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Achterbahnfahrt bei Edelmetallen

25.04.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis reagierte auf die Zuspitzung des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland mit einem Anstieg auf mehr als 110 USD je Barrel. Die ukrainische Führung hat eine Offensive gegen die pro-russischen Separatisten im Osten des Landes gestartet. Russland verstärkte seine Truppen an der Grenze zur Ukraine und hält dort ein Militärmanöver ab. Die USA erwägen daraufhin eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Das Hochschaukeln des Konflikts und die gegenseitigen Schuldzuweisungen machen eine schnelle Lösung der Krise unwahrscheinlich. Folglich bleibt der Brentölpreis gut unterstützt, da Unterbrechungen der Öl- und Gaslieferungen aus Russland im Falle einer weiteren Eskalation nicht mehr ausgeschlossen werden können.

Auch in Libyen bleibt die Lage schwierig. Die Rebellen haben damit gedroht, die beiden größeren Ölhäfen Ras Lanuf und Es Sider nicht zu öffnen, falls die Regierung nicht die Bedingungen der getroffenen Vereinbarung erfüllt. Diese sehen unter anderem die Zahlung von Löhnen an die Rebellen vor. Ohne die beiden wichtigsten Exporthäfen bleibt das libysche Ölangebot stark eingeschränkt. Dieses liegt derzeit mit 225 Tsd. Barrel pro Tag nur unwesentlich höher als vor der erzielten Vereinbarung.

Laut US-Energiebehörde EIA lagen die globalen freien Produktionskapazitäten im März und April bei 2,1 Mio. Barrel pro Tag. Das sind zwar 200 Tsd. Barrel pro Tag mehr als im Januar und Februar, allerdings 500 Tsd. Barrel pro Tag weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Der Puffer im Falle weiterer Angebotsausfälle ist somit nicht allzu groß.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise sind gestern Achterbahn gefahren. Zur Mittagszeit gaben Gold und vor allem Silber zunächst merklich nach. Gold markierte kurzzeitig ein 2½-Monatstief von weniger als 1.270 USD je Feinunze, Silber rutschte erstmals seit Ende Dezember vorübergehend unter die Marke von 19 USD je Feinunze. Kurz zuvor hatte EZB-Präsident Draghi einer monetären Lockerung der EZB-Politik einen Dämpfer erteilt. Dies spricht zwar für einen festeren Euro, der die Edelmetallpreise unterstützen sollte. Offenbar überwog bei den Marktteilnehmern aber die Meinung, dass dadurch weniger Liquidität in den Markt gepumpt werden dürfte. Im weiteren Handelsverlauf kam es dann zu einer massiven Gegenbewegung, die Gold bis auf annähernd 1.300 USD und Silber auf fast 20 USD katapultierte.

Russlands Präsident Putin hatte neue Militärmanöver an der Grenze zur Ukraine angekündigt. Zudem machten Gerüchte die Runde, dass es in Moskau eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz geben könnte, die sich schlussendlich nicht bestätigten. Die starken Preisschwankungen bei Gold und Silber gingen mit hohen Handelsvolumina an der Terminbörse COMEX einher. Vor allem bei Silber wurden gestern mit 130 Tsd. Kontrakten doppelt so viele Futures gehandelt wie in den Tagen zuvor, was auf spekulativ und technisch orientierte Investoren hindeutet. Die hohe Volatilität könnte aber physische Käufer abschrecken, was die Preise kurzfristig belasten würde.

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Industriemetalle

Der Kupferpreis ist gestern um 1,2% auf ein 7-Wochenhoch von 6.775 USD je Tonne gestiegen und hat sich damit von seinem Mehrjahrestief Mitte März mittlerweile merklich erholt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte kürzlich einen Bericht veröffentlicht, wonach das Staatliche Reservenbüro (SRB) Chinas in den letzten Wochen große Mengen Kupfer gekauft hat.

Reuters beruft sich dabei auf verschiedene Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Demnach hat das SRB zwischen Mitte März und Mitte April rund 200 Tsd. Tonnen Kupfer aufgekauft. Dabei handelte es sich aber nicht um neue Käufe am Markt, sondern um Vorräte, die schon in chinesischen Zolllägern vorhanden waren und bis Ende Juni in staatliche Lagerhäuser überführt werden sollen. Verkäufer waren in erster Linie Banken, die nach dem Auslaufen von Finanztransaktionen entsprechend hohe Kupferbestände horteten. Die letzten Käufe sind zusätzlich zu den bis Januar vom SRB importierten 300 Tsd. Tonnen Kupfer zu sehen.

Den Quellenangaben zufolge verfolgt das SRB einen Plan, wonach die staatlichen Kupfervorräte bis Ende 2015 auf 2 Mio. Tonnen aufgebaut werden sollen. Das SRB hat sich demnach auch das Ziel gesetzt, Kupfer bei Preisen unterhalb von 7.000 USD je Tonne zu kaufen und die Käufe unterhalb von 6.600 USD zu intensivieren. Die SRB-Käufe sollten den Kupferpreis in den kommenden Monaten klar unterstützen - vor allem wenn sie direkt am Markt erfolgen.


Agrarrohstoffe

Die Zuspitzung des Konflikts in der Ostukraine lässt auch die Weizenpreise steigen. Denn die Ukraine und Russland stellen zusammen ca. 20% der weltweiten Weizenexporte. Der Weizenpreis an der CBOT erreichte daraufhin gestern zwischenzeitlich mit 695 US-Cents je Scheffel ein Wochenhoch und steigt heute den vierten Tag in Folge. Ebenfalls preisunterstützend sind Sorgen vor einem Rückgang der Ernteerträge in den USA aufgrund des anhaltend trockenen Wetters in wichtigen Weizenanbaugebieten. Laut US Drought Monitor hat sich die Trockenheit in der letzten Woche auf 38,4% des US-Staatsgebietes ausgeweitet. Betroffen von der Verschlechterung waren unter anderem die nördlichen und südlichen Plains. Allerdings soll es in den kommenden Tagen in Nebraska, Kansas und Okahoma regnen, was zu einer Verbesserung der Wachstumsbedingungen führen sollte.

Der US-Maispreis profitierte gestern von der Nachricht der höchsten Wochenlieferung seit mindestens 24 Jahren. Laut US-Landwirtschaftsministerium wurden in der Woche zum 17. April mehr als 1,6 Mio. Tonnen Mais für den Export verladen. Das ist das höchste Exportvolumen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990. Die hohen Lieferungen sind umso erstaunlicher, da China weitere Exportaufträge von 54 Tsd. Tonnen storniert hat, womit sich die Stornierungen seit November auf mehr als 1 Mio. Tonnen belaufen. Offensichtlich führen Lieferschwierigkeiten im zweitwichtigsten Exportland Brasilien und die politische Unsicherheit im drittwichtigsten Exportland Ukraine aber zu anderweitigen Käufen von US-Mais.




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