Libyen vor teilweiser Rückkehr seines Ölangebots
13.05.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis handelt wenig verändert bei gut 108 USD je Barrel. Die Zuspitzung der Lage in der Ostukraine - die abtrünnige Provinz Donezk fordert nach dem Referendum einen Anschluss an Russland - wird durch Nachrichten aus Libyen neutralisiert. Dort stehen die Zeichen auf eine teilweise Rückkehr des Ölangebots, nachdem im Westen des Landes mit den Protestierenden eine Einigung erzielt wurde.
Im Zuge dessen kann auf drei Ölfeldern die Ölproduktion wieder aufgenommen werden. Darunter ist auch das zweitgrößte Ölfeld Libyens, El Sharara, mit einer täglichen Förderkapazität von 340 Tsd. Barrel. Der staatliche libysche Ölkonzern NOC rechnet damit, dass die Ölproduktion in Libyen bereits kurzfristig auf 500 Tsd. Barrel pro Tag steigen wird, was gegenüber dem derzeitigen Niveau einer Verdopplung entspricht. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die erzielte Einigung für längere Zeit Bestand hat.
Die Erfahrung der vergangenen Monate stimmt eher skeptisch. Für eine vollständige Normalisierung müsste zudem die anhaltende Blockade in den ostlibyschen Häfen Ras Lanuf und Es Sider beendet werden, welche eine Exportkapazität von insgesamt 500 Tsd. Barrel pro Tag haben. Die dortigen Rebellen zeigen dazu allerdings wenig Bereitschaft, da die Regierung die Bedingungen des Abkommens von Anfang April nicht erfüllt hat. Zudem lehnen die Rebellen den neuen Ministerpräsidenten als Verhandlungspartner ab.
Im Falle einer weiteren Normalisierung des libyschen Ölangebotes würde der Brentölpreis unter Druck geraten. Allerdings würde mit einem steigenden libyschen Ölangebot auch die Schwelle für weitreichendere EU-Sanktionen gegen Russland sinken, was gegen einen stärkeren Preisrückgang spricht.
Edelmetalle
Der Goldpreis überstieg gestern vorübergehend die Marke von 1.300 USD je Feinunze, allerdings gab es keine neuen Nachrichten, die diese Bewegung rechtfertigten. Im Fahrwasser von Gold verteuerte sich Silber überproportional. Während Silber seine gestrigen Gewinne größtenteils verteidigen konnte, hat Gold über Nacht sämtliche Gewinne bereits wieder abgegeben und handelt am Morgen bei rund 1.290 USD. Wir führen dies auf die sehr festen Aktienmärkte zurück - der Dow Jones Industrial Average zum Beispiel erreichte gestern ein neues Allzeithoch.
Auch meldete der SPDR Gold Trust, der weltweit größte Gold-ETF, für gestern erstmals seit Monatsbeginn wieder Abflüsse von 2,4 Tonnen. Die Platin- und Palladium-ETFs verzeichneten dagegen gestern Zuflüsse von 26 Tsd. bzw. 52 Tsd. Unzen - in beiden Fällen ist dies auf südafrikanische ETFs zurückzuführen.
Die Platinproduzenten in Südafrika versuchen weiterhin, den Streik unter Umgehung der Gewerkschaftsführung von AMCU zu beenden. Lonmin, der weltweit drittgrößte Platinproduzent, plant offenbar, Ende des Monats seine Minen wieder in Betrieb zu nehmen. Das Unternehmen will dafür zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um die Sicherheit der rückkehrwilligen Arbeiter zu gewährleisten. Für den Fall, dass die Produzenten ihr Vorhaben weiter verfolgen und sich direkt an die Arbeiter wenden, hat AMCU eine neue Eskalationsstufe angekündigt.
Industriemetalle
Verhaltene Konjunkturdaten in China - die Industrieproduktion und die Investitionen in Sachanlagen legten im April schwächer zu als erwartet - bremsen heute Morgen den Aufwind der Metallpreise. Hoffnungen auf konjunkturstimulierende Maßnahmen der chinesischen Regierung und Zentralbank hatten vor allem gestern den Industriemetallen merklichen Auftrieb gegeben.
Der LME-Industriemetallindex erreichte daraufhin mit 3.153 Punkten den höchsten Stand seit fast vier Monaten. Wegen der niedrigen Inflationsrate, welche im April nur bei 1,8% lag, besteht für die Regierung und Zentralbank in China Spielraum für Konjunkturmaßnahmen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es in absehbarer Zeit dazu kommen wird, denn dafür waren die Daten bislang nicht schwach genug.
