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Wochenanalyse 12. KW

20.03.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Die Edelmetallmärkte legten diese Woche (15.3. bis 19.3.2004) auf breiter Front zu. Und das, obwohl der amerikanische Dollar gut behauptet tendierte. Dagegen verloren die Aktienbörsen weiter an Boden. Wird dieser Trend auch künftig anhalten, oder handelt es sich hierbei um eine vorübergehende Erscheinung?


Rückblick

Die Volatilität am Goldmarkt hat wieder zugenommen. Handelstage mit einer Schwankungsbreite von mehr als fünf US-Dollar waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Schwankungsbreite betrug insgesamt 15 US-Dollar oder rund vier Prozent pro Feinunze. Positiv ist, dass das Gold zum Handelsschluss nahe der Wochenhochs notierte. Die Aktivität unserer Kunden hat wieder deutlich zugenommen. Von Seiten der Privatkunden erreichten uns fast ausschließlich Kaufaufträge. Gesucht waren Goldmünzen eine Unze Krügerrand, Philharmoniker und Maple Leaf sowie Goldbarren mit einem Gewicht von 50 Gramm, 100 Gramm und 1000 Gramm. Institutionelle Kunden waren dagegen eher auf der Abgabeseite zu finden. Hier wurden schlichtweg Gewinne realisiert. Insgesamt betrug das Verhältnis von Käufen zu Verkäufen knapp drei zu eins. Aus vielen Beratungsgesprächen mit Kunden lässt sich die Sorge um die maroden sozialen Sicherungssysteme und die enorme Verschuldung vieler Staaten heraushören. Die Menschen suchen nach alternativen Anlageformen. Der Trend „Sicherheit vor Performance“ verstärkt sich zusehens. Wir können diesen Anlegern nur Recht geben. Gold gehört seit jeher in ein breit aufgestelltes Portfolio. Der Anteil sollte angesichts der globalen Unsicherheiten auf mindestens zehn Prozent aufgestockt werden.

In Südafrika, dem weltweit drittgrößten Goldproduzenten, kann es in Kürze zu einem landesweiten Streik der rund 300.000 organisierten Minenarbeiter kommen. Die Gewerkschaft befürchtet eine massive Entlassungswelle. Nach einem Jahr stark sinkender Profite denken viele Gesellschaften über Kosteneinsparungspotentiale nach. Hauptgrund für das schlechte Abschneiden war die Stärke des südafrikanischen Rand gegenüber dem US-Dollar. Allein in den vergangenen zwölf Monaten verlor der Dollar gegen den Rand rund 25 Prozent seines Wertes. Die Gewinnmargen vieler Minen schrumpften daher dramatisch, denn während die Kosten in Rand auflaufen, werden die Erlöse in Dollar generiert.

Auf der Nachfrageseite gibt es eine erfreuliche Nachricht. Die Ernten des weltweit bedeutendsten Goldkonsumenten Indien sind in diesem Jahr sehr gut ausgefallen. Da der Golderwerb gerade bei der ländlichen Bevölkerung eine große Rolle spielt, ist trotz des höheren Goldkurses mit einer stabilen physischen Nachfrage zu rechnen.

Am Donnerstag wurden der amerikanischen Produzentenpreisindex für den Januar veröffentlicht. Die Steigerung um 0,6% überraschte viele Marktteilnehmer, die eher mit einer moderaten Steigerung gerechnet hatten. Fakt ist: Das Zwillingsdefizit der USA gerät langsam außer Kontrolle (derzeit rund 9% des Bruttoinlandsprodukt), die Rohstoffpreise ziehen in manchen Bereichen dramatisch an (Kupfer, Nickel, Aluminium, Öl, Gas) und dennoch verharren die Zinsen auf 50-Jahrestiefs. Hier lauert eine große Gefahr, denn Amerika könnte seine Defizite bei einem Zinsniveau von sagen wir sechs bis acht Prozent kaum finanzieren. Wir rechnen auch in den kommenden Monaten nicht mit einer markanten Entspannung bei den Rohstoffen. Das Wort „Inflation“ sollte in der Berichterstattung wieder an Bedeutung gewinnen.


