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Mehr Schokohasen zu Ostern

17.04.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Über die Gründe hinter dem jüngsten Preisanstieg bei WTI und der Annäherung an den Brentölpreis kann man rätseln. Waren es die fallenden Rohöllagerbestände in Cushing, die sich mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2009 befinden? Oder stützt die Schwäche des US-Dollar, der auch gestern von der Rede der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen eher Gegenwind bekam? Womöglich hat der Preisanstieg über 100 USD je Barrel selbst Anschlusskäufe ausgelöst? Das sind alles mögliche Erklärungen. Jedenfalls waren es nicht die fundamentalen Bedingungen am US-Rohölmarkt, der "überzulaufen" droht.

Laut DOE sind die US-Rohöllagerbestände in der Vorwoche um über 10 Mio. Barrel gestiegen. Allein die PADD III-Bestände an Rohöl an der US-Golfküste sind um über 5 Mio. Barrel auf einen Rekordstand von über 207 Mio. Barrel angeschwollen. Man könnte meinen, dass sich der WTI-Handel Richtung Küste verschiebt, weil gleichzeitig die Preisdifferenz zwischen WTI und Light Louisiana Sweet LLS nahezu verschwunden ist. Klar ist zwar, dass die Pipelines nun das Problem des "landumschlossenen" WTI gelöst haben. Solange jedoch der 39-Jahre alte Energy Policy and Conservation Act die US-Rohölexporte verbietet und keine neuen großen Raffinerien an der US-Golfküste entstehen, dürfte WTI weiter mit Abschlag zu Brent handeln.

Wir rechnen u.a. wegen der Krise in der Ukraine eher mit einer Ausweitung. Der Brentölmarkt sieht offensichtlich die aktuelle Situation gelassen und rechnet nicht mit einem Rückgang der russischen Exporte. Wir halten jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation des Konflikts und damit verbundener Wirtschaftssanktionen gegen Russland für relativ hoch.

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Edelmetalle

In der südafrikanischen Platinminenindustrie wird mittlerweile seit zwölf Wochen gestreikt. Eigenen Angaben zufolge verlieren die betroffenen Minenunternehmen täglich 9.900 Unzen an Platinproduktion. Unter der Annahme, dass für gewöhnlich sieben Tage die Woche in den Minen gearbeitet wird, sind den Unternehmen dadurch mehr als 830 Tsd. Unzen an Produktion entgangen. Die Unternehmen sprechen daher von Umsatzverlusten in Höhe von rund 13,5 Mrd. ZAR (entspricht knapp 1,3 Mrd. USD).

Die Arbeiter mussten wiederum bislang auf Löhne im Umfang von fast 6 Mrd. ZAR (rund 560 Mio. USD) verzichten. Auch wenn sich beide Parteien heute zu neuen Gesprächen treffen wollen, scheint ein Ende des Streiks nicht in Sicht. Unter den Arbeitern mehren sich aber die Stimmen, die eine baldige Einigung fordern. Dem aktuell knappen Angebot an Platin und Palladium steht eine starke Nachfrage gegenüber - zum einen aus der Automobilindustrie, zum anderen seitens der ETFs. So wurden in Europa im März 1,49 Mio. Autos neu zugelassen, so viele wie seit zwei Jahren nicht mehr.

In China erreichten die Autoabsätze im letzten Monat mit 1,71 Mio. Einheiten den höchsten März-Wert überhaupt. Den Platin-ETFs sind seit Streikbeginn am 23. Januar 159 Tsd. Unzen zugeflossen, den Palladium-ETFs sogar 299 Tsd. Unzen. Darin enthalten sind die beiden kürzlich in Südafrika neu aufgelegten Palladium-ETFs, die aktuell zusammen Bestände von 350 Tsd. Unzen aufweisen. Dies entspricht 15% der jährlichen südafrikanischen Palladiumminenproduktion.


Industriemetalle

Wie der Datenanbieter Shanghai Metals Market (SMM) diese Woche berichtete, hat das staatliche Reservenbüro Chinas mit einigen Unternehmen ein Abkommen getroffen, sog. Seltene Erden zum Aufbau von Staatsreserven zu kaufen. Die Kaufpreise sollen dabei laut SMM mindestens 10% über den Marktpreisen liegen. Zuvor hatte schon das staatliche Research-Institut Antaike gemeldet, dass China die Kontrolle über seine Exporte von Seltenen Erden verstärken dürfte. So könnte China relativ leicht neue Regularien für die heimische Minen- und Verarbeitungsindustrie sowie den Handel einführen.

Konkrete Maßnahmen könnten dabei die Erhöhung von Steuern in der Bergbauindustrie und die Anhebung der Lizenzgebühren für Exporte sowie der Aufbau strategischer Reserven ebenso wie die Einführung verschärfter Umweltstandards sein. China reagiert damit auf ein Urteil der Welthandelsorganisation (WTO), wonach die jetzigen Exportrestriktionen des Landes (Zölle, Ausfuhrquoten, begrenzte Anzahl an Unternehmen, die Seltene Erden ausführen dürfen) gegen die Welthandelsregeln verstoßen. Die USA, die EU und Japan hatten Mitte 2012 eine entsprechende Klage bei der WTO eingereicht. Gegen das Urteil hat China heute Berufung eingelegt. Das Land war 2001 der WTO beigetreten und ist seitdem an deren Handelsregeln gebunden. Gemäß Daten der US-Geologiebehörde stand China 2013 für 91% der weltweiten Produktion von Seltenen Erden und nahm damit quasi eine Monopolstellung ein.


Agrarrohstoffe

Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) ist die Produktion von Schokohasen mit 206 Mio. Stück (à 100 Gramm) in dieser Saison ggü. dem Vorjahr um 8,4% gestiegen. Das läge vor allem am Osterfest, das dieses Jahr fast einen Monat später stattfindet. Noch kann man die stärkere Nachfrage nicht in den Vermahlungszahlen des Europäischen Kakaoverbandes ECA erkennen, die im 1. Quartal um lediglich 0,4% ggü. Vorjahr anzogen. Berücksichtigt man die geringe Vergleichsbasis - im 1. Quartal 2013 fielen die Vermahlungen um 3,9% ggü. Vorjahr - und die guten Vermahlungszahlen ab dem 2. Quartal 2013, scheint die angepeilte Prognose der Weltkakaoorganisation ICCO von 2,7% Wachstum für die EU in der laufenden Saison (Okt. 2013-Sep. 2014) ambitioniert.

Die EU verantwortet über 35% der weltweiten Kakaoverarbeitung, weshalb der verhaltene Nachfrageanstieg die Preise belasten dürfte. Die Kakaonotierungen in London und New York sind bereits von ihren Mitte März erreichten Mehrjahreshochs zurückgekommen. Auch die gestrigen Vermahlungszahlen für Asien (Malaysia, Indonesien, Singapur) zeigten für das 1. Quartal mit 3,7% ggü. Vorjahr verhaltenes Wachstum. Heute Nachmittag wird der nordamerikanische Verband der Süßwarenhersteller NCA seine Zahlen vorlegen, die auch Enttäuschungspotenzial besitzen. Nichtsdestotrotz bleibt der globale Kakaomarkt in diesem Jahr wohl defizitär, was zusammen mit dem drohenden El Niño-Phänomen die Preise vor einem stärkeren Preisverfall schützt.




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