschen Ölhäfen an reguläres Sicherheitspersonal scheint sich zu verzögern. Hinzu kommt, dass sich die Belegschaft eines der beiden Ölhäfen einem Generalstreik in Bengasi angeschlossen hat. Die staatliche Ölgesellschaft NOC hat bislang "Force Majeure" für die beiden Ölhäfen noch nicht aufgehoben. Dies unterstützt die Ölpreise ebenso wie die weitere Zuspitzung der Lage in der Ostukraine.
Die USA machen Russland für die Unruhen und die Besetzung von Regierungsgebäuden in ostukrainischen Städten durch pro-russische Separatisten verantwortlich, um eine Abspaltung der Region von der Ukraine und einen Anschluss an Russland nach dem Vorbild der Krim zu erreichen. Sollte der Westen darauf mit Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor reagieren, hätte dies schwerwiegende Auswirkungen auf das Angebot und damit auch auf die Preise.
In dem Maße wie der Markt dem eine steigende Wahrscheinlichkeit beimisst, steigen auch die Preise. Der laut API deutliche Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,1 Mio. Barrel hatte dagegen keine Auswirkungen auf die Preise. Denn der Lageraufbau war auf einen Sonderfaktor zurückzuführen. Durch die Wiederöffnung eines vorübergehend geschlossenen Schifffahrtsweges an der US-Golfküste kam es zu einem deutlichen Anstieg der Importe. Aus diesem Grund dürften auch die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums einen kräftigen Anstieg der US-Rohölvorräte zeigen.
Edelmetalle
Gold hat gestern die Marke von 1.300 USD je Feinunze zurückerobert. Die jüngste Abschwächung der Aktienmärkte und des US-Dollar, die Unruhen in der Ukraine sowie der Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke selbst unterstützen den Anstieg. Auch scheint sich die physische Nachfrage in China zu beleben: Gold in Shanghai handelt nach langer Zeit erstmals wieder mit einem Aufschlag zum Kassakurs.
Bei Palladium dürfte der Erfolg der physisch besicherten ETFs in Südafrika deutlich zu einer Angebotseinengung beitragen. Per letzten Freitag haben die zwei neuen ETFs 113 Tsd. Unzen Palladium eingesammelt. Angesichts der hohen Handelsvolumina in den letzten Tagen sollte man davon ausgehen, dass die südafrikanischen Anleger Ende dieser Woche dem Markt bereits 200 Tsd. Unzen "entzogen" haben werden. Zusätzlich erschwert die Situation, dass das Palladium für diese ETFs laut der Regeln der Zentralbank in Südafrika produziert werden muss.
Im Vorjahr stellte Südafrika mit 2,35 Mio. Unzen 37% der weltweiten Minenproduktion von Palladium. Der Angebotssituation bei Platin und Palladium dürfte sich zuletzt wegen der seit fast 11 Wochen anhaltenden Streiks in Südafrika einerseits und der starken Autonachfrage weltweit andererseits ohnehin auch ohne die neuen ETFs ziemlich angespannt haben. Sanktionen gegen Russland, den weltgrößten Palladiumproduzenten, würden in einer solchen Situation die Preise explodieren lassen.
Industriemetalle
Die Preise für Molybdän an der LME haben in den letzten Tagen stark angezogen. In nur zwei Wochen stiegen sie von 22.000 USD auf mittlerweile 26.000 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Juli 2012. Wir sehen einige Faktoren, die den Preisanstieg unterstützen. Denn die Grenz-produktionskosten in China, das rund 40% der Produktion und über 30% der Nachfrage stellt, liegen bei 26.000 USD (Roskill) bzw. sogar 29.000 USD je Tonne (CPM, Antaike).
Insofern zerrten die Preise, die im Vorjahr sogar unter 20.000 USD je Tonne gefallen waren, massiv an der Profitabilität der Primärmolybdänminen. Aber auch die Entwicklung des Pebble-Vorkommens in Alaska, bei dem Molybdän als Nebenprodukt bei der Produktion von Gold und Kupfer "abfallen" sollte, wird sich nach dem jüngst gemeldeten Rückzug von Rio Tinto verzögern. Das Projekt enthält Molybdän-Reserven von schätzungsweise über 1,5 Mio. Tonnen, während die weltweite Jahresproduktion bei ca. 270 Tsd. Tonnen liegt. Die Entscheidung von Rio Tinto sorgt also für Rückenwind bei Molybdän.
Auf der anderen Seite soll die Weltnachfrage in den nächsten Jahren um über 4-4,5% jährlich steigen und in China sogar über 7% p.a. Den Zeitpunkt des Preisanstiegs bei Molybdän kann man jedoch eher durch die Eigendynamik an der LME erklären. Hier stieg die Anzahl ausstehender Anteile von 2 vor einem Monat auf nun 25 Kontrakte a 6 Tonnen, was gepaart mit der Hoffnung auf konjunkturstützende Maßnahmen in China, dem schwächeren US-Dollar und dem zuletzt starken Rückgang der LME-Lagerbestände zum Preisanstieg beiträgt. Trotz der kleinen Größe des LME-Molybdänmarktes nutzen ihn bereits einige wichtige Marktteilnehmer als Benchmark.
Agrarrohstoffe
Das US-Landwirtschaftsministerium meldete auf nationaler Ebene eine deutliche Verschlechterung des Zustands der Winterweizenpflanzen über den Winter hinweg. Der Weizenpreis reagierte allerdings kaum, da dies nicht mehr überraschend kam. Im letzten Bericht des Jahres 2013 Ende November waren 8% der Pflanzen in die schlechtesten beiden Kategorien eingeordnet worden, dagegen 62% in die beiden besten Kategorien. Nun haben sich die Verhältnisse zu 29% und 35% verschoben. Damit liegen sie quasi gleichauf mit den ebenfalls unbefriedigenden Vorjahresbewertungen.
Unterdurchschnittliche Niederschläge erhöhen die Gefahr, dass bei den Ernteerwartungen für Weizen im Erntejahr 2014/15 Abstriche gemacht werden müssen. Neben den USA ist es in Teilen Osteuropas - wie Rumänien, aber auch in der Ukraine - zu trocken. Auch in Deutschland sind laut einem Wetterdienst in den letzten 60 Tagen nur 36% des normalen Niederschlages gefallen. An 57 Tagen war es für die Jahreszeit zu warm. Noch gehen die Meinungen zur EU-Weizenernte 2014 auseinander. Mit anhaltender Trockenheit wird eine eher kritische Sicht wahrscheinlicher, wie sie der Getreideverband Coceral vertritt, der mit einem leichten Rückgang bei der EU-Weichweizenernte rechnet. Optimistischer ist derzeit noch die EU-Kommission, die ein Plus von 0,9% erwartet, allerdings bei einer um 2,8% höheren Fläche als 2013/14.