Ausblick

Die spekulativen Kräfte haben die Rohstoffmärkte wieder entdeckt. Nachdem an vielen Aktienbörsen langsam die Realität wieder Einzug nimmt, suchen sich die gewaltigen Kapitalströme der Fonds neue Ziele. Natürlich ist China mit seiner rasant wachsenden Wirtschaft ein bedeutender Abnehmer von Rohstoffen aller Art, Kursbewegungen von 100 Prozent und mehr binnen weniger Wochen sind jedoch nicht gerechtfertigt. Die Ausschläge am Goldmarkt sind dagegen noch recht moderat, können sich aber jederzeit dramatisch verändern. Eine kurzfristige Einschätzung ist daher äußerst schwierig. Kunden, die unserer Kaufempfehlung bei 10.500 Euro pro Kilogramm gefolgt sind, haben derzeit keinen Handlungsbedarf. Anleger, die noch kein Gold besitzen, sollten sich auf dem heutigen Preisniveau zumindest ein Drittel des geplanten Anlagevolumens kaufen. Die Devise lautet nach wie vor: "Buy the dips".


Charttechnik

Die Widerstandlinie bei 405 US$ pro Feinunze wurde nach mehreren Anläufen nachhaltig durchbrochen. In unseren Tageskommentaren haben wir darauf hingewiesen, dass nun eine Bewegung bis 415 US$ nur eine Frage der Zeit ist. Die neue Handelsspanne ist also zwischen 405 US$ und 415 US$ klar definiert. Sollte ein Ausbruch über 415 US$ gelingen, erwarten wir neue Jahreshochs. Kurse von 450 US$ und mehr würden uns in diesem Fall nicht überraschen. Besonders erfreulich ist die gute Performance des Goldpreises gegen Euro. Auf den langfristigen Charts ist eine gewaltige inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation zu erkennen. Kurse über 11.200 Euro pro Kilogramm würden ein bedeutendes Anstiegspotential generieren.



Silber

               

Unsere Prognose einer Korrektur am Silbermarkt hat sich (noch) als falsch erwiesen. Am Freitag wurden wir mit 7,51 US$ pro Feinunze ausgestoppt. Das Wochenhoch lag bei 7,63 US$. Der freundliche New Yorker Handelsschluss mahnt uns nun zur Vorsicht. Charttechnisch ist der Aufwärtstrend ganz klar intakt. Die nächste bedeutende Widerstandslinie befindet sich bei 7,90 US$. Unsere Kunden griffen auch diese Woche wieder beherzt zu. Der physische Markt mit Silbermünzen eine Unze (Maple Leaf, Kookaburra, American Eagle) ist wie "leergefegt". Derzeit sind nur noch die teuren Ausgaben der neueren Jahrgänge zu bekommen. Das haben wir in den vergangenen Jahren so noch nicht erlebt. Die Versorgungslage mit Silberbarren 1000 Gramm und 5000 Gramm ist aber nach wie vor intakt. Die Positionen an der New Yorker Comex nehmen derweil immer groteskere Ausmaße an. Die Longpositionen der Spekulanten betrugen in der Vorwoche rund 572 Millionen Unzen. Das Verhältnis zu den spekulativen Shortpositionen betrug 6,8 zu 1. Eine derartige Relation haben wir in den vergangenen zwanzig Jahren nie gesehen. Die kommerziellen Marktteinehmer haben eine Shortposition in Höhe von rund 556 Millionen Unzen aufgebaut. Dies widerspricht der These einer weltweit starken physischen Nachrage. Eines lässt sich aus diesen Zahlen jedoch klar ableiten. Egal ob bei 8 US$, 10 US$ oder 12 US$ pro Feinunze. Es kann jederzeit zu einem vorübergehenden Kollaps der Preise kommen. Seien Sie auf jeden Fall auf diesen Fall vorbereitet.



Platin und Palladium

Der Handel in Platin und Palladium verlief im Vergleich zu den anderen Metallen eher ruhig. Dabei war die physische Nachfrage nach Palladium doch bemerkenswert. Unsere Bestände beschränken sich nunmehr auf einige wenige Palladiumbarren in der Gewichtseinheit 50 Gramm. Sollte Palladium wieder auf ein Niveau unter 260 US$ pro Feinunze fallen, werden wir unsere Bestände aufstocken. Bei Platin bleiben wir nach wie vor sehr passiv. Preise über 1000 US$ sind für uns klare Verkaufskurse. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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