Wie die LME gestern auf ihrer Internetseite veröffentlichte, erreichte die Wartezeit zur Auslieferung von Aluminium aus LME-Lagerhäusern in der holländischen Hafenstadt Vlissingen im April 748 Tage (107 Wochen). In Vlissingen liegen die weltweit größten LME-Aluminiumvorräte. In Detroit mussten Konsumenten 683 Tage (98 Wochen) auf das Leichtmetall warten. Dies zeigt die Notwendigkeit, dass das LME-Lagerhaltungssystem in seiner jetzigen Form reformiert werden muss. Ende März hatte die LME allerdings in ihren Bemühungen diesbezüglich vor Gericht einen Rückschlag erlitten, so dass sich am jetzigen System in absehbarer Zeit wohl nichts ändern wird.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 4-Wochentief von 90,5 US-Cents je Pfund gefallen. Die Saison 2014/15 soll nach Erwartung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA am globalen Baumwollmarkt den vierten Überschuss in Folge bringen. Er soll allerdings nur noch halb so hoch wie im laufenden Erntejahr ausfallen und weniger als eine Mio. Tonnen betragen. Die bereits stark gestiegenen internationalen Bestände, von denen allerdings über 60% in China lagern, dürften daher weiter anwachsen.
Durch Produktionsrückgänge in China und Indien, den größten Produzenten, soll die globale Ernte 2014/15 aber geringer ausfallen als 2013/14. Für die USA prognostiziert das USDA dagegen ein deutliches Plus, welches mit 12% allerdings nur noch gerade halb so hoch ausfallen soll wie auf der Outlook-Konferenz des USDA im Februar erwartet wurde. Damals war vor allem die zur Ernte kommende Fläche deutlich höher angenommen worden als in der aktuellen Prognose, in der der Anteil aufgegebener Fläche mit 24% so hoch angesetzt wird wie in den beiden Vorjahren.
Dies ist zwar weniger als der Rekord im Dürrejahr 2011, aber deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Grund dafür ist die Trockenheit im Südwesten der USA. Nach Einschätzung des USDA werden die chinesischen Baumwollimporte mit 1,8 Mio. Tonnen fast eine Million Tonnen unter dem Vorjahr bleiben, weil politisch eine stärkere Verwendung bereits im Land befindlicher Baumwolle gewünscht ist.
Der Brentölpreis handelt wenig verändert bei gut 108 USD je Barrel. Die Zuspitzung der Lage in der Ostukraine - die abtrünnige Provinz Donezk fordert nach dem Referendum einen Anschluss an Russland - wird durch Nachrichten aus Libyen neutralisiert. Dort stehen die Zeichen auf eine teilweise Rückkehr des Ölangebots, nachdem im Westen des Landes mit den Protestierenden eine Einigung erzielt wurde.
Im Zuge dessen kann auf drei Ölfeldern die Ölproduktion wieder aufgenommen werden. Darunter ist auch das zweitgrößte Ölfeld Libyens, El Sharara, mit einer täglichen Förderkapazität von 340 Tsd. Barrel. Der staatliche libysche Ölkonzern NOC rechnet damit, dass die Ölproduktion in Libyen bereits kurzfristig auf 500 Tsd. Barrel pro Tag steigen wird, was gegenüber dem derzeitigen Niveau einer Verdopplung entspricht. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die erzielte Einigung für längere Zeit Bestand hat.
Die Erfahrung der vergangenen Monate stimmt eher skeptisch. Für eine vollständige Normalisierung müsste zudem die anhaltende Blockade in den ostlibyschen Häfen Ras Lanuf und Es Sider beendet werden, welche eine Exportkapazität von insgesamt 500 Tsd. Barrel pro Tag haben. Die dortigen Rebellen zeigen dazu allerdings wenig Bereitschaft, da die Regierung die Bedingungen des Abkommens von Anfang April nicht erfüllt hat. Zudem lehnen die Rebellen den neuen Ministerpräsidenten als Verhandlungspartner ab.
Im Falle einer weiteren Normalisierung des libyschen Ölangebotes würde der Brentölpreis unter Druck geraten. Allerdings würde mit einem steigenden libyschen Ölangebot auch die Schwelle für weitreichendere EU-Sanktionen gegen Russland sinken, was gegen einen stärkeren Preisrückgang spricht.
