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China überrascht mit robusten Rohstoffimporten im April

08.05.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen wenig verändert bei 108 USD je Barrel, nachdem er gestern um ca. 1 USD gestiegen ist. Brent profitiert dabei von Nachrichten aus Libyen. Dort haben die Rebellen die Gespräche über die Öffnung der zwei größten Ölhäfen des Landes abgebrochen und zudem mit der neuerlichen Besetzung der beiden schon geöffneten Ölhäfen gedroht. Grund hierfür ist, dass die Rebellen den neugewählten libyschen Ministerpräsidenten Maiteeq nicht anerkennen und der Regierung in Tripolis die Nichterfüllung der Bedingungen des Anfang April erzielten Abkommens vorwerfen.

Dem weiterhin beeinträchtigten Ölangebot aus Libyen steht eine leichte Entspannung des Konflikts in der Ostukraine entgegen. Der russische Präsident Putin hat die Separatisten dazu aufgerufen, das für Sonntag geplante Referendum zu verschieben. Das US-Energieministerium berichtete einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände, welcher mit einem erneuten kräftigen Lagerabbau in Cushing und erstmals seit Ende März auch mit einem Abbau der Ölvorräte an der US-Golfküste einherging. Dies gab dem WTI-Preis Auftrieb, welcher auf knapp 101 USD je Barrel stieg.

China hat im April wieder deutlich mehr Rohöl importiert. Die Rohölimporte stiegen laut Angaben der chinesischen Zollbehörde um 22% gegenüber dem Vormonat auf ein Rekordniveau von 6,78 Mio. Barrel pro Tag. In den ersten vier Monaten lagen die Rohöleinfuhren 11,5% über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Die rekordhohen Käufe im April dürften die zugrundeliegende Nachfrage allerdings überzeichnen. Ein beträchtlicher Teil dürfte in den Lageraufbau gegangen sein. Von daher ist in den kommenden Monaten mit etwas geringeren Ölimporten zu rechnen.

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Edelmetalle

Unerwartete Nachrichten aus Russland (siehe Energie) haben gestern zu deutlichen Verlusten an den Edelmetallmärkten geführt. Gold rutschte klar unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze. Dabei wurden Aussagen der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen vor einem Ausschuss des US-Kongresses vom Markt ignoriert. Yellens Statement enthielt aber auch keine Neuigkeiten in Bezug auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank. Heute findet die EZB-Sitzung statt, auf der EZB-Präsident Mario Draghi Farbe bekennen muss. Sollte es im Rahmen der Pressekonferenz zu einer Reaktion bei EUR-USD kommen, dürfte dies auch den Goldpreis bewegen.

Am stärksten unter Druck stand gestern Palladium, das erstmals seit Ende April wieder unter die Marke von 800 USD je Feinunze fiel. Durch die Signale von Russlands Präsident Putin sind offenbar die Sorgen über Angebotsausfälle zumindest kurzfristig in den Hintergrund getreten. Russland war mit einem Marktanteil von 42% im letzten Jahr der weltweit größte Palladiumanbieter.

Das Angebot aus Russland wird am Markt wegen der robusten Nachfrage - aus der Industrie und zu Investmentzwecken - auch dringend benötigt. So sind die Bestände der Palladium-ETFs mit 2,7 Mio. Unzen erstmals seit Anfang September wieder höher als die Platin-ETF-Bestände, was vor allem auf die Einführung der beiden neuen Palladium-ETFs in Südafrika zurückzuführen ist.


Industriemetalle

Die Metallpreise machen heute Morgen einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder wett, nachdem China die Handelsbilanz für April veröffentlicht hat. Insgesamt betrachtet sind sowohl die Importe als auch die Exporte gemäß den Daten der Zollbehörde im Vorjahresvergleich entgegen den Erwartungen gestiegen. Die Kupfereinfuhren beliefen sich im letzten Monat auf 450 Tsd. Tonnen und waren damit 52% höher als im Vorjahr. Der Vorjahreswert war allerdings ungewöhnlich niedrig, so dass es sich hier auch um einen Basiseffekt handelte.

Dennoch haben die chinesischen Händler offenbar erneut die niedrigen Kupferpreise - das rote Metall verbilligte sich im März zwischenzeitlich um 10% und hat die Verluste bislang nur teilweise wieder aufgeholt - genutzt und opportunistisch Material gekauft. Ein Teil der Kupferkäufe dürfte daher nicht auf die reale Nachfrage zurückzuführen, sondern direkt in Lagerhäuser gegangen sein. Dabei muss es sich aber um Zollläger oder staatliche Läger handeln, denn die an der SHFE börsenerfassten Kupfervorräte wurden im April auf 104 Tsd. Tonnen nahezu halbiert.

Chinas Eisenerzimporte lagen im April mit 83,4 Mio. Tonnen 24% über dem Niveau des Vorjahres und markierten damit zugleich die zweithöchsten monatlichen Importe überhaupt. Auch hier wurden wohl die niedrigen Preise zu verstärkten Käufen genutzt, wobei die schon zuvor hohen Lagerbestände in den Häfen des Landes nur unwesentlich aufgebaut wurden.


Agrarrohstoffe

Die leichte Entspannung des Konflikts in der Ukraine sorgt für fallende Weizennotierungen an den Terminbörsen in Paris und Chicago. Europäischer Weizen verbilligte sich gestern um 2% auf 211 EUR je Tonne. Der Weizen-Kontrakt an der CBOT fiel zwischenzeitlich unter 730 US-Cents je Scheffel, machte die Verluste aber größtenteils wieder wett. Denn im Gegensatz zu Europa ist das Wetter in den USA für die Entwicklung der Winterweizenpflanzen alles andere als vorteilhaft. Dies spiegelt sich in einem schlechten Pflanzenzustand wider und dürfte morgen auch in einer niedrigeren US-Ernteschätzung seitens des US-Landwirtschaftsministeriums USDA resultieren.

Die Krise in der Ukraine dürfte sich in einer deutlich geringeren ukrainischen Maisernte bemerkbar machen. Laut einer Reuters-Umfrage soll die Ernte in diesem Jahr 25 Mio. Tonnen betragen und damit knapp 20% niedriger ausfallen als die Rekordernte vor einem Jahr. Der Internationale Getreiderat prognostiziert einen Rückgang um 13% auf 26,8 Mio. Tonnen. Das USDA veröffentlicht seine erste Schätzung morgen.

Eine geringere Maisernte in der Ukraine sollte dem europäischen Maispreis an der Liffe in Paris Auftrieb geben. Denn die Ukraine ist der wichtigste Maislieferant für die EU, welche ihren Maisbedarf nicht aus eignener Produktion decken kann und daher auf Importe angewiesen ist. Aufgrund des Verbots genmodifizierter Maissorten in der EU scheiden die meisten anderen Exportländer als alternative Anbieter aus.




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