Edelmetalle
Der Goldpreis überstieg gestern vorübergehend die Marke von 1.300 USD je Feinunze, allerdings gab es keine neuen Nachrichten, die diese Bewegung rechtfertigten. Im Fahrwasser von Gold verteuerte sich Silber überproportional. Während Silber seine gestrigen Gewinne größtenteils verteidigen konnte, hat Gold über Nacht sämtliche Gewinne bereits wieder abgegeben und handelt am Morgen bei rund 1.290 USD. Wir führen dies auf die sehr festen Aktienmärkte zurück - der Dow Jones Industrial Average zum Beispiel erreichte gestern ein neues Allzeithoch.
Auch meldete der SPDR Gold Trust, der weltweit größte Gold-ETF, für gestern erstmals seit Monatsbeginn wieder Abflüsse von 2,4 Tonnen. Die Platin- und Palladium-ETFs verzeichneten dagegen gestern Zuflüsse von 26 Tsd. bzw. 52 Tsd. Unzen - in beiden Fällen ist dies auf südafrikanische ETFs zurückzuführen.
Die Platinproduzenten in Südafrika versuchen weiterhin, den Streik unter Umgehung der Gewerkschaftsführung von AMCU zu beenden. Lonmin, der weltweit drittgrößte Platinproduzent, plant offenbar, Ende des Monats seine Minen wieder in Betrieb zu nehmen. Das Unternehmen will dafür zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um die Sicherheit der rückkehrwilligen Arbeiter zu gewährleisten. Für den Fall, dass die Produzenten ihr Vorhaben weiter verfolgen und sich direkt an die Arbeiter wenden, hat AMCU eine neue Eskalationsstufe angekündigt.
Industriemetalle
Verhaltene Konjunkturdaten in China - die Industrieproduktion und die Investitionen in Sachanlagen legten im April schwächer zu als erwartet - bremsen heute Morgen den Aufwind der Metallpreise. Hoffnungen auf konjunkturstimulierende Maßnahmen der chinesischen Regierung und Zentralbank hatten vor allem gestern den Industriemetallen merklichen Auftrieb gegeben.
Der LME-Industriemetallindex erreichte daraufhin mit 3.153 Punkten den höchsten Stand seit fast vier Monaten. Wegen der niedrigen Inflationsrate, welche im April nur bei 1,8% lag, besteht für die Regierung und Zentralbank in China Spielraum für Konjunkturmaßnahmen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es in absehbarer Zeit dazu kommen wird, denn dafür waren die Daten bislang nicht schwach genug.
Wie die LME gestern auf ihrer Internetseite veröffentlichte, erreichte die Wartezeit zur Auslieferung von Aluminium aus LME-Lagerhäusern in der holländischen Hafenstadt Vlissingen im April 748 Tage (107 Wochen). In Vlissingen liegen die weltweit größten LME-Aluminiumvorräte. In Detroit mussten Konsumenten 683 Tage (98 Wochen) auf das Leichtmetall warten. Dies zeigt die Notwendigkeit, dass das LME-Lagerhaltungssystem in seiner jetzigen Form reformiert werden muss. Ende März hatte die LME allerdings in ihren Bemühungen diesbezüglich vor Gericht einen Rückschlag erlitten, so dass sich am jetzigen System in absehbarer Zeit wohl nichts ändern wird.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 4-Wochentief von 90,5 US-Cents je Pfund gefallen. Die Saison 2014/15 soll nach Erwartung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA am globalen Baumwollmarkt den vierten Überschuss in Folge bringen. Er soll allerdings nur noch halb so hoch wie im laufenden Erntejahr ausfallen und weniger als eine Mio. Tonnen betragen. Die bereits stark gestiegenen internationalen Bestände, von denen allerdings über 60% in China lagern, dürften daher weiter anwachsen.
Durch Produktionsrückgänge in China und Indien, den größten Produzenten, soll die globale Ernte 2014/15 aber geringer ausfallen als 2013/14. Für die USA prognostiziert das USDA dagegen ein deutliches Plus, welches mit 12% allerdings nur noch gerade halb so hoch ausfallen soll wie auf der Outlook-Konferenz des USDA im Februar erwartet wurde. Damals war vor allem die zur Ernte kommende Fläche deutlich höher angenommen worden als in der aktuellen Prognose, in der der Anteil aufgegebener Fläche mit 24% so hoch angesetzt wird wie in den beiden Vorjahren.
Dies ist zwar weniger als der Rekord im Dürrejahr 2011, aber deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Grund dafür ist die Trockenheit im Südwesten der USA. Nach Einschätzung des USDA werden die chinesischen Baumwollimporte mit 1,8 Mio. Tonnen fast eine Million Tonnen unter dem Vorjahr bleiben, weil politisch eine stärkere Verwendung bereits im Land befindlicher Baumwolle gewünscht ist.